GamingTestberichte

Ghost Recon Breakpoint im Test – Feindliche Langeweile

Ubisoft schickt uns wieder ins Taktik-Gefecht. Dieses Mal hinter feindlichen Linien müssen wir die mysteriösen Hintergründe auf einer Insel aufdecken sowie alte Feindschaften beenden. Ob der Nachfolger zum erfolgreichen “Wildlands” keine halben Sachen macht, lest ihr im Test.

Nachbar von Tom Clancy

Ob sich Tom Clancy nach seinem Tod im Klaren darüber war, dass sein Name von einem französischen Spieleunternehmen für allerlei digitale Produkte verwendet wird? Sicher nicht. Natürlich schrieb der patriotische US-Autor die Vorlage zum Top-Spion Sam Fisher. Hinter Hits wie “The Division” stecken jedoch einzig die Autoren von Ubisoft. So auch bei “Ghost Recon: Breakpoint” das aktuelle Werk der Entwicklerschmiede. Natürlich war die Reihe immer abhängig vom jeweiligen Zeitgeist. Erinnern wir uns an die actionreiche Phase aus “Advanced Warfighter”. In klassischer Thrid-Person-Ansicht schossen wir uns von Deckung zu Deckung und mussten der cleveren KI immer zwei Schritten voraus sein. Machte Spaß. Dennoch waren wir im Test selbst überrascht, wie gering der Anteil an Seele im aktuellen Serienteil betrug. Keine mitreißende Story dürft ihr erwarten. Hier präsentiert man nur den großen aber viel zu ausführlich geratenen Inselstaat. Auroa – so der klangvolle Name der Insel im pazifischen Ozean.
Ghost Recon Breakpoint

Der überdimensionale Techkonzern

Als Spieler schlüpfen wir in die Spieler von Nomad, mit ihm gilt es erstmal die Kontrolle über die Insel wiederzuerlangen. Leider gar nicht so einfach. Ein Internet-Milliardär machte sein eigenes Domizil samt militärischer Drohnen daraus, wo auch unser übergelaufener Kamerad Cole D. Walker (gespielt von “The Walking Dead”-Star) Jon Bernthal ominöse Dinge anstellt. So wird unsere an sich normale Mission plötzlich persönlich. Zwischen tropischen Stränden und eisigen Berggipfeln legt ihr euch alleine oder zu mehrt mit der Firma Skell Technology an, die dort ihren Hauptsitz hat. Der überdimensionale Techkonzern verspricht, mit Entwicklungen den Welthunger zu bezwingen, gefährliche Krankheiten zu heilen und die Armut zu beseitigen, doch es mehren sich Zeichen, dass man hinter der Fassade ganz andere Pläne hegt, als ein Politiker bei einem Drohnenattentat ums Leben kommt. Trotz gutem Potenzial schafft es Ubisoft durch nervige Nebenaufträgen sowie teilweise unmotiviertes Storytelling hier kaum Spannung aufzubauen. Erst im letzten Drittel kommt Tempo rein, wobei viele Spieler wahrscheinlich die Lust verloren haben. Unseren festen Charakter, der sogar spricht, dürfen wir im Editor designen. Anders als im Gameplay-ähnlichem Titel “The Division” sind die Rollenspiel-Elemente deutlich zurück gefahren, so dass Headshots immer tödlich sind. Der im Vorfeld exorbitant versprochene Survival-Aspekt ist eine Luftnummer. Bereits im leichtesten Schwierigkeitsgrad ist alles deaktiviert. Zwar müssen wir Nomad bei Verletzungen schnell verarzten, um Blutverlust zu vermeiden aber die relativ seltenen Wasservorräten füllen sich selbstständig auf. Ihr lauft niemals Gefahr Wasser oder Nahrung finden zu müssen. Ausdauer-Anzeige ist vorhanden. Regelmäßiges Stolpern an Bergwipfeln bei geringer Ausdauer kam uns etwas zu gewollt vor.

Steuerung mehr als fordernd

Die Spielwelt von Auroa ist wie bereits erwähnt abwechslungsreich. Sie strotzt vor schönen Details wie sonnendurchfluteten Tälern bietet jedoch wenig spielerischen Mehrwert. Da ihr euch hinter feindlichen Linien befindet, sind Gegner häufiger anzutreffen. Dies ist zu minimieren, wenn man dem Widerstand hilft größere Gebiete zurückgewinnen. Per Luft- oder Bodenfahrzeug ist die Insel am besten zu erkunden – wäre da nicht die wirklich miserable Steuerung. Wie auf Schwämmen rutscht Nomad durch feuchte Dickicht um alle 50 Meter fast gegen Baumstämme zu rasen. Allgemein wirkt die Steuerung überladen und auf Konsole nahe der Belastbarkeit. So wechselt der Controller-Typ zwischen drei Layouts. Ubisoft lässt bei “Ghost Recon: Breakpoint” deutlich mehr an gewohnte Sorgfalt vermissen. Angefangen bei teilweise strunzdummen Gegnern, die sich bequem an Häusereingängen beseitigen lassen, weil sie wie Lemminge Geräuschen folgen aber ihre schon am Boden liegenden Kollegen beachten. Oder unnötige Bugs innerhalb von längeren Missionen – wenn eine Triggerline nicht aktiv wird und wir sie von vorne starten müssen. Wie ein roter Faden zieht sich es und saugt auch den letzten Spielspaß aus. Technisch ist zudem eine ständige Online-Verbindung Pflicht. Apropos Warten – Ladezeiten gibt’s zwar selten dafür aber lange. Zu gut halten sollte man dem neuen Serienteil – die durchweg gute Schussmechanik. Geschlossene wie offene Areale wollen durch kleine Akzente wie verrottete Container Abwechslung bieten, klappt auch. Wenigstens dank guter Synchronsprecher kommt damit etwas Blockbuster-Stimmung auf.

Unser Fazit zu “Ghost Recon: Breakpoint”

Ghost Recon ist im Vergleich zu vorherigen Ubisoft-Titeln wieder ein deutlicher Schritt rückwärts. Langatmige Dramaturgie trifft auf unspirierte Spielwelt. Dank diverser Auftritte von Jon Bernthal hielt uns wenigstens das an der Stange. Genau so fühlt sich auch das komplette Spiel an – von der Stange. Hier die Mini-Map, dort unzählig platzierte Gegner und ein Fünkchen Survival. Aus den vorhandenen Ideen hätte ein gutes Spiel werden können – leider verzichtete das Studio darauf und machte ein 08/15-Spiel daraus. Schade.
Entwickler: Ubisoft | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 18

Ghost Recon: Breakpoint (PlayStation 4)

Spielspaß - 52%
Gameplay - 68%
Grafik - 72%
Technik - 57%

62%

Für Fans

Mäßig unterhaltsamer Military-Shooter, der große Geschichten erzählen will aber technisch schon wenig zu bieten hat.

Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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