Shailene Woodley und Ben Mendelsohn jagen in Baltimore einen kompromisslosen Scharfschützen-Killer – der düstere Thriller „Catch the Killer“ beweist ein sicheres Händchen für Atmosphäre und überzeugt dank engagiertem Cast. Unsere Kritik zum Filmneustart.
Silvesternacht in Baltimore. Beschwingte Stimmung auf den Dachparties bei eiskalten Temperaturen. Menschen feiern das Jahresende oder schlittern glücklich einige Ehrenrunden über die Eislaufbahn. Plötzlich ertönt ein Schuss, dann noch einer und aus der eigentlich freudigen Grundstimmung häufen sich über ein Dutzend Leichen an. Was ist passiert? Warum beendet jemand derart kaltblütig in kürzester Zeit so viele Leben? Im neuesten Film des argentinischen Regisseurs Damián Szifron geht dieser tödlichen Frage ein Kollektiv bestehend aus dem FBI-Profiler Lammark (Ben Mendelsohn) sowie der Streifenpolizistin Eleanor (Shailene Woodley) auf den Grund. Was sofort auffällt: Drehbuchautor Szifron ließ sich von den rauen, harten Polizeifilmen der 1970er Jahre inspirieren, was unweigerlich an der „Dirty Harry“-haften Storyline abzulesen ist. Von Beginn an präsentiert sich „Catch the Killer“ als düsterer Thriller der Marke „Prisoners“ á la Denis Villenneuve. Dies zeigt sich am seelischen Handicap der von Woodley überaus glaubhaft gespielten Figur, rutscht sie anfangs versehentlich in die Ermittlungen, wird sie von Lammark ins Team eingezogen, da der Täter wohl an ähnlich gelagerten Problemen leidet. Trotz einiger hektischeren Action-Szenen konzentiert sich das Drehbuch an der spannend inszenierten Ermittlungsarbeit.
Noch im Jahr 2019 hatte der Film den Titel „Misanthrope“ was eigentlich besser zur grundlegenden Motivation des Killer passt, der äußerst lange im Verborgenen bleibt. Szifron lässt seine Ermittler:innen wie das Publikum miträtseln und über so manchen Kloß im Hals schlucken, wenn die Rechtsmedizin die Anzahl der Toten offenbart. Das eiskalte Setting passt wunderbar zum Rest des Films, der trotz düsterer Atmosphäre so manchen Schmunzler zulässt, wie sarkastische Kommentare von Lammark. Dazu gesellt sich ein passender Score von Carter Burwell. Die Ausstattung ist ordentlich, während vereinzelne CGI-Effekte etwas lieblos aussehen. „Catch the Killer“ kommt jedoch als kleiner, dreckiger Thriller daher, den man in der heutigen Kinolandschaft wahrlich vermisst. Kein überkandideltes Comic-Spektakel oder x-ten Teil einer ohnehin halb verwesten Reihe. Für Liebhaber von „Das Schweigen der Lämmer“, „Seven“ oder generellen Thriller-Heads sei der Gang ins Kino für 119 kurzweilige Minuten wirklich empfohlen.
Catch the Killer. USA 2023. Verleih: FilmNation. Regie: Damián Szifron. Mit Shailene Woodley, Ben Mendelsohn, Jovan Adepo. 119 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.
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