Huawei Mate 10 Pro Review – Der Dauerläufer unter den Flaggschiffen
Das Huawei Mate 10 Pro ist der letzte Streich der Chinesen und stellt deren aktuellen Stand der technischen Entwicklung dar. Das Flaggschiff bietet damit alles, was Huawei derzeit an Technik in ein Smartphone packen kann. Wie gut es sich im Alltag schlägt, habe ich mir die letzten Wochen angesehen.
Seit meinem ersten Eindruck zum Mate 10 Pro gab es noch ein größeres Softwareupdate auf Version B115, ein wenig hat sich der Eindruck seitdem also noch verändert. Aber ich will nicht vorgreifen.
Zur Erinnerung noch einmal die technischen Daten und mein erster Eindruck vom Gerät:
FullView Display (2160x1080px) mit HDR10-Technologie und robustes Glasgehäuse
Wasser- und staubdicht nach Schutzart IP67
Kirin 970 – erste mobile KI-Computing-Plattform mit dedizierter NPU (Neural-Network Processing Unit)
6GB RAM, 128GB Interner Speicher
4G LTE Dual SIM
4000 mAh Akku mit Akkumanagementsystem
HUAWEI SuperCharge-Technologie vom TÜV Rheinland zertifiziert
Leica Dual-Kamera mit f/1.6 Blende; KI-Bewegungs- und Motiverkennung
EMUI 8.0 mit Easy Projection und Smart Screen
Vorweg: Die Software ist noch immer nicht die finale Version für den Handel, die kommt bei einem neuen Mate traditionell kurz vor der Verfügbarkeit des Geräts auf dem Markt. Da das Mate 10 Pro aber soweit rund läuft und es keine kaum noch groben Schnitzer mehr gibt, ziehe ich trotzdem schon mal Bilanz.
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Erstmal ist da die Haptik, die ich bislang sträflich vernachlässigt habe. Denn die ist, kurz gesagt, hervorragend. Das Mate 10 Pro liegt sehr angenehm in der Hand, die Rückseite und die Übergänge zum Aluminium-Rahmen fühlen sich einfach gut an. Ich fasse es einfach sehr gerne an und obwohl die Überfläche durch das Glas ein wenig rutschig ist, habe ich bislang noch keine Lust, das Gehäuse mit einer Hülle zu verdecken. Durch das 2:1 Format liegt es trotz des 6“ Displays gut in der Hand und zumindest ich kann es einhändig bedienen – große Hände sei Dank.
Der Fingerprint-Reader ist übrigens noch einmal schneller und responsiver geworden. Es ist fast schon gruselig, wie Huawei diese Geschwindigkeit hinbekommt, das kann so kein anderer Hersteller. Auch die Gesten sind gerade bei einem so großen Display praktisch, aber nicht wirklich neu.
Android 8.0
Das Mate 10 Pro kommt direkt mit Android 8.0 und EMUI 8.0 auf den Markt. Damit ist es eines der ersten Android Geräte, die diese Version ab Werk erhalten – und auch eines der ersten überhaupt. Lediglich Googles hauseigene Pixel Smartphones und manche Sony Geräte waren noch etwas früher dran.
Das bringt natürlich auch einige Änderungen mit, wobei Huawei selbst sich hier mit Neuerungen dezent zurückgehalten hat. Primär kommen neue Android Funktionen zum Tragen, wie die erweiterte Splitscreen-Unterstützung, verbessertes Akkumanagement oder die neuen Emojis.
Einige Anpassungen betreffen hingegen nur EMUI 8.0, so zum Beispiel das neu angeordnete Einstellungsmenü. An viele der Punkte muss man sich erstmal gewöhnen – oder sie überhaupt erstmal finden. Die Anordnung ist nicht immer sinnvoll oder nachvollziehbar, einige Punkte sind zudem schlecht oder fehlerhaft übersetzt, sodass man hier erstmal um die Ecke denken muss, unter welchem Namen man eine gewisse Funktion denn nun findet. Bestes Beispiel: Das „Always On Display“ hört hier auf den Namen „Informationen immer Anzeigen“ und verbirgt sich in den Einstellungen zum Lockscreen, statt in den Display-Einstellungen. Ein anderes Beispiel ist die Einstellung zu den Notification-Bubbles an den Apps. Diese findet ihr in den Einstellungen unter Apps&Benachrichtigungen – Benachrichtigungsverwaltung – Drei-Punkte-Menü – „Embleme“. Per Suche ist das Wort „Embleme“ übrigens nicht zu finden.
Davon gibt es viele Beispiele, hier bleibt zu hoffen, dass Huawei das Problem mit weiteren Updates noch angeht und auch die Anordnung generell etwas logischer macht. Und die teils sehr tiefe Verschachtelung aufdröselt.
Insgesamt läuft die Software ansonsten rund und performant, Hänger und Ruckler gibt es eigentlich nicht. Ein paar kleinere Bugs haben sich allerdings noch eingeschlichen. Hier und da kommt es beispielsweise vor, dass sich das WLAN unbemerkt deaktiviert, aber noch als aktiv angezeigt wird. Bemerkbar macht sich das dann nur dadurch, dass einfach keine Daten mehr geladen werden. Manche Apps zeigen auch noch Benachrichtigungen im Sperrbildschirm an, obwohl es eigentlich komplett deaktiviert ist.
Das sind bislang allerdings auch die schlimmsten Bugs, die mir untergekommen sind.
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Display
Beim Display geht Huawei, ähnlich wie die Konkurrenz, neue Wege. Statt eines 16:9 LCD kommt nun ein 18:9 (oder 2:1) AMOLED zum Einsatz. Die Unterschiede zum Vorgänger fallen auch recht schnell ins Auge: Die Farben sind gesättigter, kräftiger als beim Vorgänger. Allerdings hat Huawei hier eine gute Mitte zwischen der bisherigen Abstimmung und dem übersättigten Farbprofil von Samsungs AMOLED Geräten gefunden, sodass es nicht grell oder übersättigt wirkt. Schwarz ist dafür wirklich schwarz und der Kontrast sehr gut. Die Blickwinkel sind ebenfalls mehr als ausreichend, bei nicht optimalem Winkel kann man allerdings auch beim Mate 10 Pro einen leichten Blauschimmer feststellen. Wirklich störend ist der im Alltag allerdings nicht. Toucheingaben nimmt es zuverlässig an, teilweise reagiert es sogar etwas zu sensibel auf Eingaben.
Was schade ist: Da Huawei für viele Entwickler offenbar noch nicht groß genug ist oder es keine Zusammenarbeit gibt, werden Apps oftmals nicht voll unterstützt. So unterstützt das Huawei Mate 10 Pro zwar Inhalte mit HDR10, bislang unterstützt es allerdings weder Netflix, noch Amazon, was ziemlich schade ist. Dadurch gibt es generell noch sehr wenig HDR-Inhalte für das Mate 10 Pro. Vielleicht sollte Huawei hier mal an die großen Streaming-Anbieter herantreten, um die Sache etwas zu beschleunigen.
Audio
Diesmal ein wenig vorgezogen das Thema Audio, da Huawei beim Mate 10 Pro immer wieder den 32bit DAC betont und die Möglichkeiten, die es damit gibt. Das Problem allerdings: Mangels Klinkenanschluss können diese 32Bit nicht wirklich ausgegeben werden. Bluetooth, auch mit AptX HD Standard, liefert maximal 24bit und greift erst gar nicht auf den DAC zurück. Der Klinkenadapter, der dem Mate 10 Pro beiliegt ist ok, aber das dünne Kabel macht auch nicht den besten Eindruck.
Klanglich ist das Mate 10 Pro allerdings ok. Steckt man Kopfhörer über den beiliegenden Adapter ein, ist der Ton klar, aber auch nicht perfekt. In den Höhen und Tiefen fehlt es etwas, die Mitten könnten besser definiert sein. Für die meisten Nutzer, gerade Fans von Hip-Hop, Electro oder Pop, dürfte es aber insgesamt kein Problem sein – die üblichen Kopfhörer ziehen die Tiefen ja eh nach unten und die Höhen weiter nach oben, das gleicht es dann etwas aus. Audiophile Nutzer… ich glaube die wissen, dass ein Smartphone nicht die beste Option ist.
Bluetooth Kopfhörer profitieren massiv von der AptX HD Unterstützung, die Audiodaten mit bis zu 24bit/96khz überträgt. Hier hängt es dann natürlich von den verwendeten Kopfhörern ab. Wer ein hochwertiges Bluetooth-Headset wie die Bose QC35 oder die neuen Beyerdynamic Aventho Wireless nutzt wird mit dem Klang definitiv zufrieden sein. Ich hab hier zumindest nichts am Gesamtbild auszusetzen.
Die Lautsprecher sind wie schon beim Mate 9 ok, aber nicht überragend. Ein iPhone oder Smartphones mit echten Stereo-Lautsprechern überflügeln das Mate 10 Pro mit seinem Hybrid-System mühelos. Um zwischendurch mal Musik zu hören oder ein Telefonat per Lautsprecher zu führen reicht die Qualität aber.
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Performance
Natürlich wie immer ein großer Punkt. Der Kirin 970 liefert ordentlich ab, die Bedienung war immer flüssig, schnell, ohne Ruckler oder Bedenkzeiten. Auch Spiele liefen mühelos, egal was man dem Mate 10 Pro vorsetzte. Bei den meisten Titeln wurde es auch nicht wirklich warm, abgesehen von den üblichen Benchmarks. Hier kann die Rückseite schon mal sehr warm werden.
Für die Benchmark-Fans unter euch gibt es hier natürlich auch die Ergebnisse der üblichen Verdächtigen. Wirkliche Überraschungen gibt es hier nicht. Der Kirin 970 legt gegenüber dem Vorgänger an Leistung zu, was wohl einfach in der Natur der Sache liegt. Spannender wird hier eh der AI Coprozessor, oder auch NPU genannt, der dann das Heavy Lifting bei Bilderkennung und ähnlichem übernimmt.
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Das Mehr an RAM macht sich bei häufigen App-Wechseln bemerkbar, selbst bei größeren, anspruchsvollen Apps wie Adobe Lightroom CC oder Spielen läuft der Wechsel problemlos.
Kamera
An der Kamera eines Smartphones scheiden sich die Geister. Für manche kann die eh nix, für andere ist es die einzige Kamera die sie haben und brauchen. Das Mate 10 Pro will daher natürlich auch gerade mit der Kamera punkten. Dafür steht wieder eine Dual-Cam aus 12MP Farb- und 20MP Schwarz-Weiß-Kamera bereit. Funktionen wie der 2x Hybrid-Zoom sind auch wieder mit an Bord und beide Kameras bieten jetzt eine Offenblende von F/1.6 und einen nochmals überarbeiteten Optischen Bildstabilisator (OIS).
Dann ist da noch die AI-Geschichte. Die Kamera-App setzt auf automatische Szenenerkennung, die durch die NPU binnen Augenblicken erfolgen soll. Erkannt werden so Szenen wie Sonnenuntergänge, Nachtaufnahmen, Portraits, Pflanzen, Tiere oder Essen. Während der Erkennung wählt die Kamera dann – in der Theorie – die passenden Einstellungen für diese Szene.
Ein großer Unterschied zur Szenenerkennung die schon das Mate 9 (oder jedes andere aktuelle Smartphone) bot ist erstmal nicht zu erkennen. Einzig dass die Erkennung wirklich schnell ist, lässt auf die zusätzliche Rechenpower schließen. Ob die Ergebnisse dadurch viel besser werden, also ohne die NPU? Schwer zu sagen.
Gegenüber dem Vorgänger konnte das Mate 10 Pro allerdings definitiv an Qualität zulegen. Gerade bei schlechtem Licht macht sich die deutlich größere Offenblende bemerkbar. Fotos bei wenig Licht werden klarer, bieten einen höheren Kontrast und sattere Farben. Wer auch gerne mal manuell an den Einstellungen herumspielt kann so selbst abends noch sehr gute Aufnahmen kreieren. Dafür sorgt auch der verbesserte OIS, mit dem ich Aufnahmen bis hin zu 0,3s Belichtungszeit noch aus der Hand aufnehmen konnte.
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Allerdings: Im Vergleich mit den anderen Flaggschiffen wie den Pixel 2, dem iPhone 8 oder dem Samsung Galaxy Note 8 muss sich das Mate 10 Pro oft geschlagen geben. Schuld daran ist der verbaute Kamerasensor, der auch bereits im Mate 9 verbaut war. Dieser hinkt der Konkurrenz einfach deutlich hinterher, da hilft dann auch all die AI Rechenpower nicht mehr.
Bemerkbar macht sich das vor allem bei schlechtem oder ungünstigem Licht durch ein sehr eigenes Rauschen, das ich so auch nur von Huawei kenne. Dadurch wirkt das Bild an diesen Stellen einfach etwas verwaschen, unscharf.
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Was aber gerade angesichts der AI Claims und Features sehr schade ist: Der schon beim Mate 9 eher überflüssige HDR-Modus ist nur marginal besser geworden. Er bringt weiterhin in den Szenen, in denen man ihn bräuchte nahezu keine Besserung. Zudem fehlt ein Auto-HDR-Feature, dass einem die Entscheidung, ob man ihn nun braucht oder nicht, abnimmt. Auch das sollte mit einer potenten AI ja kein Problem sein.
Die angekündigte AI Leistung zeigt sich auch nicht, wenn man den „Große Blende“ Modus aktiviert. Zwar erstellt das Mate 10 Pro dann im Hintergrund ein sehr schönes, weiches Bokeh wie man es von Leica kennt, aber die Ränder des Objekts im Foto sind oftmals unsauber und wirken angefressen.
Bei allem Gemecker muss ich aber dennoch betonen, dass die Ergebnisse durchaus sehr gut sind, auch wenn es nicht zu den derzeitigen Kamera-Königen aufschließen kann. Ich mag zudem die Kamera-UI sehr gern und der manuelle Modus ist nicht nur einfach erreichbar, sondern auch bedienbar, selbst mit einer Hand. Bei anderen Kamera-Apps muss man sich hier noch häufig durch irgendwelche Untermenüs hangeln, während Huawei diesen Modus sehr einfach per Wischgeste erreichbar macht. Wer gerne mal mit den manuellen Einstellungen der Kamera spielt wird diese einfache Erreichbarkeit sicher schnell zu schätzen lernen.
Dann sind da noch Videos. 4K mit 30FPS nimmt die Kamera maximal auf. Die Kamera Software ist allerdings, stand 10.11.2017, noch nicht fertig. Die Bildstabilisierung funktioniert bislang nicht und die zusätzliche elektronische Stabilisierung macht die Aufnahmen dann komplett unbrauchbar – hier fehlt offensichtlich noch ein Update, um diese Fehler zu beheben.
Generell ist die Kamera wohl noch nicht so ganz fertig, ein abschließendes Urteil möchte ich daher noch nicht fällen.
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Akku
Wie gewohnt sehr subjektiv und stark davon abhängig, was ihr mit dem Gerät so treibt. Bei meiner Nutzung bestehend aus hier und da ein paar Fotos, viel lesen im Feedreader, ab und an ein Spiel und recht viel Interaktion auf Social Media Kanälen komme ich sehr bequem über den Tag. An einem normalen Arbeitstag komme ich in der Regel noch mit 50 bis 60 Prozent Restkapazität nach Hause. Ziemlich ordentlich. Wird abends noch ein wenig gespielt und gesurft kommen dann bis zu Sechs Stunden „Display-On-Time“ (DoT) zusammen. Das Display war also sechs Stunden eingeschaltet und das Smartphone währenddessen genutzt. Unter die 20% Warnung fiel ich trotzdem selten. An einem echten faulen Sonntag, an dem man die Wohnung nur im Falle eines Wohnungsbrands verlässt, kommt man auch locker auf 7 Stunden DoT. Ich habe übrigens keine laufzeitverlängernden Maßnahmen getroffen, hier wäre also sicher noch ein wenig mehr Laufzeit drin, wenn man Apps und System beispielsweise auf das AMOLED Display anpasst und dunkle Themes verwendet.
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Bei „normaler“ Nutzung dürfte der Akku so auch mal zwei Tage schaffen, wenn man nicht spielt oder ihn anderweitig stark beansprucht.
Unter den Flagship Phones gehört der dicke 4000mAh Akku des Mate 10 Pro definitiv zu den Dauerläufern und lässt die versammelte Konkurrenz hinter sich.
Aufgeladen ist er mittels SuperCharge Netzteil übrigens in nur knapp 1,5 Stunden von nahezu Null auf voll. Die ersten 50% sind in nur knapp 30 Minuten geladen.
Fazit
Das Huawei Mate 10 Pro macht Spaß. Nicht mehr und nicht weniger. Die Haptik ist großartig, die Verarbeitung top, die Kamera ist sehr gut, wenn auch nicht marktführend gut. Dazu gibt’s jede Menge Performance, viel Speicher, ein klasse Display und einen wirklich ausdauernden Akku.
Aber nicht alles ist perfekt. Der Speicher ist nicht erweiterbar, was sicher den einen oder anderen stören wird, die tolle Haptik wird ein wenig dadurch getrübt dass die Rückseite etwas rutschig ist und die Kamera hätte deutlich von einem neuen Sensor profitiert.
Für den aufgerufenen Preis von 799 Euro bekommt ihr aber ein Smartphone, das sich definitiv mit einem Note 8 oder iPhone 8 messen kann. Gerade wer auf der Suche nach einem ausdauernden Akku ist macht beim Mate 10 Pro definitiv nichts falsch.