Aliens: Fireteam Elite im großen Test
Säurehaltige Ballerbude ohne Sinn
Schrilles aus dunklen Ecken kommendes Geschrei einer undefinierbaren Spezies. „Aliens: Fireteam Elite“ ist der neueste Spross im interaktiven Alien-Franchise. Nach gruseligem Survival wechselt man von Isolation wieder zurück in einen actionreichen Third-Person Shooter. Gelingt der kooperative Lizenz-Spaß oder spuckt man uns Säure auf den Controller? Unsere Review verrät es.
Ein Anfang zum Vergessen
Könnt ihr euch noch an das Doom-eske „Alien Trilogy“ von Entwickler Acclaim für die PlayStation 1 entsinnen? Damals lief man zu ikonisch düsteren Melodien durch dunkel-braune Gänge eines verlassenen Raumschiffs. Mit bloßer Pistole erwehrte man sich gegen umherwandernde Xenomorphs. Grafisch natürlich weit unter heutigen Standards, aber sehr wirkungsvoll. Genauso wie die Spiele haben die „Alien“-Filme fantastische Filme hervorgebracht. Solche Maßstäbe vermochten vergangene Ableger wie das Sequel „Prometheus“ oder gar „Alien: Coverant“ nicht mehr zu erreichen. Sowohl aufgrund Logikfehler-anfälligen Handlungen verbunden mit gehöriger Langeweile. Vom entmystifizierten letzten Serienteil möchte man gar nicht erst anfangen. Auf falsche vermeintliche Stärken setzen, womit wir bei „Aliens: Fireteam Elite“ wären. Es ist schon tollkühn wenn nicht gar dreist trotz reichhaltiger Geschichte durch Filme den Spieler ohne große Ansprache in das Spielerhub in Form des Gefechtsraumschiff UAS Endeavor zu platzieren. So „atmosphärisch“ startet Entwickler Cold Iron Studios.
Um eines gleich vorweg zu nehmen – es ist kein Multiplayer-Titel. Vielmehr ein (Couch) Koop-Shooter mit etwas Handlung versetzt, die sich an den vier Hauptfilme der Reihe orientieren soll. Im Kern geht’s darum: Die Colonial Marines werden durch Notsignal aus der Erzraffinerie „Katanga“ alarmiert. Dort wurde ein massiver Alienbefall gemeldet, um den wir uns mit unserem Team kümmern müssen. Zuerst gilt es einen gewissen Prof. Hoenikker aus einer ebenfalls von Xenomorphs überrannten Raumstation zu befreien. 12 Missionen unterteilt in 4 Kampagnen mit rund 6 stündiger Spiellaufzeit erwarten euch. Obwohl genügend Platz für tolle Story-Momente existiert fehlen sie genauso wie Zwischensequenzen. Bevor es los geht bestimmen wir Geschlecht, Kleidung und körperliche Details unseres Marines. Danach folgt eine erste Entscheidung: Welche Klasse? Zur Auswahl steht Schütze, Zerstörer, Schütze und Doktor. Jede im Kern gleich – aber anders ausgestattet. So darf der Zerstörer dauerhaft einen Gefechtsturm mitschleppen. Durch jeden erfolgreich absolvierten Auftrag verdienen wir mehr XP sowie erhalten bessere Ausrüstung wie Mündungsdämpfer für Gewehre. Das Arsenal ist mit 40 Waffen recht groß – normale 9mm-Pistolen, Schrotgewehre bis deftige Granatwerfer haben ihren Platz, zudem gibt es jeweils 4 Aufstiegsstufen, die durch häufige Benutzung honoriert werden.
Atmosphäre für die Tonne
Die UAS Endeavor ist unserer Dreh-und-Angelpunkt. Hier lassen sich Teamkameraden ansprechen, kommende Missionen betrachten oder unter der Hand Skins für die Ausrüstung besorgen. Spielerische Ablenkungen wie Schießstände etc. findet man nicht. Negativ fällt die zwar gute englische Sprachausgabe aber die technische Umsetzung auf. Jegliche Gesprächspartner sind stumm bzw. nur ihre Texttafel zu sehen. Per D-Pad wählen wir Themen aus, deren Dialogqualität zwischen hanebüchen und uninteressant tendiert. Das Gameplay wiederum ist klassisch – in Gears of War-Manier bewegen wir uns durch düster ausgeleuchtete Gänge. Aus undichten Rohren entsteigt Dampf. Gepiepse dröhnt aus bunt blickenden Schaltpulten. Was war das? Krabbelt es an der Decke? Cold Iron versteht die bekannte Atmosphäre herzustellen. Leider pfeffern die Entwickler:innen uns im späteren Verlauf unzählige Aliens vor den Gewehrlauf, sodass anfänglicher Grusel verpufft. Stattdessen scheucht man uns durch ewig lange Gänge zu Konsolen um Daten herunterzuladen oder Türen zu öffnen. Das monotone Spielprinzip wird nicht mal durch amüsante Charaktere geschweige denn überraschende Plotwists aufgelockert. Bestimmte Gegnertypen nutzen wenigstens Lüftungstunnel um unerwartet anzugreifen, dagegen kauert öfters die latent dämliche Gegner-KI in Ecken. Im Koop mit Freunden hat die Ballerbude seinen Reiz während Solisten hier durch Mutlosigkeit schnell gelangweilt sind.
- Spiele als Colonial Marine eine zentrale Rolle in den epischen Ereignissen, die sich 23 Jahre nach der originalen Alien-Trilogie ereignen
- Stelle dich über 20 überwältigenden Gegnertypen, darunter 11 Xenomorphs von Facehuggern bis hin zu Prätorianern, alle mit eigener Intelligenz
- Wähle aus fünf einzigartigen Klassen - Schütze, Zerstörer, Techniker, Doc und Späher - mit eigenen speziellen Fähigkeiten und Charakter-Vorteilen
Ein obligatorischer Vorteile-Baum für ausgebaute Fähigkeiten wie etwa flottere Waffenwechsel und das schnellere Auffüllen der Gesundheitsanzeigen sind enthalten, wobei derartige Perks erst bei höheren Schwierigkeitsgraden nötig werden. Grafisch baut das Studio auf die mächtige Unreal Engine 4, die grundsätzlich nicht übel aussieht, werkelt aber selbst nicht mehr daran. So ploppen Objekte gerne vorne sichtbar auf während ab und an Framerate-Drops in besonders hektischen Momenten leider auch zur Tagesordnung gehören. Trotz einer angepassten PlayStation 5-Fassung wohlgemerkt. Immerhin sieht der Rest dank scharfen Details nicht schlecht aus. Die Musik nutzt die gleichen Klänge wie Jerry Goldsmith seinerzeit jedoch ohne annährend so im Kopf zu bleiben. Meist wechseln sich Trommeln mit sphärischen Sounds ab.
Fazit zu „Aliens: Fireteams Elite“
„Aliens: Fireteam Elite“ fühlt sich wie ein einziger Arena-Shooter ohne Auflockerungen an. Monotone Gänge treffen auf monoton agierende Xenomorph-Horden und schließen mit monotonen 0815-Aufgaben ab. Für Fans der populären Filmreihe ist dieser recht günstige Einstieg ins säurehaltige Koop-Gefecht nicht unbedingt schlecht. Solisten stören sich jedoch an den fehlenden Abwechslungen samt kaum zu erkennender Handlung. Das Spieldesign begnügt sich mit Hol-, Drück-, oder Besiege XY-Aufgaben. Es ist insofern ärgerlich, weil diese Lizenz weitaus größeres Potenzial für eine bessere Art von Spiel hätte wie eine quantitative Schießbude für Hobby-Marines. Gerade Insomniac Games zeigte mit „Marvel’s Spider-Man“ zuletzt wie gut man Lizenz-Schrott durch ehrliche Hingabe verhindert.
Entwickler: Cold Iron Studios | Preis: 39,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC | USK: ab 16
Aliens: Fireteam Elite (PlayStation 5)
Spielspaß - 66%
Gameplay - 74%
Grafik - 72%
Technik - 63%
69%
Für Fans
Unspektakulärer Koop-Shooter mit der Alien-Lizenz aber weder ausgeprägter Story oder gar Abwechslung.
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