12. Winterbach Zeltspektakel 2022 – Rag’n’Bone Man in Concert
Inszenatorischer Hochgenuss
Kraftvoller britischer Soul ohne Schnickschnack – mit Chartstürmer Rag’n’Bone Man ging das 12. Winterbacher Zeltspektakel in eine neue Runde und empfing am sonnigen Sommerabend zahlreiche Musikfans im idyllisch gelegenen Remstal. Optisch geizte der „Human“-Interpret nicht mit einer perfekt orchestrierten Lightshow – unsere Konzertkritik, lest ihr jetzt.
Song mit großer Wucht
Da steht er also. Rag’n’Bone Man. Langer Bart. Markante Stimme. Verschmitztes Lächeln. 2016 quasi über Nacht mit der kernig-gefühlvoll dargebotenen Soul-Ballade „Human“ weit über die Grenzen Europas bekanntgeworden. Alleine damit knapp acht Millionen Single-Verkäufe. Kein Wunder lässt sich der mehrfache BRIT-Award ausgezeichnete Brite damit bis kurz vor Schluss, Zeit. Dennoch braucht es nur den wunderbar energiegeladenen Einstieg mit „Skin“ um das durchschnittlich junge Winterbacher Publikum ohne Wenn und Aber an sich zu binden. Am zweiten Festivalabend des diesjährigen Zeltspektakel, welches man bei Ankunft dank schönstem Kaiserwetter problemlos als idyllisch bezeichnen darf, empfing die veranstaltende „Kulturinitiative Rock“ ihre Besucher mit lässigem Country-Rock im belebten Biergarten. Statt wie am gestrigen Abend Schutz unter den enorm großen Schirmen vor nahendem Unwetter zu suchen, erlebte man das komplette Gegenteil. In lockerer Atmosphäre genossen Ehrenamtliche mit Zuschauer:innen einen kühlen Tropfen regionalen Weißwein oder Snacks von heimischen Gastro-Ständen.
Nicht weniger als mit hingebungsvollem Engagement lässt sich auch an diesem Tag die kollektive Leistung aller Vereinsmitglieder:innen sowie zahlreichen Helfer:innen erklären solch ein kräftezehrendes Musikfestival gekonnt auf die Beine zu stellen. Gut, über 31 Jahre Erfahrung helfen auch in hektischen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Dennoch betonte Steffen Clauss, seines Zeichens Veranstalter sowie 1. Vorsitzender der „Kulti“, flossen bisher über 2.000 Arbeitsschichten von über 450 Ehrenamtlichen in das Projekt hinein. Vom allgegenwärtigen Problem fehlender Stagekräfte ist das Winterbacher Zeltspektakel erfreulicherweise also nicht betroffen. Während die großzügig bestuhlte Tribüne schlussendlich doch noch ausverkauft war, wurde es bei den Stehplätzen im Innenraum nicht so drückend eng wie am Vortag. Den musikalischen Reigen am Abend eröffnete der 24 jährige Ronis Goliath samt vierköpfiger Band. Gar nicht so lange auf der Bildfläche, dennoch schon im Vorprogramm von Rapper Bausa vertreten – lässt sich der R&B-Musiker kaum auf bestimmte Genres festlegen, was seinen musikalischen Werdegang nochmals interessanter macht. Leichter Schnoddertalk zwischen den Songs ist amüsant, jedoch überzeugt seine beeindruckende Stimme im Zusammenspiel mit eingängigen Melodien jeden Zuhörer im Zelt.
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Rag ’n’ Bone Man zieht viele Register
Sprichwörtlich wie am Schnürchen erschien kurz darauf gegen 21 Uhr der angesagte Top-Act – lässig in Camouflage-Shorts, kunterbuntem Shirt und stilistischer Goldkette um den Hals schlendert der stimmgewaltige Brite bestens gelaunt mit umgehängter E-Gitarre Richtung Bühnenmitte um die jubelende Menge musikalisch in Empfang zu nehmen. Schlicht bebend intoniert er das melodisch beschwingt klingende „All You Ever Wanted“, aus seinem letzten Studioalbum, in mitreißender Art und Weise, sodass seine enthusiastische Spielfreude problemlos auf das Publikum überspringt. Durch die kühlenden Umwehungen zweier Ventilatoren am Bühnenrand erhält der Auftritt von Rag’n’Bone Man eine gar dramatische Tiefe bei einigen Songs wie „Grace“ oder „Crossfire“ – was inhaltliche Themen wie Verlust, Schmerz und Leid zweifellos unterstreicht. Zudem wirkt Grahams’s starker Gesang im Zelt durch den grandiosen Einsatz von Orgelklängen fast wie eine unerbitterliche Predigt gegen die umgerechten Seiten des Lebens – am Ende durchleben alle Beteiligten eine Art Absolution. Beeindruckend war die minutiös designte Lightshow für das jeweilig gespielte Lied – so bestach „Human“ mit knallroten leuchtenden Streifen, welche der Basedrum entgegen pulsierend aufstrahlten. Im Refrain entwickeln kleinere weiße Scheinwerfer zum Innenraum gerichtet gar symbiontisch eine tranceähnliche Atmosphäre. Solche Erlebnisse bleiben im Kopf. Wie gute Tour-Musiker so sind, lassen sie ihrer Band samt Background-Sänger:innen auch regelmäßige Spots für alleinige Performances. Dies gestaltet sich entweder per Solo-Ausflüge des Bassisten während eines Songs oder im abschließenden Stück „Giant“, einer Zusammenarbeit mit DJ Calvin Harris.
Genauso wie am gestrigen Abend hinterließ Rag’n’Bone Man begeisterte Zuschauer, in dem er seine Stimme ähnlich spektakulär entlud wie ein Gewitter nach Tagen voller zu hoher Temperaturen.
Infos und Tickets zum Zeltspektakel findet ihr unter: https://zeltspektakel.com.
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