Special: Comic Con Stuttgart 2023 – Fest der Popkultur
Für jeden Geschmack etwas dabei
In der schwäbischen Metropole wurde es am vergangenen Wochenende wieder nerdig im großen Stil! Die Comic Con Stuttgart faszinierte ihr Publikum mit gut aufgelegten Stargästen, viel Abwechslung und sinnvollen Neuerungen. Wir haben uns zwei Tage ins Gedränge begeben und verraten euch, die ein oder andere Anekdote von „Highlander“ Christopher Lambert und weiteren Erlebnissen.
Bewegt man sich durch den regen Publikumsverkehr durch die teils übervollen Hallendurchgänge fühlt es sich das Erlebte im ein wildes Crossover zwischen mehreren popkulturellen Dimensionen an. Zwischen Batman und Joker laufen Wookies davon während selbst der große Darth Vader sich eine Currywurst gönnt. Dazwischen finden sich Besucher:innen im Normalo-Look, die entweder ihre kommenden Stunden planen oder strahlend zum Selfie schreiten. Die Comic Con Stuttgart beweist seit Sommer 2016 durchgehend ein sicheres Händchen für gelungene Zusammentreffen von Cosplay, Popkultur-Messe sowie einer meist ausgeglichenen Mischung an Film- und Serienstars aus aller Welt. Dieses Jahr so spät im Jahr wie nie, da nach dem Wechsel der frühen Sommermonate auf das 1. Adventswochenende nun am 2. vorweihnachtlichen Samstag/Sonntag die Messe Stuttgart für rund 48 Stunden zum offiziellen Hub für „Star Wars“-Enthuisiasten sowie vielen anderen Stoffen wurde. Der spätere Termin tat dem Zuspruch keinen Abbruch, denn 48.000 Messegäste strömten in die Hallen und verwandelten das Messegelände in ein farbenfrohes Spektakel.
Die Con ist deutlich gewachsen – vorbei sind die Zeiten als es nur eine Halle mit wild-gemixten Aussteller:innen gab. Naja, fast. Zwar gelang der „Galactic Catina“ ein mehr als erfolgreiches Stand-In mit Autogrammstunden von „Star Wars“-Darsteller:innen sowie „Luke Skywalker“-Synchronsprecher Hans-Georg Panczak und vielen Interaktionsmöglichkeiten aber außer von geschlossenen Area war beispielsweise Lebensmittel-Stände recht bunt über drei Hallen verteilt. In den Vorjahren gab es mehr Stringenz wahrscheinlich lag dies an der fehlenden Halle 1 mit großer Stellfläche in diesem Jahr. Kleine Han Solos oder große Kylo Rens fanden hier ein sprichwörtliches Paradies mit tollen Photopoints etwa im imperialen Thron oder neben einem rund 10 Meter hohen TIE-Fighter, welcher gar so wirkte als ob er gleich tatsächlich in die Lüfte steigt. Ebenfalls in Halle 8 wurde Interaktivität definitiv groß geschrieben – ich selbst habe mich kurzzeitig auf die Gamescom zurückversetzt gefühlt, da zig Spielstationen zum unverbindlichen Andaddeln einluden. Entweder Party-Hits ins Mikrofon schmettern bei „Lets Sing 2024“ oder ie sehnsüchtig erwartete Aufbausimulation „Pioneers of Pagonia“ anspielen. Zusätzlich moderierte „Gameswelt“-Creative Director Felix Rick mehrere Programmpunkte on Stage wie der amüsante „DOOM“-Talk zum 30 jährigen Bestehen der Ego Shooter-Reihe von Bethesda, der passenderweise direkt am 10. Dezember war. Schöne Idee übrigens von Trinkmahlzeit-Hersteller yFood – mehrere Sorten waren kostenlos zum Probieren möglich.
Doch das Herz das Messe waren und sind die (zeit)aufwändigen Cosplays. Jeder Pinselstrich ist entscheinend, jeder Fetzen Stoff muss an der richtigen Stelle sein und nicht zu vergessen bilden Mimik samt Gestik ein unverwechselbares Äußeres. Besonders kurios wird es – begegnen sich zwei Joker aus der Comic-Verfilmung „The Dark Knight“ im Gang vergleichen sie sich erst genau – vor ihrem Selfie. Oder mal steht Michael Myers wartend (gar nicht so) bedrohlich im Weg. Eine wunderbare Szene ereignete sich am Sonntagmittag als der „Game of Thrones“ mit originalem Drachen-Cosplay durch die Gänge schritten und auf Deadpool trafen. Sofort entwickelte sich ein äußerst lustiges Zusammenspiel zwischen Beiden. Mehr als unterhaltsam war diesjährig die offener gestaltete „Queer Avenue“. Die Dragqueens u.a. Aria Adams & Katy Bähm (bekannt aus Heidi Klubs „Queen of Drags) standen für herrlich gewitzte Q&A’s den zahlreichen Zuschauer:innen zur Verfügung und Erstere moderierte den obligatorischen Cosplay-Wettbewerb am Samstagabend souverän. Mit Ständen der Aids-Hilfe oder auch des Fotostudios „Soulcatcher“ hatten nicht nur queere Besucher:innen eine grandiose Möglichkeit sich ablichten zu lassen. Ein gutes und wichtiges Zeichen, dass die Comic Con Stuttgart 2023 diese Area jährlich fördert. Zumal die Drag Show ein Zuschauermagnet wurde. Ihre Premiere feierte wiederum die 18+-Area. Gut, jetzt verströmte das mit Stoff abgehängte Quadrat im ohnehin eher unbesiedelten Teil der Halle eher den Flair früherer Schmuddelecken in Videotheken. Zumal es in Vorjahren solche doch, sagen wir mal, offenherzigeren Cosplay ohne vorherige Alterbeschränkungen zu sehen gab.
Nackte Tatsachen auf der Comic Con Stuttgart 2023
Während also die „nackten Tatsachen“ 2023 extra abgeschirmt waren, fanden Comic-Liebhaberinnen ihr Seelenheil mit Panini, Hugendubel sowie zahlreichen Händler-Ständen mit Werken der zeichnenden und schreibenden Zunft in Halle 8. Weiter vorne wurde konzeptionell erfrischte Cardshow von zahlreichen Spieler:innen aufgesucht, um Karten zu tauschen oder gegeneinander ihre Sets zu spielen. Wie im Vorfeld bekannt verteilte Spielcard-Hersteller Topps Karten an interessierte Gäste. Selbstverständlich wurden wertvolle Karten auch zum Kauf angeboten. Die zahlreichen Zeichner:innen bzw. Grafiker:innen waren als Block jeweils getrennt, wie in den Vorjahren, verteilt. Gespräche waren willkommen und sogar persönliche Werke möglich. Hell im Eingangsbereich liegenden Atrium gelegen fanden in diesem Jahr die beliebten Panels statt. Eingeladene Film- und Serienstars wie das ungleiche Duo aus „Police Academy“ Captain Harris und Proctor gespielt von G.W. Bailey und Lance Kinsey wurde gerne zu bestimmten Teilen befragt oder eigene Kindheitserinnerungen erzählt. Quasi aus allen Nähten platzte das Panel der Weasley-Brüder der „Harry Potter“-Reihe. James spielt übrigens Fred, Oliver spielt George. Beide mit extrem guter Laune beantworteten zahlreiche Fan-Fragen zum HP-Kosmos bis CCON-Moderatorin Nessie leider nach rund 30 Minuten aus Zeitgründen beenden musste.
Für einen wunderbar emotionalen Moment sorgte der französisch-amerikanische Schauspieler Christopher Lambert. Der 66 jährige legendäre Schauspieler war nur am Samstag auf der Con, konnte jedoch mit seiner warmen menschlichen Art Tausende Zuschauer:innen seines Panels im Sturm erobern. Zumal er von einem Remake seines großen Kassenschlager und 80er Hits „Highlander“ abriet, da Queen und Co-Star Sean Connery nicht mehr am Leben seien. Zu Connery hatte er insesondere nur Lob übrig – gerade während der stressigen Dreharbeiten in Schottland wo nicht selten alle vier Jahreszeiten an einem Tag stattfanden, hatte Lambert dank Connerys empathische Art nur Lob übrig – „He was Mensch.“, sagte Lambert. Am Schluss gab es Standing Ovations.
Das sind derartige Momente, die eine gute Comic-Con ausmachen. Emotionen, zufällige Erlebnisse und eine treue Fangemeinde mit leidenschaftlichen Cosplays. Im nächsten Jahr sind wir garantiert wieder dabei – dann vom Wochenende des 30. November & 1. Dezember 2024.