„Unravel Two“ im Test
Unravel Two: Mit einer handfesten Release-Überraschung wartete EA mit dem drollig charmanten Nachfolger zu „Unravel“ auf der E3 auf. Bekommen wir mehr vom Bekannten oder einen durchaus intelligenten Koop-Plattformer?
Nachfolger hui, Termin pfui
Noch bevor die eigentliche Messe in Los Angeles anfing, heizte EA auf seiner eigenen E3-Pressekonferenz mit der eigentlichen Ankündigung von „Unravel Two“ und dem sofortigen Release den Zuschauern sowie Fachpresse ordentlich ein. Aber wieder einmal hat EA einen äußerst ungünstigen fast schon unverschämten Release-Termin für das Studio Coldwood erwählt – quasi mitten im Zirkus. Ein Tag wurden die Konferenzen von Microsoft, Bethesda und Co. abgefeiert, während das, dafür viel zu hervorragende, „Unravel Two“ offensiv verbrannt wurde. Unverständlich und durchaus schmerzhaft. Der Vorgänger setzte sich von anderen Vertretern dadurch ab, dass hier eine ungemein dichte Atmosphäre geboten wurde. Dies wurde nur von der märchenhaften Inszenierung übertroffen sowie dem Charme von Held Yarni. Ein lebendig gewordenes Stoff-Männchen mit ungebrochener Abenteuerlust. Nach dem heimischen Garten, finden wir uns auf hoher See wieder.
Die Handlung ist erfrischend kurzweilig und kommt schnell zur Sache: Held Yarni erleidet in einem heftigen Sturm Schiffbruch und freundet sich danach mit einem zweiten Yarni an. Gemeinsam erforschen sie den ominös beschaffenen Ort, erkunden felsige Höhlen, geraten in den Großstadtdschungel und erleben währenddessen eine emotionale Geschichte. Auch der Nachfolger inszeniert keine epochale Storyline – vielmehr sollen die großartig gestalteten Level mit ihren vielen kleinen Rätseln den Spieler bei Laune halten. Mühelos schafft es das Spiel mehrere Stunden davor zu sitzen und keineswegs gelangweilt Kapitel für Kapitel zu erleben. Das vereinfachte Tutorial bietet mit genügend Tipps keine Frustpunkte. Zudem ist es erfreulich die mächtige „Frostige“-Engine in solchen verspielten Ideen wiederzufinden. Nur einige „Trial-and-Error“-Punkte und zu verschachtelt gedachte Levelstrukturen trüben den ansonst hohen Spielspaß. Ab Kapitel 2 wird versucht eine Rahmenhandlung einzubauen, die in sich schlüssig ist, aber eher im Hintergrund abläuft.
Koop-Problem bestens gelöst
Das Gameplay mit seinem (un)erzwungenem Koop-Gedanken ist hier der eigentliche Star des Titels. Gleich zu Anfang dürfen wir zu zweit auf die Reise gehen, während Solisten mit der kongenialen Idee den zweiten Yarni einfach huckepack zu nehmen genauso erfreut werden. Anders als im ebenfalls von EA veröffentlichtem „A Way Out“ ist nur es lokaler Koop möglich. Das Movement hat sich im Vergleich nicht groß verändert bzw. wurden erweitert. Noch immer laufen wir von links nach rechts und springen von Ast zu Ast oder Dach zu Dach. Spielerisch erfreulich simpel aber nicht ermüdend. Kleinere Kopfnüsse lassen uns kurz verweilen – zumal die wirklich dichte Atmosphäre hier ein Highlight ist. Der gekonnt eingesetzte Score lässt uns entweder emotional werden oder den Drang verspüren zu flüchten. Technisch ist „Unravel Two“ absolut sauber, obwohl manche Abschnitte etwas mehr Licht vertragen hätten. Frostbite unterstützt hier sehenswerte Panoramen und Effekte. Die Grafik ist ebenfalls großartig. Bugs oder Kantenflimmern wurden im Test nicht entdeckt.
Unser Fazit zu „Unravel Two“
Neben einem unverschämten Release-Termin für die Entwickler ist „Unravel Two“ keineswegs ein Spiel, dass das Rad neu erfindet. Jedoch ist eine konsequente Entwicklung mit der Implementierung einer zweiten Hauptfigur erfrischend geraten. Rätsel sind nun etwas fordernder wiederholen sich leider im weiteren Spielverlauf zu häufig. Grafisch sowie technisch spielt man zudem auf einem hohem Niveau. Nur das viel zu schnelle Ende nach knapp vier Stunden ist echt schade.
Unravel Two (PlayStation 4)
Spielspaß - 88%
Gameplay - 87%
Grafik - 89%
Technik - 87%
88%
Empfehlung!
Märchenhaftes Jump´n´Run mit toller Grundidee, was jedoch das Rad nicht neu erfindet.