Split – Filmkritik | M. Night Shyamalan is back!
Mit Split fängt das neue Kinojahr mit einer sehr gelungenen Rehabilitation von Kult-Regisseur M. Night Shyamalan an. Kann er nach andauernden Flops wie „The Happening“ mit der unkonventionellen Story von Split, an alte Erfolge anknüpfen?
Ein langer Weg
Bereits am Startwochende in den USA belegte das neueste Werk Shyamalans den Thron der US-Kinocharts. Alleine 40,1 Mio. US-Dollar wurden demnach eingespielt. Pikant: Der ebenfalls gestartete und heißerwartete Actioner „XXX: The Return of Xander Cage“ konnte knapp nur die Hälfte aufbringen. Scheint also, dass der Mann hinter so fantastischen Filmen wie „Sixth Sense“ oder „Unbreakable“ wieder zur alter Form gefunden hatte. Dies hatte jedoch Zeit sowie andere Projekte in Anspruch genommen. In Zeiten von eher günstig hergestelltem „Found Foottage“-Horror, der vor wenigen Jahren bis heute die Kinos gar überschwemmt, ließ sich Shyamalan etwas besonderes einfallen. Sein bisher kostengünstigster Film „The Visit“ bot eine durchaus gute moderne Erzählung von „Hänsel & Gretel“. Alles in Handkamera-Optik, versteht sich. Viele Kritiker sahen darin einen Achtungserfolg und die Rückkehr zum klassischen Suspense-Kino. Von den absolut schrecklichen „Blockbustern“ wie „After Earth“ oder „The Legend of Aang“ fangen wir erst gar nicht an. Auch auf der heimischen Mattscheibe konnte man den Wiederherstellungsprozess von Shyamalan über die großartige Serie „Wayward Pines“ mit Matt Dillon als Hauptdarsteller bewundern. Diese Gewissheit nichts zu wissen und am Ende mit einer nicht vorausgesehenen Auflösung aus dem Kinosaal zu kommen, ist die Quintessenz von Shaymalan.
„Wer sind sie?!“
Casey Cooke (Anya Taylor-Joy) wurde von ihren Mitschülern (u.a Haley Lu Richardson, Jessica Sula) auf eine Geburtstagsparty eingeladen. Nach der Feier sollten die verbleibenden drei Mädchen von einem der Väter nach Hause gefahren werden. Dazu kommt es nicht. Während er die letzten Geschenke im Kofferraum verstauen will, wird von einem Unbekannten niedergeschlagen. Dieser steigt ins Auto betäubt die jungen Frauen und verschleppt sie einen fremden Heizungskeller. Schnell wird klar, mit dem Entführer stimmt was nicht. Er redet in verschiedenen Stimmlagen mit sich selbst und tritt dabei mit jeweils anderer Kleidung auf. Barry (James McAvoy) ist schizophren. Rund 23 Persönlichkeiten wohnen in ihm und möchten „ins Licht“. Seine Therapeutin Dr. Fletcher (Betty Buckley) merkt jedoch zunehmend, dass etwas nicht stimmt.
Damit wollen wir es auch mit der Handlung belassen. Denn „Split“ lebt von seinen Twists und damit verbundenen Spannung. Eines vorweg, James McAvoy hätte für die absolut kongeniale Darstellung seiner Rolle „Barry“ mindestens eine Oscar-Nominierung verdient. Man merkt einfach, dass er vom Theater kommt. Mit viel Ruhe und perfekt ausgewähkten Alleinstellungsmerkmalen jeder Persönlichkeit gelingt McAvoy eine sehr glaubhafte Darstellung der Figur. Gegen Ende setzt er zwar ein bißchen zu sehr auf das Fantasy-Element, zeigt aber wiedermal, dass alleine minutiös gewählte Mimiken für einzelne Rollen ausreichen. Für Anya Taylor-Joy ist „Split“ eines ihrer bisher größten Projekte. In vielen Szenen merkt man einfach die besondere Chemie zwischen Joy und McAvoy. Die zwei anderen ebenso entführten Mädchen sind hier eher Mittel zum Zweck. Sie erfüllen in höchstem Maße alle gängigen Teenager-Klischees und sind, zum Glück, nicht weiter wichtig für die Handlung. Shaymalan unterscheidet recht eindeutig von reinen Spannungssequenzen oder Dialogpassagen. Barry´s Psychiaterin bildet den Informationspool. Von ihr bekommen wir erklärt, was mit Barry los ist und wieso seine Identitäten gefährlich sind. Umso unsinniger wird leider das letzte Drittel.
Kein Film für ein Genre
Ja. „Split“ ist zwar ruhig und spannungsreich erzählt, leidet jedoch an Logiklücken. Mal sind es gänzlich hirnbefreite Dialoge der austauschbaren Mädchen oder Drehbuchentscheidungen. Fängt der Film erst als leises Drama an, zieht Shaymalan durch gekonnte Kniffs die Spannungsschraube immer mehr zu. In den letzten 25 Minuten wird daraus ein guter Mix aus Action und Horrorthriller. Bei dem natürlich am Schluss eine wirklich unerwartete Pointe enthüllt wird. Bis auf wenige Ausnahmen ist „Split“ als Thrillerdrama einzuordnen. Es geht um Missbrauch auf beiden Seiten, Schuldgefühle sowie die Angst vor der Vergangenheit. Regisseur typisch wird mit reichlich Flashbacks gearbeitet, was die Handlung zeitweise in ein frisches Licht wirft. Die Filmmusik bedient sich bei klassischen Instrumenten und schafft damit eine äußerst gelungene Untermalung verschiedener Situationen. Brechend scharf bis hin zu einzelnen Klaviernoten, jedoch ohne im Kopf zu bleiben.
Fazit zu Split
M. Night Shyamalan ist endlich zurück! Nach leidigen Auftragsarbeiten scheint er nunmehr wieder zu alter Form gefunden zu haben. Mit minimalistischen Mitteln schafft er eine gelungene Reminiszenz an frühe Werke ohne dabei zu langweilen. Lange tappt der Zuschauer im Dunkeln bis letztlich erst nach dem Kinobesuch vieles eingeordnet werden kann. Ein Film mit Schwächen jedoch nicht zu verachtenden Stärken.
Dem Autor Benny Illgner jetzt auf Twitter folgen.
Noch mehr aktuelle News, Trailer, Filmkritiken und die neuesten Infos aus Hollywood gibt es bei den Kino Gangstern auf Facebook!
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets zum Film „Split“ gibt es hier.