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Filmkritik zu „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ – Ende mit Schrecken?

Bundesweiter Kinostart: 03. September 2025

Seit über einem Jahrzehnt begleitet die „Conjuring“-Reihe die Kinozuschauer mit düsteren Geistergeschichten und dem Ermittlerpaar Ed und Lorraine Warren. Mit „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ findet die Hauptsaga nun ihr Ende, das zwar solide inszeniert ist, aber nicht mehr die unvorhersehbare Wucht der Anfänge erreicht. James Wan, der die Reihe 2013 mit „Die Heimsuchung“ begründete und durch seine klare Handschrift prägte, ist diesmal nur noch als Produzent und Mitautor beteiligt. Die Regie übernimmt Michael Chaves, der bereits bei Teil drei die Führung hatte. Ob das eine gute Idee war – erfahrt ihr unserer Filmkritik.

2013 kam mit „Conjuring: Die Heimsuchung“ eine andere Art von Horrorfilm in die Kinos. Weitweg blutrünstiger Fallen der „Saw„-Reihe, gelang es kurioserweise dessen Miterfinder James Wan die psychologische Seite von Horror zu bedienen. Wie in den 70er Jahren die legendären Hammer-Filme mit subtilen Mitteln ihr Publikum gruselten formte Wan dank kongenialer Einfälle ähnliche Sequenzen. Man denke nur an das „Klatsch-Spiel“ im Anwesen der Familie. Die Ausgangsgeschichte des finalen „Conjuring„-Film ist klassisch angelegt: Ein neues Spukhaus, eine Familie in Bedrängnis, die Warrens, die eigentlich ihren Ruhestand genießen wollten, aber noch einmal hineingezogen werden. Diesmal ist es die achtköpfige Familie Smurls, die in den 1980ern immer stärker von unheilvollen Erscheinungen heimgesucht werden. Türen schlagen, Spiegel scheinen von etwas Dunklem besessen, und eine Präsenz drängt die Bewohner:innen an den Rand des Wahnsinns. Der Film eröffnet recht atmosphärisch mit einem Rückblick auf den Werdegang der Warrens und bindet ihre Tochter Judy stärker in die Handlung ein, wodurch die familiäre Seite deutlicher betont wird. Diese persönliche Ebene gibt dem Finale einen warmen Unterton, lässt aber gleichzeitig die Bedrohung im Hintergrund konturloser erscheinen.

Patrick Wilson und Vera Farmiga tragen den Film mit gewohnt routinierter Verlässlichkeit. Ihre Darstellung des Ehepaars bleibt glaubwürdig und vermittelt jene vertraute Chemie, die das Herzstück der Reihe bildet. Wilson gelingt es, Eds zunehmende Verletzlichkeit zu zeigen, während Farmiga Lorraine als seherisch begabte, aber erschöpfte Frau zeichnet, die spürt, dass ihre Kräfte schwinden. Das Zusammenspiel der beiden verleiht dem Film emotionale Gravitas, auch wenn die Figuren nicht mehr so frisch wirken wie vor zwölf Jahren. Man spürt, dass hier Abschied genommen wird.

Handwerklich bleibt „Das letzte Kapitel“ im bekannten Rahmen. Der Film setzt stark auf bewährte Mittel: Schattenspiele, knarzende Böden, plötzliche Erscheinungen. Die Jump-Scares sind sauber getimt, aber kaum mehr überraschend. Nach unzähligen Spin-Offs und Filmen aus dem Universum kennt man das Muster. Wo Teil Eins noch mit seiner damaligen Unberechenbarkeit beeindruckte, läuft das Finale nun auf ausgetretenen Pfaden. Ein paar Szenen stechen heraus – etwa ein verstörender Moment mit einem Spiegel oder eine albtraumhafte Vision – doch insgesamt fehlt das Gefühl, hier noch einmal Neuland zu betreten. Stattdessen dominiert solides, aber formelhaftes Genrekino.

Conjuring 4 erschreckt weniger

Atmosphärisch überzeugt der Film dennoch. Die düstere Inszenierung verströmt eine glaubhafte 80er-Jahre-Anmutung, die Ausstattung ist detailreich, und der Score unterstreicht wirkungsvoll die Spannung. Gerade in ruhigeren Szenen entfaltet „Conjuring 4“ eine gewisse Intensität, wenn das Grauen nicht laut, sondern unterschwellig bleibt. Allerdings verliert sich der Film stellenweise in teils zu offensichtlichen computergenerierten Effekten, die die klassische Spukhaus-Atmosphäre schwächen. Das Grauen wirkt dadurch glatter, weniger handgemacht – eine Entwicklung, die schon beim Vorgänger spürbar war. Was zweifelsohne an Regisseur Michael Chaves liegt, der die Leidenschaft eines James Wan mit all seinen Ideen und dem Gespür für Horror nicht ersetzen kann. Zumal die Lautlänge von sagenhaften 136 (!) Minuten für einen Horrorfilm enorm lange ist, er zog sich zwar nicht, dennoch merkte man zwetweise Längen.

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  • Farmiga, Vera, Wilson, Patrick, Livingston, Ron (Schauspieler)
  • Wan, James(Regisseur)

Die größte Stärke liegt im emotionalen Gewicht. Die Serie führt ihre Figuren zu einem Abschluss, der respektvoll und im Ton stimmig erscheint. Die persönliche Bindung der Zuschauer an Ed und Lorraine wird gewürdigt, auch wenn die dramaturgische Dichte nicht durchgehend überzeugt. Dass die Warrens noch einmal ihre Stärke in familiärer Einheit finden, verleiht dem Ende Würde. Zugleich bleibt ein leichtes Gefühl der Ernüchterung, da der einstige Schockfaktor weitgehend verschwunden ist und die Spannung sich mehr aus der Nostalgie speist als aus echtem Schrecken.

„Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ ist kein gewünschter Höhepunkt, aber auch kein Absturz. Es ist ein solider Horrorfilm, der die Serie zu einem runden Ende führt, ohne das Genre neu zu erfinden. Momentan ist die Konkurrenz aus deutlich frischeren Horrorstreifen wie „Weapons“ oder „Bring Her Back“ einfach zu groß. Wer die Reihe von Beginn an verfolgt hat, wird den Abschied der Warrens mit einem gewissen Wohlwollen betrachten. Doch das überwältigende Gefühl, das 2013 den ersten Kinobesuch prägte, bleibt aus. Die Saga schließt den Kreis – immerhin mit Würde.

Conjuring 4: Last Rites. USA 2025. Verleih: Warner Bros.. Regie: Michael Chaves. Mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Mia Tomlinson. Genre: Horror. 136 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Disclaimer: Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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