Hardware-Test: Wir schlagen sich die JBL Tour One M3 im Alltag?
Diese Headphones erleichtern mir dank guter Funktionen die Arbeit
Die JBL Tour One M3 positioniert sich als aktuelles Spitzenmodell im Over-Ear-Segment des Herstellers und richtet sich an Nutzer:innen, die einen vielseitigen Kopfhörer für Gaming, Arbeit und mobiles Medienkonsumieren suchen. Im Fokus stehen dabei nicht einzelne Effektmerkmale, sondern eine ausgewogene Kombination aus Komfort, moderner Konnektivität, aktiver Geräuschunterdrückung und langer Akkulaufzeit. Der Tour One M3 soll gleichermaßen im Homeoffice, auf Reisen und bei längeren Hörsessions überzeugen – drahtlos wie kabelgebunden. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an Verarbeitung, Klangqualität und Alltagstauglichkeit. Ob JBL diesem Anspruch gerecht wird, zeigt sich weniger im Datenblatt als im praktischen Dauereinsatz.
Der JBL Tour One M3 markiert den aktuellen Höhepunkt im Over-Ear-Portfolio des Herstellers – und er ist ein Produkt, das sich nicht auf den ersten Blick erschöpft. Im Gaming- und Medienalltag, wo Headsets längst nicht mehr nur für kurze Matches, sondern für stundenlange Sessions zwischen Gaming, Schnittplatz, Podcast-Aufnahme und Reisebetrieb herhalten müssen, zählt weniger der spektakuläre Einzelmoment als die Summe vieler kleiner, sauber gelöster Entscheidungen. Genau hier setzt der Tour One M3 an. Er will kein aggressiver Bassbolzen und kein Studio-Monitor im asketischen Gewand sein, sondern ein komfortabler Allrounder mit moderner Konnektivität, ausdauerndem Akku und einer klanglichen Signatur, die eher einlädt als dominiert.

Schon beim ersten Kontakt fällt auf, dass JBL beim Materialmix bewusst auf Leichtigkeit setzt. Viel Kunststoff, ja – aber kein billiger Eindruck, sondern ein funktionaler. Die Polster an Ohrmuscheln und Kopfbügel sind weich, fast schon plüschig, während das Material am Bügel selbst dünn wirkt und anfangs etwas knistert. Das mag Skepsis hervorrufen, erweist sich im Alltag jedoch als erstaunlich robust. Nach mehreren Wochen im Rucksack, zwischen Kabeln, Schlüsseln und ohne sonderlich liebevolles Einpacken, zeigen die Tour One M3 keine Abnutzungserscheinungen. Gerade auf Reisen spielt dieses geringe Gewicht seine Stärke aus: Mit rund 278 Gramm sitzt der Kopfhörer unaufdringlich auf dem Kopf, verteilt den Druck gleichmäßig und bleibt auch über viele Stunden hinweg angenehm tragbar. Dass sich die Ohrmuscheln kompakt einklappen lassen und das beiliegende, farblich passende stoffüberzogene Case stabil – ist kein Luxusdetail, sondern ein echter Pluspunkt für z.B. Vielreisende.
Technisch ist der Tour One M3 auf der Höhe der Zeit. Bluetooth 5.3 bildet die Basis, unterstützt von gängigen Codecs wie SBC und AAC, aber auch von LDAC, LC3 und dem noch jungen Auracast-Standard. Gerade Auracast erweist sich im Alltag als überraschend praktisch. Statt klassischer One-on-One-Verbindung erlaubt diese Technik das gleichzeitige Nutzen mehrerer Geräte. In der Praxis heißt das: Am MacBook Rohmaterial des Podcasts schneiden, in einer kurzen Pause nahtlos zum Smartphone wechseln und einen YouTube-Clip starten, ohne neu koppeln zu müssen. Für einen Arbeits- und Medienalltag, der ständig zwischen Geräten pendelt, ist das mehr als ein nettes Gimmick. Also ja, ich habe es genossen sie zu testen.
Wer kabelgebunden hören möchte, wird ebenfalls nicht ausgeschlossen. JBL legt nicht nur ein USB-C-Ladekabel bei, sondern auch ein USB-C-auf-USB-C- sowie ein USB-C-auf-3,5-mm-Kabel. Dazu kommt ein USB-A-Adapter für ältere Geräte und sogar ein Flugzeugadapter. Diese Vielseitigkeit ist bemerkenswert, denn viele Premium-Kopfhörer entscheiden sich konsequent entweder für drahtlos oder für kabelgebundenen Betrieb. Der Tour One M3 erlaubt beides – und nimmt damit auch jene Nutzer:innen ernst, die aus Gründen der Latenz, Stabilität oder Klangtreue auf eine feste Verbindung setzen.
Die Bedienung kombiniert physische Tasten mit Touch-Gesten und zeigt sich im Alltag erfreulich unproblematisch. Lautstärke, ANC-Modi und der Power-Schalter sind haptisch klar getrennt, was Fehleingaben angenehm reduziert. Sollte man dennoch vergessen, den Kopfhörer auszuschalten, greift eine automatische Abschaltfunktion. Nach einer frei wählbaren Zeit (bis zu zwei Stunden) ohne Nutzung schaltet sich der Tour One M3 selbstständig ab, ohne den Akku unbemerkt zu leeren. Apropos Akku: JBL gibt bis zu 70 Stunden Laufzeit ohne aktive Geräuschunterdrückung an, mit ANC sind realistisch etwa 30 bis 40 Stunden möglich – je nach Lautstärke. In der Praxis reicht das problemlos für Langstreckenflüge oder mehrere Arbeitstage. Eine Schnellladefunktion sorgt zudem dafür, dass schon zehn Minuten am Kabel mehrere Stunden Wiedergabe ermöglichen, während eine vollständige Ladung rund zwei Stunden benötigt.
Ein zentrales Verkaufsargument bleibt die adaptive Geräuschunterdrückung. Die True Adaptive Noise Cancellation 2.0 nutzt insgesamt ganze acht Mikrofone, um Umgebungsgeräusche in Echtzeit zu analysieren und gegenzusteuern. Tieffrequente Störgeräusche wie Motorenbrummen oder Klimaanlagen werden effektiv gedämpft, Stimmen und allgemeines Hintergrundrauschen deutlich reduziert. Es entsteht eine Art akustische Decke, die sich über die Umgebung legt, ohne den Klang unangenehm zu verfärben. Für Pendelstrecken, offene Büros oder Flugreisen ist das Niveau mehr als ausreichend, auch wenn absolute Spitzenmodelle noch einen Hauch mehr Präzision bieten. Der Transparenzmodus wiederum wirkt natürlich genug, um kurze Gespräche zu führen, ohne den Kopfhörer abnehmen zu müssen. Absolut lebensnahe Lösung für den Alltag.
Klanglich verfolgt JBL eine bewusst zugängliche Linie. Der Tour One M3 klingt vollmundig und lebendig, mit einem federnden Bassfundament, klar gezeichneten Höhen und einer insgesamt glatten, freundlichen Abstimmung. Nichts wirkt träge oder überbetont, die Musik bleibt in Bewegung, ohne in Schärfe oder Härte abzurutschen. Gerade elektronische Klänge, etwa die schimmernden Synth-Flächen klassischer Achtziger-Produktionen etwa Depeche Mode, profitieren von dieser technischen Ausgewogenheit. Gleichzeitig fehlt es dem Klangbild nicht an Detail, auch wenn sich hier eine der wenigen Schwächen zeigt. In komplexeren Passagen, besonders bei Stimmen und akustischen Instrumenten, dürfte der Tour One M3 nuancierter sein. Podcasts etwa klingen sauber und verständlich, könnten aber mehr Körper sowie Natürlichkeit vertragen – ein Eindruck, der sich gerade bei eigenen Sprachaufnahmen bemerkbar macht.
Abhilfe schafft die umfangreiche App-Anbindung durch die kostenlose „JBL Headphones„-App. JBL bietet mehrere EQ-Presets, darunter eine Abstimmung namens „Club“, die Bass und Höhen leicht anhebt und dem Klangbild zusätzliche Energie verleiht. Wer tiefer eingreifen möchte, kann jeden Preset über einen zehnbandigen Equalizer anpassen oder komplett eigene Profile erstellen. Diese Flexibilität ist ein echter Vorteil, da sich der Kopfhörer so problemlos an unterschiedliche Hörgewohnheiten anpassen lässt – vom konzentrierten Schneiden bis zum entspannten Musikhören.
Ein weiteres Feature, das eher subtil als spektakulär wirkt, ist JBL Spatial Audio mit Headtracking. Räumliche Effekte werden dynamisch an die Kopfbewegung angepasst, was vor allem bei Filmen und Spielen für eine stabilere Klangbühne sorgt. Es ist kein Ersatz für dedizierte Surround-Lösungen, fügt sich aber unaufdringlich in das Gesamtpaket ein und erweitert den Einsatzbereich des Kopfhörers über reines Musikhören hinaus.
Nicht alles ist perfekt. Die Ohrpolster werden bei längeren Sessions warm, was besonders auf längeren Bahnfahrten oder in wärmeren Umgebungen unangenehm auffällt. Auch der wahrgenommene Gegenwert wirkt angesichts des höheren Preissegments nicht immer überragend, vor allem wenn man das viele Plastikmaterial berücksichtigt. Doch diese Kritikpunkte relativieren sich im Alltag, wenn man die Summe der guten Eigenschaften am Gerät betrachtet.
Im Fazit erweist sich der JBL Tour One M3 als ausgesprochen alltagstauglicher Premium-Over-Ear, der weniger durch spektakuläre Einzelmerkmale als durch seine technische Ausgewogenheit überzeugt. Komfort, lange Akkulaufzeit, starke adaptive Geräuschunterdrückung und moderne Standards wie der kongenialen Lösung Auracast verbinden sich mit einem punchigen, angenehm abgestimmten Klangbild. Wer jedoch einen vielseitigen, reisefreundlichen Kopfhörer sucht, der Gaming, Arbeit und Unterhaltung souverän miteinander verbindet und dabei weder nervt noch überfordert, bekommt mit dem Tour One M3 ein rundes, reifes Gesamtpaket – eines man tatsächlich nutzt.
JBL Tour One M3
Sound - 9
Umfang - 9
Benutzung - 8
8.7
Top
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