Mobvoi TicWatch Pro im Test: Doppeldisplay für mehr Akkulaufzeit?
So richtig bin ich mit dem Konzept von Smartwatches nie warm geworden. Allein die Akkulaufzeit war mir immer zu gering. Die Mobvoi TicWatch Pro soll durch ein besonderes Display aber ganze fünf Tage durchhalten. Das hat mich neugierig gemacht. Deshalb habe ich mir die Uhr für einen Langzeittest geschnappt.
Schon im letzten Jahr brachte Mobvoi eine ganze Reihe von Smartwatches heraus. Dazu zählen die TicWatch S2 (180€*), die TickWatch E2 (160€*), die TicWatch C2 und eben auch die TicWatch Pro. Letztere habe ich jetzt über sechs Monate täglich getragen und mit diversen Smartphones getestet.
Inhalt:
Lieferumfang, Design & Verarbeitung
Display
Steuerung
Akkulaufzeit
Fazit
Aber bevor wir uns dem Langzeittest widmen, schauen wir uns noch die technischen Daten an:
Technische Daten der TicWatch Pro
Maße | Durchmesser: 45mm; Höhe: 12,6mm |
Display | 1,39“ AMOLED Display mit 400x400px + FSTN-Anzeige |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon Wear 2100 |
Arbeitsspeicher | 512 MB |
Speicher | 4 GB |
Konnektivität | Bluetooth 4.2 Wi-Fi 802.11 b/g/n (2,4GHz) |
NFC | Ja (Google Pay) |
Akku | 415 mAh |
IP-Zertifizierung | IP68 |
Betriebssystem | Wear OS |
Gehäuse | Edelstahl |
Armband | 20mm Leder- & Silikonband |
Farben | Schwarz, Silber |
Lieferumfang, Design und Verarbeitung
Der Lieferumfang fällt zwar etwas spartanisch aus, aber es ist alles für den Start dabei. Konkret befindet sich in der schicken Verpackung neben der TicWatch Pro noch eine passende Ladeschale und der übliche Papierkram. Ein Netzteil selbst liegt nicht bei, was aber okay ist. Davon habe ich mehr als genug. Ich empfehle sowieso die Mehrfachlader.
Das Design der TicWatch Pro ist eher schlicht und das gefällt mir sehr. Die Sekundenstriche am Displayrand sind dezent und lenken den Blick nicht zu sehr. Der silberne Ring lässt sich nicht drehen. Am Ende ist das Design des Displayrings aber auch egal, weil es das Zifferblatt ist, welches größtenteils das Design bestimmt. Am rechten Rand befinden sich zwei Knöpfe mit einem kurzen Hub. Auf deren Funktionen gehe ich im Abschnitt „Steuerung“ genauer ein. Geschützt zwischen den beiden Knöpfen befindet sich noch ein Mikrofon.
Der Durchmesser der TicWatch Pro ist mit 45mm etwas größer als eine normale Uhr. Obwohl das – gerade bei Herrenuhren – in den letzten Jahren fast lächerliche Ausmaße angenommen hat. An meinem breiten Handgelenk sieht die SmartWatch jedenfalls gut aus. Betrachtet man allerdings die Höhe der Uhr, wird klar, dass hier einiges an Technik im Gehäuse steckt. Mit 12,6mm Bauhöhe ist die TicWatch Pro doppelt so hoch wie eine normale Uhr und auch höher als die meisten Smartphones. Ob einem das gefällt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich trage Uhren passend zum Anlass und wenn es halt nicht um Understatement geht, kann man ja auch mal etwas mehr am Handgelenk tragen.
Durch das Gehäuse aus Edelstahl wirkt die ganze Verarbeitung sehr hochwertig. Das Armband aus Leder unterstreicht diesen Eindruck. Die Innenseite des Armbands ist allerdings aus Silikon und das fand ich im ersten Moment befremdlich. Nach all den Monaten bin ich jedoch mittlerweile total begeistert davon. Das Silikonarmband lässt sich nämlich sehr einfach reinigen. Gerade bei einer Uhr, die täglich getragen wird, ist Schweiß unvermeidbar und der Geruch kann bei einem reinen Lederarmband dann unangenehm werden. Wenn es soweit kommt, muss das Armband in regelmäßigen Abständen gewechselt werden. Das wird irgendwann sicherlich ebenfalls bei der TicWatch Pro zutreffen, aber durch das Silikon wird das deutlich länger dauern. Wenn es schließlich soweit ist, kann das Armband dank des passenden Schnellwechsel-Mechanismus in Sekunden gewechselt werden.
Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Selbst nach Monaten ist mir an keiner Stelle Lack abgeplatzt und keine hässliche Schramme verunstaltet das Glas. Hier hat Mobvoi mit der TicWatch Pro alles richtig gemacht.
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Display
Das größte Highlight der TicWatch Pro ist das Display, da es eigentlich zwei Displays sind. Zum einen ist da das OLED-Panel, das mit einer Auflösung von 400×400 Pixeln arbeitet und Inhalte entsprechend scharf aussehen lässt. Zum anderen befindet sich über dem OLED-Display ein zweites Display aus Flüssigkristall. Dieses kann bei entsprechend anliegender elektrischer Spannung milchig werden und Inhalte anzeigen oder einfach komplett durchsichtig sein. Ich kannte dieses Prinzip bereits von Konferenzräumen und auch bei Badezimmerfenstern kommt diese Technik zum Einsatz. Bei einer Smartwatch ist mir eine Flüssigkristallanzeige allerdings noch nicht untergekommen.
Arbeitet nur die Flüssigkristallanzeige, muss kein Strom für das OLED-Panel verwendet werden und ich kann trotzdem die Uhrzeit, das Datum und meine gelaufenen Schritte ansehen. Andere „smarte“ Funktionen stehen mir dann nicht zur Verfügung. Theoretisch würde auch der Pulsmesser funktionieren, aber misst aber bei meiner Einstellung nur nach Bedarf. Das Flüssigkristalldisplay ist übrigens immer an. Also muss ich mein Handgelenk nicht irgendwie drehen, damit das Display der Uhr anspringt. Ich kann auch leicht seitlich darauf schielen und habe alle wichtigen Informationen auf einen Blick – genau wie bei einer richtigen Uhr.
Die Flüssigkristallanzeige erinnert mich sehr an meine Pebble Steel, die ich immer noch im Schrank liegen habe. Nur das bei der TicWatch Pro die Zahlen deutlich größer sind.
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Steuerung
Die Einrichtung der TicWatch Pro ist einfach und schnell gemacht. Ihr ladet die Mobvoi-App aus Googles PlayStore auf euer Smartphone und folgt den Anweisungen auf dem Display. Die Verbindung erfolgt über Bluetooth. In der App bekam die Smartwatch zuerst ein Software-Update spendiert. Dieses hat die Performance der Uhr deutlich erhöht. Wer möchte kann sich auch noch WearOS laden und die Daten der Uhr dort einspielen. Die ganze Einrichtung hat vielleicht 10 Minuten gedauert und danach war die TicWatch Pro einsatzbereit.
Auf dem Ziffernblatt angekommen, könnt ihr in alle vier Richtungen wischen. Die TicWatch Pro wird euch mehrfach darauf hinweisen, dass ihr hier Dinge entdecken könnt. Wischt ihr nach links, gelangt ihr zu einer Zusammenfassung eurer Fitnessdaten /gelaufene Schritte, zurückgelegte Kilometer, usw.). Wischt ihr nach unten, kommt ihr zu den Einstellungen und ein Wisch nach rechts bringt euch zum Google Assistent. Ein kurzes Wischen nach oben zeigt die Benachrichtigungen.
Drückt ihr den unteren der beiden Knöpfe, startet ihr die Fitnessapp. Hier teilt ihr der TicWatch Pro mit, dass ihr jetzt anfangt, Sport zu machen. Ihr könnt aber auch einfach nur eure bisher erfassten Daten ansehen. Drückt ihr die Taste doppelt, startet Google Pay. Solltet ihr diesen Service nutzen, könnt ihr schnell und unkompliziert mit der TicWatch Pro bezahlen.
Der obere Knopf bringt euch mit einem Druck zur Übersicht eurer installieren Apps. Seid ihr bereits in den Menüs führt ein druck auf den Knopf zurück zum Ziffernblatt. Das Ziffernblatt wechselt ihr, indem ihr lange auf das Display tippt. Die vorinstallieren Watchfaces sind okay, aber es sind nur vier Stück. Zum Glück gibt es diverse Apps, um mehr davon zu bekommen.
Das Mikrofon (zwischen den beiden Tasten) erlaubt euch die Nutzung des Google Assistant. Allerdings könnt ihr damit nicht telefonieren. Ihr könnt zwar Gespräche mit der Uhr annehmen, sie werden aber auf eurem Smartphone angenommen. Das ist allerdings praktisch, wenn ihr sowieso gerade ein paar Kopfhörer tragt, die mit eurem Handy verbunden sind. Dann braucht ihr das Telefon nicht aus der Tasche zu nehmen. Auf dem Display der TicWatch seht ihr, wer euch gerade anruft. Ihr nehmt das Gespräch an und sprecht direkt los. Das funktioniert sehr gut.
Ansonsten könnt ihr das Mikrofon nutzen, um auf Nachrichten zu antworten. Ob ihr das wirklich machen wollt, hängt von eurem Umfeld ab. Mitten in der S-Bahn gäbe es ein paar Nachrichten, die ich lieber schreiben als sagen würde. Wie das bei euch aussieht, müsst ihr entscheiden.
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Akkulaufzeit
Hier musste die TicWatch Pro mich wirklich überzeugen. Meine Pebble Steel hat immerhin 5-7 Tage mit einer Akkuladung durchgehalten. Mit weniger würde ich mich nicht zufrieden geben. Die Akkulaufzeit von „5 Tagen“ braucht leider ein „*“, in dem beschrieben wird, was damit genau gemeint ist.
Mobvoi selbst kommt auf die 5 Tage Akkulaufzeit bei einem ganz bestimmten Nutzungsszenario. Verwende ich die Uhr als vollwertige Smartwatch inklusive aller Funktionen, läuft sie knapp 2,5 Tage normal und schaltet dann in den „Essential Mode“. In diesem steht euch nur noch die Flüssigkristallanzeige zur Verfügung. Ich kann dann also die Uhrzeit ablesen und auch der Schrittzähler funktioniert noch, aber irgendwie ist das nicht der Sinn einer Smartwatch. In diesem – für mich eher „Prioritätsmodus“ – läuft die Uhr dann für weitere 2,5 Tage. Ja, zusammen sind das fünf Tage, aber in dieser Zeit steht euch auch nur bedingt die volle Leistung der TicWatch Pro zur Verfügung.
Das Aufladen selbst dauert etwa 2 Stunden und funktioniert nur mit der beigelegten Ladeschale. Ich hatte ebenfalls die Ladeschale der TicWatch C2 probiert, aber leider passen die Abmessungen nicht.
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Fazit zu Mobvoi TicWatch Pro
Ich mag die TicWatch Pro sehr. Sie sieht gut aus, hat eine angenehme Größe und trägt sich sehr angenehm. Das Problem liegt eher darin, dass mein Nutzungsszenario einfach nicht zu einer Smartwatch passt. Ich brauche sie, um zu überprüfen, ob es sich bei einer Nachricht lohnt, mein Smartphone aus der Tasche zu holen. Das kann sie und zwar sehr gut, aber ob ich dafür 250€* investieren muss, wage ich zu bezweifeln.
Wer einen wirklichen Nutzen für diese Uhr hat und mit der Akkulaufzeit hinkommt, bekommt mit der TicWatch Pro eine sehr gute Smartwatch, die es auch mit den namhaften Konkurrenten in dem Feld aufnehmen kann.
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*Stand: 04/2019