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A Way Out im großen Test

Der Rockstar unter den Entwicklern Josef Fares hat sich nach dem innovativen „Brothers: A Tale of Two Sons“ für ein Knast-Abenteuer der Marke Uncharted entscheiden. Ob das reinrassige Koop-Spiel seine Vorschusslorbeeren verdient hat und wie sich der Ausbruch von Leo und Vincent so spielt, lest ihr im Test.

Ein Plan hinter Gittern

Karge Wände an denen hoffnungslose Menschen lehnen. Jeder in gleicher Montur. Blau in Blau. Trostlos zu trostlos. In einem umgebauten, nun stark gesicherten, Schulbus nahen neue Schicksale. Unter ihnen Vincent Moretti, Mitte 30 – des schnellen Geldes wegen unweigerlich im Bundesgefängnis gelandet. Von Insassen beäugt durchlaufen die Ankommenden protokollarisch den normalen Gang. Kleidung abgeben, eine unfreiwillige Dusche und ab in die Zelle. Leo Caruso, Anfang 40 – begnügt sich währenddessen am bescheidenen Hofgang. Director Josef Fares weiß zu Anfang die richtigen Schalter zu drücken, um die Prämisse seines neuen Titels „A Way Out“ klarzumachen. Kein kuschliger Exkurs sondern harter Knastalltag inklusive Schlägereien. Doch ist dieses Spiel hier erfrischend anders. Ausschließlich im Koop via 2. Controller oder per Internet spielbar. Zu 90% erleben wir das Abenteuer im Split-Screen. Fares hat Erfahrung, so steuerten wir damals „Brothers“ mit jeweils einem Analog-Stick. Zudem ist es erfreulich, dass Publisher EA nach dem wunderschönen „Fe“ ein weiteres Mal auf sein Indie-Programm „EA Originals“ vertraut und „A Way Out“ die große Bühne erhält, die es verdient hat. Entwarnung: Der Titel enthält absolut keine Microtransaktionen.
Wie oben erwähnt, erleben zwei Spieler die durchweg gelungene Geschichte von Vincent und Leo. Im Gefängnis erst spinnefeind entbrennt eine tiefe Freundschaft, die am Ende mit offenem Mund beim Spieler endet. In der rund 7 stündigen Kampagne verbringen wir den Anfang damit unseren Ausbruch vorzubereiten. Hier entstehen Situationen, die an Spannung kaum zu überbieten sind. So müssen wir in unserer Zelle die Toilette abschrauben, OHNE von den Wachen dabei entdeckt zu werden. Also lugt Spieler A nach Wachen und Spieler B nimmt sich dem Schraubenzieher an. Nach einer erfolgreichen Flucht zieht Fares das Tempo spürbar an und präsentiert einen Action-Blockbuster á la Uncharted mit Shooter-Elementen. Nebenbei erfahren wir von ihren Familienverhältnissen. Die Geschichte ist herrlich Dialog-reich inszeniert – im Verlauf wachsen uns Vincent und Leo förmlich ans Herz. Das abwechslungsreiche Leveldesign tut ihr übrigens. Mal hetzt uns die Polizei über Stock und Stein, während Leo am Steuer und sitzt und Vincent an der Waffe. Oder wir schippern mit einem Boot mehrere Stromschnellen hinunter, um wenig später eine Verfolgungsjagd auf einer Baustelle mitzumachen. Ich könnte so weiter erzählen, denn „A Way Out“ bietet flotte Szenen-Wechsel.
Neben actionbetonten Sequenzen hält Fares auch mit spürbar entschleunigten Momenten die Waage. Beispielsweise lernen wir Vincents siebenjährigen Sohn kennen, der jedoch erst besänftigt werden muss. Dass Minispiele wie mit einem Rollstuhl zu balancieren, „Vier gewinnt“ zu spielen oder ein paar Körbe zu werfen so auflockernd sind, macht die Richtung von Studio Hazelight klar. Cineastische Erzählung als Videospiel. Nicht so exzentrisch wie David Cage´s „Heavy Rain“ versteht es aber Fares kleine Momente sacken zu lassen. Technisch ist „A Way Out“ leider nur durchschnittlich geworden. Grobe Texturen, wenige Gesichtsanimationen und diverse Bugs wie ploppende Objekte oder Bildfehler konnten wir in unserem Test feststellen. Trotz Unreal Engine 4. Das alles macht es nicht unspielbar, lässt aber den Zweifel zu, wie groß das Potenzial hätte sein können. Die wenigen Fahrsequenzen per Boot oder Auto fallen mit ihrer doch schwammigen Steuerung schwieriger als gedacht auf. Auch müssen sich ungeduldige Naturen an die teils langen Ladezeiten gewöhnen. Der Score ist jedoch überzeugend und fängt jede Stimmung perfekt ein. Gerade die letzten 30 Minuten profitieren von Komponist Sam Hulick ungemein. Das Gameplay ist minimalistisch gehalten, ebenso wie das HUD, was die genau richtige Entscheidung war.

Unser Fazit zu „A Way Out“

Josef Fares fängt die Spieler mit toller Idee und lässt sie bis zum bitteren Ende nicht mehr los. „A Way Out“ ist durch seine erzwungene Koop-Spielweise eine denkwürdige Erfahrung und zeigt was Videospiele heutzutage sind – ein starkes Werkzeug um Geschichten zu erzählen. Der Ausbruch von Leo und Vincent ist wahrlich nur der Anfang für einen besonderen Trip in dem es um Vertrauen, Freiheit und Familie geht. Auch, wenn die Technik alles anderes als gut ist, bleibt am Ende ein Spiel, dass jeder Gamer mit Hang zu hervorragenden Handlungen im Stile eines Uncharted/Heavy Rain-Mashup unbedingt mal gespielt haben sollte.
Entwickler: Hazelight Studios – Preis: 29,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC – USK: ab 18

A Way Out (Xbox One)

Spielspaß - 93%
Gameplay - 78%
Grafik - 67%
Technik - 59%

74%

Empfehlung!

Raffiniertes Flucht-Adventure mit schwacher Technik aber innovativen Ideen. Must-Play!

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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