KinoKritiken

Filmkritik zu „The Pope’s Exorcist“ – Russell gegen düstere Dämonen

Ab Donnerstag, den 06. April in allen bundesweiten Kinos

Oscar-Preisträger Russell Crowe als oberster Chef-Exorzist im heiligen Kampf gegen einen fiesen Dämon – „The Pope’s Exorcist“ bietet zwar erzählerisch wenig Neues aber präsentiert sich in der zweiten Hälfte als recht packender Horror mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller.

Sinngemäß ist der Teufel am glücklichsten, wenn man seine Existenz verschweigt oder verleugnet. Dies macht der neueste Film von Julius Avery (Son of a Gun) mit der Einblendung eines Zitats des langjährigen Chef-Exorzisten Gabriele Amorth schnell klar. In „The Pope’s Exorcist“ schlüpft Russell Crowe in das schwarze Gewand des Dämonenschrecks aus dem Vatikan. Nach einem atmopährischen Beginn, in dem ein vermeintlich Besessener und ein Schwein wichtige Rollen spielen, spielt die eigentliche Handlung ein Jahr später nämlich im Juli 1987. Interessantes Zeitalter, aber daraus kaum etwas gemacht. Nicht mal ein klassisches Wählscheibentelefone kommt zum Einsatz. Die Geschichte nimmt die kleine Familie um Mutter Amy in den Fokus, die im spanischen Hinterland eine größere Abtei von ihrem verstorbenen Mann erbt. Das renovierungsbedürftige Gemäuer birgt jedoch ein grausames Geheimnis, dessen Auswirkung sich sogleich beim kleinen Henry zeigen – er wird von einem mächtigen Dämon besessen. Deshalb schickt der Papst (Franco Nero) seinen besten Mann.

1973 gelang William Friedkin mit „The Exorcist“ ein Meilen im Gruselkino. Niemals zuvor wurde mit derartiger Brachialität geflucht, gespuckt oder gemetzelt wie hier. Regisseur setzt nach rudimentärer Einführung seiner Figuren inklusive des teils sprücheklopfenden Father Amorth auf ähnliche Zutaten. Natürlich flucht das besessene Kind in ordinärer Art während der örtliche Priester durch den Raum geschleudert wird und Crowe mit sichtlicher Spielfreude den garstigen Dämon zum geistlichen Faustkampf herausfordert. Gerade im letzten Viertel wirbelt und feuert es quasi aus allen Rohren (samt Lautsprechern) aber die Figuren sind leider so eindimensional geschrieben, dass kaum Empathie auskommt. Beispielsweise bewies „Conjuring“ von James Wan mit ebenfalls kurzer Exposition eine authentische Familie darzustellen. In „The Pope’s Exorcist“ ist die Familie nur Mittel zum Zweck – zudem auch sehr mies synchronisiert. Amorth ist deutlich tiefgründiger angelegt, wobei die Gründe für seine jetzige Tätigkeit auch bloß im Halbsatz erwähnt werden. Franco Nero als Papst ist amüsant. Dennoch stellt während des Schauens selten wirklich Unbehagen ein, dafür ist der Fokus auf actionorientierte Sequenzen zu stark. Die Musik von Jed Kurzel leidet etwas an Foreshadowing und bietet kaum erinnerungswürdige Melodien. Klassisch ist die Kameraführung, insgesamt hätten wir uns mehr experimentelle Einstellungen gewünscht.

Für Genrefans kann „The Pope’s Exorcist“ dank einem spielfreudigen Russell Crowe bestens unterhalten während der Rest aller Zuschauer wahrscheinlich eine mäßige Runde in der cineastischen Geisterbahn erleben.

The Pope’s Exorcist. USA 2023. Regie: Julius Avery. Mit Russell Crowe, Franco Nero, Alex Essoe. 103 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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