Alone in the Dark (2024) im großen TEST – Der Grusel hat ein neues Zuhause
Gruselige Schnitzeljagd durch Sümpfe und Herrenhäuser
Der Klassiker und Wegbereiter für den Survival-Horror „Alone in the Dark“ kehrt in modernisierter Form auf die heimischen Systeme zurück. Entwickler Pieces Interactive versammelt für diese Rückkehr nicht weniger als ein Staraufgebot mit „Stranger Things“-Star David Harbour und Jodie Comer. Wir rätselten uns durch ein schauriges Sanatorium mitten in den Sümpfen von Louisiana und schossen so manche Bleikugel auf grausige Gestalten. Und ja, erschrocken haben wir während unseres Tests auch und dies lag nicht an technischen Defiziten. Unsere Review zum frisch auferstanden Horror-Abenteuer.
Mit „Alone in the Dark“ verbinden die erfahrenen Gamer nicht weniger als die spielerischen Wurzeln des „Survival Horror“. 1992 erschien mit dem gleichnamigen Spiel nämlich eine damalig komplett andere Gattung von Videospiel. Hier ging es nicht darum Raumschiffe zu zerstören oder kryptische Textaufgaben zu lösen sondern sich in einem Herrenhaus gruseligen Gestalten zu erwehren und nebenbei das ein oder andere Rätsel zu absolvieren. Wenngleich die, aus heutiger Sicht, sehr plastische bzw. pixelige Grafik kaum noch unangenehme Vibes verursacht, war es damals ein sogenannter Gamechanger. „Resident Evil“ hätte damals niemals das Licht der Welt erblickt, die Mischung aus schwach beleuchteten Herrenhaus und überraschend auftretenden Monstern, die es mit wenig Feuerkraft zu erledigen gilt, ist zweifelsohne heutzutage Standardkost. Interessanterweise macht das frische „Alone in the Dark“ in gewisser Hinsicht die Flucht nach Vorne. Man erinnere sich nur an das flott vergeigte „Inferno“ von Atari. Spielerisch irgendwo zwischen Dickdarm-Entzündung und zähen Quicktime-Events angesiedelt, ermittelte der paranormale Detektiv Edward Carnby nicht mehr sondern flüchtete durch ein zerstörtes New York City um Luzifer persönlich an der Weltherrschaft zu verhindern. Nun ja, zum Glück stapelt THQ Nordic mit dem Reboot deutlich tiefer.
Im Kern von „Alone in the Dark“ ist die Handlung von „Alone in the Dark“ nämlich tief im amerikanischen Süden der 1920er Jahren angesiedelt. Emily Hartwood (Jodie Comer) beauftragt den auf paranormale Ereignisse spezialisierten Privatdetektiv Detektiv Edward Carnby (David Harbour) das Verschwinden ihres Onkel aufzuklären. Jeremy Hartwood leitet das Sanatorium, einem Ort für psychisch-erkrankte, Derceto Manor. Kurz nach ihrem Eintreffen bemerken beide nicht nur am eigenartigen Verhalten des Personals und Bewohner:innen, dass hier etwas nicht stimmt. Zum Start der Kampagne dürfen wir über die zu steuernde Figur entscheiden. Folgende Grund: Beide Charaktere erleben jeweils das Abenteuer anders – andere Level, Dialoge und eigene Zwischensequenzen lassen euch entweder als Emily oder Edward die Geschehnisse erleben. Beide Kampagnen dauern jeweils rund 12 Stunden, sodass ihr gute 25 Stunden an Spielzeit habt. Wir fanden schade nicht zwischendurch wechseln zu können, um noch mehr Abwechslung dem Trip zu entlocken. Daher verzichten wir auf Bildmaterial aus der „Emily“-Kampagne. Wer übrigens eine atemlose Horror-Achterbahn wie „Resident Evil 7 – Biohazard“ erwartet, liegt falsch. „Alone in the Dark“ lässt uns eher in unheimlicher gar subtiler Gruselstimmung bei lauschiger Jazz-Mucke durch das Sanatorium streifen, wobei die Jump Scares selten aber gekonnt positioniert sind. Die (recht klar abgegrenzten) Rätseleinlagen sind zwar keine Kopfnüsse, nötigen euch jedoch den ein oder anderen Gedanken um die Ecke ab.
Layers of Dark
Leider entfaltet sich die Handlung und der dazugehörige Hauptgrund für das Verschwinden von Emilys Onkel für meinen Geschmack zu langsam. Nichtsdestotrotz sackt die Spannungkurve nicht ab, weil es das Studio versteht uns mit so manchem urplötzlich verändertem Raum, erst zu verwirren, nur um uns wenig später durch toll eingefangene Sillouten von entfernten Feinden zu gruseln. Ähnlich wie die Parallelwelt eines Silent Hill geraten beide Hauptfiguren regelmäßig in halboffene Gebiete, wo der Fokus klar auf Kämpfen liegt. Seien es Gassen einer kleinen Stadt oder in den Sümpfen. Zur Auswahl stehen Pistole, Schrotflinte sowie Molotowcocktails und Nahkampfwaffen wie Äxte oder Schaufeln. Trotz der guten Basis verkommt das Kampfsystem aufgrund fehlender Fixierung von Feinden oftmals zu stumpfen Gehaue in alle möglichen Richtungen. Zudem herrschen in kleinen Räumen manchmal so arge Kameraprobleme, wodurch die schlurfenden Gestalten erst übersehen werden und mehr Schläge verteilen können als uns lieb ist. Die Schießeisen wiederum leiden zudem an großem Rückstoß, was wahrscheinlich so beabsichtigt ist um den Survial-Horror Aspekt zu unterstützen. Überhaupt ist es nicht möglich mehr als 25 Kugeln zu tragen. Ganz nett ist die fehlende Präsenz eines Upgradesystems. Auflockernd sind die humorvollen bisweilen zynischen Dialogen zwischen Carnby und seinen Gesprächspartner:innen, die dank gelungener Lokalisierung auch in Deutscher Sprache bestens zünden. So leiht etwa Dennis Schmidt-Foß (Ryan Reynolds, Chris Evans) den kauzigen Privatermittler die Stimme.
In Sachen Präsentation bietet die mythenreiche Neuinterpretation aus dem schwedischen Studio Pieces Interactive ein zweischneidiges Schwert. Einerseits steht dem Grusel-Abenteuer die gut eingefangene Südstaaten-Kulissen mit ihrer meist geschlossenen Villen-Optik gut zu Gesicht, jedoch finden sich oftmals schwach texturierte Objekte, was sich mit den teilweise recht statischen Gesichtsanimationen der NPC’s im Flow nicht allzu gut verträgt – will heißen die Unreal Engine 4-Grafik wirkt stellenweise merklich veraltet. Dennoch überzeugen die teils atmosphärisch präsentierten Schatten wie Licht-Effekte. Dennoch hat Konkurrent Capcom im Bereich Grafik aufgrund der potenten RE-Engine weiterhin die Nase vorne. Zudem macht sich ab und zu Tearing bemerkbar, interessanterweise läuft bis auf einige Rätseleinlagen die FPS recht flüssig. Solange nicht reingezoomt wird.
- Erkunde Derceto Manor in dieser Neuinterpretation von Alone in the Dark, einer Hommage an den Horror-Kultklassiker aus den 90ern
- Kehre zu den Wurzeln des psychologischen Horrors zurück und erlebe eine atmosphärische Reise, die dem Spiel, welches das Genre begründet hat, alle Ehre macht
- Tauche ein in eine Welt voller schauriger Klänge mit einem eindringlichen und doch hypnotisierenden, düsteren Jazz-Soundtrack
Unser Fazit zu „Alone in the Dark“
THQ Nordic fasste sich ein Herz und interpretierte einen echten Grundbaustein moderner Survival-Horror Geschichte mit so manchem Mut um. Gerade, weil die zuletzt veröffentlichten Serienteile inklusive einem zuletzt rausgespucktem halbgaren Online-Multiplayer sicherlich grauenhaft aber in anderem Sinne waren. Nein, die Geschichte rund um Emily und Carnby samt düsterer Schnitzeljagd durch teils schockierende Erinnerungen ist vielen Fällen gelungen, wenn vergleichsweise keine neuen Benchmarks gesetzt werden. Technisch reißt man mit „Alone in the Dark“ auch keine Bäume aus, präsentiert jedoch ein mitunter zu standardisiertes aber spannendes Gameplay, das uns immer wieder zum Controller greifen ließ, weil uns Rätsel oder noch zu öffnenden Räume nicht los ließen.
Release: 20.03.2024 | Entwickler: Piece Interactive | Genre: Survival-Horror | Preis: 59,99 Euro | Für PlayStation 5, Xbox Series S/X und PC | USK: ab 16
Alone in the Dark (2024) PlayStation 5
Spielspaß - 85%
Gameplay - 75%
Grafik - 83%
Technik - 77%
80%
Empfehlung!
Ambitionierter Reboot eines Survival-Horror Klassikers, der dank zweier charmanter Hauptfiguren atmophärisch dicht inszeniert ist aber spielerisch eher auf Standardkost setzt.
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