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Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2 im Test für Nintendo Switch

Melancholisch gewitztes Jump'n'Run mit technischen Verbesserungen

Es gibt Videospiele, die altern. Und es gibt „Super Mario Galaxy“. Als Nintendo 2007 den sprunghaften Klempner in gleich mehrere Universen schickte, war das nicht nur eine technische Machtdemonstration auf der Wii, sondern ein ästhetischer Befreiungsschlag: Ein schwebendes Ballett aus Gravitation, Musik und unbändigem Ideenreichtum. Drei Jahre später folgte mit „Super Mario Galaxy 2“ ein Nachfolger, der weniger als Fortsetzung, sondern mehr als orchestrale Variation des Themas wirkte – konzentrierter, rhythmischer, spielerisch nahezu perfekt austariert. Nun kehren beide Titel als Remaster für die Nintendo Switch zurück – unsere Review zum All-Time Classic.

Nintendo lässt sich beim Wiederbeleben seiner Klassiker traditionell etwas Zeit – und scheut auch nicht davor zurück, sie hochpreisig zu präsentieren. 40 Euro pro Stück oder 70 im Doppelpack: Das ist selbst für Remaster-Kenner:innen ein stattlicher Betrag. Doch immerhin: Diesmal handelt es sich nicht um eine zweckmäßige Emulation, wie sie 2020 in der 3D All-Stars Collection zu zocken war. Die Neuauflagen von Super Mario Galaxy und Galaxy 2 wurden technisch merklich überarbeitet. Texturen sind neu erstellt, Oberflächen detaillierter, Farben satter. Marios Latzhose zeigt nun erkennbar feinere Stofffasern, Peachs Augen glitzern in nie gekannter Auflösung und die Planetenlandschaften wirken plastischer, als man sie erinnert.

Beide Spiele laufen nun in 1080p mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde im TV-Modus und in 720p mobil – die typische Switch 1-Aufteilung. Anti-Aliasing fehlt zwar, was an den Kanten zu leichten Treppeneffekten führt, doch die saubere Darstellung und verbesserten Kontraste gleichen das weitgehend aus. Gerade das zweite Galaxy profitiert enorm: Wo früher Letterboxing und verwaschene Hintergründe dominierten, präsentiert sich jetzt eine visuelle Klarheit, die das Spiel fast modern wirken lässt. Es ist, als hätte jemand den Staub von einem alten Meisterwerk geblasen – ohne die zugrundliegende Patina zu zerstören.

Beide Galaxy-Abenteuer verbindet ihr Herzstück: Die zeitlose Gravitationsmechanik. Sie war 2007 revolutionär und ist sie noch heute. Kein anderes 3D-Plattformspiel hat es geschafft, das Gefühl von Orientierungslosigkeit so präzise in ein Spielgefühl zu verwandeln. Wenn Mario über die winzigen Planeten springt, sich vom Rand löst, und auf der Unterseite landet, entsteht dieser Moment, in dem man das physikalische System hinterfragt – und dann einfach schmunzelt.

Die Levelarchitektur wirkt dabei fast musikalisch komponiert: Jedes Hüpfen, jedes Drehen, jedes Schweben folgt einem Rhythmus, den man intuitiv spürt. Die Gravitation sorgt nicht nur für optische Abwechslung, sondern auch für stetige Spannung. Egal ob Bienen-Mario summend über Blüten schwebt, Wolken-Mario temporäre Plattformen herbeizaubert oder der Bohrer-Mario sich durch die Planetenkerne fräst – alles greift ineinander, als wäre es schon immer so gedacht gewesen. Dass diese Mechaniken auch nach fast zwei Jahrzehnten kein bisschen altbacken wirken, ist ein kleines Wunder. Nintendo hat hier Gameplay gebaut, das der Zeit trotzt – kein Pixel wirkt unnötig, keine Mechanik wirkt vergessen.

Zwischen Observatorium und Yoshi-Reiten

So oberflächlich die Handlung in Mario-Spielen üblicherweise ist – Bowser entführt Peach, Mario rettet sie – so bemerkenswert wiederum, was Super Mario Galaxy unterschwellig erzählt. Die Begegnung mit Rosalina und ihren Lumas verleiht dem Spiel einen hochemotionalen Unterton, den man in einem Mario-Spiel kaum vermutet. In ihrem Observatorium, zwischen den Galaxien, entfaltet sich eine kleine, melancholische Geschichte über Verlust und Zugehörigkeit, untermalt von Mahito Yokotas und Kōji Kondōs orchestraler Musik. Das Storybook, das Rosalina vorliest, ist fast schon märchenhaft – bittersüß und von einer ruhigen Poesie, die selbst heute noch Gänsehaut erzeugt.

Galaxy 2 dagegen verzichtet dagegen auf derartige Zwischentöne. Es ersetzt Rosalinas Observatorium durch eine simplere Weltkarte á la New Super Mario Bros. und konzentriert sich ganz auf das Leveldesign. Die Storyline: Bowser entführt einmal mehr Prinzessin Peach. Dafür kommt ab dem 2. Level Yoshi zurück – samt Zungenmechanik, Strampel-Flug und den typischen Reitmomenten, die das Spielgefühl spürbar erweitern. Das Sequel ist fokussierter und mehr spielerischer. Es ist, als hätte Nintendo alle überflüssigen Story-Elemente abgestoßen, um das reine Gravitationsballett zu perfektionieren.

Die größte Herausforderung bei einem Remaster von Wii-Spielen liegt naturgemäß in der Steuerung. Die Wii-Remote war damals ein Teil der Spielerfahrung – das Fuchteln, Zeigen, Sammeln von Sternenstaub war integraler Bestandteil des Designs. Auf der Switch wurde dieses Konzept so behutsam wie möglich umgesetzt. Im TV-Modus übernehmen die Joy-Cons die Rolle von Remote und Nunchuck. Ein gekonnter Dreh am Handgelenk löst Marios Spin-Attacke aus, während der rechte Joy-Con als Pointer dient, um Sternenteile aufzusammeln. Im Handheld-Modus ersetzt der Touchscreen diese Funktion – weniger präzise, dafür funktional. Fummelig wird’s leider mit dem Pro-Controller, der zwar volle Kontrolle in beide Hände bringt jedoch den Cursor zu ungenau führt und Kräfte zehrt beim oftmals selbigen schütteln.

Natürlich fühlt sich das alles ein wenig nach einem Relikt an. Man merkt, dass diese Spiele aus einer Ära stammen, in der Bewegungssteuerung noch als Revolution in der Branche galt. Doch Nintendo hat die Balance gewahrt: Das Spielgefühl bleibt authentisch, ohne allzu frustrierend zu werden. Ein neuer „Hilfe-Modus“ erleichtert Einsteiger:innen den Zugang, indem sie zusätzliche Lebenspunkte gewährt und Mario nach Stürzen schneller zurück ins Spiel bringt – eine kleine, aber sinnvolle Modernisierung.

Musikalisch ein fortwährendes Meisterwerk

Was man leicht vergisst, wenn man heute über „Super Mario Galaxy“ spricht: wie unglaublich es klingt. Der orchestrale Soundtrack, besonders das Stück aus der „Gusty Garden Galaxy“, gehört zu den besten Kompositionen der Spielegeschichte. Die Remaster bewahren diesen Klang in seiner ganzen Wucht – sauber und unverfälscht. Jede Fanfare, jeder Geigenlauf wirkt wie eine Liebeserklärung an das eigene Medium.

Auch die Kamera, lange Zeit ein Problemkind der 3D-Plattformspiele, verdient positive Erwähnung. Nintendo fand schon damals eine fast unheimliche Balance zwischen Kontrolle und Autonomie: Zwar hühnert sie auch teilweise unnötig auch an so mancher Ecke herum. In den Remastern wurde daran vieles verändert – zum Glück. Die Kamera schwebt nun besser mit Mario durch den Kosmos – gar wie ein unsichtbarer Begleiter.

Bleibt der Elefant im Raum: Der Preis. 60 Euro für zwei alte Spiele sind ein stolzer Betrag, auch wenn sie technisch wie spielerisch überarbeitet wurden. Doch wer den Finger hebt und „zu teuer!“ ruft, übersieht vielleicht, dass diese beiden Titel mehr sind als bloße Nostalgieprodukte. Super Mario Galaxy und Galaxy 2 definieren eine Ära, in der Nintendo spielerische Eleganz endgültig zur Kunstform erhob.

Ja, die Steuerung erinnert an vergangene Zeiten, und ja, technisch hätte eine vollwertige 4K-Version auf der Switch 2 durchaus Charme gehabt. Doch entscheidend ist, dass die Spiele wieder zugänglich sind – in bestmöglicher Form, auf moderner Hardware. Gerade Galaxy 2, das seit der Wii-U-Ära praktisch unauffindbar war – erhält so endlich wieder die Bühne, das es verdient.

Unser Fazit zur Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2 für Nintendo Switch

Die Remaster von Super Mario Galaxy und Super Mario Galaxy 2 sind keine Revolution – sie sind eine liebevoll restaurierte Erinnerung an den Moment, als 3D-Mario seine schwerelose Perfektion fand. Technisch solide überarbeitet, spielmechanisch ungebrochen brillant und musikalisch über jeden Zweifel erhaben, zeigen sie eindrucksvoll, dass große Spiele nicht altern, sondern reifen. Wer die Originale kennt, wird hier zwar keine neuen Sterne entdecken, aber viele alte, die heller leuchten als zuvor. Und wer sie noch nie gespielt hat, bekommt mit diesem Doppelpack zwei der besten Plattformspiele aller Zeiten – samt der Gewissheit, dass selbst nach fast 20 Jahren kein anderer Klempner so elegant durchs All hopst.

Release: 02.10.2025 | Entwickler: Nintendo | Genre: Jump’n’Run | Preis: 59,99 Euro | Für Nintendo Switch 1 & 2 | USK: ab 6

Super Mario Galaxy + Super Mario Galaxy 2 (Nintendo Switch)

Spielspaß - 92%
Gameplay - 88%
Grafik - 91%
Technik - 89%

90%

Ausgezeichnet!

Plattformer-Doppelpaket der Extraklasse! Nintendo polierte die wohl zwei besten Abenteuer von Mario optisch enorm auf - spielerisch blieb hingegen so manche Schwäche.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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