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„Hogwarts Legacy“ im großen Test – Magisches Abenteuer mit Pfiff

Zwischen Kobolden und Unterricht

Wahre Magie versprüht das Action-Adventure „Hogwarts Legacy“ in seinen besten Momenten – das mit RPG-Elementen versetzte Abenteuer lockt Potterheads ebenso wie Neulinge bestens an den Controller. Zaubersprüche, Kämpfe und der eigentliche Star Schloss Hogwarts sind großartig ins Szene gesetzt, wenngleich die Handlung zwar Spannungspunkte aber etwas dahinplätschert. Unsere ausführliche Meinung zum Open World-Spiel lest ihr jetzt.

Es braucht nur gewisse Melodien um ein spezielles Gefühl auszudrücken. Fans von „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ kennen es. Die ersten Takte des Themes teilen einem unweigerlich diese ganz besondere Mischung aus Atmosphäre, Spannung und Geschichten aus Welten mit, die jeder Liebhaber auf andere Weise erlebt. Die magische Welt des jungen Zauberlehrlings Harry Potter, dessen Werdegang wir in fast 10 Filmen sowie Büchern erleben durften gehört sicherlich zu diesen Stoffe welche dank ihrer musikalischen Begleitung den letzten Schliff bekamen. Der große Komponist John Williams prägte mit „Hedwigs Theme“ das wohl bekannteste Musikstück der Filmreihe – wie stark der Einfluss merkt man dem jüngst erschienem „Hogwarts Legacy“ sofort an. Studio Avalanche nutzt die ersten Sekunden des Beginns für diesen melodischen Zauber um uns am Controller zu bändigen.

Ich selbst habe weite Teile meiner Kindheit mit den digitalen Abenteuern von Harry Potter verbracht, wobei „Stein der Weisen“ für die PlayStation einen speziellen Platz in meinem Herzen haben wird. Es war schlichtweg spannend durch ein halbwegs filmgetreues Schloss Hogwarts zu rennen, Rätsel zu lösen und weitab der Filmhandlung neue Geschichten zu erleben. Obwohl die Grafik eher zweckdienlich war – fesselte mich die Spielweise enorm. „Hogwarts Legacy“ setzt nämlich auf die gleichen Elemente wie Erkundung, Action und eine eigene Handlung. Auch starten wir nicht als kompletter Frischling im Erstsemester sondern jugendlich ins magische 5. Schuljahr der Institution für Hexerei für Zauberei. Uns führte der früherere Auror sowie heutige Lehrmeister Professor Fig für Verteidigung gegen die Dunklen Künste in die fantastische Zauberkunst ein. Auf dem Weg zur Schule ereignet sich aber ein gewaltsamer Zwischenfall und so finden stoßen wir und unser Mentor auf Spuren von alter Magie. Kurioserweise sind wir alleine nur im Stande sie wahrzunehmen – nach den geheimnisvollen Konten der Gringotts Bank, erwartet uns endlich die Willkommensfeier. Statt langweiliger Schularbeiten jagen uns Kobold Ranrok und der düstere Magier Victor Rookwood. Aber warum? Hierfür nimmt sich „Hogwarts Legacy“ gute 30-35 Stunden um nach einem äußerst spannenden Beginn erzählerisch erstmal spürbar abzuflachen und uns das bemerkenswerte freibegehbare Schloss vorsetzen. Zweifellos besticht die detailreiche Open World mit vielen für Potterheads sofort identifizierbaren Objekten, aber sorgt eben auch für leichte Ernüchterung. Zwar bieten die verschiedenen Unterrichtsstunden mit Zaubertränke brauen, Alraunen umtopfen oder Verteidigung erlernen einen gewissen Reiz, aber die Handlung plätschert zu lange vor sich hin. Erst ab der Mitte kommt endlich wieder Fahrt auf.

Klare Worte

Zu Anfang beherrscht unsere Namen sowie geschlechteroffene Figur kaum Zauberkraft. Im üppigen jedoch limitierten Editor dürfen wir ganz frei über Aussehen, Zugehörigkeit und weitere Optionen entscheiden, welche durch ihre transoffene Haltung auch gegenüber Figuren ein klares Veto gegen die Autorin J.K. Rowling darstellt, die sich seit Jahren transphobe Tweets sowie Aussagen trifft, welche in keinster die Meinung des betreffenden Studios Avalanche widerspiegelt. Wir als Medium Techkrams.de distanzieren uns eindeutig von solch einem Weltbild oder Aussagen. Intern berieten wir uns, ob über „Hogwarts Legacy“ berichtet und final getestet werden sollte. Wir entschieden uns dafür. Gerade, weil die Entwickler:innen ein klares Veto einlegten und ihre jahrelange Arbeit an diesem Videospiel nicht ignoriert werden darf. Natürlich es jedem/jeder frei das Spiel/Filme/Bücher deshalb zu boykottieren. Für eine klare Ansicht im Test entschied sich unser Medium. Deshalb implementierte das Studio eine Transperson in Form der Gasthaus-Besitzerin in Hogsmeade Sirona Ryan – der Gedanke ist löblich, wirkt aber zu fahrig für das sensible Thema. Eine Figur mit mehr Geschichte hätte ungemein geholfen.

Davon abgesehen ist „Hogwarts Legacy“ im besten Sinne ein klassisches Action-Adventure mit hohen Rollenspiel-Anteilen. Heißt: Gestartet wird bei Stufe 1. Durch abgeschlossene Aufträge oder auffindbaren Objekten wie verlorene Handbuchseiten sammeln wir XP und steigen immer weiter auf. Manche Missionen setzen ein bestimmtes Level oder Zauber voraus. Doch die Spielwelt sagt einem recht schnell mit starken Gegner, wo wir am besten nicht entlang sollten. Zumindest noch nicht. Besonders die erkundbaren Ländereien rund um die Schule für Hexerei und Zauberei darf als weitläufig betrachtet werden – neben steinigen Feldwänden führen Wege in kleinere Gemeinden oder sogar in den Verbotenen Wald, welcher tagsüber bereits furchterregend wird. Wunderbar lebendig wirkt die Spielwelt mit ihren herumwuselnden Schüler:innen. Getuschel über den Schulalltag, neue Ereignisse lassen sich ebenso mithören wie Andere, die uns offensiv ansprechen, weil Sie Hilfe brauchen. Manchmal verlässt sich Avalanche zu sehr auf klassische Hol-und-Bring Aufgaben von verzauberten Gemälden – aber dann sollen wir einen verschwundenen Onkel suchen, der dubiose Geschäfte mit feindlichen Kobolden. Daraus entspinnt sich eine schöne Schnitzeljagd per Karte.

Spuk im Wald

Richtig gehört – Kämpfe gehören schlichtweg zur Tagesordnung. Mit erlernten Angriffszaubern wie dem feurigen Incendio, dem explosiven Diffindo holt man mit Accio Gegner direkt vor die Nase um sie per flottem Basiszauber endgültig zu bekämpfen. Schön ist, dass man uns in jedem Falle die freie Wahl bei Auseinandersetzungen lässt. Außer bei den sogenannten Grundzaubern herrscht eine kurze Cooldown-Phase, die sich aber mit späteren Upgrades stark verkürzen lassen. Die Lernkurve ist gerade für jüngere Spieler angenehm leicht, sodass es nur manchmal durch einzelne besonders widerstandsfähige Gegner zu frustigen Momenten kommt. Beispielsweise im Verbotenen Wald als uns Kreuzspinnen-Boten mit Stufe 18 angreifen, obwohl die Mission ab Stufe 10 anwählbar ist. Neben teils fordernden, dynamischen Kämpfen mit coolen Zauber-Kombos fällt unangenehm die überladene Steuerung auf. Anstatt auf vier maximal sechs Kampf zu setzen – geben uns die Entwickler:innen ganze 10 an die Hand. Halten wir L1 gedrückten, switchen wir per Symboltasten auf weitere vier Zauber um sie dann abzufeuern. Obwohl das Layout frei wählbar ist, verknoteten sich nicht selten unsere Finger bei längeren Bosskämpfen.

Einerseits durch Werte unserer getragenen Kleidungsstücke und Accessoires steigern wir unsere Werte in Verteidiung, Zauberkraft und Gesundheit. In Truhen oder bei gefallenen Gegnern finden sich regelmäßig neue Umhänge um besser ausgerüstet zu sein. Leider vermied das Studio beim Aufsammeln eine Auswahl um vorab entscheiden, ob wir jenes Stück ins Inventar legen. So kommt alles sofort rein, sofern noch Platz ist, aber man muss selbst wieder ins Menü um es rauszukicken. Da hakt es im Flow. Doch die organische Welt entschädigt hierfür – über mehrere kleine Pfade lässt sich anfangs zu Fuß und später stilecht auf dem Besen die Ländereien erkunden, welche mit versteckten Höhlen oder auch kleinen Rätseln aufwarten. Recht früh findet man Umgebungsrätsel von Merlin. Nach Acht gelösten wächst unser Inventar um einige Plätze. Schöne Idee, wir hätten uns gerne noch eine andere Art hierfür gewünscht. Wiederum gelungen sind die anzutreffenden Charaktere in „Hogwarts Legacy“ – sie wirken nicht nach Schema F geschrieben sondern haben eigene Ängste, Sorgen oder Probleme. Innerhalb der Nebenquests beispielsweise bei den „Unverzeihlichen Flüchen“ kommt jene Tiefgründigkeit zum Tragen. Dennoch bleibt man zu mutlos um wirklich im Ansatz grenzüberschreitende Geschichten außerhalb des bekannten Kosmos zu erzählen. Bestens gelungen ist im Zusammenhang auch die Deutsche Lokalisierung.

Angebot
Hogwarts Legacy (PlayStation 5)
  • Erlebe Hogwarts im 19. Jahrhundert. Dein Charakter ist ein Schüler, der den Schlüssel zu einem uralten Geheimnis besitzt
  • Entdecke das Gefühl, in Hogwarts zu leben, während du Verbündete findest und gegen schwarze Zauberer kämpfst
  • Entscheide letztlich über das Schicksal der Welt der Zauberei

Grafisch setzt „Hogwarts Legacy“ voll auf die düstere Atmosphäre der Filmvorlagen, ohne währenddessen brutal zu agieren, ihr kämpft zwar gegen Kobolde, andere Magier und Zombies aber durch die optische Distanz der Zaubersprüche ist das Abenteuer für jüngere Semester geeignet. Besonders toll ist die optische Veränderung durch die Änderung von Jahreszeiten in unserem Schuljahr. Im Herbst leuchtet die Sonne schimmernd durch das Laub während im Winter Schneeballschlachten sowie zugefrorene Seen warten. Zumal der dynamische Tag/Nacht-Wechsel natürlich Sinn macht. Mit der sehr weit fortgeschrittenen Unreal Engine 4 und Photogrammetrie-Mechanik ist das Abenteuer oftmals ein Leckerbissen. Darunter leidet die Framerate besondern in hektischen Sequenzen oder ab einer größeren Anzahl von Gegnern merklich – hoffentlich schaffen dies zukünftige Updates bald aus der Welt.

Unser Fazit zu „Hogwarts Legacy“

Wir sind ehrlich. Anfangs waren wir skeptisch – ein Open-World Abenteuer in der Welt von Harry Potter ohne den bebrillten Zauberlehrling?! Aber das Ergebnis welches uns Avalanche Software übergab gab Entwarnung unserer Besorgnis. „Hogwarts Legacy“ entwickelt innerhalb seiner zwar spannenden aber zu dahinplätschernden Storyline mitsamt dem freibegehbaren mysteriösen Schloss einen echten Spielspaß-Rausch, der bei so vielen anderen Vertretern der Zunft gar erloschen ist. Das fehlende Quidditch ist zwar schade, dafür überzeugen Spielwelt und tolle Geschichten. Nicht nur für Potterheads eine eindeutige Empfehlung!

Entwickler: Avalanche Software | Preis: 74,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC (Last-Gen Versionen sind ab 4. April erhältlich) | USK: ab 12

Hogwarts Legacy (PlayStation 5)

Spielspaß - 92%
Gameplay - 78%
Grafik - 88%
Technik - 82%

85%

Ausgezeichnet!

Magisches Abenteuer (nicht nur) in den geheimnisvollen Hogwarts Gewölben im spaßigen Gesamtpaket aus Kampf und Storyline - mit leichten Makeln.

Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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