Dying Light: The Beast im Test / Review – Kalt servierte Rache im Alpenvorland
Zünftiges Zombiezerschnetzeln im Jodelgebiet mit gehörigen Twists
Techland liefert stark ab: Die Horror-Reihe um die fachgemäße Abtrennung von Gliedmaßen an herumwankenden Untaten Kadavern überzeugt im inoffiziellen dritten Teil „Dying Light: The Beast“ in spektakultärer Form. Ins Zentrum der Geschichte rückt wieder Kyle Crane, Hauptfigur aus Teil Eins, der das titelgebende Biest entfesseln muss um Rache an einem skrupellosen Baron zu nehmen. Dazwischen lauern wieder Botenaufträge, süchtigmachendes Parkour-Gameplay und Horden voller finsterer Zombie-Mutationen mit ausgeprägtem Beißreflex – unsere Review zu „Dying Light: The Beast“ für Konsolen und PC.
„Wir haben gehört, wir haben verstanden.“ – eine Phrase, die Politiker gerne bemühen, wenn sie nach einer Wahlniederlage Schadensbegrenzung betreiben wollen, ist im Falle von Techland keine leere Hülle geblieben. Das polnische Studio hat die Worte tatsächlich ernst gemeint. Schon das erste Dying Light brachte 2015 frischen Wind in ein Genre, das damals als müde belächelt wurde: Zombiespiele. Der Mix aus kompromissloser Nahkampf-Action und geschmeidigem Parkour-Movement setzte neue Maßstäbe und ließ sogar die etwas trashige Geschichte um die fiktive türkische Stadt Harran zur Nebensache werden. Dass das Spiel aufgrund seiner grafisch derben Gewaltdarstellung in Deutschland auf dem Index landete, schadete seiner Popularität nicht – im Gegenteil. Weltweit entwickelte sich Dying Light schlicht zu einem Phänomen, das über 20 Millionen Käufer:innen fand.
Die Erwartungen an den Nachfolger waren entsprechend hoch, doch die Entwicklung von „Dying Light 2: Stay Human“ verlief alles andere als reibungslos. Interne Umstrukturierungen, ein zu später Engine-Wechsel zur Unreal Engine und chaotische Arbeitsbedingungen bremsten das Projekt immer wieder aus. Als das Spiel 2022 nach mehreren Verschiebungen endlich erschien, zeigte es sich als durchaus ambitioniert, aber in vielen Punkten anders, als es sich Fans erhofft hatten. Die neue Stadt Villedor, die stärkere Fokussierung auf RPG-Elemente und der Verzicht auf einen spürbaren Horrorfokus spalteten die Community. Mit rund 10 Millionen verkauften Exemplaren blieb der Erfolg weit hinter dem Vorgänger zurück.
Techland zog Konsequenzen: Für den nächsten Schritt wollte man zurück zu den Wurzeln, ohne dabei auf Evolution zu verzichten. Das Ergebnis dieser Kurskorrektur ist „Dying Light: The Beast“ – ein Spiel, das einerseits als geplantes DLC zu „Dying Light 2“ begann, andererseits während der Entwicklung mehr ist als eine Erweiterung heranwuchs und weniger als ein vollwertiger dritter Teil. Es ist ein Spin-off, das die DNA der Reihe verdichtet, sie fokussiert und ihr ein neues, düsteres Profil verleiht.
Im Mittelpunkt steht abermals Kyle Crane, der Protagonist des ersten Teils. Rund 12 Jahre nach den Ereignissen von „The Following“ ist er gezeichnet von Folter und Experimenten, halb Mensch, halb Untoter. Dieser Wandel verleiht ihm nicht nur übermenschliche Fähigkeiten, sondern auch eine tragische Aura. Sein Durst nach Gerechtigkeit und Rache treibt ihn nach Castor Woods – einem abgelegenen, alpinen Resortgebiet, das zwischen verfallenen Dörfern, grünem Umland, rostigen Seilbahnen und zerfallenen Hotels eine eigenwillige Schönheit entfaltet.
Ab in das wunderschöne Alpenvorland
Die Story selbst bleibt dabei überschaubar. Crane will derbe Rache am Antagonisten Marius Fischer nehmen, besser bekannt als „Der Baron“, der mit genetischen Experimenten die untote Bedrohung auf ein neues Level hebt. Fischer wirkt zwar wie eine Mischung aus Bond-Schurke und größenwahnsinnigem Far Cry-Bösewicht, doch die Begegnungen mit Nebencharakteren, die eigene Dramen und Schicksale einbringen, geben der Welt spürbar mehr Gewicht. Nebenquests rücken Überlebende in den Fokus, ihre Verluste, Hoffnungen und kleinen Momente der Menschlichkeit – eine Qualität, die Techland seit jeher auszeichnet.
Castor Woods unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Karten der Reihe. Statt gigantischer Urbanität oder endloser Steppe erwartet die Spieler eine kompaktere, aber vielschichtige Region, die urbane Zonen mit dichten Wäldern und ländlichen Arealen kombiniert. Wer „The Following“ (Story-DLC zum Erstling) kennt, wird sich an dessen weite Felder erinnert fühlen, während die vertikale Erkundung der kleinen Stadtbereiche an Harran und Villedor anschließt.
Dass die Map ursprünglich für eine Erweiterung konzipiert war, merkt man zwar an der Begrenzung durch umliegende Gebirgsketten, die ein echtes Gefühl von Weite verhindern. Doch diese Kompaktheit wirkt nicht wie ein Nachteil, sondern vielmehr wie ein konstanter Fokus. Die Dichte an Details, die atmosphärische Herbststimmung durch ein starkes Tone-Mapping und das raffiniert gestaltete Lichtsystem, das Augenanpassung an Helligkeit simuliert, erzeugen ein Setting, das malerisch ist.
Das Herzstück von „Dying Light: The Beast“ bleibt der Mix aus Parkour und brutaler Nahkampf-Action. Crane springt, klettert und gleitet (nun etwas reduzierter als bei Hauptfigur Aiden aus Teil Zwei) über Dächer und Felsvorsprünge. Seine Bewegungen fühlen sich etwas schwerer und verletzlicher an – ein bewusster Schritt von Techland, der die Dynamik verschärft. Schöne Idee der Entwickler:innen Storytelling über das Movement wiederzugeben. Immerhin: Die unnötig, nervige Stamina-Anzeige während unserer Klettereien wurde zum Glück entfernt. Leider verfehlt Kyle eigentlich erreichbare Kanten und stürzt, das stört im Gameplay.
Die Waffenwahl bleibt gewohnt kreativ: Baseballschläger, Rollerlenker, Äxte oder modifizierte Klingen, die Gegner in Brand setzen oder unter Strom setzen. Neu ist die stärkere Bedeutung von Schusswaffen – doch ihr Einsatz lädt den „Beast Mode“ nicht auf, was sie eher zu einer Notlösung macht. Der „Beast Mode“ selbst ist Cranes Experimenten geschuldet: Einmal aufgeladen, erlaubt er brachiale Angriffe mit blanken Fäusten, riesige Sprünge und ein temporäres Gefühl von Unverwundbarkeit. Er ist Spektakel und Übertreibung zugleich – aber er bringt in hektischen Momenten die nötige Hilfe. Gegen die Horden von gepanzerten Soldaten des Barons helfen hingegen oftmals nur Knarrenfeuer – so spielt sich der Zombie-Horror zeitweise wie ein „Call of Duty“-Klon, jedoch ohne die Stringenz. Notfalls gehen wir mit Pfeil und Bogen auf die Jagd.
Besonders stark zeigt sich das Spiel erneut in der dynamischen Tag-Nacht-Dynamik. Am hellichten Tag hat man als Spieler den Vorteil zu sehen wohin man rennt, während die Nacht ein reines Überlebensspiel ist. Schattenjäger und Chimäre – genetisch veränderte Zombies mit Spezialfähigkeiten – sorgen für absolute Panikmomente, in denen Schleichen, Flucht und blanke Nervenstärke über Leben oder vorzeitige Tode entscheiden. Diese Nachtabschnitte gehören zum Intensivsten, was die Serie je hervorgebracht hat. Ab in die gesicherten Unterschlüpfe heißt es da.
Formgerechte Zerteilungen
Optisch ist „The Beast“ eine konsequente Weiterentwicklung. Im Inneren tuckert die recht potente, eigene „C-Engine“ von Techland. Das Schadensmodell der Zombies erreicht hier eine neue Detailtiefe, Gliedmaßen werden realistisch zerlegt, Fleisch und Knochen splittern sichtbar. Techland hat hier spürbar Wert auf physische Rückmeldung gelegt: Jeder Treffer fühlt sich wuchtig und schmerzhaft an. Splatter ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer Welt, die den allgegenwärtigen Verfall bis ins kleinste Detail spürbar macht. Nochmal unterstrichen: „Dying Light: The Beast“ ist ein höchst brutales Spiel – das nicht umsonst ein rotes USK18-Siegel bekam.
Trotz kleiner technischer Probleme – Clipping-Fehler, gelegentlich Regen in Innenräumen, fehlerhafte Schattenwürfe – läuft das Spiel stabil und flüssig. Das Fahrgefühl der Fahrzeuge wirken hingegen steif und kann nicht mit der flüssigen Dynamik der Parkour-Bewegungen mithalten. Trotzdem: Das Traversieren der Welt bleibt ein reiner Genuss. Allein die Fortbewegung von einem Questmarker zum nächsten abzulaufen macht so viel Spaß, dass banale Aufgaben kaum stören. Später erhält Kyle noch einen Enterhaken mit dem das Weiterkommen noch fixer abläuft. Akustisch unterstreicht die Soundkulisse die Atmosphäre perfekt. Schreie hallen in den Straßen, das Knirschen von Stein begleitet jeden Schritt, in Nächten wird das kreischhafte Stöhnen der Schattenjäger zur unheimlichen Warnung. Die dynamisch reagierende Musik steigert die Spannung spürbar, ohne jemals penetrant zu wirken.
„Dying Light: The Beast“ bietet rund 20 bis 40 Stunden Spielzeit – je nachdem, wie gründlich man Nebenquests verfolgt. Bosskämpfe erfordern gute Vorbereitung, abgestimmte Fähigkeiten und Timing. Auf höheren Schwierigkeitsgraden wird jeder Kampf zu einem nervenaufreibenden Kräftemessen, während Einsteiger im Story-Modus eine zugänglichere Erfahrung genießen können. Die Koop-Funktion erlaubt es, die gesamte Kampagne mit bis zu vier Spielern durchzuspielen, ohne dass jemand Fortschritt verliert – ein Feature, das längst überfällig war und hervorragend funktioniert.
Nebenquests sorgen für nötige Abwechslung zwischen der straff gehaltenen Handlung und tragen mehr emotionale Tiefe in die Storyline, auch wenn die Hauptmissionen gelegentlich wiederholend wirken: Stromkabel anschließen, Generatoren aktivieren, herumwuselnde Zombies ausschalten. Doch die dichte Atmosphäre und die stetige Bedrohung lassen diese Muster weniger ins Gewicht fallen.
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Unser Fazit zu „Dying Light: The Beast“
„Dying Light: The Beast“ ist Techlands eindrucksvoller wie gewünschter Rückschritt zur Kernstärke der Reihe. Es kombiniert den kompromisslosen Splatter und die gnadenlose Härte des ersten Teils mit der erzählerischen Ambition des zweiten, ohne sich in unnötigen (inhaltlichen) Nebenpfaden zu verlieren. Die Rückkehr von Kyle Crane, die kompakte, alpinen Atmosphäre von Castor Woods und die Mischung aus verletzlicher Spielfigur und monströser Biestigkeit im Inneren machen das Abenteuer zu einem der intensivsten Survival Horror-Erlebnisse der letzten Jahre. Nicht allzu grobe technische Schwächen oder nur zweckdienliche Fahrzeuge trüben den Gesamteindruck nur minimal. Was bleibt, ist ein brutales, teils klaustrophobisches und zugleich berauschendes Abenteuer, das die Serie wieder dorthin bringt, wo sie hingehört: Auf den (Berg-)Gipfel des Genres.
Release: 18.10.2025 | Entwickler: Techland | Genre: Horror-Adventure | Preis: 69,99 Euro (digital only) | Für PlayStation 5, Xbox Series S/X und PC | USK: ab 18
Dying Light: The Beast (PlayStation 5)
Spielspaß - 90%
Gameplay - 87%
Grafik - 91%
Technik - 83%
88%
Empfehlung!
Kompromisslos harter Zombie-Horror mit einzigartiger Bewegungsfreiheit - technische Schwächen sind vorhanden, jedoch nicht allzu störend.
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