Resident Evil 7 Biohazard im großen Test
Resident Evil 7 Biohazard Test: Horror is back! Nach dem zurecht gefloppten letzten Teil beschreitet Teil 7 völlig neue Wege und schafft ein seltenes Gefühl beim Spieler zu erzeugen – echte Angst. Ob das für eine Top-Wertung ausreicht, klärt unser Test.
Die Hoffnung wächst
„Fear comes home.“ lässt Entwickler Capcom vollmundig zum Release von „Resident Evil 7“ verlauten. Vielleicht der wichtigste Teil der in letzter Zeit eher gebeutelten Reihe. Teil 4 bis Teil 6 wurden als Appetizer vorangeschickt, wobei letzter den absoluten Tiefpunkt des Franchise markierte. Zu shooterlastig für eine Survival-Horror Reihe und spielerisch weit unter Durchschnitt. Das eigentlich für den Nintendo 3DS kreierte Spin-Off „Revelations“ wollte wieder so sein, wie die ersten Teile. Inklusive fester Kamera, wenig Munition und kleinerer Rätseleinlagen. Dies mauserte sich über Monate stetig zum Geheimtipp und so kam die ebenfalls erfolgreiche Fortsetzung ironischerweise nicht für Nintendo´s Konsolen sondern wurde nur für „Next-Gen“ – PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht. Und von „Umbrella Corps“ fangen wir erst gar nicht an. Doch reicht „Back to the Roots“ für einen gänzlich frischen Teil? Eher nicht. Auf einschlägigen Videospiel-Messen wurden blind Besucher eingeladen, deren Privileg es war, die „Kitchen“-Demo mit VR zu testen. Dahinter verbarg sich ein ebenso schauerhaftes wie genial frisches Setting. Am Ende die Bestätigung – „The terror contiunes in Resident Evil 7 Biohazard“. Mundpropaganda sei Dank glückte der 360 Grad Wandel.
Obwohl die Handlung ganz ruhig fast schon melodramatisch beginnt. Ethan Winters hat im Jahr 2014 das letzte Mal ein Lebenszeichen von seiner Frau Mia erhalten. Die Geschichte setzt 2017 an. Nun bekommt Ethan eine ominöse Videobotschaft seiner Frau, die ihm eindrücklich davon abrät sie zu suchen. „Merkwürdig“, findet auch er das und so beschließt er mit dürftigen Informationen im Gepäck der Sache auf den Grund zu gehen. In den Sümpfen von Dulvey, Louisana angekommen beginnt er sogleich Nachforschungen im „Dulvey Haunted House“ anzustellen. Sein Weg führt ihn zu einer vermeintlich verlassenen Plantagenvilla der Familie Baker. Nach mehreren furcht einflößenden Situationen findet Ethan seine Frau Mia im Keller. Doch das ist erst der Anfang.
Gekonnt starkes Setting
Resident Evil 7 Biohazard versprüht von Beginn an dichte Atmosphäre. Alleine der Gang zur Villa lässt nur die Arbeit von Capcom erahnen, die sie in Farbgebung, richtig getimten Sequenzen und musikalischer Untermalung investiert haben. Da wir hier als normaler Zivilist unterwegs sind, hören wir bei bedrückenden Geräuschen hastige Atemzüge. Das unterstreicht das erlebte ungemein. Klassisch wie im Franchise-Debüt von 1996 erforscht Ethan die meiste Zeit das ohnehin gruselige Anwesen. Mit Stacheldraht versperrte Fenster und Verwahrlosung inklusive verschimmelten „Speisen“ gehören hier zu Tagesordnung. Nach fester Kamera, Third-Person ab Teil 4 bewegen wir uns in der Ego-Perspektive durch die abwechslungsreich gestaltete Villa. Zum neuen Spielprinzip gehört übrigens auch die Gewissheit, dass kein Raum sicher ist. Wirklich. Jeder Gang, Flur oder sonstige Ecke ist mir Vorsicht zu genießen im wohl westlichsten Titel von Capcom.
Nach einigen nervlich überstandenen Spielstunden von Resident Evil 7 Biohazard finden sich einige filmische Vorbilder. Wenn uns Vater Baker wieder mit schwerer Axt durch ein Teil seines Hauses jagt, fühlte ich mich sofort an „The Texas Chainsaw Massacre“ erinnert. Oder auch Versteckspiele mit anderen Familienmitgliedern werden mit „Insidious oder „Wrong Turn“ assoziiert. Dennoch fügt sich alles wunderbar ins Gesamtbild ein. Wenn wir mal eine Waffe finden sollten, ist Munition rar gesät. In höchster Not hilft ein Taschenmesser dass natürlich weniger Schaden verursacht. Insgesamt kämpfen wir im neusten Werk von Capcom relativ selten. Meist verstecken wir uns oder versuchen in gut inszenierten Bosskämpfen dem Bösen Einhalt zu gebieten. In einem davon dürfen wir sogar erstmals in ein Auto steigen um unserem Widersacher den Garaus zu machen. Das bestätigt die simpel gehaltene Steuerung. Rennen, ducken und Schalter betätigen. Mehr braucht es nicht. Das Waffenarsenal wird wird gegen Ende aufgestockt. So finden wir beispielsweise einen Flammenwerfer sowie Klassiker wie Shot-Gun oder auch 9mm Pistolen. Die Entwickler setzen hier klar auf Terror und Panik. Endlich. Trotz Schweißperlen auf der Stirn war ich glücklich, dass Capcom ohne Rücksicht versucht seine Spielerschaft zu verängstigen.
Kein Kinderspiel!
Im Test zum neuen Resident Evil wird einem schnell eines klar. Dieses Spiel hat seine USK-Einstufung von FSK 18 mehr als verdient. Kaum ein anderer Titel schreit dir das mehr ins Gesicht. Blutige Armstümpfe sowie generell sehr drastische Gewaltdarstellungen ließen mich hinsichtlich der USK-Beurteilung überrascht zurück. Andere Titel wurden schon für weniger indiziert. Die Handlung hat sich im weiteren Spielverlauf als größter Schwachpunkt erwiesen. Beginnt die Suche nach der vermissten Mia und der zweifellos schrecklichen Begegnung mit der Baker Familie interessant, verliert sich die ohnehin eher dünne Story. Dennoch sind kleine Twists unvorhersehbar. Eingestreute Rätsel sind etwa „Suche Schlüssel A für Tür B“ oder ein Figur so ins Licht zu drehen, dass ihr Schatten im Hintergrund passt. Rudimentär. Trotz Neuanfang wurden auf das typische Ressourcen-Management nicht verzichtet. In den Südstaaten gibt es eben statt zeitlosen Schreibmaschinen – modische Tonbandgeräte. Die ersten Schwierigkeitsgrad wurde gut ausbalanciert. Nach unserem ersten Durchgang dürfen wir das Abenteuer auf „Irrenhaus“ nochmals überleben. Hier wird es dank wenig Munition, mehr Gegnern und Rätsel besonders knifflig. Also im Kern ein richtiges Resi.
Durch die eigens für Teil 7 entwickelte „RE Engine“ präsentiert sich Resident Evil 7 Biohazard so fotorealistisch wie nie. Jedes Wand und Struktur sind knackscharf. Kleine Poren auf der Haut sind ebenso erkennbar wie Kadaver-Innerein auf dem Boden. Typische Grafikfehler wie matschige Texturen, Kantenflimmern oder Clipping konnten wir in unserer Testversion nur bedingt feststellen. Löblich! Zusätzlich finden sich wichtige Hinweise zur Story. Denn: Resident Evil 7 erzählt rund 45% seiner Handlung über kleine Notizen und Briefe. Diese sind jedoch so geschickt verteilt das es kleine angenehme Verschnaufpausen zulässt. Übrigens ist der Vergleich mit Kojima´s P.T haltlos – da Capcom seinen Stempel mehr als einmal auf das Spiel draufdrückt. Knatschende Dachstühle, undefinierbare Geräusche auch soundtechnisch lassen sich die Entwickler keinesfalls lumpen. Zudem das gesamte Spiel PlayStation VR fähig ist. Zum Zeitpunkt unseres Tests konnten wir das leider noch nicht erleben. Reichen es aber später nach.
Unser Fazit zu Resident Evil 7 Biohazard
Was für ein Neustart! Viel Nervenkitzel, starke Atmosphäre und stilsicherer Horror. Besser kann ein frisches Spielejahr nicht beginnen. Diese 360 Grad Drehung war alleine für das weitere Überleben der Marke „Resident Evil“ unglaublich wichtig. Und es hat funktioniert. Bereits der spielbare Teaser „Beginning Hour“ ließ erahnen auf welche Geisterbahn-Fahrt wir uns im fertigen Werk einlassen werden. Bis auf kleinere Macken bezüglich der Story und einer kurzen Spielzeit von 8-10 Stunden ist die Rückkehr zum ausschließlich erwachsenen Terror geglückt. Wobei es für manche Gamer auf ein Stück zuviel Panik sein dürfte.
Entwickler: Capcom – Preis 69,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC. USK: ab 18
Resident Evil 7 Biohazard (PlayStation 4)
Spielspaß - 95%
Gameplay - 90%
Grafik - 93%
Technik - 85%
91%
Ausgezeichnet!
Viel Nervenkitzel, starke Atmosphäre und stilsicherer Grusel. Ein wahres Horror-Highlight für Hartgesottene!
Blick in die Vergangenheit mit Resident Evil 4. Unser Test.
Dem Autor Benny Illgner jetzt auf Twitter folgen.
Die Spielkultur auf Facebook.
Spielkultur auf Twitter folgen.