Checkpoint: Naughty Dog im epochalen Leak-Taumel
Auch ohne Coronavirus taumelt das „Uncharted“-Studio Naughty Dog gerade, der Grund ist einfach wie unbarmherzig: Rache. Laut Quellen veröffentlichte ein unzufriedener Mitarbeiter nahezu das komplette Spiel ins Netz – ein Unding aber zugleich auch Chance findet unser Kolumnist Benny Illgner.
The Last of Us Part II
Während Deutschland seit vergangenen Montag dem internationalen Maskenball beitrat, schrillen wiederum bei Sony’s Hausentwickler Naughty Dog seit dem Wochenende sämtliche Alarmglocken. Laut unterschiedlichsten Quellen wollte sich ein ehemaliger Mitarbeiter am Studio rächen. Mit bloßer Selbstverständlichkeit und ausgestrecktem Mittelfinger lud er massig Gameplay, einige Zwischensequenzen und noch gleich das vermeintliche Story-Ende auf die abgedunkelten Seiten des Netzes hoch, nur um sie minutenspäter natürlich auf der Influfressen-Plattform YouTube wiederzusehen. Aus Rache ein halbes Spiel veröffentlichen, dass als wichtiges Story-Element Rache aufweist. Ironie at its pest. Das Theater um „The Last of Us Part II“ wiegt deshalb so schwer, da es der letzte richtig große Triple-A-Krachertitel der aktuellen Daddel-Generation ist. Quasi die Kirsche auf dem Berg Schlagsahne der Konsolen. PlayStation reagierte aber umgehend – am 19. Juni 2020 findet jetzt der Release statt. Wir sahen das bestimmt alle falsch, vermutlich wollte der Leaker den Fans nicht alles versauen sondern nur mit seinem rücksichtslosen Handeln einen Gefallen tun, da man aufgrund von Corona, Image oder logistischen Gründen das Freigabedatum des Spiels auf unbestimmte Zeit verschob. Aktuelle Warnung: Stoff auf’s Gesicht draußen und Story-Spoiler aus dem Weg gehen. Leichter gesagt als getan. YouTube-Kommentare bei laufenden Clips gänzlich abdecken, Twitter bis Mitte Juni zu löschen oder generell das Internet abmelden? Irrwald voller Gefahren.
Auf YouTube leaken ist nicht schwer
Zumal die Menschheit nicht allzu bekannt dafür ist, es auch mal gut sein zu lassen. Mit Sicherheit werkeln erste sarkastische YouTuber-Kanäle schon an unsäglichen Ranking-Listen samt „HEFTIGSTEN Story-Leaks“ oder anderen kruden Ideen dank vorhandenen Material. Hauptsache der rote Pfeil im Thumbnail sitzt. Leicht bekömmlich mit spritziger Zitrone dargereicht für den hungrigen Magen von all jenen, die natürlich nicht abwarten können. Es nicht aushalten bis zum vollständigen Erlebnis, das um Dimensionen nachhaltig emotionaler wirkt als der hingerotzte Clip mit dazugehöriger Werbung für Zahnfleischentzündungsgel oder mies eingedeutschten Bitcoin-Trader-Abzock Apps, deren Existenz noch kürzer sein wird als eine Karriere von Teilnehmern bei „Promis unter Palmen“. Dennoch sehe ich im aktuellen Drama auch eine Chance. Nur weil ein Himbeertoni nach jahrelanger Arbeit, diese am liebsten in Sekunden vernichtet sehen will, muss es nicht das Ende sein. Vielleicht haben die cleveren Naughty Dog-Leute nicht das offizielle Ende verraten und patchen es per Day-One-Update nach? Es ist nicht abwegig zu glauben, dass die „kleinen“ Spieleentwickler nicht mittlerweile wie Big Hollywood arbeitet. Beim comicbunten Haudrauf-Spektakel „Avengers: Endgame“ gab es zig verschiedene Enden. Für die Darsteller. Am Ende hieß es trotzdem Kopf ab Thanos. Ups, war das schon ein Spoiler?
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