Fantastisch oder fragwürdig mies? Marvel nutzt mit „Fantastic Four: First Steps“ die vielleicht letzte Chance das Quadrell rund um die erste Superhelden-Truppe überhaupt in das immense Konstrukt ihres Cinematic Universe zu ziehen. Im Schlepptau stechen Namen wie Vanessa Kirby, Ebon Moss-Bachrach, Joseph Quinn und natürlich Pedro Pascal hervor. Ob das futuristische New York der 1960er Jahre mit fliegenden Autos, klobigen Plattenspielern und Retro-Möbeln gleich einen neuen filmischen Stil im Marvel-Universum entfacht oder es nur kalter Kaffee im Diner nebenan ist – lest ihr jetzt in der Filmkritik.
Gar nostalgische Gefühle durchströmen mich als ich an den ersten großen Versuch denke – die unfreiwillige Superhelden-Gruppierung „Fantastic Four“ erstmals auf die Leinwand zu bringen. Damals angestachelt vom überdimensionalen Erfolg der vorangegangenen „Spider-Man“-Filme mit Tobey Maguire erhielten auch andere Figuren aus dem Marvel-Universum ihre Chance zu glänzen. So präsentierte sich Eric Bana als „Unglaublicher Hulk“ 2003 der Weltöffentlichkeit bis 2005 die deutsch-amerikanische Produktion in den weltweiten Kino anlief, die Besetzung mit Jessica Alba und Chris Evans (später Captain America) war keineswegs schlecht aber der schon damals nur mit viel Wohlwollen als unterhaltsam zu benennen. Anders machte es die Sony-eigene Version mit Lizenzierung durch Marvel von 2015. Dort wurde versucht in moderner Weise die Ursprungsgeschichte der „Fantastischen Vier“ zu schildern, düster und im Stile der erfolgreichen jüngeren „X-Men“-Reihe. Dieses kommerzielle Desaster war inszenatorisch wie finanziell ein Offenbarungseid und setzte kommende Filme bzw. Pläne wieder auf Eis. Dann kam alles recht schnell – Disney kaufte Fox und sämtliche Rechte von Fox wie „Deadpool“, „X-Men“ und eben der der F4 hielt Marvel in den Händen – so war der Weg ins MCU definitiv frei.
Marvel belästigt uns nicht einmal mehr mit der Ursprungsgeschichte sondern handelt sie erfreulich schnell in den ersten fünf Minuten ab Start ab. Dr. Reed Richards (Pedro Pascal) flog mit seiner Frau Sue Storm (Vanessa Storm), besten Freund Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) und Schwager Johnny Storm (Joseph Quinn) einst durch das Weltall und wurde kosmischer Strahlung ausgesetzt. Dadurch erhielten alle Vier besondere Fähigkeiten. Entweder biegsam wie Gummi, die Kraft des Lichts nutzend, stark wie ein Felsen oder als menschliche Fackel sagten sie dem Verbrechen dem Kampf an. Als eines Abends eine unbekannte Gestalt in Form des Silver Surfers (Julia Garner) den Untergang der Erde (828) verkündet, werden die Fantastic Four mit „Galaktus“ auf einen unberechenbaren wie gefährlichen Gegner treffen, der eine hohe Forderung stellt. Das muss als Inhalt reichen, da die genaue Storyline von „Fantastic Four: First Steps“ genauso wie der restliche Film ordentlich an Reiz verliert sobald man zu viel weiß.
Was optisch sofort auffällt: Für eine Marvel-Produktion ist man deutlich reduzierter unterwegs als in der Vergangenheit. Regisseur Matt Shakman hält den CGI-Gebrauch innerhalb der ersten Filmhälfte äußerst im Rahmen, das Worldbuildung ist wichtiger. So nehme ich Pascal und Kirby das sich liebende Paar problemlos ab, wenn er gleich zu Anfang des Films nach Aloe Vera-Öl sucht um den Bauch seiner schwangeren Frau einzusalben. In Sachen Sympathie sind auch auch Joseph und Ben zu nennen, die sich gegenseitig zwar frotzeln aber in Momenten bei denen es aufeinander ankommen sich immer gegenseitig vertrauen. Dieser vergleichsweise zurückgeschraubte Anfang tut dem Film gut, da er uns als Publikum diese Gruppe ohne Vorwissen vorstellt. Kevin Feige, Mastermind des MCU, erklärte nach den desaströsen Entwicklungen nach „Avengers: Endgame“ man wolle jetzt wieder mehr Qualität statt Quantität walten lassen, in dem man kein Vorwissen in Form von Dutzenden Serien braucht um den Film zu verstehen. Das ist löblich! Davon ab, sah man beim flotten Release des letzten alten Ballast von „Ironheart“ wie nebensächlich nun Streaming-Serien sind.
Technisch wie inszenatorisch geht man bei „Fantastic Four: First Steps“ zwar andere Wege aber auch auf Nummer Sicher. Heißt: Das Schema Gut gegen Böse wird nicht großartig aufgebohrt sondern recht zielstrebig befolgt. Technisch gibt es neben echt beeindruckenden 3D-Effekten, die sich besonders gut in den bequem-verstellbaren LUX-Sitzen des CinemaxX genießen lassen, auch manche eher mit zugekniffenen Augen über die Leinwand flimmern. Nichtsdestotrotz sind all jene eher fragwürdigen CGI-Effekte immer noch besser als das was Marvel in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ abzog. Musikalisch darf Michael Giacchino wieder einen stimmigen Score abliefern, der in Dialogsequenzen darf feiner Streicherklänge das gewisse Etwas verleihen. Der neue „Fantastic Four“ ist genau der Film auf den Marvel- und Comic-Fans seit Jahren warteten. Amüsant, spannend und mit einem harmonischen Cast eine richtig fantastische Kombi.
Fantastic Four: First Steps. USA 2025. Verleih: Disney. Regie: Matt Shakman. Mit Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Ralph Ineson. Genre: Action. 115 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.
Disclaimer: Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Fantastic Four: First Steps“ gibt es hier.
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