Agents of Mayhem im großen Test
Studio Volition setzt in seinem neuesten Werk nicht auf die abgedrehte „Saints Row“-Gang sondern auf die nicht minder verrückten „Agents of Mayhem“. Ob ein ähnliches Gameplay, die gehörige Dosis Humor und eine Open World auch die Spieler wieder einfängt, klären wir im Test.
Ein Konzept mit vielen Köchen
Es gibt zahlreiche Klone von „Grand Theft Auto“. Man möchte gar glauben, dass Rockstar Games mit ihrer erfolgreichen Spielereihe, den heiligen Gral der Videospiele gefunden hat. Der launige Mix aus storybasierten Missionen, einer frei begehbaren offenen Welt moderner Städte wie New York oder Los Angeles nachempfunden sowie den reichlich überzogen skizzierten Hauptfiguren überzeugte durch die Bank. Fachpresse und Spieler sahen in den jeweils doch sehr eigenen Fortsetzungen immer wieder andere positive Aspekte. Die einen fanden eine grandiose Parodie auf aktuelle Popkultur und politische Seitenhiebe. Andere wollten einfach nur mit dem Sportwagen durch die Spielwelt rasen und ballern. Alleine diese Grundrezeptur versprach Plagiate. Die populäre „Mafia“-Serie, teils indizierte „Prototype“, „Just Cause“ und nicht weitere zu nennen waren es viele. Vor allen Dingen konnte Ubisoft seit nunmehr über einem Jahrzehnt fast kein Spiel ohne Open World-Flavour veröffentlichen. Doch wenn jemand dieses Feature sinnvoll nutzt, wieso nicht? So kommen wir zur „Saints Row“-Serie aus dem Hause Deep Silver. Teil 1 war noch exklusiv für Xbox 360 und ein glasklarer GTA-Klon. Gang-Schießerein und sein Viertel verteidigen. Ganz okay. Anders wurde es ab „Saint Row: The Third“ bei dem die Entwickler endlich ihre eigene Signatur übertrugen. Um einiges witziger und größenwahnsinniger kam die Handlung daher, in denen XXL-Dildos als Waffen dienten und wir nicht weniger versuchten US-Präsident zu werden. Teil 4 legte mit mehr bekloppten Ideen sowie Humor nach und würzte das Gericht mit Superhelden-Fähigkeiten und Parodien á la Metal Gear Solid. „Agents of Mayhem“ spielt zwar im gleichen Universum jedoch mit gänzlich anderen Prämissen.
Zur Handlung: Die Spezialeinheit „Agents of Mayhem“ hat endlich herausgefunden, was der böse Doktor Babylon im Schilde führt oder sich bzw. aufhält. Mitten im Seoul, Südkorea will er schlicht und einfach die Weltherrschaft an sich reißen. Mit seiner Armee „LEGION“ ist er bereits an vielen Kriegen auf dem Globus vertreten und ist kurz davor seinen Plan in die Tat umzusetzen. Gut, dass die Agents bestehend aus Hollywood (typischer Schauspieler mit zu großem Ego), Hardtack (der bullige Söldner mit Shotgun) sowie Fortune (toughe Sprücheklopferin) vor Ort sind und diese Pläne durchkreuzen. Nun gilt es in Seoul mit anderen Agents aufzuräumen. Storytechnisch ist das Spiel so herrlich bescheuert wie man es erwarten könnte. Dialoge in Aufträgen sprühen teils vor Sprachwitz, während manche Gags erschreckend platt und makaber präsentiert werden. Nachdem der Anfang motivierend beginnt, verliert sich es sich irgendwann in Belanglosigkeiten. Zum einen, da sich inhaltliche Missionsziele zu häufig wiederholen. Schema: „Aktiviere alle Sender“ oder auch „Sammle Infos an allen Meteoriten-Einschlägen“. Das mag die ersten Male noch spielbar sein, aber wenn selbst die Gegner-KI nur darauf trainiert wurde auf uns zu, zu rennen und als Kanonenfutter zu enden, ist dies eher ermüdend.
Bekanntes Gameplay und lahme Missionen
Das Gameplay erinnert in seiner Hektik und Schnelligkeit an die Kollegen aus Stillwater (Saints Row). Rennen, Springen, ballern geht flott ineinander über. Als Agenten beherrschen wir den Dreifachsprung und können mit kampforientierten „Mayhem“-Moves stärkere Angriffe loslassen oder uns an andere Stellen teleportieren. Zudem können wir aus jeder Höhe fallen und landen ohne Gesundsheitsverlust auf dem Boden. Für längere Strecken kapern wir einfach einen Wagen von der Straße oder rasen bequem mit unserem Sportwagen zum Ziel. Leider steuern sich die Boliden eher schwammig und das Geschwindigkeitsgefühl von 100kmh kommt leider so gar nicht rüber. Einerseits mutig Seoul als wirklich frische Alternative zum ständigen digitalen New York-Trip auszuwählen, andererseits ist schade, diese Prämisse nicht zu nutzen. Denn Nebenmissionen gibt es außer neuen Agents zu rekrutieren und Nebenziele auszuschalten nicht wirklich. Vielleicht noch Lava-Spliter über den Dächern suchen und einsammeln, aber damit hat es sich dann auch. Entwickler Volition hat übrigens mit Bedacht auf dem MultiplayerPart verzichtet um alle Ressourcen in den umfangreichen Singleplayer zu stecken. Die rund 30 Aufträge, wie oben erwähnt, wiederholen sich und überzeugten uns nur in kleinen Momenten, wenn wir beispielsweise ein Planetarium von Feinden erledigen müssen.
Grafisch bietet „Agents of Mayhem“ einen eigenwilligen Mix aus zartem Cel-Shading und Comicgrafik. Dies passt zweifellos in die Comic-Zwischensequenzen, die einem die Story näher bringen wollen. Kleinere Bugs wie Kantenflimmern ist in Maßen erkennbar, stören aber nicht weiter. Das Spiel läuft flüssig in 60fps und 1080p Auflösung. Für einen lizenzierten Soundtrack hat das Budget wohl nicht mehr gereicht, deswegen müssen sich Spieler mit dem eigenen Score begnügen. Dieser ist relativ blass und bleibt aus diesem Grund nicht weiter im Kopf. Gedudel eben.
Fazit zu „Agents of Mayhem“
Ich hatte mit diesem Old-School Action-Adventure Spaß. Vielleicht waren es die spaßigen Figuren, mit ihren Kommentaren oder auch das manchmal echt bombastische Blockbuster-Feuerwerk. Doch nach ungefähr 3-4 Stunden drückten die ewig gleichen Missionsziele und das langatmige Leveldesign so auf meinen Spielspaß, dass ich es nur mit viel Liebe und Leidenschaft zum Abspann geschafft habe. Manchmal fragte ich mich auf, wieso die Entwickler nicht einen Abstecher nach Stillwater eingebaut haben, da nicht nur zweimal eindeutige Anspielungen fielen. Am Ende bleibt ein Spiel, dass zu Beginn Freude macht, aber zum Ende verdammt dröge wird.
Entwickler: Volition – Preis: 69,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC – USK: ab 16
Agents of Mayhem (PlayStation 4)
Spielspaß - 60%
Gameplay - 75%
Grafik - 75%
Technik - 70%
70%
Durchschnittlich
Spaßiges Grundkonzept, das sich jedoch nur mit dem 1x1 des Open World-Genres begnügt.
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