![Kingdom Come: Deliverance II](https://techkrams.de/wp-content/uploads/2025/02/Kingdom-Come_-Deliverance-II_20250204184155-780x470.jpg)
Dieses Action-Rollenspiel macht keine Gefangenen. Besser gesagt schlägt es euch nieder und verfrachtet euch auf direktem Wege an den dörflichen Pranger, wo ihr vom Pöbel mit fauligem Gemüse beworfen werdet, „Kingdom Come: Deliverance 2“ darf als Ausnahme-Videospiel betrachtet werden, welches derart eigenwillig bisweilen amüsant präsentiert wird, sodass eine richtige Sogwirkung entsteht. Solange Hauptfigur Heinrich nicht stinkend, halbnackt und ohne vorgegebene Quest in der Bretagne…ähm Böhmen steht. Unser holpriger Weg zum endgültigen Test.
Dann ist es passiert. Ein kleiner Sturz, nein, ein unabsichtlicher Schritt zur falschen Seite besiegelt mein Schicksal. Nachdem ich mich über Stunden durch das unplanierte Unterholz kämpfte heißt es in sofortiger Art und Weise – Tod. Game Over! Versuch es gerne ab dem letzten Speicherpunkt nochmals. „Kingdom Come: Deliverance 2“ ist eines dieser gnadenlosen Erlebnisse wie es sie im Mainstream-Pool nicht mehr allzu häufig gibt, ich würde fast schon behaupten dieses Mittelalter-Spiel dessen Vorgänger sich von einem Crowdfunding-finanzierten Indiespiel in die Herzen von Millionen begeisterter Spieler:innen stichelte, ist eine Art „Dark Souls“ für Historiker. Unbarmherzig bis frustig realistisch. Gemein aber verständlich. Historisch korrekt jedoch eine neue Perspektive. Seit nunmehr einigen Wochen spiele ich mich durch das 16. Jahrhundert im malerischen Böhmen, in Gestalt des cleveren aber hart vom Schicksal getroffenen Heinrich von Skalitz. Nach den zahlreichen Wirrungen des Erstlings stieg unser Protagonist zum Knappen des jungen Herrn Hans Capon von Pirkstein auf. Zusammen mit ihrem Gefolge sollen beide einen Brief zur Burg Trosky und dessen Eigentümer überbringen. SO der Plan. Denn kurz nach unserer Ankunft im uns fremden Land geht alles gehörig schief. Einerseits wird unsere Gruppe bis auf Hans von unbekannten Feinden niedergemetzelt und Hans verlässt Heinrich im Streit ebenfalls.
Mitten im Gewirr
Nach einer, für die Dorfbewohner:innen amüsanten Zeit am Pranger in der Ortsmitte, lassen uns die Entwickler:innen erstmals komplett von der Leine. Heißt jetzt dürfen wir die Welt um uns herum alleine erforschen. Und irgendwie dämmerte mir der (un)berechtigte Verdacht, dass das Studio Warhorse diese ersten Stunden zu den unangenehmsten des kompletten Spielverlaufs machen wollten. Kurz vorher noch ein respektiertes Mitglied des Adels, stehen wir dank beworfener Pferdeäpfel halbnackt und stinkend in irgendeinem Kuhdorf und müssen uns so anhören, was die dort lebenden Menschen so über uns denken. Von „Wasch dich, du stinkst!“ über mal oder weniger offensichtlichere Beleidungen ist alles dabei. Das heißt: Waschen, Klamotten anziehen und weitermachen! Zum Glück findet sich ein Wassertrog in der Nähe, das hilft gegen groben Schmutz. Im Inventar stecken noch ein Beinkleid, Hemd sowie Schuhe. Das tut’s für’s Erste.
Doch was nun? Wir kennen zwar ein grobes Ziel, doch wie dorthin gelangen? Vielleicht per Fuß? Auf geht’s. Nach etwas mehr als einem Kilometer merkt Heinrich – das häufige Schlemmen im Schloss und Nutzung von Pferd ging an die Ausdauer. Erschwerend hinzu kommt noch – durch einen kürzlichen Sturz verlor der Schmiedssohn wichtige Statuswerte. Ein Rudel Wölfe macht unserem Abenteuer über Stock und Stein jäh ein Ende. Wieder im Dorf versuchen wir eine andere Strategie. Eine Wache in Windeseile niederstrecken um an Groschen, eine Waffe und bessere Kleidung zu kommen. Vielleicht nicht durchdacht, Kampferfahrung schadet dennoch nicht. Etwa 50 Speicherpunkt-Ladungen später gelang es eine Wache hinterrücks zu attackieren, keinen Aufstand anzuzetteln und galant ein Pferd zu stehlen.
Man könnte denken, jetzt kann der Spielspaß los gehen, weit gefehlt. Treffen wir überraschend auf aggressive Wachen – wirft uns der Gaul ab. Attackieren uns irgendwelche Wildtiere – wirft uns der Gaul ab. Liegt ein Baumast zu tief – reißt er uns vom Pferd. Man spürt sozusagen in jedem einzelnem Grashalm den Willen zu Realismus von Warhorse. Außerhalb von Schlaf und Aufträgen vertraut man ebenfalls wieder, schon im ersten Teil umstrittenen, Retterschnaps. Dieser lässt sich bei Händler:innen für teures Geld erwerben oder mit Tollkirsche selbst brauen, womit wir bei der Möglichkeit zur Herstellung von eigenen Tränken sind. An bestimmten Orten wie an der Hütte des Kräuterweibs finden sich kleine Brauereien für Alchemie. Mit dem richtigen Rezept und Zutaten sind dort fix verschiedene Tonika gemixt. Das Blubbern des Kesseln ist wahrlich entspannend.
Erwartet keine Hilfe
Heiltränke sind ein wichtiges Gut. Denn nahezu alles in „Kingdom Come: Deliverance 2“ will euch umbringen, schädigen oder mindestens ausrauben. Kommt ihr einem Lager von Fremden zu nahe, werdet ihr angefeindet oder direkt angegriffen. Heinrich kann zwar dank Kommunikation eine Streitigkeit vermeiden, hat aber aufgrund zu schwacher Werte so manches mal Pech. Dann hilft entweder flinke Angriffe oder Beine um den Bösewichten zu entkommen. Nur wenige Personen helfen euch (ohne Gegenleistung). Meist seid ihr auf den guten Willen angewiesen. Zudem passiert es auf streitende Leute zu treffen, es ist zwar eure Entscheidung sich einzumischen aber unterlasst es besser. Lassen euch Tiere oder Menschen in Ruhe nagt, im wahrsten Sinne des Wortes, der Hunger an Euch. Dank kleiner Snacks wie Speck, Milch oder Obst lässt sich dies im Zaum halten. Doch Schlaf braucht ihr trotzdem um nicht irgendwann vor Erschöpfung umzukippen. Hatte ich bereits erwähnt, dass die KCDII-Entwickler:innen euch in den ersten Spielstunden wie Dreck behandeln?
Die gute Nachricht: Übersteht man diese teils unnötig anstrengenden Spielstunden kommt nach und nach ein gar soghafter Spielspaß, dem man sich kaum entziehen kann. Beispielsweise ist wirklich jede Nebenquest motivierend inszeniert, zeigt uns ungesehene Aspekte der dortigen Welt oder endet überraschend. Bis auf wenige Ausnahmen hatten wir nicht das Gefühl jetzt umsonst eine kleine detektivische Aufgabe gelöst, jemanden gesucht oder etwas gestohlen zu haben, was nicht ins Spielgeschehen passt. So wiegen die mühsam verbesserten Statuswerte deutlich schwerer als mit ihnen gestartet zu sein. Jeder Durchgang soll anders sein. Jeder Heinrich von anderen Spieler:innen wird andere Stärken und Schwächen aufweisen. Und…darauf wollen die Entwickler:innen wahrscheinlich raus, soll es UNSER großes mitteralterliches Abenteuer mit Heinrich sein und keines von Heinrich mit Uns.
- Erlebe die Ereignisse mit den Augen Heinrichs, eines jungen Mannes, der loszieht, um den Mord an seinen Eltern zu rächen
- Die authentische Wiedergabe des Böhmens des 15. Jahrhunderts gibt dir die Möglichkeit, diese faszinierende Umgebung wie nie zuvor zu erleben
- Passe Heinrichs Aussehen, seine Fähigkeiten und seine Ausrüstung nach Belieben an
Da „Kingdom Come: Deliverance II“ ein gemeinhin großes Spiel mit äußerst langer Kampagnenlaufzeit (ungefähr 80 Stunden) erscheint unsere ausführliche Review mit technischen Eindrücken erst gegen Ende nächster Woche. Checkt unseren Schwerpunkt zum Mittelalter-Rollenspiel aus.
Hier findest du unsere aktuellen Gaming-Reviews.
Folgt uns über Instagram, Threads und X (ehemals Twitter).
Bei den hier angezeigten Produkten handelt es sich um Affiliate Links, bei einem Kauf unterstützt ihr meine Arbeit. Letzte Aktualisierung 6.02.2025 / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Amazon und das Amazon-Logo sind Warenzeichen von Amazon.com, Inc. oder eines seiner verbundenen Unternehmen.