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Resident Evil 3 Remake im großen Test – Frauenpower gegen Untote

Back to Raccoon City! Im neuaufgelegten „Resident Evil 3 Remake“ suchen wir einen Weg raus aus der von Untoten überrannten Großstadt. Deutlich mehr Ortswechsel und Action als im Vorgänger lässt das Remake dennoch nicht zur stumpfsinnigen Ballerorgie verkommen, warum klärt unser Test.

Frischzellenkur für Untote

Als Capcom vor einigen Jahren bekannt gab „Resident Evil 2“ einer ausgiebigen Frischzellenkur zu unterstützen war die Freude darüber immens groß. Auch deswegen weil man nach dem spielerisch neuartigen siebten Teil der Reihe sich in Sicherheit wähnte, wieder klassischen Survival-Horror der alten Schule serviert zu bekommen. Trotz kleiner Auffrischungen bzw. Vereinfachungen wie mehr Savepoints und Truhen hielt Capcom sich an das von Fans verehrte Grundgerüst. Denn anders als in vorherigen Remastered-Titeln wie dem Erstling setzte man auf eine komplett neuartige Perspektive. Nämlich Third-Person und als Grafik-Motor fungierte die hauseigene RE-Engine. Detailreich wir nie liefen wir vorsichtig als Leon S. Kennedy oder Claire Redfield durch das Polizeirevier an blutrünstigen Leichen vorbei und rätselten los. Teil 3 der Reihe hingegen startet durchaus für Fans erfreulich anders als erwartet. Wir verraten euch jedoch nichts davon.

Die reine Storyline ließ Capcom jedoch unangetastet. Die ehemalige S.T.A.R.S.-Offizierin Jill Valentine hat nur ein Ziel vor Augen: Die Flucht aus Raccoon City. Jenem Ort, an dem das T-Virus die Bewohner in reißende Bestien verwandelt hat. Ausgestattet mit wenig Munition trifft sie zu Beginn den Umbrella-Soldaten Carlos Oliveira, der engagiert wurde um Überlebende inmitten des Chaos zu suchen und zu retten. Eben jenes Unternehmen entwickelte den „Nemesis“ ein riesiges Monster mit ausgestatteter künstlicher Intelligenz und dem Auftrag alle verbliebenen S.T.A.R.S.-Mitglieder zu töten. Spielerisch setzt „Resident Evil 3 Remake“ keine neuen Akzente sondern baut auf die gesetzten Stärken des Vorgängers auf. Soll heißen, „Resident Evil 2“-Spieler finden sich ohne Einarbeitungszeit sofort zurecht. Die wirklich atmosphärischen Gebiete sind trotz urbanen Setting wunderbar abwechslungsreich geraten. Sind wir eben noch in neondurchfluteten Straßenzügen unterwegs, verschlägt uns mal in die schmierige Kanalisation. Anders als davor verharren wir nicht ewig in immer gleichen Räumen. Eher plündern wir verlassene Geschäfte, Café oder Anlagen. Erkundungstouren abseits den vorgegebenen Weges belohnen die Entwickler mit Aufsätzen sowie Munition für unsere Waffen. Das Arsenal wurde gehörig aufgeschraubt. Neben einer 9mm-Pistole, finden sich Schrotgewehre, kleinere Uzis und das Messer ist nun unzerstörbar im Inventar gesichert. Leider müssen wir oftmals selbst nachhelfen, da das Spiel keine Eigenkontrolle vornimmt und einzelne Plätze leider frei bleiben. Sind wir ab und an mit Carlos unterwegs mutiert das Spiel zum Horrorshooter. Zeiten, in denen wir penibel Kugeln wegen Munitionsknappheit achten mussten, sind vorbei. Nur in seltenen Momenten gelingt Teil 3 die gleiche bedrückende Stimmung wie im Abenteuer von Leon.

Treffen mit Nemesis

Neben fair verteilten Speicherpunkten stoß uns sauer im Test die fehlenden Entscheidungen auf. Kenner wissen, im Original gab es das Live-Selektion-System in dem wir an bestimmten Punkten im Spiel uns für eine Seite entscheiden musste um hierdurch das Ende zu verändern. Dies strich Capcom. Genauso wie den härteren Söldner-Modus. Packend ist die knapp neunstündige Kampagne mit Juli trotzdem, auch wenn es für Survival-Horror-Verhältnisse einen Ticken zu viel Action auf die Augen gibt. Oben schon erwähnt trachtet uns Nemesis nach dem Leben, dieser taucht entweder in gut gemachten Zwischensequenzen auf oder bricht förmlich durch Wände. Besiegen ist nicht möglich, lähmen hingegen schon. Zumal die Umgebung samt (Klischee aber gut) rote explodierende Fässer stehen. So erscheint euch nur ein probates Mittel – wegrennen. Gerätselt wird natürlich im weiteren Spielverlauf auch, erwartet dennoch keine Kopfnüsse – sind eher rudimentär angelegt und belaufen sich auf „Suche Schalter A“ oder „Aktiviere Generator B“. Mir gefiel das. Obwohl das Gameplay klitzegleich als in „Resident Evil 2“ ist, wirkt es rätselhaft weshalb eine kampferprobte Offizierin wie Jill genauso zittrig wie der angehende Polizist Leon zielt. Wo das Trefferfeedback überzeugt, enttäuscht die teils problematische Kolitionsabfrage. Manche Zombie implodiert nach einem Schuss der Schädel, während Zombie 2 gleicht zwei Magazine frisst. Nicht ganz durchdacht.

Resident Evil 3 Remake

Nach all zu vielen Mulitplayer-Flops im Resi-Universum, man denke nur an das flott vergeigte „Umbrella Corps“, setzt Capcom einmal mehr auf einen Multiplayer-Modus. Vor einiger Zeit noch als alleinstehender Titel präsentiert, ist „Project Resistance“ bei jedem „Resident Evil 3 Remake“ von Anfang an dabei. Im asymmetrischen Katz-und-Mausspiel müssen vier Überlebende versuchen, unter Zeitdruck und mit Teamwork aus den Testanlagen von Umbrella zu entkommen. Ein Mastermind, das ebenfalls von einem Spieler gesteuert wird, versucht dagegen, die Flucht durch platzierte Gegner, Fallen sowie Geschütze mit allen Mitteln zu verhindern. Klingt ein bißchen nach „Friday the 13th“, oder? Durch Balanceprobleme dank des übermächtigen Mastermind und einem unfairen Zeitlimit für die anderen Spielern ist noch spürbar Sand im Getriebe. Zumal der überschaubare Umfang mit nur vier existierenden Karten sowie drei Abschnitten und der ärgerliche Umstand, dass man den Fortschritt samt nervenden Grind mit XP-Boostern beschleunigen kann, um schnelleren Zugriff auf besseres Equipment zu erhalten. Gegen Ingame-Währung, die mit Echtgeld zu erwerben sind. Unnötig. Insgesamt macht der Multiplayer zum Horror-Adventure durchaus Freude, kann aber durch latent annaltende Probleme nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. „Resistance“ ist als Beiwerk, würde als Solotitel gnadenlos untergehen.
Technisch baut „Resident Evil 3 Remake“ auf seinem Vorgänger auf. Noch immer werkelt im Hintergrund die äußerst potente RE-Engine und präsentiert Spielern mit HDR-Mattscheibe herrlich stimmungsvolle Momente. Schon die vom nassen Asphalt reflektierenden Laternen und Neon-Schriftzüge verpassen dem kompletten Look eine saubere Kante. Viel offener sind die Gebiete jetzt und laden trotz stetiger Bedrohung durch Zombies zu Erforschungen ein. Durch die beeindruckende Soundkulisse mit jeder noch so kleinen Toneinheit vermengt mit flüssigen 60fps vergeht die leider recht kurze Spielzeit wie im Flug. Von einigen kleinen Bugs abgesehen, wie Clipping, Szenenfehlern oder Framedrops in hektischen Situationen. Capcom gab sich extrem große Mühe um ein ausgefeiltes Spiel auf den Markt zu bringen.

Unser Fazit zum „Resident Evil 3 Remake“

Die Rückkehr nach Raccoon City hat sich einmal mehr gelohnt. Zwar ist der erste frische Eindruck wie in „Resident Evil 2“ leicht verflogen, dennoch macht das actionorientiertere Resi-Abenteuer viel richtig. Gruselflair und Horror weichen Flucht- und Actionsequenzen. Eisernen Survival-Horror-Fans könnte dies missfallen. Wir fanden es gut. Denn in Zeiten von hingeritten Open-World Spielen und nervigen Rollenspiel-Elementen ist die klare handfeste Regie seitens Capcom ein Genuss. Der Multiplayer ist aus verschiedenen Gründen nur bedingt zu empfehlen.
Entwickler: Capcom | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 18

Resident Evil 3 Remake (PlayStation 4)

Spielspaß - 89%
Gameplay - 86%
Grafik - 86%
Technik - 78%

85%

Ausgezeichnet!

Atmosphärische Horroraction im Resi-Style mit leichten Technikproblemen aber guter Spielbarkeit.

Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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