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EM 2024: Die Vorrunde in der Host City Stuttgart

Musik, Kultur und emotionale Public Viewing-Feste

Die Vorrunde ist im wahrsten Sinne gelaufen – die Deutschen Gastgeber empfingen die europäischen Gäste mit ungemeiner Herzlichkeit sowie der ein oder anderen Hopfenkaltschale. Unvergessen bleiben die atmosphärischen Fan-Walks durch die Innenstädte. Techkrams bekleidet schwerpunktmäßig die Fan-Zone Stuttgart, in der nicht nur überwiegend Public Viewings stattfinden sondern auch wunderbare Konzertabende sowie weitere kulturelle Erlebnisse ihren Platz haben. Unser Rückblick auf die vergangenen zwei EM-Wochen.

Läuft man morgens gegen Mittag die an sich belebte Königstraße Richtung Stadtmitte hält sich die Enge des umtriebigen Stadtgeschehens in Grenzen. Keine größeren Gruppierungen von teils wild gestylten Fans oder Menschenmassen drücken sich durch die Hauptschlagadern der Innenstadt, anders sieht dies jedoch wenige Stunden später aus. Sobald der Schlossplatz zu einem Schmelztiegel aus Emotionen, Erwartungen und reichlich Spannung verwandelt wird. Bereits das Eröffnungsspiel am 14. Juni – Deutschland gegen Schottland brachte die ohnehin riesige Fan-Zone an ihre Kapazitätsgrenzen von 30.000 Besucher:innen. Oberbürgermeister Nopper sowie der ehemalige VfB-Spieler/EM-Ambassador Cacau weihten die Fan-Zone kurz vor Anpfiff feierlich ein. Die Stimmung war unangebrochen gut, sicherlich auch, da jedes Café oder sonstige gastronomische Angebot innerhalb der City den Wink verstand und kurzerhand selbst ein Public Viewing veranstaltete. Diesem EM-Turnier im eigenen Land entkommt schließlich niemand ohne vielleicht einen fehlerfreien Pass von Toni Kross, einen bittere Tränen verdrückenden Ronaldo oder einer wahren Flut an sympathischen schottischen Fans begegnet zu sein! Mit Kilt samt schottischer Gelassenheit tranken sie nicht nur einen Münchener Bierkeller leer, wie ZDF-Reporterin Amelie Stiefvatter zu berichten wusste, sondern drehten auch die schwäbische Landeshauptstadt auf Dublin-Zeitzone.

Füt jeden Fußball-Fan sozusagen paradiesische Zustände als täglich ab 15 Uhr ganze drei Spiele liefen, war auch die Stimmung auf der Fan-Zone, welches nahezu jede EM-Spiel übertrug, außer parallellaufende, bestens. Familien, Fangruppen oder einzelne Zuschauer:innen schauten auf den technisch erstaunlich klaren LED-Screens wie Harry Kane so manche Torschance verwandelte oder fieberten mit als Kroatien in letzter Minute den Sprung ins Viertel versagt blieb. Laut Pressesprecher & Bürgerreferent des Polizeipräsidiums Stuttgart Timo Brenner (Stand: 23.06.2024) galten bis dato keine besonderen Vorkommnisse. Dies sollte sich am darauffolgenden Mittwochabend ändern, als eine Messerattacke mit drei Verletzten während des Spiels Türkei – Tschechien die friedliche Grundstimmung erschütterte. Das Motiv unklar. Zum Glück blieb eine Massenpanik aus und „der Platz sei sehr ruhig geräumt worden, ohne Panik und Tumult“, sagte Brenner den Stuttgarter Nachrichten. Wir selbst waren am Abend vor Ort und können die gewissenhafte Arbeit der dortigen Polizeikräfte bestätigen, die Innenstadt war nachts sichtlich stark gesichert. Nachfolgende Events gaben die Veranstalter nach Überlegungen frei. Die Kontrollen an allen Eingängen finden weiterhin mit Genauigkeit statt.

Fan-Zones mit Schwerpunkten

Ganze vier Fan-Zones richtet die Host City Stuttgart zur EM 2024 aus, „so viele wie kein anderer Spielort“, erzählt mir jauchzend ein Volunteer. Überhaupt bilden die 160-200 in Städten eingesetzten grün angezogenen EM-Helferlein das Rückgrat dieser wunderbaren sportlichen Veranstaltung. Fragen von unwissenden Besucher:innen werden meist direkt beantwortet, die Freude über die ausgeübte Tätigkeit spürbar vorhanden. Interessant ist der Fakt, dass die Volunteer-Gruppen strikt voneinander getrennt sind – also Berührungspunkte zwischen in den Fan-Zones und Stadion beheimatete Unterstützer gibt es kaum. Vielleicht bis auf die unzähligen Tippspiele. Wo wir gerade über die Fan-Zones sprachen – diese sind recht unterschiedlich aufgeteilt. Während der Schillerplatz zwar dank eines Standes von SWR3 samt Fotobox sowie der Stadtwerke Stuttgart recht einfach daherkommt, bildet der wirklich gut ausgestattete Marktplatz das Herzstück. Hier wartet neben einem typischen Fußballkäfig mit kleiner Zuschauertribüne nämlich einige kleine Mitmachaktionen. Da feiert beispielsweise Tipp-Kick ein Comeback, neben an verewigt eine Fotobox gemeinsame Erlebnisse und digitale Hobbykicker dürfen ihr Können an drei PlayStation 5-Stationen bei „FC Sports 24“ unter Beweis stellen. Zusätzlich finden sich kleine Wohlfühlen-Oasen bestehend aus grünen Wänden sowie ein überdachtes Gastro-Angebot. Schönes Angebot für Familien.

Weitab vom rollenden Lederball darf der kühl schattige Karlsplatz die Host City-Besucher:innen begrüßen, hier gab es jeden Tag verschiedene Auftritte von Singer/Songwritern, Coverbands oder kabarettisische Auftritte. Zumal wir gestern eine informative Podiumsdiskussion zum Thema „Migrationserfahrungen im europäischen Fußball – Ein Auswärtsspiel?“ moderiert von Kultkommentator Béla Réthy lauschen durfte, welche vom EUNIC-Cluster Stuttgart präsentiert wurde. In gewohnt unterhaltsamer Art fragte er seine Gäste den ehemaligen VfB-Spieler Matthieu Delpierre, Maurizio Gaudino und Krisztián Lisztes nach ihren Erfahrungen. Toleranz und Offenheit seien der Schlüssel für gelungene Integration, kristallierteste sich heraus. Trotz regnerischen Wetter wollten sich rund 100 Zuschauer:innen, dies nicht entgehen lassen.

Zurück zum Fan-Magnet Schlossplatz. An spielfreien Tagen überlegte sich die Stadt eine feine Sache: Abwechslungsreiche Konzertabende for free. So spielten am vergangenen Freitag u.a. Orry Jackson, Mike Singer und „Senoritá“-Interpret Pietro Lombardi bei freiem Eintritt für die meist jugendliche Crowd auf der Fanmeile. Davon versammelten sich rund 1.500 in gemütlicher Club-Atmosphäre vor der hinteren Bühne im Innenhof des Neues Schlosses. Sogar amüsante Entertainer-Qualitäten bewies Lombardi, in dem er zwei jungen Mädchen ein spontan ausgedachtes Lied rund um einen Hasen und Fuchs sang. Die Sympathie des Publikums war ihm sicher. Da diese UEFA EURO 2024 so manchen Sponsoren hat, der seinen Markennamen recht offensiv nach außen stellt, dürfen selbstredend die Stände nicht fehlen. So verteilt Coca-Cola nach gemachten Fotos, ihr wisst schon in der Box, kleine Cola Zero-Dosen zum Durst löschen. Daneben lädt Discounter LIDL zur Fruit-Challenge, in der man am Schluss mit einem Becher gesunder Fruchtstücke über den Platz laufen darf. Die Deutsche Bahn will mit Gewinnspielen im Bällebad und ICE-Socken für Sie & Ihn punkten. Desweiteren dürfen Torwände sowie ein (bei gutem Wetter) aufblasbarer Real-Life Tischkicker nicht fehlen. Apropos: Die Stadt wimmelt vor Tischkickern. Ehrlich. An jeder 4. Ecke lockt ein kleines amüsantes Spielchen, wo Ballgenauigkeit oder exzessive Torschüsse gefragt sind. Die Vorrunden-Spiele in Stuttgart waren insgesamt ein freudiges Vergnügen, vielleicht auch weil es die im Vorfeld eher belächelte DFB-Elf unter Nagelsmann ins Achtelfinale der EM 2024 geschafft hat.

Mehr Informationen zur EM 2024 Host City Stuttgart: https://uefaeuro2024.stuttgart.de

Unser Themenschwerpunkt zur UEFA EURO 2024: „Meine Stadt, unsere EM!

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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