Indiana Jones und der Große Kreis in der großen REVIEW – Indy kann’s noch!
Filmreife Inszenierung einer Schnitzeljagd rund um den Globus
Professor Jones ist zurück – die Wolfenstein-Macher MachineGames holen den wohl bekanntesten Archäologen der Welt für ein spielbares Abenteuer aus der Rente. „Indiana Jones und der große Kreis“ übertrifft dank seiner filmreifen Inszenierung sogar einige seiner filmischen Werke bei Weitem. Indy verschlägt es im Spiel nicht nur in wild überwucherte Tempel sondern bricht in den altehrwürdigen Vatikan ein und sogar Himalaya-Luft darf geschnuppert werden. Die Mischung aus teils knackigen Rätseleinlagen sowie gelungener Faustkampf-Action gegen Faschisten hat es in sich. Gibt es eigentlich noch Grund zur Kritik? Unsere Review zum neuesten Abenteuer verrät es euch.
Feine Sonnenstrahlen huschen ins Bild, verraten aber zu wenig um die Umgebung eindeutig zu identifizieren, dann erscheint an den Seiten plötzlich dichtes Dschungelgestrüpp und die uns allen wohlbekannte Melodie aus der meisterhaften Feder von John Williams erklingt in sanften Zügen. Indiana Jones darf endlich wieder gefährliche Tempel erforschen, so manche Kopfnuss knacken und regelmäßig Faschistenpack auf’s Fressbrett hauen. Mit Letzterem hat das auserwählte Studio übrigens beste Erfahrung, denn Entwickler MachineGames aus Schweden bewies mit der (bald vollendenden) Wolfenstein-Trilogie eine verdammt gute Empfehlung sich an ein frisches Indy-Abenteuer zu wagen. Alleine das Storytelling von „The New Colossus“ (2017) war stellenweise irrwitzig verrückt, sodass man sich glatt wünschte dieses Studio bekäme die Möglichkeit einer großen Lizenzversoftung, zum Glück war LucasArts so mutig dieses Unterfangen mit den Schweden zu realisieren. Denn „Indiana Jones“ bietet dank seiner kongenialen Prämisse die besten Vorrausetzungen um einerseits gute Dialoge sowie Blockbuster-Action auf die Spielerschaft loszulassen.
Neben der allgemeinen Begeisterung mischte sich jedoch auch etwas, sagen wir mal, Angst unter, da die ersten Spielszenen einen Perspektiwechsel im Gameplay offenbarten. Nämlich statt einer seit Jahren üblichen Third-Person-Ansicht wie es die „Uncharted“- und „Tomb Raider“-Reihe pflegen, steuert man Indiana Jones meist aus der Ego-Sicht. Warum „meist“. Während Klettereinlagen und sonstigen andersartigen Bewegungen wechselt alles in die Außenkamera. Bevor wir zum Gameplay kommen, lasst uns einen Blick Richtung Storyline werfen. Alles beginnt im Jahre 1937 mit einem Einbruch in Jones College deren nachfolgende Entdeckung einer antiken Karte, die zu einem legendären Relikt führt, dem nachgesagt wird, es könne die Geschichte selbst lenken. Doch diese Suche bleibt nicht unbemerkt: Ein mächtiger Geheimbund mit globalem Einfluss und der SS-Sturmbannführer Emmerich Voss verfolgen dieselbe Spur, getrieben von der Vision, die Macht des Relikts für ihre eigenen düsteren Zwecke zu missbrauchen.
Optisch klassisch
Indys Reise führt ihn von den staubigen Weiten Nordafrikas über die verschneiten Gipfel des Himalaya bis in tief verborgene Katakomben von Italien. Begleitet wird er von der brillanten jungen Archäologin namens Gina Lombardi. Schnell wird klar, dass der „Große Kreis“ mehr ist als ein Mythos – er könnte das Schicksal der Menschheit unwiderruflich verändern. In einem Wettlauf gegen die Zeit und mächtige Feinde muss Indy alles riskieren, um das Relikt zu bewahren. Die Handlung siedelt sich dafür zwischen „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Der letzte Kreuzzug“ an. Keine schlechte Idee, da Jones hier noch nach einem jungen Harrison Ford aussieht, als zuletzt im Kinofilm „Rad des Schicksals“. Anfang hübsch verworren entwickelt sich im weiteren Verlauf eine spannende Geschichte, sogar mit kleinen unerwarteten Twists. Wie ernst es die Entwickler:innen mit ihrer Vision meinen, verdeutlicht der Beginn, in dem man nichts weiter als wiederum den ikonischen Anfang von „Jäger des verlorenen Schatzes“ nahezu 1:1 in In-Game Grafik nachspielt. Deutsche Puristen müssen zwar verkraften im vollständig auf Deutsch lokalisierten Abenteuer nicht Harrison Fords Synchronstimme Wolfgang Pampel zu lauschen, dafür überzeugt der stimmlich agierende Florian Clyde bestens als jüngerer Indy mit fast selber Tonlage. Marios Gavrilis leiht Bösewicht Voss nicht nur das Aussehen sondern spricht ihn exzellent im Original und der Deutschen Version.
Die Präsentation gehört zu den großen Stärken von „Indiana Jones und der Große Kreis“, doch wie es sieht es mit dem Gameplay aus? Hier orientierte sich MachineGames nur in feinen Zügen an ihrer stilprägenden „Wolfenstein“-Reihe, vielmehr hat man hier ein ausgewachsenes Adventure-Spiel vor sich. Wie zu Zeiten der grandiosen LucasArts-Titel setzt man auf Erkundung einer schön designten Spielwelt, die horizontal sogar um Ebenen ausgebaut ist. So finden wir uns nach dem spannenden Auftakt in Italien besser gesagt im und um den Vatikan wieder. Zwar ist der Weg meist linear bietet aber dank seinen offenen Gebieten, die jeweils für sich eigene Open-Worlds darstellen, einen hübschen Kontrast. Dank jederzeit aufrufbarer Karten verlieren wir an sich niemals die Orientierung. So schleichen wir uns in bester Sam Fisher-Manier durch Gassen, kleinere Gebäude und hauen so manchem Faschisten eins mit herumliegenden Gegenständen auf die Glocke. Tatsächlich lassen sich alle möglichen Sachen als Nahkampfwaffe nutzen, etwa Keulen, Stuhlbeine, Kerzenständer samt Metallstangen. Zumal wir früh unseren Revolver einsetzen können – doch Obacht: Einerseits lädt Indy verdammt lahm nach und andererseits fühlt sich das Gunplay erschreckend behäbig an. Von den altgedienten Wolfenstein-Machern hatten wir eine andere Erwartung. Natürlich ist ein Archäologie-Professor wie Jones kein ausgebildeter Supersoldat wie B.J. Blazkowicz, dennoch empfehlen wir in diesem Spiel nicht die Schusswaffe sprechen zu lassen und sie eher als allerletzte Möglichkeit zu sehen um Gegner auszuschalten.
Probleme mit Schlangen und KI
Apropos Gegner: Neben den faschistischen Weltbild plagen einige von denen wohl eine ordentliche Grippe, da regelmäßiges Husten zu vernehmen ist. Bestimmt ist dies nur eine Art Sonar für Uns, da wir keinen Radar oder Ähnliches zu besitzen um nicht ständig in sie reinzurennen. Überhaupt lassen sich einige davon simpel umgehen, kommt es nämlich zur Entdeckung mit gleich mehreren Feinden helfen Jones geballte Fäuste nur wenig. Hat man es einmal raus, ist das Kampfsystem simpel: Schlag, Blocken, Schlagen. Nur auf unsere Kondition ist zu achten. Bei Attacken, Sprints oder Klettereinlagen verbraucht Indy sie, ist sie aufgebraucht, sind wir wehrlos. Um ungestört die Level zu erforschen, schlüpfen wir manchmal in Verkleidungen. Damit ist Indy zwar getarnt, verhalten wir uns auffällig, klauen offensiv oder greifen NPC’s an, verfolgen uns die Faschisten. Die Rätseleinlagen dürfen im Vorfeld sogar im Schwierigkeitsgrad dreistufig eingestellt werden, diese reichen vom einfachen Schlüssel suchen bis hin zu richtigen Kopfnüssen, die uns manchmal minutenlang im Gebiet haben herumrennen ließen, weil die Lösung recht verzwickt war. Denkarbeit ist also vorhanden.
Im Laufe unserer rund 20 stündigen Schnitzeljagd kriegen wir sogar weibliche Unterstützung, nicht durch die aus den cineastischen Teilen bekannte Marion gespielt von Karen Allen, sondern durch einen neuen Charakter. Gina Lombardi hat ebenfalls eine eigene Motivation, die sich cleverweise in optionalen Nebenmissionen erklärt. Wir empfehlen diese wärmstens, da sie nicht nur ausgezeichnet geschrieben sind sondern auch unterhaltsam inszeniert sind. Überhaupt ist die musikalische Untermalung in „Indiana Jones und der große Kreis“ besonders zu loben, das Entwicklerstudio verlässt sich auf die ikonischen Stücke von John Williams, kreiierte sie jedoch nicht weniger wohlklingend um. Große Orchesterstücke wechseln sich mit flotten Geigensolis ab, sodass richtige Blockbuster-Stimmung herrscht.
- Eine Welt voller Geheimnisse erwartet dich: Deine Reise führt dich von den Hörsälen des Marshall College mitten in den Vatikan, zu den Pyramiden Ägyptens, den versunkenen Tempeln von Sukhothai und noch viel weiter. Triff auf faszinierende Charaktere, während du neue Bündnisse schließt und gegen altbekannte Gegner kämpfst. Nutze deinen Scharfsinn und Verstand, um uralte Rätsel zu lösen, und überlebe Schlüsselsequenzen, die dir alles abverlangen.
- Action bis zum letzten Peitschenknall: Indianas Markenzeichen, die Peitsche kann eingesetzt werden, um Gegner abzulenken und ist zugleich Indys wertvollstes Fortbewegungsmittel. Mit ihr schwingst du dich über ahnungslose Wachleute hinweg und kletterst Wände hoch, während du dir deinen Weg durch die beeindruckende Spielwelt bahnst.
- Wecke den Entdecker in dir: In einem dynamischen Mix aus linearem, storybasiertem Gameplay und Open-Area-Maps kannst du deinen Erkundungsdrang nach Herzenslust ausleben. Erforsche eine Welt voller faszinierender Geheimnisse, verheerender Fallen und anspruchsvoller Rätsel, in der sich überall der nächste Teil der Lösung verbergen könnte.
Grafisch setzt MachineGames übrigens auf die massiv aufgebohrte „Motor“-idTech-Engine. Diese soll hochaufgelöste Texturen ermöglichen sowie die Framerate stabil halten, warum im Konjunktiv? Aktuell steht unserer Redaktion nur eine Xbox Series S zur Verfügung. Hier dominieren unscharfe Objekte, pixelige Schatten und trotz eines 4K-Fernsehers eine recht schwammige Sicht. Anders sieht es bei der Series X aus – hierfür findet sich in den Installationsdaten sogar ein Paket mit höher aufgelösten Texturen. Dafür belegt die Series S-Version rund 50 GB weniger Speicher. Bis auf Ruckler und einige kleinere Grafikfehler konnten wir jedoch nichts feststellen – also keine Abstürze. Licht und Schatten nicht nur bei der Technik sondern auch beim Gameplay, was zweifelsohne mit der dümmlichen Gegner-KI zusammenhängt. Da schlage ich unter lautem Getöse zwei Feinde nieder und 10 Meter weiter bemerken andere Feinde nichts, da bleibe ich ratlos zurück.
Unser Fazit zu „Indiana Jones und der Große Kreis“
„Indiana Jones und der Große Kreis“ von MachineGames bietet ein spannendes Abenteuer, das sowohl die Klassiker der Reihe aufgreift als auch neue Akzente setzt. Die Geschichte, in der Indy auf der Jagd nach einem mächtigen Relikt ist, erinnert an die besten Momente der Filme, von der Schatzsuche bis zu packenden Kämpfen gegen Nazis. Das Spiel überrascht mit einer ausgewogenen Mischung aus Ego- und Third-Person-Perspektive, die für Abwechslung sorgt, besonders bei Kletterpassagen und Nahkämpfen. Fast 20 Jahre nach dem letzten richtig großen Indy-Abenteuer in Videospielform sind die Unterschiede groß.
Das Kampfsystem ist ordentlich, bleibt aber hinter den Erwartungen des „Wolfenstein“-Studios zurück, besonders das Schießen fühlt sich etwas träge an. Dafür punkten die cleveren Rätseleinlagen und die großartige musikalische Untermalung, die zusammen eine echte Blockbuster-Stimmung erzeugen. Auch die Charaktere, wie die junge Archäologin Gina Lombardi, sind gut geschrieben und bereichern die Geschichte. Technisch finden sich jedoch Schwächen: Auf der Xbox Series S wirkt die Grafik bisweilen unscharf, und die Gegner-KI ist oft unzureichend. Trotz dieser Mängel liefert das Spiel eine gelungene Mischung aus Nostalgie und modernen Adventure-Elementen und wird Fans der Reihe gut unterhalten. Gerade die GamePass-Inhaber sollten in diesen Blockbuster reinspielen.
Release: 06.12.2024 | Entwickler: MachineGames | Genre: Action-Adventure | Preis: 69,99 Euro / GamePass | Für Xbox Series S/X – PlayStation-Version erscheint Frühjahr 2025 | USK: ab 16
Indiana Jones und der Große Kreis (Xbox Series S)
Spielspaß - 92%
Gameplay - 86%
Grafik - 78%
Technik - 74%
83%
Empfehlung
Spannend inszeniertes Indiana Jones-Abenteuer mit teils knackigen Rätseln und gelungenen Kämpfen, denen es aber an Wumms fehlt und die KI zu kleingeistig ist.
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