Kolumne – E3 und die Konsequenzen
Die größte Spielemesse der Welt E3 hat ihre Pforten geöffnet, um Gamer aus aller Welt mit den obligatorischen Pressekonferenzen und dazugehörigen Ankündigungen die Herzen höher schlagen zu lassen. Die Spiele werden erwachsen und das müssen sie auch, findet unser Autor Benny Illgner in seiner Kolumne Checkpoint.
Während der Berichterstattung zur E3 sind mir einige Aspekte aufgefallen. Viele Formate und Unternehmen verlassen ihre Comfort-Zone. God of War 4 trumpft mit einer dramatischen fast schon feinsinnigen Handlung auf? Resident Evil, das gelinde gesagt seit Teil 5 stark abgebaut hat, lässt mich nach seinem P.T ähnlichen Teaser mit einem schweißnassen Controller zurück? Die Ratchet & Clank Macher „Insomniac Games“ entwickeln ein Playstation 4 exklusives Marvel-Spiel auf der Basis von Spider-Man?
Die Spiele werden erwachsen.
Vorbei sind die Zeiten als ein Trailer, die altbekannten Grundmechaniken an einer Hand abzählte. Vorbei sind die Tage als die Story und Gefühlsebene der Spielfiguren auf einen ranzigen Bierdeckel Platz fanden. Naughty Dog hat mit „The Last of Us“ im Jahre 2012 ein Spiel veröffentlicht, dass die Branche gänzlich verändern sollte. Der unbequeme Weg von Joey & Ellie war im Ganzen gesehen mehr als filmreif. Am Rande bemerkt streitet sich Hollywood bis heute über Cast, Regie und Drehbuch. Nicht nur Handlung oder die einfühlsamen Gespräche waren damals selten gesehen, die kleinen Momente wie das Entdecken einer friedlichen Giraffen-Gruppe in dieser sonst so feindlich gewordenen Welt, machten das Erlebnis so wertvoll. Natürlich werden Stimmen laut, dass sich die God of War Reihe durch absurd große Gegner und brutale Nahkämpfe klassifizierte. Hier ist eine einfühlsame und „Last of Us“artige Handlung fehl am Platz. Ich denke das nicht, gerade nach dem Abspann des großartigen „Uncharted 4 – A Thief´s End“ (auch von Naughty Dog) war es im Vergleich zum ersten Teil ein grundlegend anderes Spielkonzept. Gleiche Spielfiguren und Gameplay-Mechaniken. Jedoch eine andere Präsentation. Während sich „Uncharted – Drake´s Schicksal“ durch eine damals butterweiche Kletterei in antiken Höhlen und guten Shoot-Out´s auszeichnete ist der vierte Teil auf Entwicklung der Figuren und Story fokussiert. Entwicklung ist das Stichwort. So kann ein Resident Evil 7 sein ganzes Gameplay ändern, God of War 4 seine Präsentation und Gears of War 4 seine Hauptprotagonisten austauschen. Über Kojimas Comeback mit „Death Stranding“ braucht es sicherlich 1-2 Jahre bis wir echtes Gameplay oder schon das fertige Spiel sehen können.
Wer hat die E3 mit seiner Pressekonferenz gewonnen?
Keiner. Niemand.
Playstation vorne, Xbox hinten?
Playstation stumpft mit seinen Exklusiv-Titeln vielleicht auf, jedoch hat Microsoft das bessere Line-Up für das Weihnachtsgeschäft. Beweis gefällig?
Xbox-exklusive Spiele wie Gears of War 4, Forza Horizon oder auch ReCore werden in den nächsten Monaten auf dem Markt zu finden und sogar auf Windows 10 spielbar sein. Neben der etwas undurchsichtigen Ankündigung von „Project Scorpio“ steht die neue Slim-Variante „Xbox One S“ ab Weihnachten 2016 im Handel.
Zusammenfassend, die Branche wandelt sich. Neue Konsolengenerationen sind keine Jahrzehnte mehr voneinander entfernt und werden wahrscheinlich in Zukunft mit kleineren Upgrades alle paar Jahre neu auf den Markt geschmissen. Frische Technologien wie VR nehmen die großen Unternehmen ernst, da sie neue Geschäftszweige und Spielkonzepte eröffnen können. Die Inszenierung und Handlung von Spielen waren nie wichtiger als in diesen Tagen.
Es war seit Jahren die beste E3 und vor allem die wichtigste.