Horizon Zero Dawn im großen Test
Ohne Umschweife Horizon Zero Dawn ist das schönste Spiel auf der PlayStation 4. Entwickler Guerilla zeigt, dass sie mehr als Killzone drauf haben. Können Optik über vermeintliche Gameplay- oder sogar Storypatzer hinwegtäuschen? Unser Test verrät es euch.
Neue Open-World Konkurrenz
Äußerst selten passiert es uns in Tests, dass wir schon Minute 1 mit offener Kinnlade da sitzen. Entweder von derart schlechten Spiele, die nur als gelebten Sarkasmus aufgefasst werden können oder unglaublich beeindruckenden sowie innovativer Software. Letzteres trifft eindeutig auf Guerillas neueste Arbeit zu – Horizon Zero Dawn. Fünf lange Jahre hat es gedauert bis die Entwickler aus dem benachbarten Amsterdam mit ihrer neuen Marke neben Killzone auf die Bildfläche zurückkehrten. Es hat sich gelohnt. Kaum verwunderlich, dass Publisher Sony bereits im Jahr 2005 das Studio exklusiv an sich band ähnlich wie Naughty Dog. Besonders in minimalistischen Details, auf die wir später näher eingehen, zeichnet sich ab, dass rund 250 Entwickler einen verdammt guten Job machten. In Zeiten von Ubisoft bzw. deren Open-World Formel ist es zudem sehr spannend, einen frischen Konkurrenten mit seinen Ideen zu begutachten.
Die Handlung von Horizon Zero Dawn bildet eine der stärksten Säulen. Wir befinden uns in der Zukunft. Die zivilisierte Welt, wie wir sie kennen ist vor rund 1000 Jahren zusammengebrochen. Überlebende der Katastrophe haben sich zu primitiven Stämmen und kleinen Völkern verbunden. Mittlerweile wird die Welt von mysteriösen Maschinenwesen bevölkert, die große Ähnlichkeiten mit Dinosauriern aufweisen. In den Wirren der Zeit beginnt die Story. Säugling Aloy wurde bereits vor ihrer Geburt aus ihrem Stammesdorf verbannt und dem ebenfalls aussätzigem Siedler Rost übergeben. Die Gründe bleiben vorerst unbekannt. Ziehvater Rost lehrt uns mit den Jahren das jagen, sammeln und Fährtenlesen. Bis Protagonistin Aloy nach einem schockierenden Erlebnis in einen der zahlreichen unterirdischen Systeme stürzt und den „Fokus“ findet. Ein Relikt aus alter Zeit. Dieser scannt ihre Umgebung und dient als Informationsquelle. Nachdem Aloy zur jungen Frau herangewachsen ist, will sie per Aufnahmeritus wieder zum Stamm gehören. Doch damit beginnt Aloy´s Abenteuer erst.
Von Bergen und Fauna
Wir haben mit Fleiß nur den Bruchteil der überaus gelungenen Storyline angeteasert, um Spoiler zu vermeiden. Trotz bombastischer Open-World kommt, zum Glück, die Handlung nicht zu kurz. Obwohl sie ihre Zeit braucht um Tempo aufzubauen, dass jedoch ab der Wüstenstadt Meridian bis Finale konsequent durchgezogen wird. Behutsam wird die erste Stunde Spielzeit mit der Einführung als kleines Mädchen verarbeitet. Hier lernen wir taktisches Schleifen, Herstellung von Medizin und Missionen kennen. Diese sind in jeglicher Hinsicht großartig inszeniert. Danach steht Aloy auf eigenen Beinen und darf nun selbstständig die Welt entdecken. Technisch hat es Spielwelt in sich. Bäume und Gräser schwingen sanft mit lauen Lüftchen mit. Monumentale Berger ragen bis zur Himmelsspitze während Hasen auf saftigen Wiesen ihren Schabernack treiben. Um es mit einem Wort zu beschreiben: Wunderschön! Nach Uncharted 4 – A Thief´s End hat uns kein anderes PlayStation 4 Spiel so ungehauen wie „Horizon: Zero Dawn“. Die wichtigsten Figuren sind nicht eindimensional geraten und können im weiteren Spielverlauf sogar an Tiefe gewinnen.
Aloy kann auf zwei Arten durch die detailreiche Welt bewegen – Zu Fuß oder per Pferd. Gut, Pferd ist übertrieben eher ein gehackter „Läufer“ auf dem wir majestätisch reiten dürfen. Knapp 21 Kreationen der Digi-Saurer erwartet euch in Horizon. Alleine dabei muss ein Jahr drauf gegangen sein. Bei vielen anderen Spielen gibt es Grund für den Mangel an abwechslungsreichen Gegnertypen. Hier nicht. Nur vereinzelte Konfrontationen wie in Lagern oder Missionen mit menschlichen Widersachern trüben das Bild. Diese wirken doch eher als bloßes Kanonenfutter. Nebenbei bemerkt, hat jede Herde ihr eigenes Gebiet. So kann es sein, dass Wächter direkt neben Langbeine existieren. Wilde Natur in Vollendung.
Klassisch mit einem Hauch Taktik
Vom Gameplay besinnt sich Horizon Zero Dawn auf altbewährtes. Laufen, Springen und Klettern gehen leicht von der Hand. Wobei Guerilla sich viel von den Kollegen abgeschaut hat. Kletterpassagen erinnern gleich an das „Tomb Raider“-Reboot oder Sony-intern Nathan Drake. Mit Pfeil und Bogen bewaffnet stürzen wir und in Hollywood-reife Kämpfe. Davon ab können wir auch per Nahkampf mit Aloy´s Rassler agieren. Per Fokus solltet ihr vor großen Konfrontationen die Gegner scannen und damit Schwachstellen wie „Elementarbehälter“ als Ziel auskundschaften. Das erleichtert ungemein. Zudem jeder Gegnertyp eine eigene Taktik beansprucht. Langeweile kann hier nicht aufkommen.
Da Horizon Zero Dawn kein klassisches Action-Adventure sondern ein RPG darstellt, habt ihr in zahlreichen Gesprächen auch die Möglichkeit zu antworten. Von hilfreichen Infos bis hin zu eher spaßig gemeinten Floskeln weiß Guerilla auch bei hier zu unterhalten. Klassisch bleiben auch Quellen für unser Crafting. Neben der vegetierenden Natur bilden auch Läden und Händler eine Vielzahl von Gegenständen und Waffen an. Wir raten euch für mindestens alle Elemente die Grundbausteine zu kaufen. Später dürft ihr euren eigens entwickelten Kampfstil prägen. Was wäre ein Action-RPG ohne Fähigkeitenbaum? In drei Kategorien sind es pro Stufe drei neuen Talente die es freizuschalten gibt. Jeder Punkt hat seinen Sinn und wirkt insgesamt nicht deplaziert oder zwecks für diesen Part raus genommen.
Lange Spielzeit trifft auf Spielspaß
Rund 20 Hauptmissionen gilt es in Horizon Zero Dawn zu meistern. Leider zieht das Spieltempo und damit verbundene Spannung erst ab Mission 4 an, kann es jedoch bis zum Grande Finale halten. Zudem bemerkenswert: Alle Missionen haben verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Ob Stealth oder in Rambo-esker Manier können wir das Ziel erreichen. Nur der mitunter knackige Schwierigkeitsgrad lässt vereinzelte Frustmomente auftauchen. Innerhalb der Missionen bringt uns der Titel an Orte mit Eyecandy-Faktor. Sonnenuntergänge und Aufgänge werden auch währenddessen schön in Szene gesetzt. Zudem euch kein schlichtes Missionsdesign wie „Renne von A nach B“ etc. Mal müssen wir Detektiv wie in der Batman Arkham Reihe spielen und mit unserem Fokus kleine Situationen nachstellen oder auch den Kontakt aus einem feindlichen Lager befreien. Dies macht auch nach längeren Spielzeit sehr viel Spaß.
Guerilla hat zudem nicht bei Soundkulisse gepatzt. Ob krachende Explosionen oder leise dramatische Sequenzen sind mit guter Musik unterlegt. Orchestral angelegt überzeugt das in Verbindung mit tollen Effekten ungemein. Alleine für die dadurch hergestellte Atmosphäre sollte man Horizon einmal gespielt haben.
Fazit zu Horizon Zero Dawn
Horizon Zero Dawn ist ein Erlebnis. Anders kann ich dieses Spiel nicht in Worte fassen. Ein wilder Ritt durch wunderschöne Landschaften, mitreißenden Gefechten und einer grandios inszenierten Story mit viel Potenzial zur Fortsetzung. Sony hat hier eindeutig auf das richtige Pferd gesetzt und bewiesen, dass die Killzone-Macher nicht nur plumber Ballereien beherrschen sondern auch RPG-Epos. Ein Must-Play im Jahre 2017.
Entwickler: Guerilla Games – Preis 69,99 Euro – Für PlayStation 4 – USK: ab 12
Horizon Zero Dawn (PlayStation 4)
Spielspaß - 95%
Gameplay - 90%
Grafik - 95%
Technik - 90%
93%
Ausgezeichnet!
Must-Play auf der PlayStation 4! Wunderschönes Action-RPG mit richtigem Story-Ansatz und gutem fluffigem Gameplay.
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