Ubiquiti AmpliFi HD im Test – dieses Mesh System geht App
Ubiquiti gehört im WLAN-Bereich eher noch zu den Geheimtipps. Ursprünglich war man mehr im professionellen Umfeld unterwegs und weniger im Privatkundensegment. Mittlerweile gibt es auch Systeme für den Heimanwender, unter anderem das AmpliFi HD Set, das wir uns für einen Test geschnappt haben. Dabei handelt es sich um ein Mesh System, das den Empfang auch bei schwierigen Verhältnissen wie verwinkelten Wohnungen oder großen Häusern deutlich verbessern soll.
Vorweg: Das HD bezieht sich hier nicht wie sonst auf hochauflösendes Filmmaterial, sondern auf „High Density“ – also die hohe Netzwerkdichte durch das Ubiquiti Set. Was alles zum Set gehört seht ihr am besten selbst in unserem Unboxing zum Gerät:
Zum direkten Start ist also alles enthalten. Gegenüber anderen Anbietern hat das Ubiquiti Set einen großen Vorteil: Alle Teile sind vorkonfiguriert, sodass eine Einrichtung der Mesh Points entfällt. Insgesamt ist die Einrichtung auch ziemlich einfach erledigt. Man braucht lediglich ein Smartphone, die Einrichtung per Browser ist nicht möglich. Zwar kann man sich auch über den Browser verbinden, wirklich viele Einstellungen findet man dort aber nicht vor.
Das Design ist wie immer Geschmackssache. Den Würfel als Router und Hauptbestandteil des Systems finde ich optisch durchaus gelungen, auch wenn ich kein Fan von Weißen Geräten bin. In die meisten Büros oder gar Wohnzimmer dürfte er sich dadurch aber gut einfügen. Die Mesh Points sind recht unscheinbar und können einfach in eine freie Steckdose gesteckt werden. Die Antenne wird magnetisch gehalten, was die Ausrichtung ziemlich einfach macht. Einen Nachteil haben die Mesh Points allerdings: Sie bieten keine Möglichkeit, Geräte per LAN anzuschließen.
Schauen wir uns noch einmal schnell die wichtigsten technischen Daten an:
- WLAN Standard(s): 802.11ac, 802.11n, 802.11a, 802.11b/g,
- WLAN Übertragungsraten:
- Gesamtdatenrate: bis zu 1.750 Mbit/s
- Datenrate 2.4 GHz: bis zu 450 Mbit/s
- Datenrate 5 GHz: bis zu 1.300 Mbit/s
- WLAN Technologie: WLAN Mesh
- Dual-Band-WLAN: 3×3 MU-MIMO
- Verschlüsselung: WPA/WPA2, WPA-PSK/WPA2-PSK
- Anschlüsse: 4x Gbit LAN, 1x WAN, 1x USB 2.0
Einrichtung
Wie schon gesagt: Easy. Die App installiert, gestartet, und sie findet direkt selbst den Ubiquiti AmpliFi Router, der auf Einrichtung wartet. Noch schnell die WLAN-Daten eingestellt und man ist eigentlich auch fast schon fertig mit der Grundeinrichtung.
Im Anschluss wird man von der Übersichtsseite begrüßt, die einen Überblick über den Systemstatus liefert. Hier kann man auch direkt die Signalstärke der Mesh Points prüfen und gegebenenfalls Firmware-Updates anstoßen, wenn welche verfügbar sind. In meinem Fall haben alle drei Komponenten erstmal ein Update spendiert bekommen.
Die Grundeinrichtung ist damit tatsächlich schon erledigt. Das System bietet direkt noch an, den Fernzugriff per Google oder Facebook Konto einzurichten, um das System auch aus der Ferne steuern zu können.
Das Passwort für den Login in die App ist standardmäßig das festgelegte WLAN-Passwort, die App fragt hier jedoch auch direkt, ob man ein anderes verwenden möchte – was ja durchaus Sinn ergibt, wenn nicht jeder das System steuern soll.
Bei der Software setzt Ubiquiti in diesem Fall nicht auf AirOS, sondern auf ein auf den AmpliFi HD zugeschnittenes System, das nicht näher genannt wird. Die Konfiguration ist daher auch nur über die Smartphone App für iOS oder Android möglich. Das System wird von Ubiquiti aber auch stets aktuell gehalten, während des Testzeitraums gab es mehrere Updates sowohl für den Router, als auch für die Mesh Points.
Die App
Bleiben wir erstmal bei der App. Aus meiner Erfahrung mit derartigen Apps hatte ich nicht viel erwartet, die AmpliFi WiFi App kann sich aber definitiv sehen lassen. Darüber erhält man einen Überblick über den aktuellen Datenstrom im WLAN, die insgesamt übertragenen Daten, die Benutzer- und Gruppenverwaltung, erweiterte Einstellungen und so weiter. Im Prinzip lässt sich darüber jeder Aspekt steuern und das auch noch einfach und übersichtlich. So muss eine App gestaltet werden.
Ein nettes Feature ist die mögliche Priorisierung von einzelnen Geräten. So können per WLAN verbundene Geräte einfach für Gaming oder Streaming priorisiert werden. Bei Gaming sollte theoretisch der Ping gesenkt werden, während beim Streaming entsprechende Mediendaten höher priorisiert werden. Schön gelöst ist, dass man nicht extra in irgendwelche Untermenüs eintauchen muss, sondern das Priorisierungs-Menü einfach mit einem Wisch nach links auf dem entsprechenden Gerät geöffnet wird – analog zum Quickmenu in beispielsweise der Gmail App.
Einziger Punkt der sich mir nicht so ganz erschließt: Die Funktion, das Gastnetzwerk zu „Teilen“. Man kann damit lediglich den Text „Verbinden sie sich mit dem Netzwerk „Netzwerkname““ verschicken. Das wars. Kein Passwort oder besser noch ein QR-Code oder ähnliches werden erstellt bzw. verschickt. Das lässt sich sicher noch ausbauen.
Das Display
Ein Router mit Display ist sicher nichts Neues, das gab es auch schon vorher – ob es auch schon einen mit Touch-Display gab, da bin ich mir allerdings unsicher. Hierauf lassen sich aktuelle Statusinformationen anzeigen, standardmäßig zeigt es die Uhrzeit an. Aktivieren kann man die weiteren Ansichten dann einfach durch Antippen des Displays. Für schnelle Infos zum Netzwerk ganz nett, auch Firmware-Updates werden dort angezeigt und man kann sie direkt ausführen. Schön auch: nachts schaltet das Display automatisch ab. Standardmäßig ist es von 22 bis 8 Uhr deaktiviert, dieser Zeitplan lässt sich aber auch noch anpassen.
Führt man Änderungen an den Einstellungen durch, quittiert das Display diese auch kurz, begleitet von einem kurzen Bestätigungston. Ob man das Display nun braucht ist sicher Ansichtssache, ich könnte auch darauf verzichten, da die Router bei mir in der Regel eh in irgendeiner Ecke verschwinden. Man kann ihn aber durchaus auch einfach auf den Schreibtisch aufstellen, ohne dass er unangenehm auffällt.
WiFi Abdeckung und Geschwindigkeit
Wie erwähnt habe ich das System diesmal in unserem Büro aufgebaut, wo es viele einzelne Räume und somit Zwischenwände gibt. Abgedeckt werden sollen etwa 200m² und 15 bis 20 Kollegen sollen das Netzwerk nutzen. Die Ansprüche sind also recht hoch.
Bei der Verteilung der Mesh Points muss man natürlich darauf achten, sie so zu verteilen, dass sie möglichst viel Fläche abdecken, dabei aber noch in Reichweite des Routers liegen. Das war bei uns kein Problem, die Verbindung der Mesh Points zum Router ist einwandfrei und wir konnten sämtliche Büroräume damit abdecken. Laut Anzeige der verschiedenen Geräte war die Empfangsstärke auch stets hervorragend oder mindestens sehr gut.
Die Datendurchsatzraten waren auch durchweg gut. Die angegebenen Maximalraten sind in der Praxis nicht erreichbar, aber im Schnitt lag der Datendurchsatz bei 15 bis 30MB/s in der Nähe der Mesh Points/des Routers, im Randbereich kam man noch auf 3 bis 5 MB/s. Wechselt man zwischen den einzelnen Mesh Points und dem Router hin und her indem man herumläuft bemerkt man keine direkte Unterbrechung, übertragt man aber gerade Daten bricht diese Übertragung kurz auf wenige hundert KB/s ein, um nach dem erfolgten Wechsel wieder deutlich zu steigen. Streamt man gerade ein Video oder hört man Musik über die Verbindung, merkt man von diesem Wechsel allerdings nichts mehr.
Ein Speedtest, bei dem ein anderer PC im Netzwerk als Server mit Gigabit-Anbindung dient, ergibt im Schnitt 100Mbit/s Übertragungsrate, wobei sich das doch recht stark von den tatsächlich erreichten Datenraten unterscheidet. Hier vermute ich daher den Test als Verursacher der Abweichung.
Insgesamt war der Datendurchsatz aber immer hervorragend, auch mit mehreren Wänden zwischen Smartphone und dem nächsten Mesh Point gab es keine Probleme. Am äußersten Rand des Empfangsbereichs – zwischen dem Router und mir lagen 4 Wände und zwei Aufzugschächte – lagen immer noch mindestens 3MB/s an. Ausreichend für Videostreams in 720p.
Hier ist natürlich anzumerken, dass die Reichweite und der Datendurchsatz immer stark von der Umgebung abhängen. In unserem Fall sind die meisten Wände im Büro lediglich Trockenbauwände. Bei Stahlbeton sähe die Sache schon ganz anders aus. Dennoch ist die WLAN-„Ausleuchtung“ sehr gut, gerade hinsichtlich der Fläche und der Anzahl der Geräte, die sich darin befinden. Ein Einfamilienhaus samt kleinerem Garten sollte damit auch kein Problem sein.
Fazit
Zusammengefasst lässt sich nur wenig Negatives finden. Die Reichweite ist sehr gut, die Einrichtung extrem einfach und schnell erledigt, das Design gefällt. Viel mehr braucht man da glaube ich auch gar nicht zu sagen, als dass das Konzept einfach aufgeht. Es ist zwar nicht das schnellste System, das wir hier im Test hatten, für den Alltag reicht es aber locker aus.
Was ich mir wünschen würde wäre noch eine Möglichkeit, an den Mesh Points auch Geräte per LAN anzuschließen, um so entfernt stehende Geräte, die nur über einen LAN-Anschluss verfügen mit einzubinden. Eine Möglichkeit, das System per Browser zu konfigurieren fände ich auch nicht verkehrt. Hier ist es aber natürlich Ansichtssache, ob man diese beiden Punkte benötigt.
Der Preis dürfte dann noch für das eine oder andere Streitgespräch sorgen, denn die derzeit rund 350 Euro sind nicht wenig Geld – für die gebotene Leistung ist der Preis aber durchaus angemessen.