„Avatar: Frontiers of Pandora“ im TEST – Mehr als nur Far Cry im Sci-Fi Style
Ubisoft schafft eine wunderschöne Welt, aber keine filmreife Story
Ubisoft schreitet zu neuen Ufern nach Pandora auf! „Avatar: Frontiers of Pandora“ eifert in vielerlei Hinsicht den cineastischen wie geistigen Vorlagen von James Camerons Blockbustern rund um die naturverbundenen Na’vi nach. Die freien Erkundungstouren auf Pandora geizen nicht mit teils stimmungsvollen Schauwerten, welche glatt selbst aus den innovativen Filmen stammen könnten. Dennoch beschränkt sich das Gameplay auf Standard-Kost während die dargebotene Handlung leider mit dem zu oft gesehenen Gut/Böse-Konflikt limitiert ist. Ob sich der Ikran-Ritt dennoch lohnt, verrät unsere Review zur Open-World Action.
Die vom Visionär James Cameron erdachte Filmreihe gehört zweifelsohne zu den großen Kinoerlebnissen der letzten Jahrzehnte. Ohne den Erstling „Aufbruch nach Pandora“, der nach seiner Veröffentlichung 2009 nicht nur die 3D-Optik in weltweiten Lichtspielhäusern etablierte sondern auch gleichzeitig zum erfolgreichsten Film aller Zeiten avancierte. Seinerzeit war die bildgewaltige Geschichte rund um den im Rollstuhl sitzenden Soldat Jake Sully, gespielt von Sam Worthington, der im titelgebenden Avatar eine Verbindung zum scheuen Na’vi-Volk herstellen sollte um den Menschen den Raubabbau der Rohstoffe zu ermöglichen – schlicht überwältigend. Monströse Kreaturen, riesige Felswände und eine saftig grün verwachsene Welt mit allerlei Details galten als neuer Maßstab für die optische Präsentation bei Blockbustern. Geradezu prädestiniert als Ausgangssituation für ein Videospiel werkelte interessanterweise Ubisoft an einer Lizenz-Versoftung und veröffentlichte, passend zum Filmstart Winter 2009, es schlicht unter dem Namen „Avatar: The Game“. Es bot die übliche Third-Person Actionkost ohne viel Anspruch, konnte sich jedoch im Sumpf der hingerotzten Action-Adventures zu aktuell laufenden Kinoreleases jedoch behaupten. Lieblose Inszenierung und beschränkte Schauchlevels sind passé, denn Ubisoft startet nun einen frischen Versuch mit sichtlich neuem Fokus.
Unsere Hauptfigur lebt nämlich seit Geburt mit vier anderen Avataren in einer Art Forschungseinrichtung des menschlichen Militärs auf Pandora. Oberhaupt ist der gestrenge John Mercer. In seiner wenigen Screentime wird relativ schnell klar, dass er weder für die Kultur der Navi, ihrer Lebensart oder den Planeten etwas übrig hat. Außer den wertvollen Rohstoffen natürlich. Durch einen Angriff entkommen wir der Basis und finden uns erstmals im Dschungeldickicht von Pandora wieder. Neue Gerüche, merkwürdige Geräusche samt grotesk lebendiger Flora und Fauna prasseln als Eindrücke unaufhörlich ein. Zudem ist es löblich wie Ubisoft bzw. das verantwortliche Studio Massive Entertainment (bekannt für die „The Division“-Reihe) gar behutsam cineastische Momente erzeugt, wenn beispielsweise direkt zu Anfang ein langer Gang aus der Militäranlage durch ein gebombtes Loch rausführt währenddessen die grandiosen Motive von Komponist James Horner erklingen. Das ist pure Atmosphäre. Leider wird dies durch unmotivierte Botengänge oder lapidaren Gesprächen innerhalb von Na’vi-freundlichen Basen der Menschen mit Anlauf verdorben. Wir kommen auch zur ersten großen Schwäche von „Avatar: Frontiers of Pandora“ – die mutlose geradezu nach Schema F verlaufende Handlung. Nach zwei recht ähnlich verlaufenden Kinofilmen wissen wir eigentlich wie der Hase läuft – Menschen sind (zurecht) böse und jene Ureinwohner auf dem Mond Pandora Opfer derer Raffgier. Aber warum spult das Spiel – was Ubisoft absichtlich nicht als Neuerzählung der Filmstoffe versteht, denn diese genau gleiche Handlung wieder ab?
Ab durch den Dschungel!
Die Bösewicht-Organisation RDA hat diverse Ölbohranlagen, Militärbasen und Gas-Restriktoren überall aufgestellt. Hier lässt man uns Ubisoft-typisch die Wahl zwischen verdecktem Vorgehen per Pfeil und Bogen oder per Guerilla-Kämpfer. Da unser Avatar nach ein paar Treffern jedoch die weiße Fahne schwingt, sind Kämpfe zu vermeiden. Außer man sammelt großkalibrige Waffen wie Maschinengewehre oder Schrotflinten ein. Selbst wendige Mechs haben da keine Chance. Das herzstück bleibt die freie Erkundung in der grafisch erstaunlich umgesetzten Welt von Pandora. Besonders nachts sind die neonleuchtenden Wälder mehr als nur ein Blickfang. Die Na’vi-typische Bewegungsfreiheit auf enorm großen Baumstämmen, Höhlen oder sich an beweglichen Schlingpflanzen in ungeahnte Höhen ziehen zu lassen ist echt spaßig. Je nachdem wo wir uns befinden wird offenbart wo die Menschen wüteten und nur totes Land zurückließen. Massive Entertainment versucht, zum Glück, erst gar nicht uns jede Nebenaktivität auf die Nase zu binden sondern lässt uns sogar im „geleiteten Modus“ viel Freiraum. Manchmal finden wir Kisten mit wertvollen Artefakten oder Pflanzen samt Heilungsobjekten. Dumm nur, dass unser Inventar stark begrenzt ist. So parken wir zwangsläufig einige Items in unserer Truhe, können jedoch an Kochstellen nicht darauf zugreifen. Ärgerlich. Ach richtig, um unseren Lebensbalken im gesunden Bereich zu halten, muss unser Avatar Nahrung zu sich nehmen. Automatische Heilung funktioniert nur bis zu einem bestimmten Punkt. Über spezifische Blüten und sogenannte „Sarentu“-Pflanzen erhalten wir Fertigkeitspunkten mit denen sich in fünf unterschiedlichen Bereichen verbessern lässt. Lässt sich natürlich umgehen, sofern man unbedingt sammelbare Ressourcen mit happigen Mikrotransaktionen per Echtgeld ausgleicht. Wir raten dringend davon ab.
Elementar für das Gameplay sind übrigens unsere Na’vi-Sinne. Damit durchleuchten wir unsere Umwelt – finden somit Questmarker und verschiedene Informationen über Gewächs bis hin zu zu Maschinen. Manche davon sind hackbar. Dies hilft ungemein um Missionen flotter abzuschließen. Lustiges Gimmick: Alle Zweige lassen sich nur in eine bestimmte Richtung hin sauber abreißen. Die Konfrontationen mit den Menschen arten teilweise in frustierende Phasen aus, da manche Taktiken zu Anfang kaum durchschaubar sind, aber spätestens nach dem Zähmen der Flugkreaturen Ikran gleicht sich dies aus und die Kämpfe sind wieder dynamischer. In der rund 35 stündigen Kampagne glaubt man es nicht, wie banal Massive eine potenziell starke Story derart vergeigt. Wichtige Themen wie Kolonialismus oder Zerstörung der Umwelt werden nicht mal nebenbei angetastet. Gleichzeitig haben die handelnden Figuren keine Tiefe um in Erinnerung zu bleiben. Daher sind auch die Namen egal. Hier greift wenigstens die ordentliche Atmosphäre ein, um Schlimmeres zu verhindern. Wenngleich man stark auf kitische Momente setzt. Grafisch ist „Avatar: Frosters of Pandora“ dank Snowdrop-Engine eine echte Augenweide. Spiegelungen der schwebenden Felsen im Wasser und eine so lebendige Spielwelt sah man bisher vielleicht nur in Ausnahmenfällen vom französischen Publisher. Oftmals lenken Story von Erkundungen ab, hier es glatt andersherum. Technisch sind bis auf gelegentliche Framerate-Drops, mitunter störendes Tearing und langsam nachladende Texturen keine schwerwiegenden Probleme auf der PlayStation 5 aufgetreten.
- Avatar: Frontiers of Pandora ist ein Action-Adventure in Ego-Perspektive, das von Massive Entertainment entwickelt wird ; Das Ubisoft-Studio arbeitet dabei mit Lightstorm Entertainment und Disney zusammen
- Avatar: Frontiers of Pandora erweckt die faszinierende Welt von Pandora in all seiner Schönheit und mit allen Gefahren in einer eindringlichen Erfahrung in einer offenen Spielwelt zum Leben
- Erkunden Sie eine lebendige und reaktionsfreudige Welt, die von einzigartigen Kreaturen und neuen Charakteren bevölkert wird ; Schlagen Sie die respekteinflößenden Streitkräfte der RDA zurück, die sie bedrohen
Unser Fazit zu „Avatar: Frontiers of Pandora“
Beim besten Willen kann ich selbst nach dem Durchspielen der Hauptkampagne nicht mit absoluter Gewissheit sagen, was genau „Avatar: Frontiers of Pandora“ sein will. Einerseits zieht mich die unglaublich traumhafte Präsentation in ihren Bann – andererseits vergeigt das Studio eine potentiell starke Storyline, in dem man sich im oberflächlichem Gut gegen Böse-Schema verliert. Das Gameplay bleibt auch hinter Erwartungen zurück, da Kämpfe selten anders verlaufen als alle umherwuselnden Gegner plattzumachen. Die Spielwelt sowie deren gut funktionierende Atmosphäre ist ein Argument für Spieler, die gerne weitläufige Gebiete erkunden. Okay, auch „Avatar“-Cracks werden damit glücklich.
Release: 07.12.2023 | Entwickler: Massive Entertainment | Genre: Action-Adventure | Preis: 79,99 Euro | Für PlayStation 5, Xbox Series und PC | USK: ab 16
Avatar: Frontiers of Pandora (PlayStation 5)
Spielspaß - 78%
Gameplay - 84%
Grafik - 89%
Technik - 76%
82%
Empfehlung!
Wunderschönes Action-Adventure in der "Avatar"-Welt. Erkundung und Gameplay bilden klare Stärken - dagegen enttäuscht die zu seichte Handlung.
Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.
Hier findest du unsere aktuellen Gaming-Reviews.
Bei den hier angezeigten Produkten handelt es sich um Affiliate Links, bei einem Kauf unterstützt ihr meine Arbeit. Letzte Aktualisierung 2024-11-22 / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Amazon und das Amazon-Logo sind Warenzeichen von Amazon.com, Inc. oder eines seiner verbundenen Unternehmen.