Generation Zero im Test
Aggressive Maschine, lahmes Gameplay und Schweden in den 1980ern Jahren. „Generation Zero“ hat viele Ambitionen und scheitert damit auf vielen Ebenen – doch macht der Open-World Koop-Shooter wirklich gar keinen Spaß? Unser Test sagt es euch.
Haut uns vom Hocker – aber anders
Manchmal kommen Spiele in unser Testlabor, die uns trotz geringem Budget oder äußerst kleinem Team wirklich vom Hocker hauen. Lobend sei hier das deutsche „Fast RMX“ von Shin´en Multiplayer aus Frankfurt erwähnt. In bombastischer Grafik einen absoluten Fun-Racer präsentieren, der es mühelos mit dem altgedienten „F-Zero“ aufnehmen konnte. Nun haben die bekannten Avalanche Studios, immerhin die kreativen Köpfe hinter der „Just Cause“-Reihe, eine kleine Gruppe damit beauftragt „Generation Zero“ zu entwickeln. Heraus kam ein unausgegorener Mix aus Erkundung, Koop-Action und halbgarem Storytelling. Beim Spielen musste ich mir mehrmals selbst bestätigen, dass wirklich Avalanche dahinter steckt. Denn schon anfängliche Probleme wie Tonaussetzer sowie fiese Framefreezes ließen mich glatt an junge Indie-Entwickler denken, die jetzt ihr erstes Spiel auf die Menschheit loslassen. Weit gefehlt. Neben völlig abwesenden Zwischensequenzen ist die Kampagne, wahlweise im Koop spielbar, reichlich durchgedreht.
Im Jahr 1989 verkörpern wir einen generisch aussehenden Jugendlichen im bewaldeten Schweden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss sich das Land von nun an besser sich auf vielleicht kommende Kriege vorzubereiten und jedem Menschen im Land direkte Befehle für den Notfall einzubläuen. Texttafel Ende. Ähnlich wie in PUBG suchen wir dann mutterseelenallein in typisch nordischen Hütten nach Waffen und Verbandszeug. Der gekonnt eingefangene Horror wird leider jäh unterbrochen, da die Begegnung mit einem vierbeiniger Roboter im Kampf endet. Später wissen wir – dies sind unsere Hauptfeinde. Also plündern und rennen wir von A nach B um nebenher noch die große wenn auch sehr langweilig gestaltete Spielwelt zu erforschen. Völlig lieblos wird uns eine 0815-Story serviert, die sogar B-Movie DVD’s aus der letzten Videothek des Landes unterbietet. Hinzu kommt ein zu ungenaues Gunplay, dass jegliche Konfrontation zur hektischen Kampforgie macht. Vieles wirkt hier noch zu grob, kaum bearbeitet – kurz im Early Access-Stadium. In sechs leider auch nicht wirklich interessanten Abschnitten der Spielwelt sind Fahrzeuge ebenfalls Mangelware. Hier wurmt es wirklich, da gerade das Setting der 80er Jahre in Schweden mit seinen Kampfrobotern unglaublich großes Potenzial gehabt hätte einen modernen Klassiker zu schaffen. Stellvertretend ist die fast selbstverständliche Monotonie in der Aufträge meist nur ihre Zielperson wechseln, aber spielerisch gleich bleiben. Moment – das Waffenareal bestehend aus Faustfeuerwaffen, Schrotflinten und Maschinengewehre bringen etwas Abwechslung mit rein.
Dabei gibt es manchmal diese kleinen Lichtblicke, die gewollte Ambitionen merklich aufkeimen lassen. Beispielsweise treffen wir Verlauf der Story auf größere Maschinen, die sogar anhand ihrer Animationen sowie dem letztendlichen Flair uns einen gehörigen „Wow!-Moment“ bescherte. Doch davon ist in den anderen 90% des Titel kaum bis gar nichts zu spüren. Zudem wird die Handlung nur in Textform erzählt und NPC´s geschweige lebende Geschöpfe sind auch nicht anzutreffen. Der Koop-Gedanke ist wiederum simpel gelöst. Einfach im Menü Freunde ins Spiel ziehen, jedoch kommt erschwerend hinzu, dass euer Freund weiter in der Story ist ihr außer den gewonnenen XP sowie Ausrüstungen keine Fortschritte erhaltet. Schlicht nervig. Grafisch versuchten die Entwickler wirklich schöne Akzente zu setzen, wenn beispielsweise im dynamischen Tag/Nacht-Wechsel feine Sonnenstrahlen über die Baumspitzen auf entfernte Lichtungen scheinen. Aber durch Copy & Paste-Wälder sowie Häuser in denen tatsächlich IMMER an den gleichen Stellen Munition und Gadgets liegen, der gute Eindruck nachhaltig zerstört wird. Der Score ist nicht der Rede wert, da viele Melodien sich zu oft wiederholen. Technisch scheint man ebenfalls nur halbherzig gearbeitet zu haben – ruckeliges Gameplay, Tonaussetzer und nachladende Texturen stehen meist auf der Tagesordnung. Wenn nicht gleich ein kompletter Absturz vorliegt. Zumal das Menü kaum für Konsolen optimiert wurde und per Cursor gesteuert werden muss. Über die Übersichtlichkeit bzw. Bedienbarkeit will ich erst gar nicht anfangen.
Unser Fazit zu „Generation Zero“
Puh. Avalanche ist derzeit an vielen Projekten gleichzeitig beschäftigt, sei es das kommende „Rage 2“ in Zusammenarbeit mit ID Software, der neuerworbene Film-Vertrieb von Nordisk und auch an einer ganz neuen unbekannten IP. So kam mir im Test der Gedanke, dass man sich damit vielleicht doch übernommen hat. Quasi nur ein Großprojekt möglich ist. Schon „Just Cause 4“ zeigte nie gekannte Schwächen – aber „Generation Zero“ scheitert hier spürbar. Irgendwo im Spiel schlummert eine gute Mystery-Story mit spaßigen Shooter-Ansätzen aber momentan spielt es sich zwischen Tech-Demo und Early Access was im Hinblick des Potenzials wahrlich schmerzt.
Entwickler: Avalanche Studio | Preis: 59,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 16
Generation Zero (PlayStation 4)
Spielspaß - 53%
Gameplay - 57%
Grafik - 61%
Technik - 48%
55%
Für Fans.
"Generation Zero" will viele Spieler ansprechen - scheitert jedoch schon bei der Begrüßung.