KinoKritiken

Filmkritik zu „Manta Manta – Zwoter Teil“ – Kaum in Worte zu fassen

Ab Donnerstag, den 30. März in allen bundesweiten Kinos

Nach 30 Jahren holt Til Schweiger den filmischen Startschuss seiner Karriere mit einer Fortsetzung zurück in die Kinos – „Manta Manta – Zwoter Teil“ gelingt das Kunststück erzählerisch kaum Neues zu bieten und seine Präsentation durch handwerkliche Fehler nicht nur einmal dilentantisch wirken zu lassen. „Warum nur?“ wird die zentrale Frage am Ende sein – nach zu viel falsch interpretierter Nostalgie, schlimmen Kalauern und sonstigen Nonsens abseits jedweden Geschmacks.

Sensationelle Effekte, gewitzte Wortwechsel und ein Gespür für Timing innerhalb eines enggeschnürten Korsetts der heutigen Mega-Blockbuster. So würde meine Kritik lauten, hätte ich von der Vorstellung nur den neuesten Trailer von „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ mitbekommen. Die darauffolgenden 127 Minuten konnten mich durch jahrelangen „SchleFaZ“-Konsum (Die Schlechtesten Filme Aller Zeiten) nur bedingt konditionieren. Aber was Til Schweiger, der ohnehin durch seine seichten bis grenzwertigen Komödien in Deutschland in vielen Köpfen einen Sympathiewert wie die Deutsche Bahn hat, hier fabrizierte spottet jeder Beschreibung. Es wird ein veraltetes, gar nicht mehr existentes Gesellschaftsbild propagiert welches seit den späten 1990ern oder bloß noch im Kopf von Friedrich Merz zuletzt existierte. Wobei man fair bleiben sollte: Der Erstling von 1991 besaß womöglich kaum mehr Story auf den Rippen, war jedoch amüsant frech inszeniert und atmete die neue Verbundenheit durch die Wiedervereinigung. „Manta Manta – Zwoter Teil“ hat nichts hiervon. Keinen frischen Ansatz. Keinen Sinn. Nicht mal das titelgebende Fahrzeug ist Dreh- und Angelpunkt.

Vielmehr feiert sich Til Schweiger erstmal wieder kräftig selbst, dafür weil es geschafft hat mit der wohl letzten Möglichkeit einer seiner schnulzigen Komödien ins Kino zu bringen. Jetzt halt unter dem Vorwand einer Kultfilm-Fortsetzung. Obwohl das Hallervorden-Vehikel „Honig im Kopf“ sehr erfolgreich an den Kinokassen war und inszenatorisch wohl der Höhepunkt seines Schaffens, waren seine nächsten Projekte wie das unsägliche US-Remake oder die ernsthafteren Filme wie „Lieber Kurt“ erfolglos und zogen nicht mal mehr 100.000 Besucher.

Im Vorspann ertönt der Scorpions-Gassenhauer „Wind of Change“ und darauf folgt ein laues Lüftchen, sobald Schweiger mit Fahrrad über die Landstraße gurkt. Aber halt! Das soll hier doch kein Woke-Film werden, verkündete der „Keinohrhasen“-Regisseur kurz vor Start. Bertie Katzbach fährt nämlich nur per Rad zum Idiotentest um seinen Lappen wiederzuholen. Doch kaum in Händen stehen größere Probleme an: Sein entfremdeter Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) feiert lieber kostspielige Chaos-Parties als sich um seine Zukunft zu scheren. Mama Uschi (Tina Ruland) und Schwieger-Daddy (Moritz Bleibtreu) verbannen ihn wieder zum Vater, der seine darbende Werkstatt/Kartbahn retten muss. Da kommt ein Oldtimer-Preisrennen doch wie gerufen. Simple Handlungsbögen per se keine Schwäche. Deren Umsetzung jedoch schon. Schweiger vermischt seine typischen Familieneskapaden á la „Kokowääh“ mit dem schmierig aufpolierten Glanz früherer Tage. Da hilft es auch nicht Michael Kessler, der seine Paraderolle als „Klausi“ zwar engagiert aber wenig kreativ verkörpert, ein paar ausgelutschte Gags raushauen zu lassen. Durch die teils groteske Einbeziehung von künstlichen Wisch/Zusch/Zack-Soundeffekten versprüht „Manta Manta – Zwoter Teil“ den Flair einer billigen Sat.1 Sketch-Comedy der frühen 2000er aus. Klischeebehaftete Figuren bewegen sich durch die merkwürdig sepia-eingefärbten Bilder wie seelenlose Marionetten deren Dialoge entweder nicht zünden oder heillos schmalzig im Saal verhallen. Einzig Tina Ruland und Nilam Farooq zeigen in ihren wenigen Szenen kleine Lichtblicke in Sachen Schauspiel. Schweiger selbst spielt einmal mehr den Sonnyboy mit treudoofem Gesicht ohne allzu viel Hingabe, was im Vergleich zum ersten Teil wirklich schade ist.

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  • Schweiger, Til, Ruland, Tina, Gebelhoff, Stefan (Schauspieler)
  • Büld, Wolfgang (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren

Leider wird in diesem Film auch gesprochen. Beispielsweise meint Berties Tochter Mücke (Luna Schweiger), schauspielerisch auch eher grenzwertig, irgendwann zu ihrem Vater: „Du bist so unnötig wie ein Loch im Kopf. Aber ich brauche es.“ Abgesehen von der Sinnlosigkeit des Satzes bemüht sich der Film nicht mal um halbwegs ruhige oder herzliche Sequenzen. Anstatt wie im geistigen Vorbild „Top Gun: Maverick“ die alten Figuren in gesellschaftlich neugeformte Situationen zu verstricken – verharren Bertie, Klausi und Co. ideologisch wie sinnbildlich in den frühen 90ern. Tragisch. Zudem gesellen sich handwerkliche Fehler – fehlerhafte Gegenschnitte oder ein Massaker. Habe es mal mitgezählt: Über 20 Schnitte in 30 Sekunden während einer Sequenz. Selbst Liam Neeson wird hier schwindlig. Vielleicht hat es auch Constantin Film selbst verstanden und legte mit Absicht Musik über einen Großteil der Dialoge, um sie lautstark zu übertönen. Wo bleibt der originale Ruhrpott-Humor des Erstlings? Wo ist der Manta? Warum gibt es immer noch machohaften Humor, dass die Alte zwar kackdämlich ist aber trotzdem noch gut kochen kann? Am Ende fanden sich keine Antworten sondern übermäßiges Kopfschütteln über solch einen nostalgisch angehauchten Blödsinn.

Manta Manta – Zwoter Teil. Deutschland 2023. Regie: Til Schweiger. Mit Til Schweiger, Tina Ruland, Tim Oliver Schultz. 127 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.

Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Manta Manta – Zwoter Teil“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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