Filmkritik zu „Once Upon a Time in Hollywood“
Glamourös zelebriert Regie-Großmeister Quentin Tarantino seine Liebeserklärung „Once Upon a Time in Hollywood“ an die späten 60er Jahre in Hollywood. Fernsehen in Schwarzweiß und die Manson-Family komplettieren das tragikkomische Erlebnis. Unsere Filmkritik.
Keine Epoche sicher
Es gibt wohl kaum einen anderen Regisseur bei denen Fans nahezu jede Information aufsaugen, besprechen und diskutieren als bei Quentin Tarantino. Der 1963 geborene Filmemacher gilt noch heute als der junge Wilde in der Traumfabrik. Von gewalthaltig blutigen Gangsterballaden wie „Reservoir Dogs“ bis zum Western-Thriller „Django Unchained“ ist kein Themenfeld zu gewagt. Er ist die personifizierte Grenzüberschreitung. So war auch bekanntlich nicht Hitler in „Inglourius Basterds“ nicht sicher. Vielleicht um Christoph Waltz in die A-Liga von Hollywood zu holen, nebenbei erwähnt. Mit seinem neuesten Werk „Once Upon a Time in Hollywood“ möchte der Ausnahme-Regisseur einen anderen Ton walten lassen. Spürbar gemäßigter gar dem Mainstream etwas verfallen verwirklicht er sein Herzensprojekt. Das merkt an jeder Stelle. Anhand des Casts der wirklich zu beeindrucken weiß, kommt beim Schauen unweigerlich das Gefühl auf – eine Art romantisierte Version seines Kultfilms „Pulp Fiction“ zu bestaunen. Die Story ist hier jedoch nur rudimentär.
„Weine niemals vor einem Mexikaner!“
Der leicht abgehalfterte TV-Star Rick Dalton (grandios: Leonardo DiCaprio) und sein Kumpel und ehemaliger Stuntman Cliff Booth (lässig: Brad Pitt) wollen trotz allerhand Widrigkeiten den Sprung vom Fernsehen ins Kino. Zwischenzeitlich wütet die Manson-Family in Los Angeles und Sharon Tate (wenig zu sehen: Margot Robbie) wie auch ihr Mann Roman Polanski ziehen neben Rick ein. Anders als in „Pulp Fiction“ in der die Handlung den Stil bestimmt, bestimmt hier der Stil die Handlung. 1969 ist in „Once Upon a Time in Hollywood“ keine Zeitform sondern ein Lebensgefühl. Detailreich porträtiert Tarantino seine Drehorte mit zeitgemäßer Werbung, Möbeln und Musik. Gerade diese ist so herrlich ausgewählt, dass man vor lauter Neugier darauf fast die Dialoge überhört. Typischerweise sind eben jene wieder so zeitlos pointiert und voller popkulturelle Zitate mit gewisser Ironie versehen. Zumal der Zuschauer die fiktiven Figuren nur dabei beobachten, wie sie ihren Alltag bestreiten, Leute treffen oder in das ein oder andere Fettnäpfchen treten. Ungewohnt lustig ist der 9. Film von Tarantino geworden. Teils gibt es minutenlange Sequenzen in denen Slapstick verschmilzt mit dem typischen Hollywood-Wahnsinn vermengt werden. Zumal die letzte Viertelstunde zu den kreativsten Arbeiten seiner Karriere gehört.
Bring a Little Love
Der Soundtrack besticht durch seine einzigartige Auswahl. Oldies wie „Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel oder das schon aus dem Trailer bekannte „Bring a Little Love“ untermalen Szenen wie das ersten Zusammentreffen von Brad Pitt und einer Manson-Jüngerin perfekt. Das Themengebiet Manson-Family ist ohnehin nur punktuell im Film versehen. Vielmehr dient sie zur Einordnung der Zeit und als Background-Story. Teils dokumentarisch wirken viele Momente, in denen der Großmeister gefühlt minutenlang Brad Pitt am Steuer hält. Kann man als Eigenheit beachten oder zur Streckung der Lauflänge – denn 161 Minuten können manchmal lang sein.
Unser Fazit zu Once Upon a Time in Hollywood
Erstmals sehen wir hier Tarantino, der sich etwas dem Mainstream annähert. Mit Absicht. Zwar sind ist die markige Erzählerstimme – teils harte Schnitte und andere Stilmittel enthalten aber deutlich reduzierter als jemals zuvor. Was am man Ende übrig bleibt ist eine liebevolle Hommage an das Kino vor der „New Cinema“-Ära mit klassischem Blödsinn des Filmemachers.
Once Upon a Time in Hollywood. USA 2019. Regie: Quentin Tarantino. Mit Brad Pitt, Leonardo DiCaprio und Margot Robbie. 161 Minuten. Ab 16 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Once Upon a Time in Hollywood“ gibt es hier.