Was lange währt, wird endlich gut? Der mit aller Voraussicht finale Film der Maßstäbe-setzenden Abenteuerreihe mit Harrison Ford findet mit „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ einen nicht perfekten aber zumindest würdigen Abschluss. Warum sich die eigentlich mitreißende Action größtenteils zu generisch anfühlt und mitten drin sogar der Story die Luft ausgeht, lest ihr in unserer Filmkritik.
„Ich wurde mit Voodoo gefoltert, mein Vater schoss mich an und jetzt muss ich eine Feldwand 20 Meter hochklettern!“, sagt die mit Harrison Ford unweigerlich assoziierte Filmfigur „Indiana Jones“ reichlich genervt im letzten Drittel seines letzten Abenteuers. Die mit über zwei Stunden nicht gerade knapp bemessene Lautzeit bietet jedoch langjährigen Fans der Reihe nahezu alles was sie daran liebten. Rasante Verfolgungsjagden durch kleine Gassen einer Altstadt im Orient, Höhlenanlagen mit fies herumkrabbelnden Spinnen und natürlich (Alt)nazis mit finsteren Plänen um gar die Geschicke der Zeit zu verändern. Eigentlich ein gewohnt unterhaltsamer Joyride für bequeme Stunden im Kinosessel, oder? Ist es auch. Nur spielt Zeit auch beim Alter des Hauptdarstellers eine große Rolle – Harrison Ford geht auf stramme 81 Jahre zu und bewegt sich trotzdessen galanter als man meinen könnte. Dennoch sieht man ihm die acht gelebten Jahrzehnte an, was jedoch gut zur Storyline passt. Nach einem rund 15 minütigen Prolog spielt der Rest der Geschichte im Jahr 1969. Mondlandung, Revolution und der starke Wandel der Zeit machen Professor Jones (Harrison Ford) zu schaffen. Seine Ehe ist aufgrund einer familiären Tragödie quasi nur noch auf dem Papier existent.
Plötzlich erscheint seine Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) und will ihn für die Suche nach der Antikythera, einer mechanischen Uhr des griechischen Mathematikers Archimedes, begeistern. Eher unfreiwillig beginnt daraufhin die Suche über mehrere Kontinente – auch der Astrophysiker und Altnazi Dr. Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) sucht danach um nicht weniger als den Zweiten Weltkrieg entscheidend zu verändern. Peitsche und Schlapphut werden also für ein letztes großes Abenteuer gepackt. „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ beginnt mit einer actionbetonten Rückblende ins Jahr 1945, es geht um ein Artefakt, einen fahrenden Nazizug und den digital verjüngten Ford, was einerseits bemerkenswert aber nicht in allerletzter Instanz perfekt aussieht. Als jüngerer Sidekick brilliert die Britin, bekannt aus der Serie „Fleabag“, Phoebe Waller-Bridge mit ihren oftmals pointierten Aussagen und sichtlichem Enthuisiamus die sprichwörtliche „Extrameile“ gehen zu wollen. Die Rolle ist tragischerweise nicht ganz ausgearbeitet aber besser gelöst als mit Shia LaBeouf im eher umstrittenen Vorgänger „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“. Mikkelsen darf als Bösewicht mal wieder herrlich diabolische Blicke werfen und erinnert an Major Arnold Toht aus „Jäger des verlorenen Schatzes“ – davon ab ziziert und rezitiert Regisseur James Mangold in schöner Regelmäßigkeit besondere Momente der Filmreihe. Leider übernehmen teure aber generische Action-Sequenzen den Löwenanteil des Gezeigten. Die besondere Abenteurer/Schatzjäger-Atmosphäre kommt nur selten auf, was gerade für „Indiana Jones“-Verhältnisse wirklich eine verpasste Chance darstellt. Spielberg konnte große Bilder erzeugen während Mangold spürbar auf der Stelle tritt.
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- PHYSISCHER FILM
- Überragend
Dank des einmal mehr grandiosen Scores von Altmeister John Williams keimt diese Stimmung wenigstens noch an nostalgischen Momenten auf, worauf sich der Film mit seinem ikonischen Thema nicht nur einmal bezieht. Dennoch leidet das finale „Indiana Jones“-Abenteuer, vielleicht aufgrund der langen Laufzeit, unter mal mehr oder weniger spürbaren Pacing-Problemen. Völlig austauschbar ist der von Antonio Banderas gespielte Seemann und guten alten Freund Indys, dessen Namen ich schon vergessen habe, obwohl ich den Film gestern Abend erst sah. Passend zur Nostalgie geben sich, ohne zu spoilern, verschiedene Weggefährten von Indy nochmal die Ehre, was natürlich schöner Fan-Service ist. Im Grunde lebt der Film einzig von seinem legendären Franchise. Ohne die Reihe hätte es niemals im Unterhaltungsektor jene Art von Schatzjägern gegeben, von dem Serien oder Videospiele wie „Uncharted“ bis heute noch zehren. Leider ist viel zu viel vorhersehbar und konventionell gelöst. Schlussendlich bildet „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ der von Harrison Ford gelebten Figur einen würdigen aber leider nicht perfekten Abschluss.
Indiana Jones und das Rad des Schicksals. USA 2023. Verleih: Disney. Regie: James Mangold. Mit Harrison Ford, Mads Mikkelsen, Phoebe Waller-Bridge. 144 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ gibt es hier.
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