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Crackdown 3 im Test – Ende mit Schrecken?

Was lange währt, wird endlich gut? Bei Crackdown 3 scheiden sich fast alle Geister. Veraltetes Gameplay trifft auf spielerische Monotonie – doch birgt die bewegte Produktion wirklich keinen Spielspaß? Unsere Review zur neonbunten Arcade-Action.

Fehlende Exklusivtitel

Microsoft hat mit der aktuellen Xbox One-Ära merklich zu kämpfen. Trotz der technisch stärksten Konsole – Xbox One X – auf dem Markt fehlen eindeutige Systemseller wie bei Konkurrent PlayStation. „God of War“ oder gar ein Lizenzspiel wie „Marvels Spider-Man“ sind absolute Mangelware bei den Redmondern. Nach überraschenden Einkäufen in Sachen Studios in denen man sich fähige Schmieden wie Ninja Theory (Hellblade: Senua’s Sacrifice) oder Playground Games (Forza-Reihe) einverleibte – könnte sich das in kommenden Jahren ändern. Nur derzeit hat es Xbox merklich schwer mit guten Exclusives. Teil 3 von „Crackdown“ hat eine bewegte rund fünf jährige Produktionsgeschichten hinter sich. Das von Sumo Digital verantwortete Spiel möchte das spaßige Chaos der vergangenen Teile wieder entfalten, scheitert jedoch damit fast gänzlich. Vor ungefähr 5 Jahren wäre „Crackdown 3“ zwar auch schon technisch veraltet, aber gerade noch so spielbar. Heutzutage müsste man beide Augen verbinden, um hier noch von großartigen Momenten sprechen zu können. Dennoch ist Verpflichtung für das Superhelden-Feuerwerk von US-Schauspieler Terry Crews charmant witzig.
Die Storyline so dünn wie Butterbrotpapier und ähnlich spannend. In Metropolen wie New York, Seoul und London kommt es zu verheerenden Anschlägen. Die letzten Überlebenden finden Zuflucht in der Großstadt New Providence – kurze Zeit später entpuppen sich die vermeintlichen Retter als die eigentlichen Drahtzieher der Attacken. Durch Chimäre-Chemikalie stehen jedoch die Bewohner unter Drogen und werden mundtot gemacht. Dennoch gibt die Agency in Form einer Guerilla-Gruppe nicht auf, die Anführerin Elizabeth zu stoppen. An sich könnte die Ausgangslage für eine groß angelegte Revolution bzw. bissige Gesellschaftskritik á la George Orwell nicht besser sein. Aber was macht „Crackdown 3“ daraus? Nichts. Absolut nichts. Wir werden ohne großes Bohei reingestoßen. Die Spielwelt im Comic-Look gehalten ist hierbei deutlich kleiner als im Großteil anderer Open World-Titel. Nicht negativ zu sehen, da die Entwickler auf mehrere Ebenen ihre Welt erbaut haben. Dennoch vergaß man leider den großartigen Spielspaß aus den vergangenen zwei Teilen mitzunehmen. Nach Schema F designten Missionen gilt es in guter alter „Ghost Recon Wildlands“-Tradition so viel Chaos wie möglich anzuzetteln, um die Bösewichte herauszulocken. Also müssen wir mit unserem gut ausgestatteten Waffenarsenal Chemieanlagen zerstören, Bahnstationen dem Erdboden gleich machen oder auch Rebellen retten. Das ist leider so monoton inszeniert wie es sich anhört. Zudem wirken unserer Feinde wie aus der Klonfabrik entflohen und total uninspiriert.

08/15 in Vollendung

08/15-Gegner. 08/15-Story. Was fehlt noch…? Richtig. Eine 08/15-Spielwelt. Hier lassen sich die Entwickler von Sumo Digital nicht lumpen und pressen tröge-hingerotzte Straßenansammlungen auf die Disc. Besondere oder gar nerdige Sehenswürdigkeiten sind nicht vorhanden. Zudem wirkt dank altbackener Grafik hier das meiste detailarm und völlig lieblos präsentiert. Wenn man bedenkt – über 5 Jahre war dieser Titel in Entwicklung und hat sich kaum einen Schritt nach vorne bewegt. Leider laufen auch Passanten durch die Straßen. Erklärt wird die kaum vorhandene KI durch die ominöse Gehirnwäsche von Terra Nova. Teilnahmslos trotten sie ihren Weg entlang und wiederholen ihre zwei müden Sprüche. Da sind unsere Gegner nicht besser – anstatt Deckung zu suchen, rennen sie meistens ziellos über das Gebiet. Positiv ist hier nur das Movement unseres Agenten zu sehen. Mit flotten Sprüngen flitzen wir durch die Spielwelt – dadurch machen die Kämpfe teilweise sogar noch etwas Freude. Außer relativ nett anzusehenden Explosionseffekten war es das aber an Lob.
Technisch wollte man vor vier Jahren noch einen „neuen Maßstab in Action“ schaffen, hieß es auf dem E3 Showcase von Xbox. Mit Cloudtechnik, die quasi die Action flüssiger verarbeiten soll wollte der damalige Entwickler Cloudgine die Spieler überzeugen. Nach einigen Jahren war davon nicht mehr viel übrig. Aktuell ist man froh, dass die Xbox One S es recht flüssig ohne instabile Framerate packt. In 900p präsentiert sich eine bräsig undetailierte Spielwelt, die wirklich keine Lust auf Entdeckungen macht. Neben hohen Wolkenkratzern und futuristischen Gebäuden sammeln wir Geschwindigkeits-Orbs ein, die uns schneller sowie wendiger machen. Eine deutsche Lokalisierung ist vorhanden und ganz ordentlich. Leider wird der anfangs fute Eindruck durch plötzlich englisch sprechende Passanten zunichte gemacht. Bugs wie Tearing oder aufploppende Objekte wurden im Test festgestellt – von Abstürzen waren wir jedoch befreit.

Unser Fazit zu „Crackdown 3“

Die erwartete Vollkatastrophe blieb zwar weitesgehend aus, dennoch fragt man sich was genau das Studio Sumo Digital in den vergangenen fünf Jahren hier überhaupt machte. Die Spielwelt ist erreignislos, die Storyline besaß großes Potenzial was aber nicht genutzt wurde und insgesamt sind jegliche Missionen an Monotonie nicht unterbieten. Technisch sieht es ebenfalls eher dürftig aus – hier wollte man „neue Maßstäbe“ erreicht aber derzeit mit Mühe und Not die Grundsätze. Schade, dass Microsoft mit ihrem Exklusiv-Titel nicht das erwartete Action-Feuerwerk abbrannte sondern sich auf ein unspektakuläres Tischfeuerwerk beschränkte. Anders ausgedrückt: Vor acht Jahren wäre „Crackdown 3“ ein gutes Spiel gewesen.
Entwickler: Sumo Digital | Preis: 69,99 Euro | Für Xbox One und Windows 10 | USK: ab 18

Crackdown 3 (Xbox One)

Spielspaß - 48%
Gameplay - 72%
Grafik - 53%
Technik - 53%

57%

Für Fans.

Unspektakuläre Open-World-Action, die in reiner Monotonie versinkt.

Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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