
„Assassin’s Creed Shadows“ in der großen REVIEW – Starke Heldenreise!
Ubisoft schafft mit der Meuchelreihe wahre Begeisterung
Mit „Assassin’s Creed Shadows“ werden erfrischend neue Wege beschritten. Das feudale Japan im 18. Jahrhundert eignet sich dank seiner geheimnisvollen Atmosphäre für einen kleinen Neustart der langlebigen Reihe. Lange im Vorfeld wurde die Hauptfigur Yasuke, einem schwarzen Samurai, offensiv laut diskutiert, erweist sich im fertigen Spiel jedoch als interessante Perspektive auf eine optisch schöne Welt voller Ehrempfinden, Machtdemonstrationen und teils zügelloser Gewalt um Gebiete zu beanspruchen. Für den momentan strauchelnden Publisher Ubisoft ist „Assassin’s Creed Shadows“ nicht nur ein Release sondern vielleicht der wichtigste seit Jahrzehnten. Umso erfreulicher ist daher das Resultat von „Assassins Creed Shadows“ das sich auf seine erzählerischen Stärken zurück besinnt, enorm viel Spielzeit liefert und sogar so manche Überraschung bietet. Unser Review zum neuesten Meuchelabenteuer.
Auf diesem Teil von Ubisofts populärster Spielereihe lastete seit Beginn ein ungeheurer Druck. So monumental, dass der Release gefühlte 10 Mal umgeschmissen und nach hinten gesetzt wurde. In der Realität waren es natürlich nur drei Mal. Von Herbst 2024 auf Februar 2025 und dann auf Ende März. Kurioserweise waren die Rufe lautstark im Netz hörbar, dafür dass die Allermeisten die gebeutelte Serie sowieso abgeschrieben haben. Natürlich fragt man sich weshalb gerade die Stimmung so derart kolossal gegen Ubisoft schlägt. Es könnte an den Flops in jüngster Vergangenheit liegen wie etwa das ohnehin lang angekündigte nach rund sieben Jahren erschienene „Skull and Bones“, das unterwältigende „Star Wars Outlaws“ und der vergeigte Online-Shooter der früheren „Call of Duty“-Recken – „XDefiant“, welcher Anfang Juni abgeschaltet wird. Jedenfalls rauschte der Börsenkurs weit in den Keller und Ubisoft-Gründer Yves Guillemot wurde von Tencent, die derzeit zehn Prozent am Unternehmen halten, angezählt. Inmitten all dieser harten Nachrichten konnten sich das Unternehmen jedoch auf eine Cashcow weiterhin verlassen – „Assassin’s Creed“. Jene Reihe, die als Spin-Off in den Nullerjahren zur damalig extrem erfolgreichen „Prince of Persia“-Reihe konzipiert worden war. Zuletzt überraschte der „Back to the Roots“-Verschnitt „Mirage“ (unser ausführlicher Test) durch seine geradlinig-schnörkellose Reminiszenz an klassische Action-Adventures während „Valhalla“ einerseits inszenatorisch ungewohnt brutal daherkam und mit Wikingern eine andere ruppigere Erzählform wählte. Obwohl die Tests der Fachpresse zwischen durchschnittlich und annehmbar tangierten, mussten sich auch die Ubisoft-Teams eingestehen: Irgendwas ist verrutscht.
Der Release von „Assassin’s Creed Shadows“ ist deshalb so wichtig, weil er klappen muss. Zwar verkaufte sich die Wikinger-Action mit einem Umsatz von einer Milliarde Dollar entsprechend gut, aber das Echo von Presse samt Spielerschaft waren stark ernüchternd. Auch mit „Shadows“ lief die Produktion alles andere als einfach ab. Ubisoft durchlief währenddessen strukturelle Veränderungen. Die Entscheidung eine dunkelhäutige Figur als Samurai ins Spiel zu nehmen, ist strittig basiert jedoch auf einer realen historischen Figur aus Mosambik, die im 16. Jahrhundert unter einem japanischen Fürsten diente. Zudem ist es als fiktionales Werk nicht an historische Fakten gebunden, dennoch herrschte im Internet ein feuriges Meinungsinferno. Dazwischen kamen noch zeitliche Ungenauigkeiten bei Auswahl der Flaggen im Promobildern, chinesische statt japanische Bauten oder Fehler in Bezug auf die Gepflogenheiten der Samurai. Am 23. Juli 2024 entschuldigte sich das Unternehmen für jene Fehler im Vorfeld und gelobte Besserung. Doch der Beigeschmack blieb bis zum Release.
Kommen wir zur inhaltlichen Präsentation des neuesten Meuchelabenteuers: Die Epoche des 16. Jahrhunderts ist geprägt von politischen Intrigen, blutigen Schlachten und dem Ringen um Macht. In diesem historischen Rahmen erzählt das Spiel die Geschichte zweier unterschiedlicher Protagonisten: Naoe, eine geschickte Kunoichi (weibliche Ninja) des Iga-Klans, und Yasuke, ein eingewanderter afrikanischer Samurai, der historisch tatsächlich in Japan diente. Beide Charaktere bieten zwei recht ambivalente Gameplay-Ansätze, was dem Gameplay eine erfrischende Dynamik verleiht. Die Figuren besitzen genügend Herz um mit ihnen eine emotionale Bindung eingehen zu können. Anbei bemerkt ist die Deutsche Synchronfassung gelungen. Zwar wirken ein paar Nebenrollen etwas verhunzt.
Über Stock und Stein durch die Spielwelt
Die Spielwelt umfasst mehrere Regionen Japans, darunter dichte Wälder, verschneite Berglandschaften, Gebirge, geschäftige Städte und abgeschiedene Dörfer. Die Entwickler:innen haben besonderen Wert auf Details gelegt: Dorfbewohner reagieren auf das Wetter, Jahreszeiten verändern das Erscheinungsbild der Welt und unterschiedliche Tageszeiten beeinflussen, wie sich Missionen angehen lassen. Im Test fühlten wir uns an das Jahreszeiten-System von „Forza Horizon 4“ erinnert, jedoch ohne einen gesetzten zeitlichen Intervall sondern nach einer bestimmten erledigten Anzahl von Story-Aufträgen verändern sich die Jahreszeiten. Zudem werden Fraktionen und bereits weggemeuchelte Gegner in Burgen wieder ersetzt. Alleine der Fakt brachte wohl Ubisoft dazu umzudenken: Japan besteht nämlich zu 75 Prozent aus Flora und Fauna. Euer Reittier „Nebelhauch“ ruft ihr mit Pfiff, andere herumstehende Pferde in der Spielwelt könnt ihr ebenfalls nutzen. Nach wie vor lassen sich Türme rauskraxeln um die Weltkarte vom drüberliegenden Nebel zu befreien, zudem schaltet ihr damit die Schnellreise-Funktion frei.
Ein herausragendes Feature ist das verbesserte Navigationssystem. Während in vorherigen Assassin’s Creed-Titeln Klettermechaniken oft an europäische Architektur angepasst waren, wurde für Shadows ein deutlich überarbeitetes System entwickelt, das besser mit japanischen Gebäuden, Bambuswäldern und Festungsmauern harmoniert. Man nahm sich „Unity“ als Vorbild. Sprintend mit „X“ klettert Naoe verschiedene Objekte hoch während sie per gehaltendener „Kreis“-Taste vollautomatisch runterklettert. Der Spielfluss fühlt sich insgesamt natürlicher an. Dennoch ist das bekannte Serienproblem damit nicht vom Tisch, weil das Spiel schätzt weiterhin eure Sprünge und trotz einer farblich hervorgehobenen Stelle an einem Baum springt Naoe lieber in die Tiefe. Das stört manchmal gewaltig. Das Verstecksystem wurde hingegen erweitert aufgebohrt: Spieler können sich im hohen Gras ducken, unter Plattformen verstecken oder sich klassisch in Menschenmengen tarnen. Sogar erstmals hinliegen ist möglich was in brenzligen Situationen in feindlichen Burgen sehr hilfreich sein kann. Naoe besitzt einen Enterhaken – damit lassen sich Distanzen zwischen zwei Gebäuden gut abkürzen. Tragischerweise finden sich davon viel zu wenige in der Spielwelt. Horizontal dagegen ist es möglich jedes Dach zu erreichen.
Ein wesentliches Element des Spiels ist die Unterscheidung zwischen den Spielstilen der beiden Protagonisten. Yasuke kämpft als Samurai mit schweren Waffen wie Katana und Nodachi und setzt auf direkte Konfrontationen. Seine Angriffe sind kraftvoll, jedoch langsamer, und er kann mehrere Gegner gleichzeitig in einem offenen Kampf besiegen. Sein Stil belohnt präzise Paraden und gut getimte Konter. Man spielt sozusagen einen menschlichen Panzer. In einigen Storymomenten heizt Ubisoft mit passendem treibenden Soundtrack diese unzerstörbaren „Superhelden“-Modus gekonnt an. Naoe hingegen ist auf Heimlichkeit spezialisiert. Sie kann sich in Schatten verbergen, Wände erklimmen und mit einer Vielzahl von Ninja-Waffen agieren, darunter Wurfsterne, Kettenwaffen und im späteren Verlauf freischalftbare Giftpfeile. Ihre flotte Beweglichkeit erlaubt es ihr, sich an Feinden vorbeizuschleichen oder sie lautlos auszuschalten. Mit der Adlersicht erfasst ihr Gegner durch Wände. Spieler können nach Akt 1 jederzeit zwischen den beiden Charakteren wechseln, was das Gameplay abwechslungsreich gestaltet und unterschiedliche Herangehensweisen an Missionen ermöglicht.
Assassin’s Creed Shadows bietet sechs verschiedene Upgrade-Bäume, die für beide Charaktere separat verfügbar sind. Diese Upgrade-Bäume umfassen u.a.:
Kampf – Verbesserte Waffenfähigkeiten und Kombos für direkte Auseinandersetzungen.
Stealth – Leisere Bewegungen, verbesserte Attentate und Ablenkungsmöglichkeiten.
Waffenmeisterschaft – Spezialisierungen für bestimmte Waffengattungen.
Athletik – Schnellere Kletterbewegungen, höhere Sprünge und effizientere Ausweichmanöver.
Taktik – Strategische Fähigkeiten, die den Umgang mit Gegnergruppen erleichtern.
Überleben – Fähigkeiten zum Heilen, Tarnen und Ressourcenmanagement.
Diese Upgrade-Bäume ermöglicht es euch, Yasuke oder Naoe nach eurem eigenen Stil zu formen. Ein weiteres Element des Fortschrittsystems ist das Wissen-Rang-System, das durch Erkundung, das Erfüllen von Nebenquests oder das Aufdecken von Geheimnissen erweitert wird. Dadurch werden neue Dialogoptionen und alternative Lösungswege in Missionen freigeschaltet.
- Tauche ein in ein episches Action-Adventure im feudalen Japan: Werde eine tödliche Shinobi-Assassinin und ein mächtiger Samurai, während du eine offene Spielwelt in chaotischen Zeiten erkundest
- Schleiche als Naoe durch feindliche Linien, verwirre Gegner mit Beweglichkeit oder besiege sie als Yasuke mit tödlicher Präzision
- Baue ein eigenes Spionagenetzwerk auf: Nutze Informationen, rekrutiere Verbündete mit einzigartigen Fähigkeiten und finde deine Ziele schneller
Die Hauptmissionen sind abwechslungsreich gestaltet und oft an historische Ereignisse angelehnt. Spieler können sich entscheiden, ob sie eine Aufgabe offensiv mit Yasuke oder schleichend mit Naoe angehen. Manche Missionen lassen auch Kombinationen beider Stile zu, indem man beispielsweise erst Feinde aus dem Schatten dezimiert und dann mit Yasuke den restlichen Widerstand frontal ausschaltet. Was ich enorm stark fand war die konsequente Einbeziehung der Storyline in nahezu allen Aufträge. In diesem Spiel hat selbst die Erbeutung von Seide von räuberischen Piraten an der Küste von Wakasa einen logischen Ansatz zur Verwirklichung eurer eigentlichen Ziele. Es geht nämlich um viel mehr. Mehr als die Fehde zwischen Naoe und machtgierigen Kriegsherren. Oder Japan. Natürlich kommt auch dieser AC-Teil leider nicht ohne Gegenwart-Ebene aus. Nur so viel. Ab und zu spielt der jeher ominöse Astergo-Konzern eine schmale Nebenrolle. Einplanen solltet ihr für „Assassin’s Creed Shadows“ dennoch ordentlich Zeit – alleine für die Hauptkampagne benötigt ihr rund 50 Stunden. Mit Nebenaktivitäten bis zu 85 Stunden.
Nebenmissionen bieten eine Vielzahl von Beschäftigungen, darunter Attentate auf feindliche Kriegsherren, Spionage-Aufträge, das Aufspüren von versteckten Artefakten und Herausforderungen, die Geschicklichkeit erfordern. Zudem gibt es eine Form des Basen-Managements, bei dem ihr eure Zuflucht ausbauen und mit neuen Ressourcen versorgen könnt. Mit sammelbaren Materialien wie Holz, Heuballen oder Metall stehen recht bald ein Versteck oder Schmiede auf Tomikos Grundstück. Ärgerlich: Aufgesammelte Waffen oder Outfit-Teile lassen sich nicht unterwegs schnell zerlegen sondern bloß im Versteck. In früheren Serienteilen war das noch möglich! Besonders Naoe’s Jagd nach einem Serienkiller zeigt wie frei Missionsdesign eines „Assassins Creed“ sein kann, wenngleich es hier eher an klassische Arbeit für Batman erinnert. Es finden sich auch ein paar spielerische Nulpen: Beispielsweise ist das stupide Abhaken von Schreinen eher Beschäftigungstherapie statt durchdachte Quest.
Technisch überzeugt „Assassins Creed Shadows“ in hohem Maße. Was bei einem Ubisoft-Spiel fast einem Weltwunder gleich kommt. Unvergessen sind die nur halbfertig geladenen Modelle vergangenener Serienteile oder schlimme Objekt-Popups oder nicht starten wollende Missionen. Man lernte aus diesen teilweise urkomischen Problemen. Zeitweise begrüßen einen noch aufploppende Gegenstände oder unsauber geladene Texturen, dennoch schrammt man meilenweit weg von einem Desaster. Zumindest auf der PlayStation 5. Die einmal mehr weiterentwickelte hauseigene Anvil-Engine schafft es neben durchaus beeindruckenden Licht- und Partikeleffekten auch mit umherwehenden Kirschblüten auf dem Boden von Tempelanlagen ein wunderbare Atmosphäre zu schaffen. In Verbindung mit der gewohnt starken Soundkulisse deren Detailgrad herausragend ist, wird eine immersive Grundstimmung erzeugt, derer man sich kaum entziehen kann.
Unser Fazit zu „Assassin’s Creed Shadows“
Wie groß waren die Sorgen? Wie groß waren die Erwartungen? Wie viel hing vom Release ab? Ubisoft bewies in aktuell unruhigen Zeiten jedoch einen kühlen Kopf und überzeugt nahezu auf ganzer Linie mit Assassin’s Creed Shadows dank detailreicher offenen Welt, einem verbesserten Navigationssystem und einem dualen Gameplay-Ansatz, der für Abwechslung sorgt. Inhaltlich stimmig, vielleicht an manchen Punkten über das Ziel hinaus geschossen. Sei’s drum! Das vielschichtige Kampfsystem ist ausgewogen, und die Progressionsmechanik erlaubt eine tiefe Charakteranpassung. Durch den Einsatz historischer Figuren und Schauplätze fühlt sich das Spiel authentisch an. Die dynamische Welt, die sich durch Wetter und Jahreszeiten verändert, trägt zur Immersion bei und hebt den Titel positiv von seinen schwächeren Vorgängern ab. Story-Enthusiasten und Liebhaber von Action-Adventures sollten den Trip ins feudale Japan wagen – enttäuscht werdet ihr jedenfalls nicht!
Release: 20.03.2025 | Entwickler: Ubisoft | Genre: Action-Adventure | Preis: 79,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox Series S/X und PC | USK: ab 18
Assassin’s Creed Shadows (PlayStation 5)
Spielspaß - 91%
Gameplay - 87%
Grafik - 88%
Technik - 85%
88%
Empfehlung!
Opulent präsentiertes Assassinen-Abenteuer, das sich auf seine früheren Stärken besinnt und dank modernen Ansätzen teils richtig gut unterhält - obwohl Gameplay und Technik nicht frei von Fehlern sind.
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