Florence Pugh und Andrew Garfield in den Höhen und Tiefen einer verbindenden Romanze – „We Live In Time“ wirkt wie ein Liebesfilm, der von Christopher Nolan inszeniert wurde. Mit dem besonderen Kniff einer unchronologischen Erzählweise sowie starken Darstellungen seiner Hauptfiguren kriegt der Film eine besondere Wucht. Unsere Kritik zu heutigen Kinostart.
Denkt man an Liebesfilme, denkt man zwangsläufig an das erste Kennenlernen der Figuren, an die ersten (versehentlichen) Berührungen, die ersten gemeinsamen Nächte und natürlich auch an die zusammenhängenden Tiefen wie Streitereien oder Meinungsverschiedenheiten welche in vermeintlichen Trennungen enden. Aber was ist, wenn es anders laufen würde? Also das Paar sich für uns Zuschauer:innen nicht zuerst kennenlernt, danach weitere Schritte folgen? Regisseur John Crowley wagt sich mit seiner Präsentation an ein Sensibilität und künstlerischer Kontrolle. Der kleine aber feine Kniff: Er zeigt Sequenzen in unchronologischer Form. Was wir wissen: Tobias (Andre Garfield) steckt gerade in den finalen Zügen seiner Scheidung bis ihn Köchin Almuth (Florence Pugh) wortwörtlich überfährt, dann verstricken sich bei einem Abendessen langsam ihre Fäden und trotz so mancher Tiefe ihrer Beziehung werden sie ein Paar. Bis eine harte Diagnose für Almuth die Idylle bricht: Eierstockkrebs, 3. Stadium, wie sie später im Film offen sagt.
Im Grunde ist „We Live In Time“ inhaltlich ein ziemlich einfach gehaltender Film. Es sehen sich wenig Locationwechsel und die Handlung konzentriert sich dicht an beiden Hauptfiguren. Doch hier beginnt der sehenswerte Anteil, den man sich nicht entziehen kann. Einfach gesagt: Man nimmt ihnen das Liebespaar ab, obwohl die Figuren recht eindimensional geschrieben. Die jeweilige Motivation ihrer Rollen wird kaum oder erst spät im Film besser verständlich. Zwar sehen wir alltägliche Probleme einer normalen Beziehung aber von Pugh und Garfield dermaßen grandios gespielt, dass man einfach weiterschauen will. Insbesondere der lakonische nebenbei eine Humor gepaart mit dramatischen Momenten passt sich wunderbar die Handlung an. Crowley (Brooklyn) lässt seine Kameraführung gar dokumentarisch anmuten und verzichtet konsequent auf Screwball-artige Dialoge wie üblich in Liebesfilmen vor rund 20 Jahren. Wer für Tragikkomödien aus dem Indie-Sektor ohne großes Buhei zu haben ist, sollte ab heute ins örtliche Kino gehen.
We Live In Time. USA 2024. Verleih: StudioCanal. Regie: James Crowley. Mit Florence Pugh, Andrew Garfield. Genre: Drama / Komödie. 107 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
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