Filmkritik zu „Gran Turismo“ – Immersive Kamerafahrten retten keine laue Story
#Kino
Orlando Bloom und David Harbour lassen Gamer an die Lenkräder – „District 9“-Regisseur Neil Blomkamp inszeniert mit der Videospielverfilmung von „Gran Turismo“ ein rasantes Rennsport-Abenteuer, in dem die Handlung eher als stiller Beifahrer fungiert dafür überzeugen die immersiven Sequenzen auf den Rennstrecken. Unsere Filmkritik zur Umsetzung.
Filmische Umsetzungen von populären Videospielen haben es stets nicht ganz einfach. Die eine Gruppe bemängelt die fehlerhafte Handlung, in der komplette Figuren überhaupt nicht oder stark verändert auftauchen während sich die andere Gruppe über fehlende Tiefe des Dargebotenen ärgert – nur wenige Verfilmungen konnten beide Seiten zufrieden stellen. Hier sei beispielsweise „Silent Hill“ von Christophe Gans oder der Animationsspaß „Sonic the Hedgehog“ aus den letzten Jahren erwähnt. Nun arbeitet PlayStation seit einiger Zeit daran seine beliebten Reihen ins Kino oder die heimischen Fernseher zu bringen, was mit dem eher mäßigen „Uncharted“ und der grandiosen „The Last of Us“-Serie gelang, welche übrigens eine zweite Staffel bekommt. Beide teilen eine Gemeinsamkeit – sie bieten Geschichten. Die seit 1997 bestehende Rennsimulation „Gran Turismo“ wiederum nicht, was zweifellos für Filmemacher eine gute Chance ist. So bekam der südafrikanische Regisseur Neil Blomkamp die Chance seine Vision dieses Videospiels zu verwirklichen. Prämiert für seine Kurzfilme und längeren Werke „District 9“ und „Elysium“ dreht hiermit seinen ersten US-Film ohne Drehort in der Heimat.
Der Film erzählt die wahre Geschichte von Jann Mardenborough, gespielt von Archie Madekwe, der als Teenager noch bei seinen Eltern lebt und Zeit verbunden mit Geld in sein großes Hobby steckt: Gran Turismo. Als bester Simulationsrennfahrer träumt er dies bald auch in der Realität umzusetzen, passenderweise plant Autohersteller Nissan ein spezielles Programm namens „GT Academy“. Für Jann beginnt erst ein harter Kampf in der Ausbildung und danach auf der Rennstrecke mit ungeahnten Folgen. Sagen wir es mal so – die Storyline von „Gran Turismo“ ist mitunter oberflächlich und macht es sich mit Figuren bzw. Antagonisten sehr einfach. Sie dient eher dem Zweck den wirklich mitreißenden Sequenzen auf den Rennstrecken einen inhaltlichen Halt zu geben. Orlando Bloom als PR-Mann von Nissan hat leider zu wenig Screentime um nicht als schmierige, erfolgsbessenene Type ohne Eigenschaften auszusehen. Im Gegensatz zu „Stranger Things“-Star David Harbour, seine Figur kennt Freud und Leid wird später sogar zu eine Art Ziehvater von Jann. Zumal er dem Film dringend nötige Ecken und Kanten verleiht. Archie Madekwe fehlt es zu Anfang am sichtlichen Enthusiasmus, zwar sieht man ihn „Gran Turismo“ am Lenkrad spielen, aber es kommt zu wenig rüber. Im letzten Drittel ändert sich dies immerhin etwas.
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Für Neil Blomkamp-Verhältnisse ist der komplette Film erstaunlich kritiklos – weder kritische Untertöne zum Rennsport oder der (typischerweise) Gesellschaft. Die Musik von Lorne Balfe unterstreicht die Action nicht übel, verbleibt aber nach Verlassen des Kinosaals nicht weiter im Kopf. Während die Strecken-Auswahl von Dubai, England oder Nürburgring interessant daherkommen schlittert Blomkamp durch lahme Dialog-Szenen immer mal wieder ins Kiesbett. Nur die schön eingefangenen Rennsport-Szenen inklusive Hinzunahme von klassischen Sounds sowie Symbolik der spielerischen Vorlage überzeugen vollends. Gemeinhin kann man ihn auch als über zweistündige Werbeshow für Nissan, Sony und Moet Champagner sehen. Zumal 20 Minuten weniger „Gran Turismo“ gut getan hätten.
Gran Turismo. USA 2023. Verleih: Sony. Regie: Neil Blomkamp. Mit Archie Madekwe, Djimon Hounsou, David Harbour. 130 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
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