Kino

Kritik zu Assassin’s Creed – Maues Abenteuer im Animus

Kritik Assassin’s Creed: Nach mittlerweile 10 Jahren bloßer Konsolen-Kost flimmert nun endlich eine Filmumsetzung zur Videospiel-Reihe Assassin´s Creed in den Kinos. Wieso ein holpriges Drehbuch, blasse Figuren und eine leidige Umsetzung im Weg stehen, erfahrt ihr hier.

Was kann da schiefgehen?

Es musste ja so kommen. Jedes halbwegs erfolgreiche Videospiel erhält irgendwann eine Filmumsetzung. Sei es den Boll´schen Ergüssen wie „Far Cry“ oder „Bloodrayne“ geschuldet. Im Fall von „Silent Hill“ kann dies auch wunderbar funktionieren, weil sich Drehbücher und Regie perfekt auf die Stimmung sowie Setting einlassen. Ohne mehr oder weniger hinein zu interpretieren. Paul W.S Anderson´s Reihe „Resident Evil“ sei hier nicht erwähnt, da eindeutig auf Blockbuster-Trash gesetzt wurde. „Prince of Persia – Sands of Time“ erhielt 2010 die Ehre als erstes Ubisoft Spiel mit hohem Budget verfilmt zu werden. Mit Walt Disney im Rücken schlüpfte Jake Gyllenhaal in die Rolle des Prinz von Persien und schlug sich besser als erwartet. Trotzdem blieb ein Prequel aus. Anders als bei „Assassin´s Creed“. Hier wurde sofort mit offenen Karten gespielt eine Trilogie in Angriff zu nehmen. Mit 125 Mil. $ Budget wollte man es nun „richtig machen“. Hauptdarsteller Michael Fassbender produziert den Schinken mit und als eingefleischten Fan erwartet man einen ebenbürtigen Film. Was also soll hier noch schiefgehen? Einiges.

Assassin’s Creed mit wenig Vergangenheit

Die Handlung spielt zum größten Teil in der heutigen Gegenwart – Callum Lynch (Michael Fassbender) ist wegen Mord zum Tode verurteilt. Kurz vor dem finalen Atemzug wird er jedoch von einer Firma namens Abstergo Industries „gerettet“. Die unscheinbare Dr. Sophia Rikkin (Marion Cotillard) tat dies aus einem Grund. Seiner DNA. Diese ist nämlich mit einem seit 500 Jahren Ur-Ahnen von Lynch identisch und kann deswegen genutzt werden um seine Vergangenheit nach dem „Apfel des Eden“ zu durchforsten. Auf den biblischen Gegenstand hat es Abstergo und besonders Chef Alan Rikkin (Jeremy Irons) abgesehen. Mit dem Animus, in Wahrheit ein riesiger Metallarm, soll Lynch die Erlebnisse von Aguilar de Nerha 1492 in Andulusien nacherleben. Soweit die Handlung. Dass Lynch im Alter von 7 Jahren zusehen musste, wie seine Mutter starb, wird nur angerissen. Allgemein wirkt Assassin’s Creed sehr kryptisch. Zumal die Story im Eiltempo erzählt und einige Dialoge eher schwaches Mittelmaß sind. Wieso Callum Lynch zum Mörder wird in keiner Szene erklärt. Es fehlen einfach genügend Hintergrundinformationen um letztendlich mitgerissen zu werden. Und nein, die Filmumsetzung behandelt nicht die Story an den Spielen.
Obwohl mir zwischenzeitlich Desmond Miles aus Assassin´s Creed 1-3 sympathischer als Lynch war. Zum Verständnis ersterer war ein normaler Barkeeper, der von Abstergo entführt wurde und kein Mörder auf dem Weg zur Hinrichtung. Das wird übrigens so erklärt, dass alle Probanden eine hohe Gewaltbereitschaft an sich haben, weil es in ihrer DNA verankert ist. MacBeth-Regiesseur Justin Kurzel versteht es zwar kühle Bilder und Kamerafahrten zu schaffen, doch fühlen sich einige Passagen sehr langatmig an. Die kleinen Ausflüge in die Vergangenheit entschädigen dafür. Wirklich sehenswerte choreografierte Kampfszenen, als ob sie förmlich aus dem Spiel gesprungen sind. Das macht zweifelsohne sehr viel Spaß auf der Leinwand. Leider gibt es auch hier Grund zur Kritik. Aguilar´s Leben spielt so gut wie keine Rolle. Es wird weder erklärt, warum er so handelt oder für wen. Es sind reine Actionsequenzen ohne wirklichen Sinn. Die angedeutete Liebschaft zwischen ihm und seine Mitkämpferin bleibt auch verborgen. Jeder, der wenigstens einen Titel von AC gespielt hat wird über die Auflösung nur müde lächeln können.

Schauspieler hui, Handlung pfui.

Fassbender und Cotillard spielen auf gewohnt hohem Niveau. Die kühle distanzierte Art von Cotillard versteht sich eindeutig als Äquivalent zur ihrer Rolle in „The Dark Knight rises“. Im letzten Drittel spielt sie ihre unentschlossene Figur zwischen Assassinen und Templern grandios aus. Fassbender als Patient wider Willen scheint Ubisoft´s Spielreihe als zu ernst empfunden zu haben. Im böse Dreinblicken-Wettbewerb könnte er sich gut mit Vin Diesel und Jason Statham schlagen. Unfreiwillig komisch wird es, wenn Lynch vor dem Nervenzusammenbruch stehend Musicalnummern auf dem widerwilligen Weg zum Animus singt. Wo wir bei der Filmmusik sind. Das Thema der „Assassin´s Creed“-Reihe hätte man wirklich 1:1 reinschneiden können. Es hätte funktioniert. Genauso wie die Handlung plätschert der heillos überdramatisierte Score mit. Schade, besonders an diesem Punkt hätte der Film etwas rausreißen können.
Die Filmumsetzung von Assassin’s Creed ist kein großer Wurf geworden. Zu eindimensional sind die Charaktere und die Story passt mit 2 Sätzen auf einen Bierdeckel. Bei anderen Film würde ich sagen: „Ja, kann passieren.“ aber gerade bei einem Videospiel, das von Teil 1 bis Teil 3 von seiner ausführlichen Gegenwartsgeschichte lebt, ist das leider sehr schmerzhaft für jeden Fan mitanzusehen. Das wichtigste Element, die Vergangenheit verkommt zur bloßen Actionorgie ohne Sinn und Lynch in unserer Zeit als Figur ohne jeglichen Hintergrund. Allenfalls mittelmäßig. Leider.
PS: Was ritt die FSK den Film erst ab FSK 16 zu freizugeben? Es gibt keine einzige Stelle, in der Blut oder sonst verstörendes zu sehen ist. Unverständlich.
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Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets zum Film „Assassin’s Creed“ gibt es hier.
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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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