Call of Duty: Black Ops 4 im großen Test
Keine Story-Kampagne dafür Battle Royale – Activision setzt bei „Call of Duty: Black Ops 4“ voll auf den Online-Modus und möchte mit einem umfangreicheren Zombie-Modus und dem klassischem Multiplayer überzeugen. Gelingt das?
Ohne Bombast-Story
Als Activision vor einigen Monaten erklärte, dass im diesjährigen „Call of Duty“-Ableger zum ersten Mal überhaupt keine Story-Kampagne dabei ist, war ich enttäuscht. Sauer gar fuchsig. Es ging mir gar nicht so sehr um die Kampagne selbst, da der aus früheren Teilen „Hooray“-Patriotismus und Michael Bay-esken Anleihen nicht weichen wollte, sondern um die Anbiederung. Fortnite und PUBG sind seit längerem auf den Hitlisten oben und dominieren die gegenwärtige Popkultur. Aber wieso braucht eine langlebige Reihe wie „Call of Duty“ diesen Teil vom Kuchen? Gerade weil die letztjährige Kampagne in „WW2“ emotional so anders gestrickt war, dass es für uns zu klaren Highlight wurden. Tragischerweise sieht man in den, später näher beschriebenen, „Spezialisten“-Tutorials dass das Studio an einem Story-Modus arbeitete. 2018 übernehmen übrigens die Entwickler von Treyarch wieder. Nun ja – jetzt heißt es eben 99 gegen einen.
Der sogenannte „Blackout“-Modus spielt auf einer aus 14 Maps zusammengeschweißten Spielfläche auf dem bis zu maximal 100 Gamer um den ersten Platz morden. Jeder landet per Fallschirm irgendwo und muss sich in Gebäuden bewaffnen sowie Ausrüstung suchen. Im Verlauf erscheint willkürlich ein Kreis, der die Mitspieler unweigerlich zusammenpfercht. Gewonnen hat derjenige, der als einzige übrig bleibt. Der Reiz des ganzen Prinzips ist die unsichere Abfolge eines Match. Wie clever gehen meine Feinde vor? Soll ich das augenscheinlich leere Lagerhaus betreten? Solche Fragen stellen sich laufend und sorgen auch für Spielspaß. Leider erschöpft sich der stetige Adrenalin-Rausch nach maximal 10 Partien. Mit erfahrenen Punkten können wir unseren Kämpfer personalisieren – kosmetisch wohlgemerkt. Im Moment nur mit Ingame-Währung. Grafisch merkt man gerade hier das die Grafik-Engine mehr denn je veraltet ist – Wiesen sehen altbacken aus und sonst wirkt die Karte recht ideenlos. Im 4er-Trupp bieten sich mehr Chancen zudem die Fahrzeuge wie Quad oder Transporter hier einiges erleichern.
Aufgeräumtes Interface
Danach Lust auf eine schnelle Team-Deathmatch-Partie? Das Interface des Menü ist angenehm aufgeräumt und lässt euch innerhalb einer Minute in jeden Modus springen. Im klassischen Multiplayer gibt es neben den altbekannten Namen wie Team-Deathmatch, Kontrolle auch die frische Variante „Heist“. Hier treten zwei Teams gegeneinander an, um einen Beutel voller Geld zu einem festgelegten Abholpunkt zu bringen. Der Modus wird dabei über mehrere Runden gespielt. Vor dem Start müsst ihr euch nicht für eine Klasse entscheiden. Die Fähigkeiten schaltet ihr mit dem gesammelten Geld frei. Zudem habt ihr pro Runde nur ein Leben, könnt jedoch von einem Teammitglied wiederbelebt werden. Bei „Control“ handelt es sich um einen zielbasierten Spielmodus, bei dem die Team um vorgegebene Punkte kämpfen. Jeder, der „Black Ops 3“ spielte wird einiges davon wiedererkennen und nicht allzu sehr umstellen müssen.
Die „Spezialisten“ kehren ebenfalls zurück – jeder einzelne hat als Kampagnenersatz eine eigene Solo-Mission erhalten, die jedoch nichts weiter als längere Tutorials ähnlich wie bei „Rainbow Six: Siege“ sind. Wenigstens kehrt hierfür Zuschauer-Liebling Sergeant Woods zurück. Sonst begegnen euch wieder die Gesicher von Battery oder auch Ruin. Ihre freischaltbaren Spezialattacken sind im Multiplayer äußerst hilfreich und entscheiden über so manchen Sieg oder Niederlage. Am Gameplay wurde merklich gefeilt – so gibt es kein Auto-Health mehr sondern als Primärgegenstand eine sich auflaufende Energie-Spritze. Zudem hat Treyarch für jedes Schießeisen ein realistisches Rückstoß-Muster entwickelt. In der Praxis jedoch nicht zu beachten. Ansonst spielt sich neue Update auch ohne Wallruns oder Thrustjumps flotter wie gewohnt. Zum Start stehen 14 Maps zur Verfügung, die nahezu alle Settings abdecken wollen. So bekämpfen wir in „Icebreaker“ in einem verlassenen Labor unsere Feinde, während „Contraband“ uns mitten in den Dschungel wirft. Nicht zu vergessen „Morocco“ – ein kleines marokkanisches Dorf umringt von Wüste. Recht winklig ist der Aufbau sodass Camper hier ihre helle Freude haben werden.
Deutlich dreckiger geht es im Zombie-Modus zu. Neben einer recht ausführlichen Kampagne sogar mit kleinen Zwischensequenzen und wechselnden Standorten darf natürlich auch alleine gespielt werden. Unzählige Gegnerwellen müssen durchgestanden werden um mit den verdienten Punkten Waffen und Türen zu öffnen. Die recht launigen Kommentare unter den Figuren sind ganz gut getroffen. Leider krankt das Konzept darunter, dass man ein Team braucht um ohne Frust durch die Level zu kommen. Per Matchmaking bricht früher oder später nur heilloses Durcheinander aus. Schade, dass die Entwickler nicht an einen Modus exklusiv für Solisten dachten, Potenzial wäre mit Sicherheit gegeben. Activision-typisch werden per seperat erhältlichem Season Pass weitere Inhalte später zu Verfügung gestellt. Technisch laufen die Reiberei durchaus flüssig bei einer 4k-Auflösung auf Konsolen und stabilen 30fps ab. Nur in holprigen Kämpfen gibt es merkliche Einbrüche.
Unser Fazit zu „Call of Duty: Black Ops 4“
Dieses Jahr hat Activision quasi ein vollwertiges Online-CoD rausgehauen, das kann man als Liebhaber der Story-Kampagne natürlich blöd finden, zumindest der Großteil der Spieler kennt es nicht anders. Die Modi sind entsprechend etwas umfangreicher als sonst und ein Spiel OHNE Battle Royale können fachkundige Tester sowieso nicht mehr ernst nehmen. Alles in allem macht „Black Ops 4“ Spaß – tritt aber trotz neuen Ideen auf der sprichwörtlichen Stelle. Spielerisch wie grafisch.
Entwickler: Treyarch | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 18
Call of Duty: Black Ops 4 (PlayStation 4)
Spielspaß - 83%
Gameplay - 85%
Grafik - 73%
Technik - 81%
81%
Empfehlung!
Trotz leicht altbackener Grafik ein Fest für Multiplayer-Spieler - Solisten schauen in die Röhre.