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Star Wars Outlaws im großen CHECK – Cowboy-Action á la Ubisoft

Wüste Umgangsformen im Outer Rim mit wüsten Landschaften

Aus einer weit, weit entfernten Galaxis holt Ubisoft ein von nicht wenigen Fans heißerwartetes “Star Wars”-Spiel aus der Taufe mit jener handlungsgetriebenen Action, wie man sie aus den besten Beiträgen der bis dato populären Filmreihe kennt. “Star Wars: Outlaws” ist für all diejenigen produziert worden, die sich weder mit übergroßen Multiplayer-Gefechten oder abtrünnigen Jedi auseinandersetzen wollten – dafür überwiegen hier zu sehr die atmospährische “Wild West”-Szenerie samt einer Hauptprotagonisten ganz ohne mystische Macht. Zumal unsere Mission nicht die Verhinderung des Baus eines “Todessterns” vorsieht sondern schlichtweg das Überleben im Outer Rim. Wie sich das von Massive Entertainment entwickelte Action-Adventure schlägt, klärt unser Test.

Es gab wahrlich bessere Tage im Leben von Kay Vess. Die junge Frau wurde gerade von der Rebellenallianz unter falschen Versprechungen in einen riesigen Palast einer kriminellen Größe gelotst, statt schnell und vieler verdienter Credits warteten nur eine Enttäuschung und ein über alle Grenzen des Universums geltendes Kopfgeld. Leichter wird’s auch durch die Flucht nicht mehr, da Kay sich zusätzlich noch mit dem diktatorisch regierenden Imperium anlegt und sich alsbald mitten im steppigen Nirgendwo auf dem Planeten Toshara wiederfindet. Wenigstens ist ihr tierischer Begleiter “Nix” eine kleine Stütze. “Star Wars: Outlaws” hat eine längere Produktionsgeschichte hinter sich. Interressanterweise lag das zugrundeliegende Konzept des Spiels in der Hand von Electronic Arts, keine Geringere als “Uncharted”-Erfinderin Amy Henning verließ ihre Wirkungsstätte Naughty Dog um “Star Wars: Ragtag” unter Flagge von Visceral Games zu entwickeln. Doch der kontrollhafte Zwang von EA, wie sie später verriet, schadete nicht nur dem Projekt sondern stampfte es gleich ein. Bis auf ein auf der E3 2016 vorgestellter Teasertrailer mit früherem In-Game Material schauten die Star Wars-Heads in die sprichwörtliche Röhre. Einige Jahre später schaffte der Publisher mit ihrem stillistisch an die Abenteuer Nathan Drakes aber im Kern reinen Action-Adventures unter dem Titel “Star Wars Jedi” eine recht gelungene Umsetzung des Stoffes.

Überraschend gab Ubisoft vor drei Jahren bekannt nun selbst an einem offiziellen Spiel aus dem “Krieg der Sterne”-Kosmos zu arbeiten – die “The Division”-Macher Massive Entertainment werkeln daran im Hintergrund. Amy Hennig blieb dagegen außen vor. Dieses Projekt hörte schon recht früh auf “Star Wars: Outlaws”. Doch anders als Konkurrent EA beschritt der französische Publisher andere Pfade. Denn in diesem Action-Adventure übernehmen wir mal nicht die Rolle einer bekannten Figur, eines abtrünnigen Jedis oder sonst irgendjemand bekanntes aus den Filmen, nein, mit Kay Vess geht eine unscheinbare Anti-Heldin einher. Die Geschichte ist grob zeitlich angesiedelt zwischen “Das Imperium schlägt zurück” und “Die Rückkehr der Jedi-Ritter”. Im Universum herrscht große Furcht – dies nutzen drei Schurkenkartelle um Gebiete untereinander aufzuteilen. Nach einem missglückten Coup flieht Kay aus ihrer Heimat Cantonica und landet vorerst auf Toshara. Dort macht sie unter den Syndikaten Crimson Dawn, Pyke und den Hutten einen Namen, wenngleich sie nur Reperaturteile für den “Bahnbrecher”, ihrem Raumschiff, braucht um zu den Kernwelten zu reisen.

Obwohl insgesamt nur fünf begehbare Planeten von Kay bereist werden, später kommen noch Tatooine, Kijimi sowie Akiva dazu, ist das reine Erlebnis durchaus abwechslungsreich. Bis auf wenige Ausnahmen ist Kay an keine Grenzen gebunden und kann nach Lust und Laune die Landschaft erkunden. Wer hingegen klassisch Quest nach Quest abhaken will, kann dies auch tun. Der Grundpfeiler liegt in der Entdeckung – die großräumigen Gebiete erwecken zwar den Eindruck von Open-World sind dafür zu minimal bevölkert. Beispielsweise finden sich auf Toshara nur zwei belebte Städte. Im Umland finden sich einige kleine Geheimnisse, beschränken sich aber bei Zufallsevents nur auf schnöde Piratenangriffe oder sonstige Gefechte unter den Bewohnern. Ab und zu sind durch abgehörte Gespräche in Cantinas kleinere Unterschlüpfe sowie Schatzorte zu finden. Abseits warten Glücksspiel wie “Sabacc” auf Euch. Fluch und Segen zugleich: Einerseits weckt “Star Wars: Outlaws” den Erkundungsdrang in uns, andererseits wären genaue Questmarker in vertikal mehrstufigen Gebieten sehr hilfreich gewesen. Ähnlich wie in den vergangenen “Assassin’s Creed”-Titeln arbeitet man hier nur mit einem am Bilschirmrand befindlichen Kompass. Die Spielwelt insgesamt ist ein Fest für jeden Liebhaber der Reihe, so viele Details wie Massive Entertainment reingesteckt hat, ist lobenswert. Von Querverweisen zu “Darth Vader”, ikonischen Dialogzeilen inklusive dem “Wilhelms Cry” erkennen Fans hier einiges wieder. Überhaupt wandelt Protagonistin Kay Wess auf den Spuren von “Han Solo”. Das lockere Mundwerk und der schnelle Finger am Abzug sprechen hier Bände. Spielerisch standen Genrelegenden wie “Uncharted” oder “Tomb Raider” Pate, wenngleich niemals die gewollte Perfektion erreicht wird.

Dafür ist die Figurenzeichnung von Kay zu oberflächlich. Insbesondere eigene getroffene Entscheidungen laden oftmals zu Stirnrunzeln ein. So ändert sich der Storyfokus des Spiels ab der Mitte derart schnell – nach einer Rettung durch den charmanten Jaylen Vrax tritt Kay nämlich seinem geplanten Heist-Plan ohne Umschweife zu, obwohl diese Art von Entscheidung sie zu Anfang in die Misere warf. Gegen Ende sackt die Spannungskurve merklich ab, berappelt sich jedoch zeitig um die rund 19 stündige Kampagne als gelungen zu bezeichnen. Wichtigstes Fortbewegungsmittel ist, neben Raumschiff, unser Gleiter. Damit düsen wir über die Landschaften. Genauso wie unsere nicht ablegbaren Blaster lässt er sich upgraden. “Star Wars Outlaws” verzichtet dankenswerterweise auf einen Fähigkeitenbaum und setzt auf Experten. Nach erfolgreicher Suche statten sie uns mit Freischaltungen aus. Entweder gilt es eine bestimmte Zahl von Händlern zu finden, wodurch sich persönliche Ansprachen ergeben oder bei Entdeckungen in für Kay verbotene Gebieten durch Plappern Gegner abzulenken.

Fast hätte ich das wichtigste Element vergessen: Die Verhältnisse zu den Fraktionen. Unter den bereits erwähnten drei Verbrechersyndikaten herrschen offene Gefechte, gerade bei unseren regelmäßigen Weltall-Erkundungen mit dem Bahnbrecher gut zu beobachten. Ob wir uns einmischen oder anteilslos die Situation umschiffen, liegt bei uns. Anders verhält es sich bei Kampagnenentscheidungen vor die uns die Entwickler immer mal wieder stellen. Oftmals steht es uns frei dem einen oder anderen Kartell in die Hände zu spielen, damit verbessert oder verschlechtert sich unser Ruf. Je besser unser Ruf beispielsweise bei Crimson Dawn ist, desto bessere Verdienste erhalten wir nach erledigten Aufträgen. Händler in deren Viertel machen günstigere Preise. Ins Gegenteil verkehrt es sich bei schlechterem Verhalten gegenüber jeweiliger Fraktionen – im schlimmsten Fall jagen uns ihre Spezialkräfte.

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  • Erlebe Star Wars wie nie zuvor in einem faszinierenden Open-World-Spiel, bei dem du die gesamte Galaxis erkundest und dich auf eine unvergleichliche Abenteuerreise begibst
  • Schlüpfe in die Rolle von Kay Vess, einer furchtlosen Halunkin, die sich mutig den Herausforderungen stellt, um in der Galaxis nach Freiheit und einem neuen Leben zu suchen
  • Wage dich in riskante Missionen und akzeptiere Aufträge von den gefürchtetsten Verbrechersyndikaten der Galaxis, um dich in den gefährlichen Untiefen der Unterwelt zu behaupten und lohnende Belohnungen zu erlangen

Grafisch bedient sich “Star Wars Outlaws” zwar der potenten “Snowdrop”-Engine von Ubisoft, die bei “The Division” für ansehnliches Spielmomente sorgte aber bei diesem Sci-Fi Abenteuer zwischen ziemlich bombastisch und heillos veraltert tangiert. Verschwommen und wenig detailliert sehen wir beispielsweise Kay vor unserer Nase. In kargen Regionen wie im “Geröllwald” passt es, aber selbst ein fast 10 Jahre altes “Uncharted 4 – A Thief’s End” wirkt dagegen hochaufgelöster. Spürbares Tearing und aufploppende Objekte (selbst direkt über uns) gehören zwar zum Standard-Repertoire von (neuen) Ubisoft-Spielen, zerstören hierbei manches Mal die Immersion. Die filmisch wirkenden Letterbox ist Stand Jetzt nicht deaktivierbar. Gleiches gilt für die ungenaue Steuerung, welche besonders bei Klettereinlagen uns einige Nerven kostete. Ohnehin kommen einem zu viele Levelabschnitte als “Trial&Error”-Abschnitt vor, die teils extrem genaue Sprünge oder exakte Aktionen erfordern. Leider sind die Rücksetzpunkte etwas zu weit voneinander entfernt, sodass man gerne nochmal vergangene fünf Minuten nachspielen darf.

Unser Fazit zu “Star Wars Outlaws”

Was wohl dabei heraus, wenn man “Uncharted” und “Red Dead Rezeption” in einen Topf wirft noch mit einer riesigen Lizenz würzt und umrührt? Sicherlich “Star Wars Outlaws”. Wenngleich die gesetzte Genialität nicht erreicht wird – das Action-Adventure aus dem Hause Massive Entertainment scheint auf dem Papier wie der heißerwartete Traum von Lucasarts-Heads zu wirken, jedoch krankt die Umsetzung an mehreren elementaren Stellen. Einerseits konzentriert sich die Story-Kampagne auf wenige Personen ganz ohne überdimensionalen Überbau, überzeugt aufgrund oberflächlicher Figurenzeichnung nur rudimentär. Die offene Spielwelt wurde bewusst kompakter gehalten, aber selbst dort passiert zu wenig. Zu guter Letzt das Gameplay – neben Schema F-Missionen, die sich dazu noch wiederholen kommt die verwaschene Steuerung mit frustigen Momenten. Unterhaltsam ist der Ausflug in die weit, weit entfernte Galaxis – aber definitiv kein perfekter Treffer.

Release: 27.08.2024 | Entwickler: Ubisoft | Genre: Action-Adventure | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 5, Xbox Series S/X und PC | USK: ab 16

Star Wars Outlaws (PlayStation 5)

Spielspaß - 77%
Gameplay - 82%
Grafik - 78%
Technik - 72%

77%

Empfehlung!

Abwechslungsreiches Star Wars-Abenteuer mit machtloser Protagonistin, die ebenso wie die Storyline leider nur oberflächlich bleibt.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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