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Hades II im Test / Review für Nintendo Switch 2 – Überarbeitet in die Unterwelten

Technisch leicht überarbeitet und inhaltlich unverändert gewaltig

Als Supergiant Games im Mai 2024 den Nachfolger zu einem der meistgelobten Action-Roguelikes der letzten Jahre veröffentlichte, war das Interesse entsprechend hoch: Eine Fortsetzung, die nicht nur an den Erfolg von Hades anknüpfen, sondern diesen in vielen Bereichen übertreffen sollte. Ein Jahr später erscheint das Spiel erneut für die inzwischen etablierte Switch 2 sowie die ältere Switch 1 – technisch leicht überarbeitet, inhaltlich unverändert gewaltig, und vor allem eines: Das Beispiel dafür, wie ein Studio seine eigene Formel nicht nur versteht, sondern präzise weiterentwickelt. Wer die aktuelle Nintendo-Konsole nutzt, genießt etwas flüssigere Animationen und kürzere Ladezeiten, doch auch auf der klassischen Switch läuft alles überraschend zuverlässig. Unsere Review zur Nintendo Switch-Version von Hades II.

Dass sich Indie-Studio Supergiant überhaupt an eine Fortsetzung wagt, ist doch bemerkenswert. Das Studio hat zuvor konsequent Einzelwerke geschaffen, die alle ihre eigene Identität trugen. „Bastion“, als Debüttitel, sei hier erwähnt. Umso spannender, wie selbstverständlich Hades II wirkt: Kein reiner Port, sondern als Erweiterung, aufgebaut auf dem Rhythmus, der 2020 ein weltweites Publikum begeisterte. Die Rückkehr in die Unterwelt knüpft erzählerisch an die Geschehnisse des Vorgängers an, wirft den Spieler jedoch ohne lange Anlaufphase mitten in einen neuen Konflikt. Die junge Hexenprinzessin Melinoë erhält den Auftrag, Chronos zu besiegen – ihren Großvater, den Titan der Zeit, der die Machtverhältnisse der Unterwelt ins Chaos gestürzt hat. Kontext wird bekanntermaßen sparsam gesetzt, aber so gezielt platziert, dass man die Situation sofort versteht: Es geht nach vorn – ohne Umwege.

Die narrative Struktur setzt erneut auf ein zyklisches Prinzip: Jeder Run liefert Informationen, verändert Beziehungen oder öffnet kurze Szenen, die an anderer Stelle eine Konsequenz beinhalten. Hunderte vertonte Dialogzeilen reagieren auf die Entwicklung der Spieler:innen, manche tauchen nur ein einziges Mal auf. Die Figuren spiegeln unterschiedliche Haltungen gegenüber Melinoës Mission wider, kommentieren Niederlagen, loben Erfolge oder erinnern an Versprechen, die man längst vergessen hatte. Dabei sind sie nicht nur schmückendes Beiwerk. Viele verleihen Fähigkeiten, verbessern Attribute oder öffnen Systeme, die unmittelbar in die Durchläufe eingreifen. Dadurch verschmilzt Charakterbindung mit Gameplay – ein Ansatz, den der Vorgänger schon gekonnt vorgab, der hier aber wesentlich umfassender durchdacht wirkt.

Gameplay-technisch bleibt Hades II ein isometrischer Action-Roguelike, der zwei unterschiedliche Routen erlaubt: Den Abstieg in den Tartarus oder den Aufstieg Richtung Olymp. Diese Zweiteilung erweitert die Varianz enorm. Wer zunächst durch düstere Grabkammern voller Fallen hetzt, gelangt beim nächsten Versuch in lichtdurchflutete Bergregionen mit komplett anderen Gegnertypen und Bossen. Dass beide Pfade jeweils vier Gebiete mit eigenen Herausforderungen bieten, sorgt dafür, dass sich kaum ein Lauf wie der vorherige anfühlt. Besonders auffällig ist die Stadt Ephyra an der Oberfläche, deren zentrale Plaza zehn Straßen in unterschiedliche Kampfarenen führt – ein struktureller Bruch, der den Ablauf angenehm auffächert.

Das Kampfsystem dreht sich um vier grundlegende Aktionen: Standardisierte Angriffe, der kraftvollere Spezialschlag, der magische Fokus und der Cast, der je nach Waffe unterschiedliche Effekte entfaltet. Die Waffen selbst markieren einen klaren Unterschied zum Vorgänger. Melinoë wirkt wie eine Hexe als Kriegerin, was im Kampf zu einem anderen Tempo führt. Kampfstäbe fächern magische Schläge auf, Doppelklingen setzen auf Geschwindigkeit, während Zaubergeräte Flächenkontrolle ermöglichen. Jede dieser Varianten lässt sich durch Arkana-Karten weiter verzweigen, wodurch Builds entstehen, die sich stark voneinander unterscheiden können.

Über allem stehen die Boons der olympischen Götter. Ein System, das auch im zweiten Teil das Kernstück der Progression darstellt. Zeus, Athene, Poseidon und andere verleihen Angriffsarten zusätzliche Eigenschaften: Kettenblitze, Schutzmechaniken, Rückstoß oder Flächeneffekte. Je nach Kombination entstehen Synergien, die ganze Räume in Sekunden leeren können oder den Fokus stärker auf defensive Kontrolle legen. Besonders spannend: Bestimmte Götter reagieren darauf, wie oft man sie wählt. Beziehungen entwickeln sich organisch, beeinflussen sowohl die Interaktionen als auch das Kräfteangebot. Damit entsteht das Gefühl eines lebendigen Pantheons, das auf die Spielweise reagiert, statt nur als Belohnungsautomat zu funktionieren.

Zwischen den Runs dient ein Hub als Ruhepunkt. Dort warten Figuren aus Mythologie und Magie darauf, beschenkt, befragt oder in Nebenaufgaben verwickelt zu werden. Was zunächst wie ein soziales Element wirkt, ist letztlich Teil eines strategischen Netzes: Wer eine Beziehung vertieft, schaltet wichtige Boni frei oder erfährt kleine Hintergrundinformationen, die das Gesamtbild abrunden. Die Erzählung selbst bleibt dezent. Statt bombastischer Zwischensequenzen setzt Hades II auf fortlaufende Mikrogespräche und situative Reaktionen – eine Methode, die hervorragend zum Roguelike-Format passt und keinen Moment ausbremst.

In audiovisueller Hinsicht bewegt sich Supergiant nahe an der Perfektion. Die stilisierte Grafik setzt erneut auf klare Silhouetten und kräftige, aber nie grelle Farben. Jedes Interface-Element ist präzise gestaltet, und die Animationen bewegen sich in einer Qualität, die man sonst eher mit größeren Budgets verbindet. Es ist bemerkenswert, wie geschlossen die visuelle Handschrift bleibt, obwohl die Schauplätze breiter angelegt sind als im ersten Teil.

Darren Korbs Kompositionen verdienen erneut besondere Erwähnung. Der Soundtrack pendelt zwischen ätherischen Melodien, tiefen Gitarrenlinien und industriellen Rhythmen, die sich schrittweise steigern, wenn der Kampf an Intensität gewinnt. In ruhigeren Momenten treten Saiteninstrumente oder dezente elektronische Flächen hervor, die dem Spiel eine gewisse mystische Wärme geben. Jeder Boss, jeder Abschnitt hat ein unverkennbares Thema, das sofort verortet, wo man sich befindet. Dazu kommt ein Sounddesign, das Treffer mit dynamischer Wucht versieht und Umgebungsgeräusche subtil einbettet.

Hades II
4 Bewertungen
Hades II
  • Diese physische Edition enthält den Soundtrack sowie ein Charakter-Kompendium.
  • Zusätzliche Funktionen der Nintendo Switch 2 Edition: 120fps bei einer Auflösung von 1080p im TV-Modus, 60fps bei 1080p im Handheld-Modus, verbesserte Texturqualität und visuelle Effekte.
  • In Hades II schlüpfst du in die Rolle von Melinoe, der unsterblichen Prinzessin der Unterwelt. Mit der Macht des Olymp auf deiner Seite erkundest du eine riesige, tiefgründige Welt voller Mythen.

Die modernisierte Switch-Version profitiert vor allem von schnelleren Ladezeiten und geringfügig stabileren Framerates auf der Switch 2. Das Upgrade-Paket steht kostenfrei bereit. Die Optik ist nahezu identisch mit der ursprünglichen Fassung, was dem Stil zugutekommt: Supergiants Zeichensprache braucht keine technische Überzeichnung oder Verbesserungen. Dass die Inhalte vollständig sind und ohne Mikrotransaktionen auskommen, unterstreicht die klassische Designhaltung des Studios. Mit einem Umfang von 80 bis 100 Stunden – abhängig davon, wie tief man ins Build-Experimentieren eintaucht – bietet das Spiel einen enormen Wiederspielwert.

Unser Fazit zu „Hades II“

Hades II zeigt eindrucksvoll, dass eine Fortsetzung keineswegs ein bloßer Aufguss sein muss. Stattdessen gelingt es Supergiant Games, die Mechaniken des Vorgängers zu verfeinern, das Tempo zu variieren und das gesamte Gefüge organischer wirken zu lassen. Die beiden Pfade, die Vielzahl an Waffen, das erweiterte Magiesystem und die spürbar dynamischeren Beziehungen sorgen für ein Spiel, das sich gleichzeitig vertraut und frisch anfühlt. Wer den Vorgänger liebte, findet hier einen nahezu schon verschwenderischen Reichtum an Systemen, Figuren und Ideen. Wer neu einsteigt, erlebt einen geschliffenen Roguelike-Entwurf, der trotz seines hohen Anspruchs erstaunlich zugänglich bleibt. Auf der Switch – egal ob erster oder zweiter Generation – funktioniert Hades II ausgezeichnet und beweist, dass stilistische Konsequenz oft wichtiger ist als technische Überhöhung.

Release: 25. September 2025 | Entwickler: Supergiant Games | Genre: Roguelike-Action | Für PlayStation 5, Xbox Series S/X, Nintendo Switch 1/2 und PC | USK: ab 12

Hades II (Nintendo Switch 2)

Spielspaß - 91%
Gameplay - 92%
Grafik - 90%
Technik - 86%

90%

Empfehlung

Ab in die Unterwelt: Raffinierte Rogue-Like-Action mit grandioser audiovisueller Untermalung und anhaltendem Spielspaß. Technisch, jetzt noch runder.

Hades II
4 Bewertungen
Hades II
  • Diese physische Edition enthält den Soundtrack sowie ein Charakter-Kompendium.
  • Zusätzliche Funktionen der Nintendo Switch 2 Edition: 120fps bei einer Auflösung von 1080p im TV-Modus, 60fps bei 1080p im Handheld-Modus, verbesserte Texturqualität und visuelle Effekte.
  • In Hades II schlüpfst du in die Rolle von Melinoe, der unsterblichen Prinzessin der Unterwelt. Mit der Macht des Olymp auf deiner Seite erkundest du eine riesige, tiefgründige Welt voller Mythen.
Hades [PlayStation 5] PlayStation 5 Standard Edition
531 Bewertungen
Hades [PlayStation 5] PlayStation 5 Standard Edition
  • Kämpfe dich in Hades aus der Hölle – ausgezeichnet mit mehr als 50 „Game of the Year“-Awards!
  • Die Macher von Bastion und Transistor präsentieren einen actiongeladenen Dungeon Crawler im Rogue-likeGewand.
  • Nutze die Kräfte und mythischen Waffen des Olymp, um aus der Unterwelt und seinem Herrscher höchstpersönlich zu entkommen.
Supergiant Games Hades Standard Nintendo Switch
3.524 Bewertungen

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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