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jazzopen Stuttgart 2025: Lionel Richie und die Jacken-Frage

"Schaut euch um, ihr seid heute Abend mein Chor."

Der finale Festivalabend der jazzopen Stuttgart 2025 brachte mit Lionel Richie einen richtigen Weltstar auf die Bühne – das seit Wochen ausverkaufte Konzert war ein rauschhafter Strudel aus Nostalgie, Entertainment und einem äußerst gut aufgelegten Interpreten mit sichtbarer Spielfreude. Unsere Eindrücke vom Konzert mit Lionel Richie.

Schon vor dem Einlass wurde klar: Das Publikum – mehrheitlich über der 50er-Marke – war voller Vorfreude. Eine Frau rief noch draußen in ihr Smartphone: „Ich hab vor fünf Minuten ’ne Karte für 120 Euro gekauft!“ Die Anspannung der Warteschlange, dazu ein kräftiger Wind, ließen den verspäteten Einlass jedoch zäh wirken. Doch drinnen im Ehrenhof wurde die Stimmung schnell leicht: Ein kühles Bier, Fotos in der Box eines Sponsoren, Gespräche über vergangene Klassiker, während die Sonne sachte sank.

Vincent Varus eröffnete als Opener mit seinem verspielten Pop – radio-tauglich, gitarrenlastig, unaufdringlich. 2025 setzte er sich gegen über 3.000 Musik-Acts durch und performt seinen Song Coffee beim deutschen ESC-Vorentscheid von Stefan Raab live bei RTL vor Millionen. Die fünfköpfige aus dem Playground-BW bekannte Band füllte den Ehrenhof langsam, ließ beschwingte Töne durch die Luft schweben und gab dem Nachmittag einen lebendigen Auftakt.

Dann kam José James – in Cremegewand und breiter Sonnenbrille, mit grauen Strähnen im Haar. Perfekt gewählt das Cover „Ain’t No Sunshine“, passend zur sinkenden Sonne. Die Anwesenden lauschten und leicht zu swingen. José sprach von den jazzopen Stuttgart als „dem wunderbarsten Festival der Welt“, und im Verlauf seines längeren Sets hörten wir „Grandma’s Hands“, „Lean on Me“ – eine Hommage an Bill Withers – und „Lovely Day“. Sein Keyboarder riss mit kraftvollen Tastenanschlägen, sein Schlagzeuger und ein Beatbox-gefühl machten den Jazz-Pop lebendig. Er erzählte berührend von seinen Begegnungen mit Withers: „besten drei Stunden seines Lebens“. Bei „Just the Two of Us“ verabschiedete sich der aus Minneapolis stammende Künstler nahbar vom Parkett – doch nur um weiter zu jammen, damit zu in bester Gottschalk-Manier zu überziehen und den Headlines etwas verspätet auf die Bühnenbretter zu schicken.

Um etwa 21 Uhr – leicht verzögert durch José James – setzte Lionel Richie mit einem orchestralen Overture an, bevor er die Bühne betrat. In der weißen Krokoleder-Jacke, schwarzem Shirt und Hose, sitzend am weißen Flügel, begrüßte er den ausverkaufte Innenraum mit „Hello“ und „God bless ya“. Sofort war der Innenhof in Bewegung – ein sanftes Beben, ausgelöst durch warmen Soul und jede Menge offene Gesten. Über LED-Buchstaben leuchtete „Lionel“ in Neon-Dunkelblau, durch Nebelmaschinen schauten seine Bewegungen weich ins Licht.

Der Abend setzte sich mit „Running With the Night“, „Easy“ und „Penny Lover“ fort – getragen von E-Gitarren-Soli und Lionel als witzreichen Entertainer: Bei „Stuck on You“ stimmte er virtuos Mundharmonika an. „Sail On“ ließ den Platz nach rechts und links schwingen selbst unter grauen Wolken – die strahlende Kraft seiner Stimme vertrieb den aufkommend-grauen Abendhimmel.

Lionel Richie
© Opus Festival-, Veranstaltungs- und Management GmbH / Reiner Pfisterer

Zwischenzeitlich wechselte er die Jacke, denn das erste Kleidungstück sah zwar schick aus, brachte den Weltstar aber mehr ins Schwitzen als in einer Finnischen Sauna. Zu „You Are“ erschien er dann in schwarzer Lederjacke, sichtbar amüsiert über Hitze und Jacke zugleich. Dann entlud sich die Energie bei „Brick House / Fire“ – Feuerfontänen im Hintergrund zementierten den Höhepunkt, als der Schlossplatz förmlich funkte. „Three Times a Lady“ am weißen Piano ließ die Stimmung zärtlich abkühlen, bevor „Fancy Dancer / Sweet Love / Lady (You Bring Me Up)“ mit einer überraschenden Rhythmusfolge die nächste Schicht Groove freisetzte.

Lionel Richie gibt den humorvollen Entertainer

Die Emotion erreichte bei „Truly“ und „Endless Love“ ihren Kern – gefühlvoll, warm, innig vorgetragen. Lionel streute kleine Späßchen ein: Am Klavier moderierte er „Three Times a Lady“ mit einem charmanten Augenzwinkern. So sorgte er mit Updates wie zu seiner Jacke insbesondere dem aktuellen körperlichen Zustand für viele Lacher: „The jacket does well, the person inside is cooked“. 76 Jahre alt und kein bißchen müde!

Es folgten die Knallerhits „Destiny“, „Dancing on the Ceiling“ – bei Beiden sang gefühlt halb Stuttgart mit, geholfen durch eine kurze Reminiszenz an Van Halens „Jump“, die stürmisch quittiert wurde, gefolgt von fast einminütigem Applaus. Zu „Say You, Say Me“ hielt das Publikum gebannt inne, bevor „We Are the World“ eine gemeinschaftliche Ebene öffnete: Lionel erinnerte daran, dass er den Song mit Michael Jackson schrieb – „God put us on this planet to live together“.

Als Zugabe erklang selbstredend „All Night Long (All Night)“ – tanzend, singend, lachend verabschiedete sich Lionel und seine Band. Gegen 22:35 Uhr flohen die letzten Harmonien in die warme Nachtluft von Stuttgart. Ein Abend, der nicht nur Nostalgie feierte, sondern zeigte: Mit Humor, Herz und Hits verbindet Lionel Richie mehrere Generationen. Die jazzopen Stuttgart 2025 bekamen einen fantastischen Abschluss für die gelungene Saison.

Nächster Termin der jazzopen Stuttgart 2026:
01. – 12. Juli 2026

Tickets und Infos: www.jazzopen.com

Zu unserem Themenschwerpunkt „jazzopen 2025“.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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