Testberichte

Huawei P20 Pro – ausdauernder Kamera-König

Zum Huawei P20 Pro und gerade dessen Kamera haben wir schon mehrfach berichtet. Doch wie schlägt sich das Gerät nun im Alltag? Das erfahrt ihr im ausführlichen Test.

Einen ersten Eindruck hatte ich euch schon direkt nach dem Besuch des Launch Events zusammengefasst, wer ihn verpasst hat – hier geht’s lang.

Viel geändert hat sich nach diesem ersten Eindruck nicht, aber viele Punkte lassen sich nun weit besser beurteilen, als nach nicht einmal 24 Stunden mit dem P20 Pro. Mittlerweile sind außerdem auch einige Updates ins Land gezogen und ein paar Kritikpunkte vom Anfang wurden behoben.

Da ich mich über Optik und Haptik schon im ersten Eindruck ausgelassen habe nur so viel: Auch nach mehreren Wochen liegt es noch gut in der Hand und die Verarbeitung ist immer noch top. Trotz Glas auf der Front und Rückseite hat es sogar einen unbeabsichtigten Sturz auf einen Granitboden weggesteckt. Das Glas zeigte sich unbeeindruckt, nur der Aluminiumrahmen hat nun eine unschöne Kante mehr. Was aber unschön ist: wer sein Smartphone wie ich komplett ohne Hülle nutzt, wird recht schnell feststellen, dass die Rückseite zu Kratzern neigt. Nicht schlimm und nicht gravierend, aber man sieht sie halt.

Display

Weiter im Takt, schauen wir uns das Display genauer an. Im verregneten Paris war es problemlos ablesbar, mittlerweile ist aber sogar in Berlin der Sommer angekommen und mit ihm hin und wieder auch die Sonne. Das ist auch der einzige wirkliche Negativpunkt am Display des P20 Pro: Es ist selbst bei maximaler Helligkeit zu dunkel. Zwar erkennt man die Inhalte noch irgendwie, aber es ist schon anstrengend bei direkter Sonneneinstrahlung einen Text zu lesen. Bei maximaler Helligkeit wirken Farben und Kontraste auch teilweise sehr extrem, da das Display in einen Modus für extra hohen Kontrast wechselt um die Lesbarkeit zu erhöhen. Ein gerade aufgenommenes Foto damit zu beurteilen ist dann kaum möglich, ohne die Helligkeit herunter zu regeln.

Davon ab bietet das Display angenehm große Blickwinkel, eine nicht zu übertriebene Farbdarstellung und es ist schlichtweg super scharf – trotz der vermeintlich geringen Auflösung von „nur“ 2160×1080 Pixeln.

Dann ist da noch die Notch. Ein Streitthema, seit Apple sie mit dem iPhone X salonfähig machte. Mittlerweile setzen fast alle Hersteller darauf, so auch das P20 Pro. Ich war anfangs auch kein Fan davon, allerdings: Mittlerweile nehme ich sie kaum noch wahr. Man gewöhnt sich einfach daran. Einzig das ständige verrutschen der Icons im Notification Bereich kann nerven, weil einfach nicht genug Platz ist und Icons rechts der Notch dann plötzlich nach links rutschen. Wirklich schön ist sie also nicht, letztendlich stört sie im Alltag aber auch nicht.

Hier und da haben einzelne Apps auch noch Probleme mit den Rundungen in den Ecken. Dadurch entstehen Darstellungsfehler die zwar sichtbar sind, aber nicht wirklich stören. Ursache dafür ist auch nicht das Display des P20 Pro an sich, sondern es besteht auch bei anderen Geräten und ist wahrscheinlich auf eine nicht optimale Anpassung seitens Android zurück zu führen.

Da mir die Frage, oder besser die Theorie, schon öfter begegnete: Laut einzelner Aussagen soll das Display auch bei manueller Helligkeit abdunkeln bzw. dimmen, wenn primär weiße Inhalte angezeigt werden. Das ist mir so nicht aufgefallen und auch ein Test mit einem Luminance-Meter ergibt hier kein Dimming oder ähnliches. Bei maximaler Helligkeit und einer komplett weißen Seite (Google Chrome, About:Blank aufgerufen) blieb die Helligkeit kontinuierlich bei 375 cd/m². Mal davon ab, dass der Wert nicht besonders hoch ist, ist also alles soweit normal.

Leistung

Die Performance ist immer ein wichtiger Punkt und darf damit natürlich nicht fehlen. Kurzum: Im Alltag läuft alles flüssig und es gibt keine Ruckler oder Hänger. Apps starten schnell, die Navigation ist flüssig, auch bei Spielen konnte ich keine Probleme feststellen – selbst das grafisch recht anspruchsvolle Defense Zone 3 Ultra läuft in hohen Einstellungen auch bei größeren Schlachten flüssig.

Nutzt man es wirklich stark über einen längeren Zeitraum wird die Rückseite spürbar wärmer, bei Durchführung der Banchmark-Test wurde es sogar regelrecht heiß. Beim Zocken allerdings bewegte sich die Temperatur immer im Rahmen und es wurde auch nach längeren Sessions nicht unangenehm warm.

Für die Benchmark-Fetischisten aber natürlich auch die Benchmarks dazu:





Im Vergleich mit den anderen Flaggschiffen bekleckert sich das P20 Pro nicht so richtig mit Ruhm. Am Ende ist die Bedienung aber flüssig und ohne auffällige Wartezeiten, was ja das Wichtigste ist.




Kamera

Wohl DAS Argument, wenn man sich überlegt ein P20 Pro zu kaufen, ist die Kamera. Im DxOMark hat sie neue Bestwerte aufgestellt, zumindest was Fotos angeht. Aber auch die umfangreichen Funktionen und vor allem die nur wenigen Limitierungen der Kamera App machen die Kamera sehr interessant. Auf der Hardware Seite arbeiten drei Sensoren im Verbund, um möglichst viele Details einzufangen. Der 40 Megapixel Hauptsensor leistet dabei die Hauptarbeit, während ein 20 Megapixel Schwarz-Weiß-Sensor zusätzlichen Kontrast und Details einfügt, gerade bei schlechten Lichtverhältnissen sinnvoll. Der dritte 8 Megapixel Sensor verfügt über eine Tele-Optik mit 3x optischem „Zoom“ – die Brennweite ist also drei Mal so lang, wie die Optik des Hauptsensors.

Das Setup funktioniert am Ende noch ein wenig komplexer, als einfach nur 40 Megapixel via Pixelbinning auf 10 Megapixel (Voreinstellung) zu reduzieren, sondern Huawei nutzt einen etwas anderen Ansatz. Anstelle eines herkömmlichen Bayer Filters, der für die Farben im Bild zuständig ist, setzt man beim P20 Pro auf einen Quad Bayer Filter. Dadurch kann der Sensor parallel zwei Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten machen, sodass automatisch ein HDR-Bild erzeugt wird. Wer das ganze etwas ausführlicher erklärt haben will, bei gsmarena gibt es einen detaillierten Artikel dazu, wie genau die Kamera funktioniert.

Belässt man die Einstellung auf 10 Megapixel passiert also sehr viel im Hintergrund: Zum einen wird immer ein HDR Bild erstellt, ohne dass man es wahrnimmt, zum anderen wird ein drittes Bild über den monochromen Sensor aufgenommen und mit einberechnet.







Das Ergebnis sind sehr gute Aufnahmen mit einem für ein Smartphone unglaublich hohen Dynamikumfang. Selbst in schwierigen Lichtverhältnissen wie Gegenlicht, Dämmerung oder bei Nacht kann die Kamera nahezu immer überzeugen. Die Fotos sind gerade bei Kunstlicht sehr natürlich und bilden das vorhandene Licht sehr genau ab. Wo andere Smartphones das Umgebungslicht deutlich aufhellen bleibt das Licht beim P20 Pro natürlich und nah an den tatsächlichen Gegebenheiten. Einen Vergleich mit dem Galaxy S9+, iPhone 8+ und dem Huawei P10 hatten wir ja bereits gepostet:

Eine Schwäche der Kamera ist allerdings die „Master AI“ getaufte Funktion, die die Bildeinstellungen automatisch mittels AI festlegt. Dafür ermittelt die Master AI die Szene und schaltet in den entsprechenden vorgefertigten Modus. Das kann mal passen, mal aber auch nicht. Gerade der „Grün“ Modus – also wenn beispielsweise eine Wiese oder viele Bäume im Bild sind – resultiert oft in stark übersättigtem Grün. Das Grün tut dann fast schon im Auge weh. Mag dem einen oder anderen gefallen, mir allerdings nicht. Generell passt der gewählte Modus nicht immer, auch wenn er richtig von der AI gewählt wurde. Ein Beispiel ist das fast schon typische Urlaubsfoto vor diversen Sehenswürdigkeiten. Hier schaltet die AI oft in den Portrait-Modus und am Ende erkennt man dann kaum noch, was das im Hintergrund überhaupt ist.

Auch mit deaktivierter Master AI neigt die Kamera Software hin und wieder zum Übertreiben bei den Farben. Hierzu gab es allerdings gerade ein Update und offenbar wurde dieses Verhalten damit behoben – die Fotos wirken jedenfalls ohne Master AI nun deutlich natürlicher. Wie immer ist das Geschmackssache, ich bevorzuge natürliche Aufnahmen, nachträglich bearbeiten kann ich die Farben dann ja immer noch.




Bei den Funktionen ist die Huawei Kamera App allerdings vielen anderen deutlich voraus. So sind Langzeitbelichtungen im Pro Modus mit bis zu 30 Sekunden möglich, während andere maximal 4 Sekunden oder sogar noch weniger bieten. Wenn sie denn überhaupt einen komplett manuellen Modus an Bord haben.

Außerdem lassen sich noch viele Modi, die auch die AI auswählen würde, manuell ansteuern. So zum Beispiel der Portrait-Modus und der Nachtmodus oder auch der „Große Blende“ getaufte Modus. Ersterer macht genau was er sagt – er sorgt für Tiefenunschärfe bei Portraits um die Person/en mehr hervorzuheben. Letzterer macht das Gleiche, allerdings lässt sich hier die Intensität anhand einer virtuellen Blende selbst wählen und es ist egal, um was für ein Objekt es sich handelt.


Der Nachtmodus hingegen hat ziemlich viel Aufmerksamkeit bekommen – und das auch zu Recht. Im Nachtmodus treibt das P20 Pro die Foto-„Magie“ auf die Spitze, indem man hiermit auch nachts noch sehr gute Aufnahmen hinbekommt. Ganz ohne Stativ. Im Marketing-Material steht, dass Langzeitbelichtungen bis 6 Sekunden aus der Hand möglich sind, um die Ergebnisse nachts zu ermöglichen. Das ist so allerdings nicht ganz richtig, denn wie im Automatik-Modus macht das P20 Pro im Nachtmodus mehrere Fotos, um dann aus den gesammelten Informationen eine Aufnahme zu fertigen. Je nach vorhandenem Licht kann dieser Prozess bis zu 6 Sekunden dauern, da einfach viele Aufnahmen angefertigt werden müssen.

 

Hier kommt die extrem hohe ISO zum Einsatz, denn der Sensor des P20 Pro erreicht eine ISO von bis zu 102.400 – für ein Smartphone ein extrem hoher Wert, andere Geräte machen bei maximal 12560 Schluss, die meisten schaffen sogar noch weniger. Normal kommt es bei höherer ISO, also einer höheren Lichtempfindlichkeit des Sensors, zu starkem Rauschen, weil der Sensor in vielen Fällen die nötigen Informationen einfach „errät“, wenn er keine eindeutige Information einfängt. So kommt es dann beispielsweise zu roten Pixeln, obwohl es dort eigentlich schwarz ist, auch Farbrauschen genannt.

Ausgleichen kann die Software das nun über die weiteren Aufnahmen, die angefertigt werden. Da die „erratenen Pixel“ immer an einer anderen Stelle sitzen können sie durch das Aufeinanderlegen der Fotos erkannt und ausgeglichen werden. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, in den meisten Fällen kommt ein sehr natürlich belichtetes und detailreiches Bild mit geringem Rauschen heraus. Was die Huawei Software hier leistet ist wirklich beachtlich, denn auch das übliche Verwackeln, das eben entsteht, wenn man das Smartphone 6 Sekunden lang vor sich hält, interessiert die Software nur wenig. Die Kombination aus OIS und „AIS“ (Stabilisierung durch AI) schafft es, dass die Bilder scharf bleiben und nicht wie man meinen sollte verwackeln. Am Tag eignet sich der Modus allerdings auch als ultimativer HDR-Modus. Wenn man die Zeit dafür hat.

Dann ist da noch der „Zoom“. 3-Fach ist über den 8 Megapixel Sensor mit längerer Brennweite möglich, darüber hinaus kommt dann ein Hybrid-Zoom zum Einsatz, der auf mehrere Sensoren parallel zugreift. Das funktioniert gut und die Ergebnisse sind angenehm scharf und die Stabilisierung sorgt dafür, dass das Bild trotz der hohen Zoom-Stufe nicht verwackelt. Der 3-Fach Zoom ist nahezu verlustfrei möglich, bei 5x muss man dann schon leichte Abstriche in der Schärfe hinnehmen – für ein Smartphone ist das Ergebnis allerdings herausragend. Auch das hatten wir im Kamera-Vergleich bereits festgestellt.







Einziger kleiner Minuspunkt: Schaltet man durch die verschiedenen Zoom-Stufen, benötigt die Kombination aus OIS und AIS immer ein paar Sekunden, bis sie sich gefangen haben. In der Zeit ist das Bild sehr unruhig und springt teils wild herum. Zeitkritische Aufnahmen sind damit also eher schwierig, aber alles was nicht binnen einer Sekunde wegläuft bekommt man dann schön nah „herangeholt“.

Etwas schade finde ich, dass Huawei in der überarbeiteten Kamera App den einfachen Zugriff auf den Pro-Modus gestrichen hat. Brauchte man zuvor nur mit dem Daumen einmal in das Bild wischen um ihn zu öffnen, muss man nun einen Menüpunkt antippen oder durch die Modi wischen. Dauert etwas länger, aber man kann es wohl verschmerzen.

Die weiteren Modi wie Panorama, HDR (warum auch immer), Portrait oder Leuchtspuren sind natürlich auch weiterhin an Bord und die funktionieren wie gewohnt. Der HDR Modus ist also weiterhin überflüssig, weil er kaum einen Unterschied macht und der Portrait-Modus schaltet weiterhin immer wieder den „Beauty“-Modus an, durch den die Fotografierten am Ende aussehen wie Wachsfiguren. Hier wäre es schön, wenn die App sich die letzte Einstellung merken würde, statt sie jedes Mal zurückzusetzen.

Alles in Allem liefert die Kamera richtig gut ab. Hier und da greift der Weißabgleich mal daneben oder die Farben sind ein wenig übertrieben, aber irgendwas ist ja immer. Letztendlich macht sie wirklich Spaß und die Ergebnisse am Ende umso mehr. Wenn man noch ein wenig Zeit investiert, kann man aus den Bildern auch noch einiges herausholen. Gerade der hohe Dynamikumfang ermöglicht eine recht umfangreiche Bearbeitung der Fotos im Nachhinein.


Natürlich greift die Automatik auch hier und da mal daneben, wie diese Beispiele eindrucksvoll beweisen. Ich habe keine Ahnung, was die Kamera-Software hier vorhatte, gelungen ist es jedenfalls nicht.




Bei den Videos sieht die Sache dann ein wenig anders aus. Videos waren bislang noch nie die Paradedisziplin von Huawei und auch mit dem P20 Pro wird sich das wohl erstmal nicht ändern. Videos sind in FullHD mit bis zu 60 FPS möglich, in 720p sind es dann bis zu 240 FPS. In 4K nimmt das P20 Pro nur 30 FPS auf, während bei der Konkurrenz 60 FPS möglich sind. Darüber hinaus bietet es noch den Ultra-Slow-Motion Modus mit 960 FPS, die allerdings nur interpoliert werden.

In FullHD sind die Videos gut, die Stabilisierung ist sehr gut – nach dem Totalausfall im Mate 10 Pro war diese Verbesserung aber auch bitter nötig. Ansonsten liefert es nicht mehr als durchschnittliche Qualität. Der Ultra-Slow-Modus ist eine nette Spielerei, den richtigen Moment zu finden allerdings nahezu unmöglich. Die Aufnahme dauert lediglich 1,3 Sekunden, sodass es kaum möglich ist, genau die 0,3 Sekunden für die Slow Motion zu erwischen. Die Bewegungserkennung von Samsungs Slow Motion Modus im S9 ist hier deutlich besser gelöst. Ansonsten sehe ich ehrlich wenig Nutzen in diesen 960 FPS Aufnahmen, außer eben für einen kurzen Wow-Effekt, der bei genauerem Hinsehen dann allerdings auch schnell verblasst – durch die Interpolation mischen sich viele Artefakte und Bildfehler in das Video, was den Spaß dann noch ein wenig mehr trübt.

Ist Video also euer primäres Einsatzgebiet für ein Smartphone, solltet ihr euch vielleicht anderswo umsehen.

Software

Huawei setzt beim P20 Pro auf Android 8.1 in Kombination mit EMUI 8.1. Googles Project Treble ist mit an Bord, was schnelle Updates verspricht. Aus Sicht der Sicherheitsupdates gibt es Moment auch wenig zu bemängeln – wobei noch schneller natürlich immer besser wäre. Aktuell (Ende Juni) befindet sich das P20 Pro auf dem Stand von Mai.

Zu Android selbst muss ich wohl wenig sagen, die meisten dürften es mittlerweile kennen. Interessanter sind da schon die Änderungen seitens Huawei. Standardmäßig erinnert die ganze Oberfläche nämlich doch recht stark an Apples iOS, was mich nicht wirklich überzeugt. Auch hat Huawei es leider noch nicht geschafft, das Einstellungsmenü aufzuräumen und übersichtlicher zu strukturieren. Meist muss man also die Suchfunktion bemühen, wobei selbst dann einige Einstellungen nicht auffindbar sind, weil die Namen einfach sehr unglücklich gewählt sind. Das Problem hatte auch das Mate 10 Pro bereits. Es ist zwar ein wenig besser geworden, von optimal ist es aber weiterhin ein ganzes Stück entfernt.








Zudem setzt Huawei in vielen Fällen auf hauseigene Apps anstelle der Google Apps. Beispiele sind hier die eigene Galerie App oder auch die Huawei Mail App – wobei GMail und Google Fotos aber ebenfalls installiert sind. Hier hat man also die Wahl. Daneben ist noch jede Menge Bloatware installiert, einiges davon lässt sich auch nicht deinstallieren wie die fest integrierten Facebook Dienste oder auch diverse Spiele.

Über die Software bietet Huawei außerdem die Option, die Navigation nach den eigenen Vorstellungen anzupassen. Wahlweise kann man hier die gewohnten virtuellen Navigationstasten aktivieren, den Fingerprint-Reader wie schon beim P10 zur kompletten Navigation nutzen, oder eine virtuelle Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand einblenden lassen. Ich habe es bislang bei den „herkömmlichen“ virtuellen Tasten belassen.

Optisch lässt sich das System über diverse Themes anpassen, diese lassen sich auch selbst erstellen. Habe ich bisher nie genutzt, aber wer auf derartige Personalisierung steht findet über den Theme Browser sicher etwas Passendes.

Dann sind da aber noch so ein paar Kleinigkeiten in der Software, die wirklich nervig werden können. Zum einen kommt es immer noch vor, dass Widgets auf dem Homescreen einfach einfrieren. Bei manchen Widgets hilft es dann schon, die dahinter liegende App zu öffnen, bei anderen nicht. Event Flow, mein bevorzugtes Kalender-Widget, ist so ein Kandidat, der regelmäßig einfriert und dann bis zum nächsten Reboot uralte Termine anzeigt – oder einfach gar keine. Gleiches Verhalten zeigen auch andere Widgets, während sie auf anderen Smartphones problemlos funktionieren. Auch das Mate 10 Pro hatte diesen Bug bereits. Allerdings: Seit dem letzten Update ist der Fehler bislang nicht mehr aufgetreten. Hoffentlich bleibt es auch dabei.

Auch bei manchen Apps kommt es dazu, dass sie einfach abgeschossen werden, wenn sie im Hintergrund laufen. Mir ist es bislang nicht passiert, dennoch höre ich häufig von Problemen mit diversen Podcast Apps, die nicht korrekt im Hintergrund weiterlaufen. Die Ursache dürfte die gleiche sein, wie bei den einfrierenden Widgets: Das teils sehr restriktive Akku-Management von Huawei. Huawei weiß bereits von der Problematik und dürfte an einer Lösung arbeiten.

Dann ist da noch die Demenz, dass es einige Einstellungen bei einem Neustart einfach auf den Standard zurücksetzt. Die Master AI der Kamera ist da so ein Kandidat, ebenso wie die automatische Display-Helligkeit, die sich beide immer wieder von selbst aktivieren, egal wie oft man sie deaktiviert.

Immerhin: Das uralte Problem, dass Benachrichtigungen nicht ankommen, ist auch weiterhin nicht zurückgekehrt. Hier kommen ja häufiger Kommentare, dass dies immer noch der Fall wäre, aber im Test konnte ich das Verhalten nicht feststellen, auch von anderen P20 Pro Nutzern habe ich nichts dergleichen gehört.

Akku

Für mich ein sehr kritischer Punkt, denn gerade wenn man ein Smartphone stark beansprucht ist am Ende des Akkus oft noch zu viel Tag übrig. Das P20 Pro allerdings lebt hier in einer ganz anderen Dimension. Schon im Mate 10 Pro hat der Akku sehr lange gehalten – das P20 Pro kann das aber locker toppen.

Im Schnitt bleiben mir nach einem typischen Arbeitstag noch etwa 40 bis 50 Prozent Restakku übrig. Auch lange Tage auf Events oder im Urlaub mit vielen Fotos und häufiger Nutzung von Google Maps übersteht das P20 Pro mühelos. „Missbraucht“ man es als Fahrrad-Tracker mit durchgehend aktivem Display, GPS und Beacon, der regelmäßig die Position, Geschwindigkeit, usw. hochlädt, verbrät man pro Stunde weniger als 10% Akku. Dabei war es in meinem Fall zusätzlich via Bluetooth mit einem Headset und Pulsmesser verbunden, während die Musik live via Spotify über das LTE Netz gestreamt wurde. All das hätte noch vor wenigen Jahren den Akku binnen einer Stunde geleert.



Kurzum: Der Akku kann definitiv was und das aggressive Akkumanagement von EMUI sorgt zwar hier und da für Probleme, verlängert die Laufzeit aber ordentlich. Bis zu 7,5 Stunden Display-On-Zeit habe ich mit dem P20 Pro erreichen können, über den ganzen Tag verteilt. Spielt man das eine oder andere Spiel, verringert sich die Laufzeit aber natürlich entsprechend.

Audio

Auch der Ton darf nicht fehlen. Auf einen Klinkenanschluss hat Huawei verzichtet, dennoch verbaut man einen 32bit Quad-DAC. Als Lautsprecher kommt das bekannte Hybrid-Setup zum Einsatz, bei dem die Hörmuschel für hohe und der Haupt-Lautsprecher an der Unterkante für die Tiefen und Mitten zuständig ist.

Die Lautsprecher reichen auch aus, um hin und wieder darüber Musik zu hören oder auch mal eine Serie oder einen Film zu gucken. Klar, wie immer fehlt etwas Bass und die jedes Mal aufs neue angekündigten 3D Surround Effekte verlieren sich im Raum, aber gemessen an der Größe der Lautsprecher ist das Ergebnis OK. Dreht man voll auf, kommt es zum Übersteuern der Höhen und die Audio Qualität leidet entsprechend.

Über Kopfhörer ist es schon schwerer zu beurteilen, da mittlerweile ja sehr viele Faktoren hinzukommen. In der Regel wird man wohl Bluetooth nutzen, schließlich bietet das Huawei P20 Pro hierfür sogar Aptx HD Unterstützung. Die Soundqualität hängt dann aber maßgeblich von den verwendeten Kopfhörern und nicht vom P20 Pro ab.

Kabelgebundene Kopfhörer leiden hörbar unter der Adaptierung von USB C auf Klinke. Entweder kommt ein winziger DAC im Kabel zum Einsatz der sich maximal für anspruchslose In-Ears eignet, oder man nutzt einen analogen Adapter, um den verbauten Quad DAC zu nutzen. In dem Fall ist der Klang OK, allerdings kommt er etwas flach daher. Eine wirkliche Bühne entfaltet sich nicht und auch Räumlichkeit existiert nur auf dem Papier. Audiophile Nutzer sollten sich also nicht von dem „32bit Quad DAC“ verführen lassen. Allerdings ist das auch schon Meckern auf hohem Niveau, das P20 Pro braucht sich nicht vor der versammelten Konkurrenz zu verstecken, bislang hatte ich kein Smartphone in der Hand, das deutlich besser war. abgesehen vom HTC U12+, das auch mit Adapter ziemlich gut klingt.

Fazit

Das Huawei P20 Pro ist für Huawei der angekündigte große Wurf. Die Kamera ist beeindruckend und kleine Fehler verzeiht man ihr beim Betrachten der Bilder ziemlich schnell. Wer mehr machen will, als nur auf den Auslöser zu drücken, ist durch den umfangreichen Pro-Modus auch an der richtigen Stelle – kein Smartphone bietet vergleichbare Möglichkeiten.

Dazu kommt der extrem ausdauernde Akku, der selbst wirkliche Hardcore-Nutzer über den Tag bringen sollte. Die Verarbeitung ist wie gewohnt sehr gut und auch optisch weiß es zu gefallen. Wobei das ja auch immer Geschmackssache ist. Und ich immer noch gerne ein Twilight Gerät hätte.

Auf der Negativseite steht einmal das zu dunkle Display, das bei direktem Sonnenlicht nur noch gerade so lesbar ist. Dazu kommt die aggressive Akkuverwaltung, die bei manchen Apps und Widgets zu Problemen führt. Alle Probleme sind allerdings auf die Software zurück zu führen, sodass einem Update zur Fehlerbehebung nichts im Wege steht.

Torsten Schmitt (Pixelaffe)

Geboren 1976 im schönen Schwetzingen und nicht weggekommen. Ich habe somit den Aufstieg des Internet miterlebt und beruflich auch vorangetrieben. Hier schreibe ich über all die Technologien die mir auf meiner Reise durch das "Neuland" auffallen. Wenn ihr mir was für einen Kaffee oder neue Gadgets zukommen lassen wollt, könnt ihr das gerne über www.paypal.me/pixelaffe tun

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