SpielzeugTestberichte

TinkerBots – Bauklötzchen mit Hirn und Antrieb

Wer kennt sich nicht, die bunten Bausteine die schon Generationen von Kindern begleitet haben? Jahrelang gab es eigentlich nur einen Hersteller, der sich in dieser Ecke des Kinderzimmers breit gemacht hat. Auch gab es bis auf neue Formen und Sets recht wenig Entwicklung in diesem Bereich.

Doch spätestens seit Lego im Jahr 2010 den Markenschutz für seine Bausteine verlohren hat, kommen immer mehr Hersteller auf den Markt, die dem Platzhirschein einen Teil seiner Machtposition streitig machen wollen. Nicht nur mit „kompatiblen Steinen“, sondern auch mit Lizenzprodukten von Halo, Warcraft o.ä. und innovativen Ideen kämpfen diese Hersteller um die Gunst der Kinder und das damit verbunden Geld der Eltern, die bekanntlich für ihre Kinder alles tun würden und auch entsprechend tief in die Tasche greifen.

Ein kleines Highlight für technikverliebte Eltern ist hier wohl Tinkerbots, die mit allerlei Motoren und Sensoren versuchen die vorhandene Klötzchen in das smarte Zeitalter zu heben.

Erstaunlicherweise handelt es sich nicht etwa um einen chinesischen Copycat, sondern um ein noch relativ junges Startup aus Berlin die dem großen Gegener aus Dänemark zeigen wollen wie das „Smart“ in Smarttoys kommt. Das Startup Tinkerbots hat hierfür einen Robotik-Baukasten entwickelt, der dank Adapter auch zu den Klötzchen von Lego kompatibel ist. Tinkerbots hat per Crowdfunding-Plattform Indiegogo bereits genug Kapital gesammelt um die Idee umsetzen zu können und auch weitere Investoren für die Weiterentwicklung zu gewinnen. Ich hatte die Möglichkeit mir das System von Tinkerbots einmal selbst anzuschauen. Gleichzeitog habe ich meine beiden „Nachwuchstester“ dazu eingeladen mit den smarten Klötzchen zu spielen. Die Fachleute für Steinchenbauen sind 2,75 und 5,5 Jahre alt und kommen auf die verrücktesten Ideen, wenn es um das Bauen von Flugzeugen, Raketen oder anderen Dingen geht.

„Irgendwi bekomme ich das doch zusammen“

Was genau sind die Tinkerbots?

Zunächst einmal es gibt nicht den „Tinkerbot“ – Die Tinkerbot-Bausätze bestehen aus verschiedenen Komponenten die allesamt zu verschiedenen Modellen zusammengebaut werden können. Die Steine kann man auch in aktive und passive Bausteinen unterteilen.

Die passiven Bausteine werden Cubies genannt und werden verwendet, um den Modellen eine individuellere Form zu geben. Zu den passiven Bauteilen gehören auch Achsen, Räder und der Brick-Adapter, mit dem ihr die Cubies mit Legosteinen verbinden könnt. Von einem relativ einfachen Auto, über einen Kran bis hin zu Tieren können somit verschiedene Formen gebaut werden. In Kombination mit verschiedenen Bauteilen und Sensoren, können diese Modelle dann auch mit verschiedenen Fähigkeiten ausgestattet werden. Das Herz eines jeden Modells bildet dabei das sogenannte Powerbrain, das nicht nur als Energiequelle, sondern auch als Programmiereinheit dient. Zusammen mit den Cubie-Bausteinen können sie so in die verschiedensten Formen gebracht werden. Nur die Phantasie des Spielers sind hier die Grenzen gesetzt. Wem die Cubie-Bausteine nicht ausreichen, kann auch per Adapter bereits vorhande Legosteine in das Spiel einbeziehen oder bereits gebaute Sets um smarte Funktionen erweitern.

Der Powerbrain ist das Herz & Hirn

Das Powerbrain ist ein kleine rote Würfel mit fünf Anschlüssen, um ihn mit den anderen Cubie-Bausteinen zu verbinden. An der sechsten Seite befindet sich das Bedienfeld, mit dem der Stein direkt programmiert werden kann (Record), die Bewegungsreihenfolge abgespielt werden (Play) und die Geschwindigkeit der gespeicherten Bewegung regeln kann. Das ganze funktioniert eigentlich auch ganz einfach – wenn ihr den Record-Button am Powerbrain drückt, zeichnet dieser alle Bewegungsabläufe auf die ihr vorgebt – Bewegt ihr z.B. den Arm eines Krans, wird dies aufgezeichnet, dies kann beliebig oft angewendet werden um so einen sequenziellen Bewegungsablauf zu erzeugen. Startet ihr die Aufnahme über den Play-Button, wird dieser Ablauf in Endlosschleife abgespielt und ermöglicht beispielsweise einem Tier sich fortzubewegen. Das Powerbrain kann jederzeit über USB aufgeladen werden, über die gleiche Schnittstelle erfolgt auch doe Programmierung der Tinkerbots.

Dies ist eine Möglichkeit wie ihr eure gebauten Modelle bewegen könnt. Eine weitere Möglichkeit habt ihr mit eurem Smartphone. Per Bluetooth oder NFC verbindet ihr euch mit eurem Modelle und könnt es so steuern. Dies ist am Anfang noch etwas ungewöhnlich, allerdings hat man den Bogen hier recht schnell raus. Auch diese Abläufe können für einen späteren Zeitpunkt gespeichert werden. Die Dritte (und für mich interessanteste) Möglichkeit ist es, die Abläufe direkt zu programmieren, denn die Tinkerbots laufen auf Basis von Arduino.

Aufnahme und Action!

Der Roboter wird für die Kleinsten eigentlich ganz einfach programmiert, schaltet das Powerbrain ein und bewegt die Gelenke entsprechend. Diese Bewegen werden gespeichert und können durch einen Druck auf Play jederzeit wieder abgespielt werden – ganz ohne Smartphone oder Computer kann man sich so Gedanken über Bewegungsabläufe machen. Dies kann manchmal etwas frustrierend sein, denn wer hat sich schon einmal genauer angeschat, wie sich z.B. ein Käfer bewegt?

Wer gerne mit dem Smartphone spielt – die Tinkerbots App

Mit der Tinkerbots App kann man sein Modell auch fernsteuern oder die Sensoren mit anderen Modulen zusammenarbeiten lassen. Wer hier auf die Beispiele aus dem beigelegten Handbuch nachbaut, hat es relativ einfach. Modell wählen und los geht`s. Bei Eigenkreationen ist es dann schon etwas komplizierter und man muss auf den Creativmodus zurückgreifen.

Freies Programmieren

Wer die ersten beiden Varianten bereits durchgespielt hat, kann dann noch eine Stufe weitergehen und sich an die Programmierung wagen. Simple Beispiele, wie man die einzelnen Komponenten anspricht und wie man sie miteinander Arbeiten lässt, findet man nun auch auf der Seite von Tinkerbots. Wer sich also nicht davor scheut kleine Hacker heranzuziehen sollte seinen Kindern ruhig Zugriff darauf geben – aber aufpassen, dank des offenen Systems dürft ihr euch nicht wundern, falls euch eines Tages ein Tinderbot den Kaffee ans Bett bringt 😀

Diese 3 Möglichkeiten zeigen auch wie man Kinder jeden Alters an das Spiel und den Umgang mit komplexen Abläufen heranführen kann. Kleinere Kinder beginnen langsam mit dem Aufzeichnen von Bewegungen, in fortgeschrittenem Alter gehen sie dann dazu über ihr Modell mit dem Smartphone oder Tablet zu steuern und wenn sie dann an ihrem ersten Computer sitzen, können sie in die Welt der Programmierung abtauchen. Die Tinkerbots „wachsen“ sozusagen mit ihrem Schöpfer und werden auch nach mehreren Jahren nicht langweilig, da sich immer neue Möglichkeiten der Erweiterung bieten – sei es durch das anbringen neuer Sensoren oder durch das erlernen neuer Tricks.

Mit den aktiven Modulen kommt Bewegung ins Spiel

Leben haucht ihr den gebauten Modellen mit den Bewegungsmodule ein, aktuell gibt es vier unterschiedliche Module die alle unterschiedlich Funktionsweisen haben: Twister, Pivot, Motor und Grabber. Der Twister dreht sich selbst um 180 Grad und alles was mit ihm verbunden ist. Der Pivot ist ein Gelenk-Modul sich . Am Motor können Achsen und Räder entweder horizontal oder vertikal bewegen. Und der Grabber ist ein einfacher Greifer den ihr öffnen und schließen könnt um die verschiedensten Dinge in die Zangen zu nehem. Für den Antrieb  z.B. eines Rennwagens) sorgt allerdings auch ein Motormodul, dass euren Flitzer antreibt. Für September sind noch weitere Elemente geplant: u.a. ein Doppelmotor.

Aber nicht nur Motoren und Antriebe sind in den unterschiedlichen Sets enthalten, sondern auch Sensoren. Schon heute könnt ihr mit einen Abstands- oder Lichtensor eure Kreation mit Wänden oder anderen Hindernissen interagieren lassen. Haltet die Hand z.B. vor einen Abstandssensor und euer kleiner Roboter flüchtet.

Der Spaß hat seinen Preis

Aktuell sind 3 Sets verfügbar: Dies beginnt bei 169,95€ für das Wheeler Set, 249,95€ für das Advanced Builder Set und 469,95€ für das Sensoric Mega Set. Jedes dieser Sets ist unterschiedlich ausgestattet und bietet dementsprechend auch unterschiedliche Möglichkeiten. Wer klein anfangen möchte, kann sein Set jedoch zu jeder Zeit erweitern. Einzelne Elemente können nachträglich gekauft werden und sind kompatibel zueinander. Wenn man es ohne die Idee dahinter als reines Spielzeug betrachte ist der Preis auf jeden Fall abschreckend, jedoch jeden Cent wert, wenn man bedenkt, dass man viele Jahre damit seinen Speß haben kann. Allerdings muss man beim Preis auch einiges bedenken: Es steckt viel Forschung und Entwicklung, Geduld und Liebe in diesem modernen und zugleich sehr technischen Spielzeug.

Und was sagen meine Tester dazu?

Ich bin selbst Vater von 2 Zwergen (2,75 und 5,5 Jahre) und habe mich einen Nachmittag mit den Zwergen einmal hingesetzt um diesen neuen „Baukasten mit Strom“ zu entdecken. Anfangs war es für die beiden schon komisch einen Bauklotz zu laden, als ich ihnen aber dann die einzelnen Elemente gezeigt habe und ihnen zeigt was man damit alles machen kann, wurde die Neugier entsprechend geweckt. Zuerst bauten wir fast alle vorgegebenen Modelle, die wir ein wenig modifizert haben –

„Papa der Schwanz vom Hund ist zu kurz“

„Papa, kann das Auto auch Flügel bekommen?“

Als wir dann den Bogen raus hatten kamen die verrücktesten Ideen wie z.B. eine Raupe oder gar einen Schmetterling (dieser allerdings ohne Antrieb). Schnell mussten wir allerdings auch die Grenzen entdecken, zum einen da manchmal der eine oder adere Stein fehlet, oder weil unsere Kreattion nicht so wollte wie wir. Dennoch hatten die Kinder riesen Spaß. Allerdings gibt es auch ein paar Dinge die mich gestört haben.

Wie bereits erwähnt setzen die Tinkerbots auf einen anderen Steckmechanismus als Lego, daher ist es manchmal für die Kleinen recht schwer die zuvor zusammengesteckten Steine wieder auseinanderzubekommen (besonders bei den Achsen hatte auch ich Probleme), die kann sich allerdings auch mit der Zeit legen, wenn die Steine „eingespielt“ sind. Uns wurde ein brandneues Set ür den Test bereitgestellt.

Fazit

Aus meiner Sicht ist 6 Jahre auch wirklich das Alter, in dem man damit anfangen sollte sich mit den Tinkerbots zu beschäftigen, da der Zusammenbau der Steine doch ein wenig Kraft und Geschick benötigt – Dies hat allerdings auch einen einfachen Grund: Wer möchte schon, dass sein Modell durch eine ungeschickte Bewegung einen Arm oder den Kopf verliert? Die normale Lego System ist hierfür leider etwas zu schwach (wenn man einmal von der Technik-Reihe absieht). Auch lag unserem Set ein zar verständlich nebildertes Handbuch bei, doch leider waren die wenigen Texte dann doch in Englisch, für Eltern kein Problem, aber wenn man sich auch auf Kinder im Grundschulalter beruft, sollte man überlegen das Handbuch ev. Multilingual zu machen.

Mit der App hatten wir anfänglich ein paar Probleme, das könnte allerdings auch an der spannenden Stelle bei Bibi und Tina gelegen haben, nach ein paar Fehlversuchen hat es dann aber recht gut geklappt. Zur Programmierung kann ich leider nichts sagen, denn keins der gebauten Modelle war lange genug zusammengebaut um auch noch zu Programmieren – „Papa, noch eins!

Zwischenzeitlich hätte ich mir dann noch ein paar Cubits mehr gewünscht, da die Kinder dann zwichenzeitlich selbst kreativ wurden (auch ohne Motor kann man hier schöne Dinge bauen)

Unterm Strich kann man allerdings sagen, dass bei den Tinkerbots für jedes Alter etwas dabei ist – ganz egal ob 3, 6 oder 40 jeder hat etwas davon und wenn es nur die strahlenden Kinderaugen sind, wenn der selbst gabaute Hund sich ploötzlich losbewegt 😉

https://www.instagram.com/p/BRREQ2wBoeG/

https://www.instagram.com/p/BRRBJGlBOMa

Bildergalerie Tinkerbots

Sicherlich werde ich noch ein paar Stunden mit meinen beiden Testern und den Tinkerbots verbringen, deshalb schaut ab und zu mal wieder rein um Neuigkeiten zu erfahren.

Disclaimer: Das Sensoric Mega Set wurde mir für diesen Test von Tinkerbots zur Berfügung gestellt. Eine Bezahlung für diesen Testbericht habe ich nicht erhalten. Meine kinder warten allerdings noch auf ihr Eis.

.

Torsten Schmitt (Pixelaffe)

Geboren 1976 im schönen Schwetzingen und nicht weggekommen. Ich habe somit den Aufstieg des Internet miterlebt und beruflich auch vorangetrieben. Hier schreibe ich über all die Technologien die mir auf meiner Reise durch das "Neuland" auffallen. Wenn ihr mir was für einen Kaffee oder neue Gadgets zukommen lassen wollt, könnt ihr das gerne über www.paypal.me/pixelaffe tun

Ähnliche Artikel

2 Kommentare

  1. Den will ich mir ja auch unbedingt mal noch anschauen, dachte aber, dass meine Zwerge vllt. noch zu klein sind. Da die aber genau im gleichen Alter sind wie deine …
    Ich finde es lustig, dass die Tinkerbots immer mit den dänischen Klötzchen in Verbindung gebracht werden, denn das eigene Stecksystem sieht eher wie Fischer Technik aus.

    Viele Grüße
    Tina

  2. Ich habe das Advanced Mega Set schon von der allerersten Indiegogo Kampagne.
    Der Powerbrain ist sehr empfindlich !! Bitte aufpassen wirklich immer nur geladen
    weglegen und alle paar Monate nachladen.
    Meine Kiddies haben das rote Powerbrain Modul verschlampt, als es nach
    längerer Abwesenheit wiederfand und laden wollte ging gar nichts mehr …
    Ansonsten sind die Steckverbindungen IMHO erst >8 alleine zu bewältigen …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"