
Regisseur Gavin O’Connor legt neun Jahre nach seinem intelligenten Thriller mit Ben Affleck nach – „The Accountant 2“ ist keine bloße Fortsetzung sondern versteht sich als tiefergreifende Erzählung der bekannten Hauptfiguren, wenngleich die nur punktuell eingesetzte Action gewohnt brachial ist. Und doch überwiegen im zweiten Teil andere Bereiche. Unsere Review zum Neustart in den bundesweiten Kinos.
Als Ben Affleck erstmals in die Figur des analytisch denkenden und zugleich handfest agierenden Mafiabuchhalters Christian Wolff schlüpfte war das Resultat zwar ein kleiner Hit in den Lichtspielhäusern der Welt, holte mit über 150 Millionen Dollar bei nur 40 Millionen Dollar auch ein entsprechenden Gewinn. Doch erst über die vergangenen Jahre im Streaming scharrte der ruhig erzählte Thriller eine immer größer werdende Gruppe an Liebhabern um sich. Regisseur Gavin O’Connor bewies schon mit seinem starken „Warrior“ eine ganz eigene Handschrift im Storytelling. Ebenfalls in „The Accountant“ wurde die Action nicht generisch wie in den meisten Filmen seiner Zunft nur des Zwecks wegen inszeniert, die gut choreografierten Close Combat-Sequenzen waren der perfekte Kontrast zum rätselhaften Plot inklusive Psychogramm, der dank einiger Wendungen erstaunlich clever daherkam.
Nun läuft lief also jüngst die Fortsetzung an und ich komme nicht umhin das raue Wort „Etikettenschwindel“ zu verwenden. Nicht im Bezug zum Film, eher die Präsentation, denn in „The Accountant 2“ gibt’s zwar Action, jedoch stehen andere Faktoren mehr im Fokus. Dies beginnt schon mit dem Tod von J.K. Simmons Charakter Ray King. Natürlich ruft das Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson) aus Teil 1 auf den Plan, die den Mord an ihrem Ex-Chef untersuchen will und sich mit Wolff zusammenschließt. Da Wolff zwar eine ungefähre Ahnung nach der grundsätzlichen Frage des „Warum“ hat, holt er seinen Auftragskiller-Bruder „Brax“ (Jon Bernthal) zu Hilfe. Daraufhin entspinnt sich ein in weiten Teilen spannender jedoch im Vergleich zum Erstling ein völlig anderer Film. War Affleck da noch eine mysteriöse Figur mit harter Kindheit, behält er seine autistischen Züge zwar weiterhin bei – wird jedoch um ein paar humoristische Ebenen erweitert. So durchbricht Wolff auf einem Dating-Event den sozialen Algorithmus und schreckt damit Frauen ab. Durch die Einbeziehung von Jon Bernthal als Bruder erhält der Film eine erstaunlich zündende Buddy-Comedy Chemie, die sich natürlich auf die Fallhöhe des Verhaltens des jeweils Anderen bezieht.
Andere Tonalität
Der zugrundeliegende Plot des mit tödlichen Fähigkeiten ausgestatteten Buchhalters ist zwar verzwickt, nimmt jedoch nicht den vollen Spot wie im ersten Teil ein. Ich hätte mir etwas mehr kniffeligen Nervenkitzel gewünscht. Dennoch wird man mit ein paar „Aha“-Momenten vielversprechend unterhalten, gerade weil Ben Affleck seine Figur auf den Punkt spielt. Sein introvertiertes Spiel welches Gefühle nur sehr bestimmt zulässt ist glaubhaft. Als krasser Gegensatz dient „Brax“. Er ist sozusagen der Comic-Relief der Storyline. Dies beginnt übrigens schon in der Einführung, in der er in Berlin zwar einen Auftrag hat jedoch unbedingt einen Hund adoptieren möchte um nicht mehr so allein zu sein. Die humoreske Idee zündet hier zwar erst langsam, macht den Charakter durch die Tiefe fassbarer. Man merkt Bernthal die Spielfreude an dieser Rolle an. Etwas überflüssig gerät leider Cynthia Addai-Robinson als Leiterin der Abteilung Finanzkriminalität des Finanzministeriums Marybeth Medina. Sie dient nüchtern betrachtet nur als Bindeglied zwischen den Hauptfiguren.
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- Affleck, Ben, Simmons, J.K., Kendrick, Anna (Schauspieler)
- O'Connor, Gavin(Regisseur)
Durch die FSK 16-Freigabe hält die Kamera in brutalen Szenen drauf, blutig wird’s manchmal auch. Musikalisch untermalt der Score von Bryce Dessner ordentlich, spielt mit leisen Tönen kann jedoch orchestral in Actionsequenzen aufdrehen. Für seine Lauflänge von zwei Stunden und fünf Minuten ist er etwas langgeraten, im Mittelteil etwas zu bemerken, sonst macht er Spaß setzt jedoch auf eine andere Tonalität als der stylische Erstling.
The Accountant 2. USA 2025. Verleih: Warner Bros.. Regie: Gavin O’Connor. Mit Ben Affleck, Jon Bernthal, J.K. Simmons. Genre: Action. 125 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.
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