
Der Doom-Slayer wütet, wir eilen herbei! In „Doom: The Dark Ages“ versuchen die kreativen Köpfe hinter dem Schlachthünen nicht minder eine Neuerfindung der bekanntesten Shooter-Reihe der Videospielgeschichte. Erstmals will man nicht nur durch brachiales Gameplay punkten sondern, man höre, auch mit Storytelling! Statt in der Vergangenheit gerne mal an zu igonorierende Rahmenhandlungen vorbeizustiefeln regiert nun eine mitunter tiefgründige Storyline rund um verschiedene Fraktionen, die den Doom-Veteranen für ihre Zwecke nutzen und seinen Hass auf Dämonen nicht nur einmal gerne in Aktion setzen. Scheinen die Zeiten für das neueste Doom-Spiel also heller denn je? Unsere ausführliche Review zu „Doom: The Dark Ages“ sagt es Euch.
Als Bethesda vor knapp zehn Jahren damit anfing die schießwütigste Videospielreihe der Welt mit neuem Background frisch aufzulegen, war die Skepsis recht spürbar. Schafft man einen solch ikonischen Ego-Shooter an heutige moderne Standards anzulegen? Die Antwort ist einfach: Nicht nötig. Diejenigen, die ein „Doom“ kaufen, sollen sich durch dämonische Horden ballern, reißen, sägen und keine emotionale Geschichte erzählt bekommen – so die subjektive Intension. Siehe da, über vier Millionen verkaufte Exemplare bis dato holte der höllische Reboot. Trotz der leicht nischigen Ecke konnte es die Spielerschaft nicht lassen sich ballernd in die Verdammnis zu stürzen. Typisch DOOM eben! Für uns persönlich hat der Doom-Neustart noch eine anekdotische Ebene – dieses Spiel bildete eine der ersten größeren Videospiel-Reviews unsererseits. Hier übrigens zum Nachlesen.
idSoftware direkter Nachfolger „Doom: Eternal“ ruhte sich nicht auf dem verdienten Lorbeeren aus, sondern stieg mit der gerne zitierten Phrase „Höher, schneller, weiter!“ in den Ring. Wie es der Zufall so wollte spielte ich diesen Teil im Vorlauf zu „The Dark Ages“ und kam deutlich besser auf den Sattel als während des damaligen Tests. Die vormals etablierte „Run & Gun“-Action verwässerten die Entwickler:innen ganz bewusst mit horizontalem Leveldesign und zwanghaftem Wechsel von Waffentypen, da Gegnertypen nur auf bestimmte Waffen allergisch waren. Zumal die gegen Spielmitte häufig eingestreuten „Jump-and-Run“-Passagen nicht mehr viel mit klassischem Doom-Gameplay am Hut hatten. Keine Bange! Der neue Teil macht diese spielerische Eigenheit rückgängig, oder wie Creative Director Hugo Martin im Vorfeld sagte: „In Eternal steuerte man einen Kampfjet, in „The Dark Ages“ einen Panzer.“ Eine Prämisse gilt weiterhin: Die Ein-Mann-Armee gegen die Ausgeburten der Hölle. Von Anfang an war klar: „Doom: The Dark Ages“ will mehr sein als nur eine weitere Dämonenschlacht in schneller Taktung. Doch erst nach einigen Stunden entfaltet die neueste Iteration des legendären Franchises ihr ganzes Potenzial – und das ist gewaltig.
Der Slayer ist auch in „Doom: The Dark Ages“ keine Figur großer Worte – und doch erzählt das Spiel diesmal mehr Geschichte als je zuvor. Statt bloßer Kulisse liefert es tiefergehende Einblicke in die (Vor-) Geschichte des ewigen Krieges zwischen Menschen und Dämonen, die Rolle der mysteriösen Maykrs sowie die Herkunft der Sentinel-Krieger. Während Charakterentwicklung nicht im Vordergrund steht, gelingt es dem frischen Teil, das Doom-Universum atmosphärisch zu erweitern – inklusive beeindruckender Orte wie einer kosmischen Dimension mit derben Lovecraft-Vibes und überraschend cleveren Rätseln.
Eine der größten Neuerungen ist das elementare Schildsystem. Anstatt auf hektisches Herumgehopse und Dauerbewegung wie in „Doom Eternal“ zu setzen, ermutigt The Dark Ages zu einer direkteren Konfrontation: Roter Angriff? Blocken. Grüner Angriff? Reflektieren und Gegner betäuben. Dazu kommt eine Schildramme, mit der der Slayer blitzschnell Distanzen überbrückt – schneller als der Fleischhaken des Super Shotguns. Was zunächst defensiv klingt, erweist sich im Spielverlauf als mächtiges Werkzeug für offensive Spielstile. Selbst auf hohem Schwierigkeitsgrad lässt sich das Timing flexibel anpassen. Und mit der Option, das Schild wie Captain America zu werfen – inklusive kreischender Dämonen, die dabei in Stücke fliegen – wird die Verteidigung zur effektivsten Angriffsmethode.
Die Waffen wirken wie aus einer anderen Zeit, funktional aber so durchschlagend wie eh und je. Super Shotgun, Railgun-artige Sturmgewehre, Plasmarifle mit kugelartiger Munition – alles da, nur mit einem mittelalterlich angehauchten Design. Neu ist etwa der Schädelknochen-Pulverizer, der ganze Gegnerwellen mit Knochensplittern zerfetzt. Clever: Jede Waffe hat eine „Schwesterwaffe“ mit ähnlichem Munitionstyp, zwischen denen per Tastendruck gewechselt wird – das erhöht die Flexibilität ohne Zwang.
Auch die Gegner setzen auf Altbewährtes mit frischem Anstrich: Imps, Cyberdemon & Co. bekommen neue Tricks oder visuelle Upgrades – wie der Pinkie, der nun als dämonisch-domestiziertes Reittier auftritt. Und dann ist da noch die schiere Masse: Wo Doom Eternal bereits mit Feinddichte beeindruckte, setzt The Dark Ages noch eine ordentliche Schippe drauf. Manchmal wirkt es, als stünde man allein gegen eine ganze Armee – inklusive gelegentlicher Frustmomente, wenn Gegner plötzlich von hinten spawen. Mit etwas Umdenken – etwa durch gezieltes Zurückziehen via Schildramme zur Seite – lässt sich aber auch das meistern. Der obligatorische Upgradebaum mit freischaltbaren Fähigkeiten oder Waffenupgrade wird dieses Mal recht myhstisch am Altar vollzogen.
Kleiner Verlust: Die röhrende Kettensäge wurde durch ein neues Nahkampfsystem ersetzt. Statt Instant-Kills mit Benzinverbrauch bietet das neue System dynamische Faustkämpfe, die Munition wiederherstellen – und das zuverlässiger als die Säge je konnte. Ein mutiger, aber sinnvoller Schritt in einem Spiel, das die Nähe zum Gegner nun zur Strategie erhebt. Dennoch fällt auch: In diesem Doom wird mehrheitlich zugeschlagen bzw. per Schild draufgehauen als geschossen.
Die Kampagne ist mit über 20 Stunden sowie 22 Kapitel angenehm lang, ohne sich zu wiederholen. Die Level laden mit riesigen Arealen, zahllosen Geheimnissen, kultigen Collectibles und Upgrade-Währungen zur Erkundung ein. Besonders eindrucksvoll: massive Schlachtfelder, die sich wie Mini-Kriege anfühlen, und immer wieder neue Schauplätze, die auch optisch Abwechslung bringen.
Außerdem fährt The Dark Ages gelegentlich große Geschütze auf: In spektakulären (wenn auch spielerisch simplen) Mecha-Fights oder auf dem Rücken eines Drachen (!) wird das Gameplay kurzzeitig erweitert. Besonders Erstere wirken stark von EAs „Titanfall“-Serie inspiriert. Diese Einlagen sind selten genug, um nicht zu stören, und bringen zumindest cineastisch neue Impulse. Grafisch kreiert die id Tech Engine 8 eindrucksvolle Momente. So waren die aufkommenden Dämonen selten so hochtexturiert während die mittelalterlichen Gebiete von den besseren Effekten profizieren. Nur ab und zu litten wir an Tearing und vereinzelten Pop-Ups. Zeitweise ging sogar im selbstgewählten Performance-Modus die Framerate leicht in die Knie.
- WERDE DER SLAYER IN EINEM MITTELALTERLICHEN KRIEG GEGEN DIE HÖLLE DOOM: The Dark Ages ist das Prequel zu den von der Kritik hochgelobten Spielen DOOM (2016) und DOOM Eternal, das die epische, filmreife Entstehungsgeschichte zur Wut des DOOM-Slayers erzählt. In diesem dritten Teil der modernen DOOM-Reihe schlüpfen die Spieler in die vor Blut triefenden Stiefel des DOOM-Slayers – in einem noch nie erlebten, düsteren und unheilvollen mittelalterlichen Krieg gegen die Hölle.
- EIN DOOM FÜR ALLE SLAYER Ein Einzelspieler-Erlebnis in einem Dark-Fantasy-/Sci-Fi-Setting, das die packenden Kämpfe und die extreme Grafik der unvergleichlichen DOOM-Reihe mit der neuesten idTech-Engine bietet. Dank seines anpassbaren Schwierigkeitsstufen-Systems ist es der perfekte Startpunkt für Neueinsteiger in die Reihe wie auch langjährige Fans.
- HERRSCHE IN DER HÖLLE Als Superwaffe der Götter und Könige zerfetzt du Gegner mit verheerenden Lieblingswaffen wie der Super-Schrotflinte, während du gleichzeitig eine Vielzahl neuer knochenberstender Waffen schwingst, darunter die vielseitige Schildsäge. Die Spieler kämpfen sich standhaft in den brutalen, intensiven Gefechten, für die das ursprüngliche DOOM berühmt ist, über dämonenverseuchte Schlachtfelder.
Natürlich darf auch in The Dark Ages der brachiale Soundtrack nicht fehlen. Diesmal nicht von Serienveteran Mick Gordon sondern von „Finishing Move“, einem Musiker-Duo, die schon „Halo 2: Anniversary Edition, Grounded und kürzlich für den Survival-Horror „The Callisto Protocol“ heulende Klänge beisteuern durften. Donnernde Metal-Riffs treiben das Spiel an und sorgen für Adrenalin pur. Wer will, kann die Dämonenstimmen im Optionsmenü runterdrehen und einfach nur genießen – denn der Soundtrack allein ist schon Grund genug, manche Kapitel der insgesamt 22 erneut zu betreten.
Unser Fazit zu „Doom: The Dark Ages“
Mit „Doom: The Dark Ages“ gelingt id Software ein eindrucksvoller Spagat zwischen Tradition und Weiterentwicklung. Die Wurzeln des Franchise – brachiale Action, kompromissloser Spielfluss und eine klare Prämisse – bleiben erhalten. Gleichzeitig traut sich der neueste Ableger mehr: spürbar mehr Story, mehr Atmosphäre, mehr Experimentierfreude. Das neue Schildsystem ersetzt nicht nur die gewohnte Rasanz durch taktische Tiefe, sondern etabliert eine frische Form der Aggression, ohne das Fundament des Gameplays zu verraten. Auch visuell und akustisch zeigt sich „The Dark Ages“ auf der Höhe der Zeit – mit einem Soundtrack, der ebenso viel Wucht entfaltet wie die Waffenarsenal des Slayers.
Während nicht jede Neuerung (etwa der Verlust der Kettensäge oder die wiederholten Überraschungsangriffe aus dem Hintergrund) restlos begeistert, überwiegen die mutigen Designentscheidungen und das konsequente Worldbuilding. „Doom“ bleibt „Doom“ – nur mit mehr Substanz. Und das ist gut so. Wer sich durch Höllenarmeen metzeln will, findet hier nicht nur das bisher umfangreichste, sondern auch das inhaltlich ambitionierteste Kapitel der Serie.
Release: 15.05.2025 | Entwickler: idSoftware | Genre: Shooter | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 5, Xbox Series S/X und PC | USK: ab 18
Doom: The Dark Ages (PlayStation 5)
Spielspaß - 90%
Gameplay - 87%
Grafik - 92%
Technik - 89%
90%
Empfehlung!
Brachiale Shooter-Action im mittelalterlichen Gewand ohne die klassischen Doom-Stärken zu vernachlässigen - "The Dark Ages" ist anders gestrickt, gelingt aber der Joyride.
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