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Call of Duty: Modern Warfare 3 im TEST – Schatten seiner selbst

Der tiefste Tiefpunkt der Reihe in Sachen Storykampagne

Activision versucht sich an einer ballernden eierlegenden Wollmilchsau, mischt Warzone mit einer lieblos zusammengeschusterten Kampagne deren Spannungsgrad nur in seltensten Fällen an hervorragendes Popcorn-Kino der letzten Jahre reicht und schafft einzig mit schnellerer Multiplayer-Action halbwegs zu überzeugen. Entwicklerstudio Sledgehammer Games ist bei MW III der große Leidtragende da dieser CoD-Jahrgang eigentlich ganz anders geplant war. Unsere Review zum diesjährigen „Call of Duty: Modern Warfare 3“.

Wie? Das war es schon? So schwirrten meine Gedanken unter’m Schädelknochen umher als der Abspann des diesjährigen „Call of Duty“ über die Mattscheibe flimmerte. Knapp 20 Missionen beeinhaltet die Storykampagne und wirkt für eine Reihe, die vor über 10 Jahren den Eiffelturm auf das romantisierte Paris knallen ließ, wie ein Schatten seiner selbst. Man fragt was bei Activision vorgefallen ist, dass das diesjährige Zug befindliche Studio Sledgehammer Games eine dermaßen hingerotzten Storykampagne auf ihre schussbereite Spielerschaft los ließ. Im Vorfeld war übrigens nicht „Modern Warfare 3“ von den dortigen Entwickler:innen geplant, sondern eine Fortsetzung von „Advanced Warfare“. Laut internen Quellen wurde viel Material über den Haufen geworfen und Publisher Activision setzte die Fortsetzung der runderneuerten „Modern Warfare“-Reihe durch. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass „Modern Warfare“ in der Neuinterpretation von 2019 mitunter eine der besten Spielerfahrungen innerhalb der Reihe sowie Genre, zwar waren die bewussten Provokationen und Schockmomente womöglich zu deftig angelehnt, aber die Präsentation überzeugt über alle Maßen. Dessen Fortsetzung schien beliebiger und längst nicht mehr so intensiv, sodass Teil Drei dank Gerüchte aus der Branche tatsächlich wie DLC anstatt vollwertiges Spiel wirkt. Insofern tragisch, weil gerade ein Bösewicht wie Makarov deutlich mehr Tiefe verdient, Captain Price mehr Screentime und wir eine durchdachtere Geschichte verdient hätten.

Dabei fängt alles fast schon traditionell an: Im herrschenden Unwetter infiltrieren wir per Nachtsicht eine Alcatraz-artige Festung. Schalten Feinde per Schalldämpfer aus und befreien eine Person, diese stellt sich als Nemesis von Price heraus und ließ kurzzeitig auf die Seite der Bösen wechseln. Price und seine Fast Force 141 heften sich sofort an seine Fersen, weil er einen Weltkrieg zwischen Russland und China provozieren will – währenddessen wird Urzikstan erneut von russischen Söldnern überfallen. Farah schließt sich diesem Kampf an. Machen wir’s kurz: Diese Storykampagne steht bloß Grundgerüst. Bis auf einen Abschnitt in einem Fußballstadion, in dem sich ein Terroranschlag ereignete, was wohl die verpuffte Provokationsebene des Spiels sein sollte, sind ein Großteil der Missionen belanglos. Oder wie sie Sleagehammer Games taufte: „Offene Kampfmissionen“. Hierbei bleibt die Vorgehensweise uns überlassen, da einzig die Aufträge erledigt werden müssen. Schießend wie Rambo ist irgendwann sogar nervenschonender, da ein Stealth-Gameplay anhand des grottigen Leveldesigns welches wie Copy & Paste aus Warzone wirkt und wohl auch ist, kaum machbar scheint. Zu oft werden in nichtvorhandener Sichtweite Feinde alarmiert oder diese erkennen durch Wände. Hier wurde technisch offensiv geschlampt. Wenigstens sind die Rendersequenzen gelungen und wecken schöne Erinnerungen an vergangene Serienteile, wo eine Storykampagne zwar auch wenige Stunden dauerte, aber dafür spielerisch orchestriert war.

Auffindbare Waffen sowie das blinde Aufkommen von Gegner-Bots beschweren den Eindruck hier ein Werk eines Entwicklerstudios zu spielen, das unter harten Deadlines wie bloß eineinhalb jähriger Entwicklungszeit litt und wohl kaum etwas Besseres rausholen konnte. Vor kurzem widersprach Studio-Chef von Sledgehammer Games, Aaron Halon, den Vorwürfen eines unter Stress entwickelten Spiels. In einem Post auf X (ehemals Twitter) schreibt er: „Wir haben hart gearbeitet, um diese Vision zu verwirklichen, an der wir jahrelang gearbeitet haben. Alles, was das Gegenteil behauptet, ist einfach nicht wahr.“ Dies lassen wir mal dahingegestellt, wir empfanden die Storykampagne mit knapp vier Stunden Spielzeit zu kurz, die Präsentation millimeternah am Totalschaden und ein Dolchstoß für die Reihe. Daher – auf zum Multiplayer! Quasi das Herzstück der gesamten CoD-Reihe: Da überzeugt „Modern Warfare 3“ mit seinem deutlich schnelleren Gameplays wiederum. Dies kommt besonders in rasanten Shoot-Outs wie „Team Deathmatch“, „Stellung“, „Suchen und Zerstören“ und „Abschuss bestätigt“ zur Geltung. Wie gahabt dürft ihr erst ab erreichter Stufe 5 euer Setup mit zahlreichen Sturmgewehren, MPS’s, Schrotgewehren oder Nahkampf-Waffen samt spezifischer Vorteile wie leiseren Schritte ausstatten. Nahezu alle Multiplayer-Modi finden im 6vs6-Verfahren statt. Einzige Ausnahmen bilden „Unbarmherzig“ mit Instant Death sowie die größeren Battlefield-artigen Modi „Bodenkrieg“ und „Invasion“ auf größeren Karten und jeweils 32 Spielern. Ersterer ist besonders spaßig, da es entweder gilt einen fahrenden Panzer zu einem unterirdischen Militärsitz zu eskortieren um Server zu hacken oder das gegnerische Team daran zu hindern. „Overwatch“-Spieler:innen entdecken sicher einige Parallelen.

Sledgehammer werkelte zudem auch spürbar an der „Time to Kill“, diese ist nun länger und so habt ihr immerhin die Chance auf feindliches Gegenfeuer zu reagieren. Ansonsten werden CoD-Veteranen trotz frischem Look die 20 Karten augenblicklich verinnerlichen, 16 davon stammen nämlich aus dem originären 2009er „Modern Warfare 2“. Soviel zur gelebten Nachhaltigkeit von Activision. Manche Karten wie „Estate“ bieten dank ihres verwinkelten Designs leider noch immer zu viele Möglichkeiten für Camper, was dank Update seitens des Studios, etwas behoben wurde. Das herrlich wuchtige Gunplay ist wirklich erstklassig, durch die vielen Upgrades pro erreichter Stufe schaltet ihr wie gewohnt nach und nach Aufsätze für die Summen frei, deren Mobilität durch Griffe verbessert und größere Magazine geschmälert werden. Die hilfreiche Balkentabelle unten links hält euch bestens über die Effektivität der Waffe informiert. Nur die Übersichtlichkeit innerhalb der Menüs lässt weiter zu wünschen übrig, da blitzt und blinkt es teilsweise schlimmer als in der Kinderecke einer Shopping-Mall. Dafür funktioniert das Matchmaking gewohnt flink – innerhalb von Sekunden startet ihr in eine Partie. Lokaler Splitscreen funktioniert allerdings nicht bei den Spielmodi „Bodenkrieg“, „Invasion“ und „Frei für alle“. Nach langer Zeit wieder da und erstmals in der „Modern Warfare“-Serie beißen sich die wilden Zombies wieder durch allerlei Maps. Obwohl es diesmal keine Maps mit den blutrünstigen Gestalten sind, sondern an DMZ-erinnernde Maps, wo es im Dreier-Koop gilt bestimmte Ziele zu zerstören und erbeutete Upgrade zu extrahieren. Die Gebiete sind sind gerade klein und bieten neben Fabrikanlagen auch Gebäude für Fallen wie die amüsante Affenbombe, welche erst Lärm macht um Feinde anzulocken und dann explodiert. Nach zwei Partien hatten wir davon genug.

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Technisch macht „Call of Duty: Modern Warfare 3“ auf aktuellen Konsolen keine schlechte Figur. Die Raytracing-Effekte sehen besondern auf nassen Oberflächen recht schick aus, während nur sehr selten mehr Zeit gebraucht wird Texturen nachzuladen. Anderes sieht es hingegen bei Spahn-Punkten auf den MP-Maps, wo es gerne mal vorkommt ganz hinten aufzutauchen und wertvolle Sekunden zu verlieren. Innerhalb der Kampagne fielen KI-Schwächen negativ auf. Grafisch lassen sich die guten Ingame-Sequenzen, wenngleich ihr natürlich nicht das Niveau eines „Marvels Spider-Man 2“ erwarten dürft, zumal MW III noch immer einen Release für One/PS4 spendiert bekam.

Unser Fazit zu „Call of Duty: Modern Warfare 3“

Tja, was kann man zum diesjährigen CoD sagen? In mehrerer Hinsicht ist es lieblos in Windeseile entwickelt worden was Sledgehammer Games sicherlich nicht gerecht wurde. Die Solo-Kampagne hat ihr qualitatives Rock Bottom erreicht, was hoffentlich niemals wieder von Activision in solch einer Weise durchgewunken wird und doch verbrachte ich im Multiplayer nicht wenige freudige Spielstunden, da das schnellere, fetzigere Gunplay sich organisch in den Serienteil einfügt. Persönlich betrachtet hätte ich den Zombie-Modus nicht gebraucht und die uninspierten offenen Kampfmissionen innerhalb der Kampagne ebenso wenig. CoD-Fans werden trotz allen Schwächen ihren Spaß haben während der Rest nur kopfschüttelnd daneben steht. Für den kommenden CoD-Hauptteil wünscht man sich deshalb nur: Lass es BITTE NICHT „Modern Warfare 4“ sein!

Release: 05.10.2023 | Entwickler: Sledgehammer Games | Genre: Shooter | Preis: 79,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC | USK: ab 18

Call of Duty: Modern Warfare 3

Spielspaß - 57%
Gameplay - 65%
Grafik - 74%
Technik - 71%

67%

Für Fans

Problematischer CoD-Jahrgang: Die Story-Kampagne enttäuscht durch fehlende Inszenierung während der starke aber ideenlose Multiplayer dank ordentlicher Technik einiges rettet.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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