Test: BQ Aquaris X Pro – Spaniens gehobene Mittelklasse
Das BQ Aquaris X Pro ist das Schwestermodell des weitgehend baugleichen BQ Aquaris X und zugleich das neue Topmodell des spanischen Unternehmens. Vom Preis her ist es zwar in der Mittelklasse angesiedelt, es bringt aber dennoch durchaus leistungsfähige Komponenten mit. Insbesondere auf die Kamera ist man bei BQ stolz. Zurecht?
Smartphones der spanischen Marke BQ fallen hierzulande eher noch in die Kategorie Geheimtipp. Wer sich nicht gerade auch abseits der großen bekannten Hersteller über die vielfältige Auswahl an Mobiltelefonen informiert, der mag hinter dem Namen BQ Aquaris X Pro vielleicht sogar ein chinesisches Noname-Produkt von höchstens mittelmäßiger Qualität vermuten.
Anmutung und Handhabung: Das Gehäuse des BQ Aquaris X Pro
Diesen Eindruck kann das BQ Aquaris jedoch schnell entkräften. Rundherum verläuft ein stabiler, leicht abgerundeter Rahmen aus Metall. Vorderseite und Rückseite bestehen aus Glas, welches durch einen dünnen Kunststoffrahmen vom Metallkörper getrennt ist. Anstelle von Corning Gorilla Glas setzt BQ hier beim Display auf kratzfestes 2.5D Dinorex Glas. Mit fast 160 g liegt das Telefon relativ satt in der Hand, wobei die glatte Glasoberfläche hinten auch nicht unbedingt vertrauensbildend wirkt. Abschüssige Ablageflächen solltet ihr aufgrund der rutschigen Rückseite jedenfalls besser meiden. Dank IP52 Zertifizierung ist das Gerät gegen Staub und Tropfwasser geschützt, wobei das effektiv keinen wirklich wirksamen Schutz darstellt und von staub- und wasserdicht in etwa so weit entfernt ist wie die Wüste Gobi oder der Atlantische Ozean von Berlin.
Von den Abmessungen her liegt das Aquaris X Pro zwischen Samsung Galaxy S7 und S8, es ist größentechnisch ein Mittelding zwischen iPhone 7 und iPhone 7 Plus. Damit hat es für mein Empfinden (und meine normalgroßen Hände) ein Format, mit dem ich sehr gut leben kann, weil sich der ganze Bildschirm bis auf eine kleine Ecke rechts oben ohne „Handy-ein bisschen-runterrutschen-lassen“-Technik erreichen lässt. In Zeiten zunehmend randloser Smartphones wirkt das Design des BQ Aquaris Pro jedoch nicht sonderlich modern, insbesondere oben (Kamera, Blitz, Sensor) und unten (physische Navigationsleiste) sind die Ränder dafür einfach zu dick.
- Gehäuse: Metall, seitlich eingefasst und unterbrochen von dünnem Kunststoffrahmen
- Vorder- und Rückseite: Glas
- Maße: 146,5 x 72,7 x 7,8 mm
- Gewicht: 158 g
- IP52 zertifiziert (Schutz gegen Staub und Tropfwasser)
Leistungsdaten des BQ Aquaris X Pro
Auch wenn das BQ Aquaris X Pro leistungsmäßig naturgemäß nicht mit den Highend-Android-Smartphones vom Schlage eines Samsung Galaxy S8, Huawei P10, HTC U11 oder OnePlus 5 mithalten kann, so ist es für ein preislich in der Mittelklasse angesiedeltes Smartphone leistungsstark genug. Mit seinem Achtkern Snapdragon 626 Prozessor und anständigen 4 GB RAM Arbeitsspeicher muss es sich hinter den meisten Konkurrenten in der gleichen Preisklasse um die 400 Euro nicht verstecken und erledigte im Test alle nötigen Aufgaben wie ausgiebiges Spielen und Surfen mit mehreren parallel geöffneten Tabs ohne Probleme. Beim Work 2.0 Performance Benchmark erzielte das Aquaris X Pro im Test 4948 Punkte, womit es sich ungefähr im Bereich eines Samsung Galaxy S7, Xiaomi Mi5 und Asus ZenFone 3 Deluxe platziert.
Auch was den Datenspeicher angeht, lässt sich BQ beim Aquaris X Pro nicht lumpen: ihr könnt zwischen der 64 GB und 128 GB Variante wählen. Da es sich beim X Pro um ein Dual-Nano-SIM Smartphone mit Hybrid-Slot handelt, könnt ihr – sofern ihr keine 2. SIM nutzt – den Speicherplatz mittels Micro SD Speicherkarte um bis zu 256 GB zusätzlich erweitern. Der 3100 mAh Akku unterstützt Quick Charge 3.0, was insbesondere deshalb erfreulich ist, weil dem BQ Aquaris X Pro ohne Aufpreis ein Quick Charge Adapter (Schnellladegerät) beiliegt. Das ist super. Leider ist der Akku jedoch nicht wechselbar, aber das ist ja mittlerweile ohnehin eher selten geworden. Das ist schade. Immerhin hielt der Akku im Work 2.0 Battery Life Test etwas mehr als 9,5 Stunden, d.h. in diesem Zeitraum sank der Ladestand von 100% auf 20%.
Prozessoren, Speicher und Akku:
- CPU: Qualcomm Snapdragon 626 Octa Core, 8x 2,2 GHz, 14 nm
- GPU: Qualcomm Adreno 506
- Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
- Speicherkapazität (intern): 64 GB / 128 GB (tatsächlich verfügbar: 54 GB / 109 GB)
- Speicherkapazität (extern): maximal 256 GB per Micro SD Speicherkarte
- Akku: 3100 mAh (nicht wechselbar), Quick Charge 3.0 kompatibel
Das Display des BQ Aquaris X Pro
Beim Aquaris X Pro setzt BQ wie auch beim „normalen“ Aquaris auf ein 5,2“ Full-HD Display im 16:9 Format. Die Bildschirmdiagonale beträgt 13,2 cm, die Pixeldichte 423,6 ppi, was ich kaufmännisch auf 424 ppi aufrunden möchte. BQ preist sein Display mit der „Quantum Color+ Technologie“ an und tatsächlich erfreut sich das Auge des Nutzers an klaren, farbkräftigen Bildern. Das verbaute IPS LTPS-Display hat 10 kapazitive Berührungspunkte, das heißt, das Display erkennt bis zu 10 Fingerberührungen gleichzeitig, was im Normalfall vollkommen reichen sollte. ?
Display-Werte:
- 5,2“ Full-HD Display mit Quantum Color + Technologie
- Bildschirmdiagonale: 13,2 cm
- Auflösung: 1920 x 1080
- Format: 16:9
- Pixeldichte: 424 ppi
- Helligkeit: max. 650 cd/m²
BQ Aquaris X Pro Kamera
Laut BQ ist die Kamera ein, wenn nicht sogar DAS Highlight, des Aquaris X Pro. Die verbauten Kamera-Komponenten unterscheiden sich sogar recht wesentlich von denen, die im günstigeren Schwestermodell zum Einsatz kommen. Im ersten Moment mag es irritieren, dass die Rückkamera des Aquaris X Pro auf dem Papier mit ihren 12 MP mit weniger Megapixel daherkommt, als die Rückkamera des Aquaris mit ihren 16 MP. Dennoch sorgt der im X Pro verwendete Samsung 2L7 Sensor, der auch im Galaxy S7 werkelt, für etwas schönere Aufnahmen als der Sony iMX298. Nicht zuletzt an den vorhandenen manuellen Einstellungsmöglichkeiten (u.a. Fokus, Belichtungszeit, ISO-Werte, Weißabgleich) werden manche Hobbyfotografen ihre Freude haben.
In Kombination mit der f/1.8 Blende, der Dual Phasenerkennung und dem Dual Blitz spricht BQ außerdem davon, die „Nachtaufnahmen zu revolutionieren“, wobei das – marketingtypisch wenig überraschend – zu dick aufgetragen ist, denn auch bei BQ rauschen die Aufnahmen schon in der Dämmerung. Nichtsdestotrotz macht das BQ Aquaris X Pro insgesamt recht sehenswerte Aufnahmen und zeichnet Videos in 4K bei 30 fps auf. Die Frontkamera des BQ Aquaris X Pro ist identisch mit der des Aquaris: 8 MP Auflösung, f/2.0 Blende und Sensor von Samsung sorgen schon für ganz schöne Selfies.
Leider funktionierte die Kamera App im Test nicht immer reibungslos. Etwas nervig ist z.B., dass der Zoom ziemlich langsam reagiert, wenn man ihn über das Display bedient. Da vergeht immer so eine kleine Gedenksekunde, bevor der Zoom das macht, was ihm die zwei Finger zuvor befohlen haben. Legt man sich den Zoom auf die Lautstärketasten, dann reagiert der Zoom merklich schneller, so wie man es auch von anderen Smartphones gewohnt ist. Ein weiteres Problem, welches im Laufe des Tests mehrmals und scheinbar beliebig auftauchte bzw. verschwand, war, dass die Navigationsleiste nach Öffnen der Kamera App eingeblendet blieb und dadurch mehrere Buttons, u.a. den Auslöser, teilweise überdeckte. Es scheint für mich daher so, als ob die eigens von BQ entwickelte Kamera-Software noch ein paar Bugs hat.
Rückkamera:
- 12 MP Dual-Pixel
- Samsung S5K2L7SX Sensor
- f/1.8 Blende
- 4K Videos mit 30 fps
- Aufnahmen in Zeitlupe und Zeitraffer möglich
- Automatische HDR-Funktion
- Aufnahme im Rohdatenformat (JPEG + DNG) möglich
Frontkamera:
- 8 MP
- Samsung S5K4H8YX Sensor
- f/2.0 Blende
- 1080p Videos mit 60 fps
BQ Aquaris X Pro: Betriebssystem, Software, Sensoren
Apropos Software. Das Aquaris X Pro kommt direkt ab Werk mit Android 7.1.1. Nougat als Betriebssystem um die Ecke. Erfreulicherweise verzichtet BQ nahezu vollständig auf Bloatware und setzt stattdessen auf ein fast komplett unverbasteltes Android. Nur fast, weil zusätzlich zu der erwähnten Kamera-Software ein eigenes Hintergrundbild von BQ und eine „BQ Plus“-App den Weg ins OS gefunden haben. Kann man verkraften, würde ich sagen, auch wenn die Kamera-App wie – zuvor schon erwähnt – offenbar noch unter Bugs leidet. Sinnvoll finde ich die umfangreichen CB-Einstellungen (Cell Broadcast), zu denen neben den bekannteren Katastrophen- und Unwetterwarnungen u.a. auch die hierzulande leider noch nicht sehr verbreiteten „Amber Alerts“ bei Kindesentführungen hinzukommen.
Der mittig im oberen Bereich der Rückseite etwas vertieft eingelassene Fingerabdrucksensor ist das einzige Mittel der biometrischen Entsperrung beim X Pro. Der Scanner macht seine Sache gut, er entsperrt schnell und zuverlässig. Ab und zu musste ich den Finger ein zweites Mal auflegen, damit es klappte, aber das war’s dann auch mit den Problemen. Zusätzlich sind noch einige andere nützliche Sensoren vorhanden, wobei neben dem Fingerabdrucksensor wohl der für die NFC-Unterstützung notwendige Näherungssensor der nennenswerteste ist.
Betriebssystem:
- Android 7.1.1. Nougat
Sensoren:
- Fingerabdrucksensor
- Helligkeitssensor
- Näherungssensor
- Beschleunigungssensor
- Gyroskop
- eCompass
- Hall Sensor
Stecker und Anschlüsse des BQ Aquaris X Pro
Das BQ Aquaris X Pro hat netterweise einen USB Typ-C Anschluss spendiert bekommen, wenn auch nur USB 2.0 Typ-C. Das beiliegende USB-Kabel, das in Verbindung mit dem beiliegenden Quick Charge Adapter schnelles Aufladen ermöglicht (laut Qualcomm 70% Akkuladung in nur 30 Minuten), fällt dank zusätzlicher Adern im Inneren naturgemäß merklich dicker und starrer aus, als man dies von früheren Ladekabeln gewohnt ist.
Übrigens hat BQ den Klinkenstecker NICHT wegrationalisiert. Leider liegen dem Aquaris X Pro kein Kopfhörer/Ohrstöpsel bei, obwohl diese zum Radiohören über den im Smartphone integrierten UKW-Empfänger obligatorisch sind: Mit Bluetooth Kopfhörern lässt sich die Radio-Funktion leider nicht nutzen.
Fazit zum BQ Aquaris X Pro
Auch wenn ich dem BQ Aquaris X Pro im Vorfeld eher skeptisch-neutral gegenüberstand, so überwiegen für mich doch die positiven Aspekte. Das Smartphone mit spanischen Wurzeln ist qualitativ hochwertig verarbeitet und bringt einen ordentlichen Prozessor, sowie mehr als genug Arbeitsspeicher und Datenspeicher mit. Android 7.1.1. ist als Betriebssystem topaktuell und nicht mit unnötig viel Bloatware verseucht. So soll das sein! Auch die Kamera kann überzeugen, wobei ich mir persönlich eher noch ein bisschen mehr davon versprochen habe, weil BQ damit doch ziemlich angibt. Nicht falsch verstehen: Die Kamera macht gute Fotos, aber im Highend-Bereich ist man da auch schon mindestens einen Schritt weiter, weswegen die Kamera des X Pro für mich auch „nur“ gute bis sehr gute Mittelklasse ist. USB Typ-C und eine Schnellladefunktion, die dank mitgeliefertem Quick Charge Adapter auch nutzbar ist, sind weitere Pluspunkte. Last but not least sind die relativ niedrigen SAR-Werte von 0,298 W/kg (beim Telefonieren) und 1,780 W/kg (beim Tragen am Körper) positiv hervorzuheben.
Nun zur Kritik. Über das Design mag man noch geteilter Meinung sein, ich finde es tendenziell eher etwas altbacken, was natürlich dem Trend zu immer randloseren Displays geschuldet ist. Einige Kritikpunkte lassen sich aber nicht von der Hand weisen: Die Kamera-Software scheint ein bisschen verbuggt zu sein, der Zoom auf dem Display reagiert träge und die Navigationsleiste verdeckt mehrere Buttons, weil sie in der Kamera-App ohne erkennbaren Grund manchmal einfach nicht ausgeblendet wird. Überhaupt verwundert es ein bisschen, wozu man ein und dieselben Funktionen in einer eingeblendeten Navigationssleiste auf dem Display und in physischer Form im Rahmen braucht. Schade ist auch, dass BQ keine Kopfhörer beilegt, obwohl die Radiofunktion ohne Kopfhörer via Klinke überhaupt nicht nutzbar ist. Das mag Leute mit passenden Kopfhörern oder Ohrstöpseln nicht stören, ich finde es trotzdem suboptimal.
Insgesamt kann man das BQ Aquaris X Pro sicherlich als gutes, preislich in der Mittelklasse angesiedeltes Smartphone empfehlen. Für knapp unter 400 Euro (64 GB Variante) bzw. knapp über 400 Euro (128 GB Variante) bekommt ihr ein gutes Gerät. Klar, 400 Euro sind eine Menge Geld, aber man muss sich natürlich bewusstmachen, dass man für Highend-Smartphones locker das Doppelte hinlegen muss, wenn sie neu auf den Markt kommen. Trotzdem gibt es auch in den Preisregionen des Aquaris X Pro ein paar Konkurrenten, die leistungsmäßig doch noch ein gutes Stück mehr zu bieten haben, etwa das Honor 9 und das OnePlus 3T.
Sind die nackten Leistungsdaten nicht das maßgebliche Kriterium für eure Entscheidung, dann reicht ja eventuell auch das normale Aquaris X für knapp 300 Euro, das etwas weniger Arbeitsspeicher (3 GB) und Datenspeicher (32 GB), eine etwas schwächere Rückkamera und eine Rückseite aus Kunststoff anstelle von Glas zu bieten hat.