„Him – Der Größte aller Zeiten“, mit dem unerträglichen deutschen Zusatztitel, versucht sich als clevere Horror-Geschichte rund um den medial wie maskulin aufgepumpten Zirkus rund um American Football – scheitert aufgrund lächerlichen Ideen und fahriger Erzählweise rund um Machtmissbrauch. Warum ausgerechnet Jordan Peele (Get Out) hier den Produzenten gab, ist ebenfalls fragwürdig. Unsere Kritik zu „HIM“.
Manchmal erscheinen Filme, seltener im Kino jedoch zu oft im Streaming, bei denen man zweifelslos sich fragt weshalb sie produziert wurden. Im Anschluss steht die nächste Frage im Raum, warum man sich den Weg in Kino machte um sich diesen Film dann anzuschauen. Letztere Frage lässt sich überraschenderweise mit der Sneak Preview im CinemaxX beantworten. Hier flimmerte zuletzt der vor kurzem erschienene Horrorfilm von Universal Pictures über die Leinwand. Die Handlung zu „Him“ ist schnell erzählt: Der junge aufstrebende Quarterback Cameron Cade wird nach einem mysteriösen Angriff kurz vor den Drafts (Casting für NFL-Spieler) zu einer Trainingswoche auf das abgelegene Anwesen des legendären Quarterbacks Isaiah White eingeladen. Dort warten neben wenig Schlaf, viel Bewegung auch merkwürdige Rituale. Bemerkenswert ist wie stark sich Regisseur Justin Tipping, bisher mehrheitlich nur für Fernsehproduktionen bekannt, hier sich von den Werken von Jordan Peele beeinflussen ließ. Die Bilder erreichen zwar weder Peeles persönlich, frische Note, können dank Ansätzen wie in Röntgenbildern dargestellte brutal kollidierende Athleten-Körper eigene Akzente setzen.
Das meist zu zweit auftretende Gespann aus Tyriq Withers (Cameron Cade) und White (Marlon Wayans) bilden eine nicht wegzudiskutierende Chemie in ihren Dialogen. Zumal der berühmte Quarterback in seinem Betonbunker-artigen Fort Knox irgendwo in der Wüste interressante Diskussionen über Machtmissbrauch durch körperliche Verletzungen aufgreift, in dem er beispielsweise einen seiner „Freunde“ dazu animiert sich direkt vor eine Ballwurfmaschine zu stellen und solange Footballs ins Gesicht schleudern zu lassen bis Cameron einen Touchdown schafft. Größtenteils bekommen wir aber stark konstruierte Machtkämpfe und (sexuell) konnotierte Verlockungen. Allesamt in übertriebener Weise und tragischerweise knalldoof formuliert. Es ist schlicht beeindruckend zu sehen wie unter dem sonst qualitativ starken Monkey Paw-Banner, Peeles Produktionsfirma, solch ein an den Haaren herbeigezogener Schwachsinn das Beamerlicht erblicken konnte. Potential für einen cleveren Kino-Schocker rund um das harte Business im American Football sind zweifelsfrei vorhanden, werden aber kaum angerührt. Vieles bleibt nur vage Behauptung ohne mir als Zuschauer den Beweis zu liefern.
Die chronologische Abfolge der Tage, in denen Cameron langsam bewusst wird dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht, ist für das Publikum bereits bei Betreten des Anwesens spürbar. Mit der Aussicht auf eine große Football-Karriere inklusive „GOAT“-Titels (Greatest of All Time) fragwürdige Aktionen über sich ergehen zu lassen, verständlich. In psychodelischer Optik uns einerseits rauschende Feierlichkeiten zu präsentieren, andersereits die Story die Tiefe einer Pfütze hat und teils äußerst platte Symbolik zu bieten, ist selbst bei schmaler Lauflänge von 96 Minuten enorm anstrengend. Immerhin sitzt es sich währenddessen in den Ultra Lux-Sesseln im CinemaxX nicht schlecht.
Positiv sticht Tyriq Withers als zunächst verunsicherter Athlet und später zur Marionette gemachter wütender Mann hervor. Dass er vor seiner Schauspielkarriere tatsächlich Football-Spieler war, kommt ihm in Sachen Glaubwürdigkeit zugute. Wayans wiederum versucht den endgültigen Turnaround aus „Scary Movie“-Zeiten als Charakterdarsteller, was oftmals sogar gelingt. Nur zwängt ihn das halbgare Drehbuch in ein enges Korsett um vollends zu überzeugen. Von Zack Akers, Skip Bronkie und Justin Tipping verfasst, krankt an fehlender Konsequenz. „Him – Der Größte aller Zeiten“ überzeugt weder inhaltlich, noch ist er ein nenneswerter Beitrag für das Horrorgenre diesen Jahres.
HIM. USA 2025. Verleih: Universal Pictures. Regie: Justin Tipping. Mit Tyriq Withers, Marlon Wayans, Jim Jefferies. Genre: Horror. 93 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Disclaimer: Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Wir sahen den Film im Rahmen der Sneak-Preview. Kinotickets für „HIM“ gibt es hier.


