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Gamescom 2023: In Köln herrscht noch lange kein Game Over – unser Fazit

Unser Fazit zur diesjährigen Videospiel-Messe

Die Gamescom 2023 ging mit einem neuen Allzeit-Besucherrekord zu Ende und festigte ihr Dasein als weltgrößte Videospiel-Messe nochmal kräftig. Während ehemalige Platzhirsche wie PlayStation, EA und Square Enix einmal mehr aussetzten – ließen Netflix und Amazon Prime ihre Muskeln offensiv spielen. Zudem durfte sich „The Game Awards“-Boss Geoff Keighley über gestiegene Streaming-Reichweiten freuen – also nach den zuletzt schwierigen Jahren wieder Friede, Freude und Eierkuchen am Rhein? Unser Fazit zur Messe.

Die Gänge zu den gut gefüllten Hallen platzen zur Mittagszeit aus allen Nähten. Die Luft ist schwül und durchtränkt von Schweiß, heißem Metall und nur phasenweise durch die hausinterne Belüftung etwas aufgefrischt. Die Gamescom in Köln an einem normalen Messetag – sie liegt jetzt mehr als eine Woche zurück und wir ziehen ein kleines Fazit. Nach dem Tod der E3 in Los Angeles gehört die Gamescom zur weltgrößten und einzig übrig gebliebenen Videospielmessen. Dies birgt neben einigem Risiko auch die Chance sich bei weltweit verstreunten Zockern sich zum entscheidenden Event der Branche zu machen. Zumal der ordentliche Einstand der Streamer Netflix, Amazon Prime und Disney+ deutlich darlegte wohin die Reise in den kommenden Messejahren gehen wird. Nämlich mehr Popkultur. Hierfür braucht es nicht mal mehr neueste, unveröfentlichte Serien. Netflix verköstigte beispielsweise mit einem überdimensionalen „Surfer-Boy-Pizza“-Laden aus „Stranger Things“ viele hungrige Besucher:innen während man sich daneben zur „Wednesday“ umschminken lassen oder gleich zu ihren Moves ordentlich abdancen konnte. Sozusagen eine spielbare Demo ohne Controller in der Hand. Disney kam etwas kleiner daher um den nächsten Serienkracher aus dem Hause „Star Wars“ gleich per mitgebrachtem Kinoraum zu bewerben.

Apropos Kinosaal: „Starfield“ überstrahlt in gewisser Hinsicht den größten Xbox-Stand der Messegeschichte – zumindest in Köln. Die Redmonder boten eine thematisch hübsch gestaltete Fläche, deren Inhalt von einem E-Porsche zu „Forza Motorsport 8“ über ein imposantes Piratenschiff aus „Sea of Thieves“ entlang an Koop-Schießereien von „Towerborne“ bis hin zur garstig-verstrahlten Welt des kommenden Shooters „S.T.A.L.K.E.R. 2 – Heart of Chernobyl“ heranreichte. Auch Rennsport-Fan der kleinen Sorte kommen mit der Fortsetzung zum gelungenen „Hot Wheels Unleashed“ auf ihre Kosten. Neben dem Boosten und Driften bietet Hot Wheels Unleashed 2 – Turbocharged die neuen Mechaniken Sprung und Doppelsprung, die genutzt werden können, um Rivalen auszumanövrieren oder Hindernissen auf engem Raum auszuweichen. Zudem ergibt sich durch eine Zusammenarbeit mit Universal Games die Möglichkeit legendäre Autos der Fast & Furious-Saga zu steuern. Durch freigebliebene Hallenfläche ließ es sich übrigens Microsoft nicht nehmen viermal größer als im Jahr zuvor ihrer Spielerschaft gegenüber aufzutreten. Das ist übrigens der Punkt: Sichtbarkeit. Während Konkurrent Sony mit PlayStation einmal mehr aus Köln wegblieb lief Wirtschaftsminister Robert Habeck eben mit Xbox-Chef Phil Spencer auf dessen Standfläche herum. Selbst Nintendo, die außer einem Nachfolger zur „Switch“-Konsole hinter verschlossenen Türen nur für Entwickler, gar nichts Neues zeigen konnten – machte eben das Beste daraus und stellten Demos zu „Pikmin 4“, „Zelda: BotW“ oder dem kommenden „Prince of Persia“-Teil von Ubisoft hin, aber die Besucher:innen nahmen immerhin die Big N wahr. Jedes nahmhafte Unternehmen wird sich in kommenden Jahren definitiv ernsthaft fragen müssen ob man eine 320.000 Besucher-starke Messe weiterhin stur ignoriert. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden 265.000 Teilnehmer gezählt.

Ob die 20 Millionen Views bei der zweistündigen Eröffnungs-Show Gamescom: Opening Night Live, Starproduzent Zack Snyder zufällig an der „Netflix“-Booth antreffen, mit Twitch-Star Montana Black um die Wette rülpsen oder eben die erste spielbare Demo einer heißerwarteten Produktion anzocken – die Gamescom legt den Fokus zwar vermehrt auf andere Themen versucht aber den Kern ihrer Existenz zu wahren. Zumal die Messe dank ihres Unterbaus aus politischem Congress sowie devcom genügend Ankerpunkte setzt um auch in Zukunft aktuell zu bleiben. Politische Gäste wie ein medial vernetzter Bundesminister, dieses Jahr Robert Habeck, und der nordrheinwestfällische Ministerpräsident Hendrik Wüst eröffneten am 23. August mit wachem Auge für den Gamesstandort Deutschland die Messe, zeitlich unpassend war nur kurz davor die Meldung wegen geplanter Kürzungen bei den Fördergeldern. Politik halt. Zumindest die örtliche Zukunft der Gamescom ist gesichert, obwohl Stimmen für eine Verlegung laut wurden, wird man auch 2025 in Köln daddeln können. Das geheime Herzstück liegt ohnehin bei der liebevoll gehegten retro Area mit ihren vielen klassischen Systemen, wodurch viele überhaupt zum Gaming gekommen sind.

Dieses Jahr war sozusagen die erste Gamescom in der endgültigen Post-Covid Ära. Keinerlei Einschränkungen waren geboten und Schutzmasken gehörten hier bloß noch zum Cosplay-Outfit. Für die veranstaltende KoelnMesse inklusive des Verband der deutschen Games-Branche e. V. – GAME war die Gamescom 2023 ein wichtiger Stresstest, ob einerseits die Besucher:innen noch Lust auf die Messe am Rhein haben und andererseits Aussteller solch eine Möglichkeit zur breit gestreuten Werbewirkung nutzen. Beide Fragen können selbstbewusst mit „Ja!“ beantwortet werden. Trotzdem stehen merkliche Veränderungen in kommender Zeit bevor. Noch lange kein Game Over am Rhein.

Alle Artikel zu unserer Berichterstattung zur gamescom 2023 findet Ihr hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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